BuddhismusPorno

M. Steingass —  25.9.14 — 14 Kommentare

Man glaubt, man habe schon alles gesehen. Die Dummdreistigkeit des X-Buddhismus und seine Arroganz. Und natürlich seine Feigheit die sich immer dann zeigt, wenn es um Argumente geht. Man schaltet ab und beachtet es nicht mehr. Es ist schliesslich ein Biotop dem man auch eine Daseinsberechtigung zugestehen muss. Als eine Art Zoo voller Skurrilitäten mit netten kleinen okkulten Tierchen, die an Geister glauben, eine ausgleichenden Gerechtigkeit und dergleichen mehr. Man denkt an Goethe: Vorüber ihr Schafe, vorüber.

Aber leider bleiben die buddhistischen Okkultisten nicht in ihrem Zoo. Das Gefasel von der Glückseligkeit, der sich der Mensch hinzugeben habe, lockt sie hervor. Und sie scheinen tatsächlich in der Lage zu sein, ihre Umwelt mit ihren kindischen Zaubersprüchen zu infizieren. Die WDR-Website Planet Wissen zum Beispiel. Plötzlich wird man im öffentlichen Raum von dieser Buddhimusscheisse ungefragt angelabert. Der ganze Dreck den man doch abschalten wollte quillt hervor aus seinem Biotop. Und es ist so dumm, so oberflächlich, so BLÖDE, eine verdammte Beleidigung des Denkens, so schwachsinnig und aufdringlich wie die dümmste Reklame. Aber eben genau dieser Buddhismus ist es, der das Buddhismusbild in der Öffentlichkeit prägt.

Auf besagter Website des WDR heisst es zum Stichwort Buddhismus:

Ein Buddhist ist jemand, der die Wahrheit und das Glück in sich sucht. Aber was ist dran an der Lehre vom Glück? Der Buddhismus bietet dem Menschen zahlreiche konkrete Hilfestellungen wie man die täglichen Sorgen, Ängste und Nöte für die geistige Entwicklung nutzen kann. Der Buddhismus geht zurück auf Buddha Siddharta Gautama. Dessen Lebens- und Erkenntnisweg erklärt auch die Grundpfeiler des Buddhismus.

Was hier gemacht wird, und in den folgenden Texten, ist, dass einfach eine esoterische Folklore nachgebetet wird. Ein Märchenquark. Auf einer öffentlich-rechtlichen Seite die sich Planet Wissen nennt. Was ein Scheiss! Hier ist einfach alles falsch. Vom Märchen vom Glück bis zum angeblichen Lebens- und Erkenntnisweg des Herrn Gautama – ein Weg der hunderte von Jahren nach dem Ereignis von Aśvaghoṣa erdichtet wurde –: im Buddhacarita.

Auf der Seite Kernaussagen des Buddhismus heisst es dann:

Unser Geist ist in seiner wahren Natur offen wie der Raum, eine Art zeitloser Behälter, der alles erscheinen lässt, umfasst und miteinander verbindet. Daher kann der Geist auch nicht sterben, wie der Körper.

 Und weiter zum Thema Wiedergeburt:

Wiedergeburt bedeutet, dass die menschliche Seele nach dem Tod auf dieser Erde oder anderen Existenzbereichen als empfindendes Wesen wiedergeboren wird. Die Buddhisten glauben an ein Geist-Kontinuum, das viele Leben durchläuft. Deshalb wirkt Karma auch nicht nur im jetzigen Leben, sondern auch ins nächste hinein. Umgekehrt sind wir im jetzigen Leben Bedingungen ausgesetzt, die durch unser Karma in vorherigen Leben erzeugt wurden.

Das ist genau der Müll den ‚gut geschulte‘ X-Buddhisten mit ihrem ständigen Vibrato und ihrer Erklärungswut zurecht biegen wollen, damit es nicht nach dem aussieht was es ist: Eine Idiotie sonder gleichen.

Ein derartiger Buddhismus kann tatsächlich nur für Idioten gemacht sein.

Die dritte Seite dieser Frechheit untermauert diesen Müll schliesslich mit dem üblichen ausgelutschten Mythos von der ‚Auffindung‘ des Dalai Lama und natürlich mit dem Charisma des Mannes vom Dachschaden der Welt. Mit der üblichen Geschichte von den Tests z.B., die angeblich mehrere Kandidaten zu bestehen hatten. Aber auch das ist schlicht falsch. Diese ‚Auffindung‘ war ein prosaischer politischer Akt, initiiert von einem korrupten und brutalen Stellvertreter und Verwalter, der die Politische Führung in Lhasa im Interregnum zwischen dem 13. und 14. Dalai Lama inne hatte. Die Geschichte ist allerdings so brutal und ernüchternd, dass sie der gewöhnliche buddhistische Schafskopp unerträglich fände. Lieber Märchen.

Die Journalistin die diese Texte verfasste – Bettina Wiegand – sollte man nach Dolpo in Nepal oder in sonst eine ach so ursprüngliche Gegend verfrachten und sie dort ein ordentliches Ngöndro machen lassen. Nicht indem sie sich 100.000 mal platt auf den Wohlstandsbauch schmeisst um ihrem Lama die Füsse abzuschlecken und um anschliessend damit anzugeben, sondern indem man sie zwingt zu leben, wie die Leute in und um Kumbum zu der Zeit lebten, als man den 14. Dalai Lama dort ‚entdeckte‘. Das wäre einem echten Erwachen förderlich.

Dass die DBU eine derartigen MärchenBuddhismus fördert ist ja bekannt und auch hinnehmbar – wenn man bedenkt, dass diese Organisation offensichtlich u.a. zu nichts dient als Aśvaghoṣas Dichtungen als Biografie des Protagonisten an andere Bewohner im BuddhismusZoo zu verkaufen, um darauf ein religiöses Gehabe aufzubauen, das an Infantilität die althergebrachten Religionen unserer Weltgegend weit unterbietet – aber es kann nicht sein, dass eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt das allen Ernstes fördert. Oder muss man sich damit abfinden, dass dies Teil der allgemeinen Verblödung ist, und muss man akzeptieren, dass auch der Buddhismus nun kräftigst bei dieser Verblödung nachhilft und den Bürger zum Arsch macht? Zu einem der sich auch noch fröhlich gratuliert zu seiner Arschlochigkeit.

Ist der Buddhist schlicht ein Arschloch? Ein infantiler Depp? Wenn er sich Märchen erzählen lässt, um sich in eine bessere Welt zu träumen? Scheint so. Ja es sieht so aus.

Demnächst gibt es einen Workshop der DBU mit dem Titel: Buddhismus ohne Karma und Wiedergeburt? Wie viel Weltlichkeit verträgt der Dharma? Im Lichte dessen wie der Buddhismus tatsächlich aussieht, wie er von Märchentanten und Onkeln- hererzählt wird, erübrigt sich die zweite Frage. Falls der Dharma jemals etwas anderes als weltlich war, wird er heute vom X-Buddhismus endgültig auf das gemeinste, niedrigst mögliche, geradezu pornografische weltliche Niveau gebracht. Auf ein Niveau das Porno ist, indem es die menschliche Intelligenz erst mit dummen Sprüchen besoffen macht und sie dann in aller Öffentlichkeit in den Arsch fickt – mit Hilfe des WDR zum Beispiel. Jeder zur Schau gestellte und abgefilmte rohe Sex ist ehrlicher als diese mentale Verwahrlosung.

Buddhismus ohne Karma und Wiedergeburt? Ja wo ist da überhaupt das Problem?! Wenn man sich Gedanken macht, ist das Ganze absolut kein Problem. Das Problem sind die Magier des X-Buddhismus mit ihren platten KalenderblattSprüchen die diesen BuddhismusPorno möglich machen.

14 Antworten zu BuddhismusPorno

  1. 
    Matthias M. 25.9.14 um 22:18 UTC

    Heute habe ich auf Facebook einen Auszug aus einem Gedicht von John Crook gepostet. Er hat mich einfach angesprochen. Trotz allem hoffe ich, das ich nicht zu jenen gehöre, die „…die menschliche Intelligenz […] mit dummen Sprüchen besoffen macht.“ Ich hätte diesen ja nicht auf einer sozialen Plattform posten müssen, sondern ihn für mich behalten. Die oben zitierten Aussagen über Geist und Wiedergeburt finde ich auch haarsträubend. Da ist ja mein bei facebook geposteter Spruch richtig harmlos dagegen bzw. nicht ganz so arschlochig. Hier ein ganz kurzer Auszug:

    Nothing matters
    And everything must go

  2. 

    Hallo Matthias, es geht bei dieser Sache einmal mehr um den institutionalisierten Schwachsinn des X-Buddhismus und nicht um persönliche Dinge. Ich lese im Wikipediaartikel über John Crook, dass er über „Verhaltensforschung sozialer Systeme“ gearbeitet hat. Beim institutionalisierten Schwachsinn des X-Buddhismus geht es um das Verhalten eines sozialen Systems. Eines das systematisch eine verzerrte Wahrnehmung erzeugt. Nicht allerdings in dem Sinne, dass einer solchen eine wahre Wahrnehmung zu Grunde liegen würde, sondern in dem, dass dieses soziale System – der X-Buddhismus – seine eigene Verzerrung (sprich Ideologie) systematisch leugnet. Dieses soziale System wirkt allerdings auf Einzelne ein und wenn es – in Gestalt der DBU z.B. die sich für das öffentliche Bild des Buddhismus in Deutschland für zuständig erklärt – diesen verfälschte oder ganz und gar falsche Dinge als endgültige Wahrheiten verkauft, dann ist der Punkt erreicht an dem man eine Lüge eine Lüge nennen muss.

  3. 
    Matthias M. 26.9.14 um 08:53 UTC

    Nach allem, was ich über Buddhismus bisher erfahren habe, finde ich es geradezu unglaublich, dass Menschen, welche sich als Buddhisten bezeichnen, tatsächlich der Meinung sind, es gehe darum, endgültige Wahrheiten zu verkaufen. Als Menschen sind wir gar nicht dazu fähig, endgültige Wahrheiten zu erkennen.

    Frank Jude Boccio drückt das in einem Zitat aus dem angehängten Link so aus:

    „Someone with experience and knowledge may fall into arrogantly thinking they know everything, but if one has truly been paying attention along the way to gaining experience, and if they remain honest, and maintain integrity, they, like Socrates and Richard Feynman and Bodhidharma, will also know they don’t know. That is the wisdom of intimacy; the intimacy of wisdom.“

    (http://zennaturalism.blogspot.ch/2014/06/dont-know-mind-i-dont-know.html)

  4. 

    dass Menschen, welche sich als Buddhisten bezeichnen, tatsächlich der Meinung sind, es gehe darum, endgültige Wahrheiten zu verkaufen.

    Im Gespräch ist es so, dass X-Buddhisten meistens leugnen, sie verkauften „endgültige Wahrheiten“. Legt man sie auf eine Aussage fest, in der eine solche „zeitlose“ Wahrheit formuliert wird, bekommt man es mit der Erklärungswut zu tun. Die Website der DBU z.B. ist voll mit „zeitlosen Wahrheiten„. Von solchen Institutionen strahlt das Ganze dann aus.

    Man muss es so formulieren: Eine zeitlose Wahrheit ist ein Lüge. Die die sie verbreiten sind Lügner. Buddhisten die sie verbreiten sind Lügner. Die DBU als (selbstermächtigte) zentrale Instanz des Buddhismus in Deutschland ist mit ihren zeitlosen Wahrheiten eine Institution der Lüge.

  5. 
    Matthias M. 26.9.14 um 10:26 UTC

    Betrachte ich die von dir genannte Erklärungswut, dann kommt mir in den Sinn, dass es in der menschlichen Erfahrungswelt kein völlig geschlossenes, kohärentes Erklärungssystem geben kann. ‚Vorläufige‘ Wahrheiten, vielleicht sollte man besser ‚Erkenntnisse‘ sagen, können in solch einem System nur einzeln betrachtet werden und erlangen ihre Richtigkeit nicht durch andere ‚vorläufige Erkenntnisse‘ innerhalb des Systems.

    Ich bewege mich selbst in buddhistischen Kreisen und könnte aus diesem engeren Bekanntenkreis kaum jemanden nennen, der versucht, einzelne Erkenntnisse aus dem ‚Ersatzteillager‘ des Buddhismus als Rechtfertigung für ‚Lügen‘ aus dem Ersatzteillager anzuführen. Schliesslich macht eine sinnvolle Aussage innerhalb eines Systems eine Lüge innerhalb des Systems nicht zur Wahrheit.

    So etwas kann eigentlich nur passieren, wenn man versucht, krampfhaft an bestimmten, einem lieb gewonnenen Ansichten und Glaubensinhalten festzuhalten, und diese wie auch immer, beispielsweise durch die oben genannte Erklärungswut in suffizienter Weise zu verteidigen.

  6. 
    Matthias M. 26.9.14 um 11:39 UTC

    Vielleicht wäre es in diesem Zusammenhang auch ganz interessant zu wissen, wie die öffentlichen Vertreter der DBU die Begriffe ‚zeitlos‘ und ‚Wahrheit‘ verstehen. Gekommen bin ich darauf, als ich auf der Seite der DBU Folgendes gelesen habe:

    „In der DBU-Mitgliederversammlung in Frankfurt im Jahr 2004 wurde das Bekenntnis nochmals überarbeitet. Benannt wurden dabei die zeitlos gültigen Botschaften des Buddha über Vergänglichkeit (anicca), Leidhaftigkeit (dukkha), Nicht-Ich (anatta) und Befreiung (nirvana) als wichtige Bestandteile der Kernlehre.“

    Es hört sich erstmal ironisch an, die Worte ‚zeitlos‘ und ‚Vergänglichkeit‘ in einem Atemzug zu hören. Dasselbe gilt für die Kombination ‚zeitlos‘ und ‚Nicht-Ich‘.

    Das Wort ‚Zeitlosigkeit‘ trägt immer den Ruch des Nicht-Bedingten. ‚Vergänglichkeit‘ und ‚Nicht-Ich‘ weisen jedoch ganz klar darauf hin, dass Bedingtheit ein Grundbestandteil unseres Erlebens der Welt ist. Man könnte das Wörtchen ‚zeitlos‘ jedoch auch verwenden als Verweis auf etwas, was wir in unserer menschlichen Erfahrung als relativ gesichert ansehen können. Am Beispiel anicca: Alles fällt der Vergänglichkeit anheim.

    Aber wie gesagt: Es ist sicher kein glücklich gewählter Ausdruck und auch nicht gesagt, dass öffentliche Vertreter der DBU es in der von mir beschriebenen Weise verwenden.

  7. 

    re #5 und #6. Mir geht es in dieser Polemik hauptsächlich um die Tatsache, dass zeitgenössischer Buddhismus an Plattheit schlechterdings nicht mehr zu unterbieten ist und dass das immer weiter um sich greift bis in die ARD bzw in den WDR auf eine Seite, die jungen Leuten Wissen bringen soll. Anspruch und Wirklichkeit klaffen im X-Buddhismus in einem unglaublichen Maß auseinander – das allerdings ist wohl lediglich ein Abbild dessen was wir tagtäglich sowieso erleben müssen. Was Freunde und Bekannte angeht die (auch) Buddhisten sind – die habe ich auch – so stellt sich doch immer die Frage, worum tatsächlich das Motiv kreist, Buddhist zu sein. Aber aus Höflichkeit gräbt man natürlich nicht ständig an diesen Stellen, oder übergeht es völlig den dicken FragezeichenElephanten im Raum zu thematisieren. Ich bin jedenfalls nicht Rust (True Detective).

    Was unter zeitlos zu verstehen sei? Dazu kann man erstmal die DBU-Seite immanent lesen, d.h. das was dort geschrieben steht, beim Wort nehmen: Wird eine Begriffsklärung durchgeführt oder nicht? Oder schwabbelt der Begriff als Platzhalter für was Ominöses herum, auf das man quasi ständig vertröstet wird? Ansonsten kommt der Begriff im teutonischen X-Buddhismus möglicherweise von akalika. Es wird an manchen Stellen von Manchen als Paliwort für zeitlos angeführt. Angeblich hat der Buddha vom Dharma gesagt, dieser sei akalika/zeitlos und deshalb stimmt’s eben (nach dem Motto, die Bibel ist Gottes Wort weil es in ihr drinne steht…..). Aber was ist akalika? Eine schwierige Frage und es gibt dazu nicht viel Wissen anscheinend (vgl. aber hier.

  8. 
    Matthias M. 26.9.14 um 20:50 UTC

    Als Mensch kann man sich immer die Frage stellen, aus welchen Motiven man etwas sein will, zum Beispiel Buddhist. Ich persönlich würde mich auch als Buddhist bezeichnen. Meine Motive dafür sind sehr vielschichtig. Seit meiner Jugend interessiere ich mich für östliche Philosophien. Wie du selbst an anderer Stelle sagst: „Es gibt in den verschiedenen buddhistischen Kulturen viel interessantes zu entdecken.“ (https://unbuddhist.com/2014/09/12/einfuhrung/)

    Wie ich dir bei deinem Besuch bei mir zu Hause erzählt habe, gehöre auch ich einer buddhistischen Gruppe an. Jener Text, über den wir uns vor Kurzem unterhalten haben (http://www.naturalism.org/buddhism.htm), ist aus einem Newsletter dieser Gruppe. Auf manchen Internetblogs hatte ich eine zeitlang das Gefühl, ich müsste mich dafür schämen, mich als Buddhist zu outen. Mit Patrick habe ich mich darüber auch mal ausgetauscht und hatte danach eine mutigere Sichtweise auf das Ganze.

    Man entscheidet sich in seinem Leben immer wieder für bestimmte Dinge und gegen andere. Es ist ein kreativer Prozess, der zu jedem Leben dazugehört. Ich denke, jeder Mensch muss für sich herausfinden, wie er sein Leben gestaltet, erfindet und lebt. Ich finde in buddhistischen Philosophien einige Ansätze, welche ich für meinen Lebensprozess passend finde und freue mich, im Austausch mit Menschen zu sein, die ihren Lebensprozess auf ähnliche Weise gestalten.

  9. 
    Matthias M. 26.9.14 um 23:11 UTC

    Matthias, im Folgenden beziehe ich mich nicht auf deine Seite. Ich versuche mich an deinen Rat zu halten, zu schreiben, was mir gerade so durch den Kopf geht. Ich finde es einfach nicht in Ordnung, dass man als Idiot beschimpft wird, wenn man sich als Buddhist bezeichnet. Ich bin nicht der Meinung, dass dies dazu ausreicht, solch einen Schluss zu ziehen. Sicher gibt es Idioten unter Buddhisten. Aber jeder Mensch hat das Recht, sich einer Gruppe zugehörig zu fühlen. Die Gründe hierfür sind zumeist überaus vielschichtig und komplex. Da ich mich sehr viel mit Theorien über den freien Willen und mit Entscheidungsfindungsprozessen beschäftige, masse ich mir nicht an, über andere Menschen ultimativ zu urteilen. Ich habe die Texte auf Glenns sowie auf deiner Seite intensiv gelesen und wurde durch diese sehr zum Nachdenken angeregt. Für mein Leben habe ich momentan einen Weg gefunden, als Buddhist zu praktizieren. Manche Menschen werden mich deswegen vielleicht als Idioten brandmarken. Dann soll es so sein. Ich werde versuchen, ihren Lebensentwurf zu verstehen und diesen zu akzeptieren. Von einer anderen Warte bin ich damit als Veganer Tag für Tag konfrontiert.

  10. 

    Guten Morgen.

    re #8. Zunächst eine Korrektur. Ich sollte nicht von Motiven sprechen sondern von dem was getan wird, was sichtbar ist. Von Motiven zu reden führt allzu leicht zu Spekulationen über das Innenleben, die Erfahrung anderer Menschen. Was einer tut ist wichtig und das Einzige, an was man sich orientieren kann. Insofern kann man das beurteilen was ich hier tue und man kann beurteilen was jeder einzelne Mensch tut der sich Buddhist nennt.

    re #9. Was „Buddhisten“ angeht. Ich versuche polemisch die Institution X-Buddhismus anzugreifen. Das kommt in dieser Polemik nicht eindeutig rüber, aber ich habe es schon oft geschrieben: Es geht um systematische Zusammenhänge. Nicht um Individuen die im Alltag versuchen zurechtzukommen und dabei auf (vermeintliche) Hilfe durch den X-Buddhismus hoffen. Individuelle Buddhisten sind doch viel eher die, die von falschen Versprechungen verführt werden. Versprechungen darüber, dass man endlich versteht, endlich eine Ende des tagtäglichen Krampfes der gehetzten Ausbeutung erlebt, Ruhe findet die einem die Ökonomie, die diese Ruhe – nämlich durch Reichtum – verspricht, nie gewährt.

    Wir haben mit den Texten von Glenn Wallis die jetzt auf diesem Blog übersetzt vorliegen eine differenzierte Darstellung dessen, was mit unserer Kritik gemeint ist. Wer will, kann sich das ansehen und entscheiden wo er steht. Wir haben auch klare Begriffe, um deutlich zu machen auf welcher Seite man steht: X-Buddhist oder Non-Buddhist. Ich spreche von „Seiten“, weil es hier auch um eine Entscheidung geht, nicht im Sinne Laruelles, sondern in dem Sinne, dass man sich fragen muss, ob die Welt in der wir leben, hält was sie verspricht. Die non-buddhistische Entscheidung beruht u.a. auch auf der Einsicht, dass die Versprechungen von Befreiung, Freiheit, Wohlstand, gleichen Rechten für Alle etc. vom Kapitalismus nicht eingehalten werden. Das ist damit auch eine politische Entscheidung. Der X-Buddhismus im Vergleich ist eine Affirmation der Verhältnisse, die vor allem auch über ein Appeasement und über repressive Toleranz läuft. Letzteres ein Begriff von Marcuse, der sehr gut verdeutlicht, wie x-buddhistischer Diskurs funktioniert. Die polternde Polemik die ich gelegentlich in Anschlag bringe, ist gegen diese repressive Toleranz gerichtet: Einfach mal Scheisse! schreien. Der Wurf mit dem faulen Ei auf den Redner, der nicht hört und nicht auf das eingeht was ihm gesagt wurde, erzeugt eine Zäsur. Diese Zäsur ist genauso wie die Kontradiktion die nicht verschwiegen wird, eine Möglichkeit für das Neue.

    Der Begriff „Buddhist“ ist in diesem Zusammenhang zweideutig. Er könnte die Verpflichtung meinen, die der Bodhisattva eingeht oder er könnte den spirituellen Narziss meinen, der an seinen manischen Pol regelmässig der Machtgier nachgibt.

    Wie gesagt, man kann sehen was einer tut. Und man kann sehen was einer wirklich zu sagen hat. Ich glaube nicht, dass es mit dem Material das es inzwischen auf diesem Blog gibt, noch Missverständnisse darüber geben kann, um was es hier geht. Vielleicht geht meine Polemik zu weit. In Bezug auf den Begriff Buddhist glaube ich das jedoch nicht. Der Begriff ist verbrannt. Wie Meditation und Achtsamkeit z.B. Diese Begriffe sind konnotativ eindeutig verbunden mit einer Affirmation der herrschenden Verhältnisse und mit Appeasement und repressiver Toleranz. Ich würde mich daher um der Klarheit Willen, um einen andere Selbstbezeichnung bemühen – was ein schwieriger Prozess sein kann, denn man muss unter Umständen deutlicher Stellung beziehen als einem lieb ist.

    Dich würde ich jedoch, genauso wie andere ‚Buddhisten‘ die ich mehr oder weniger gut kenne, ganz und garnicht als Idiot bezeichnen.

  11. 

    P.S.: Ich habe übrigens in meiner Anleitung für die Heuristik des Spekulativen Non-Buddhismus, versucht eine Differenzierung zu zeigen, die über eine simple SchwarzWeissLogik von X-Buddhist vs. Non-Buddhist hinausgeht (mehr schlecht als recht wohl, das muss noch ausgearbeitet werden).

  12. 
    Matthias M. 27.9.14 um 16:14 UTC

    Lieber Matthias,

    vielen Dank für deine sehr differenzierte Antwort und die dazu passenden Links. Ich finde das Projekt toll und hoffe, weiterhin viele anregende Gedanken von dir zu lesen. Die Übersetzungen ins Deutsche helfen sehr, die anspruchsvollen Gedankengänge besser zu verstehen. Mir jedenfalls.

  13. 
    Witold (vorher G.K.) 28.9.14 um 13:38 UTC

    Hallo Matthias, Friede sei mit Dir.

    Ich möchte es weniger drastisch formulieren: Es ist immer gut, wenn ich meinen Buddha kenne.

    Und dazu heute den Laruelle, den Boyer, den Byung-Chul Han, den Metzinger und viele, viele andere.

    Vor paar Wochen fand in Bern an einem Samstag auf dem Waisenhausplatz ein Informationstag der SBU statt, Du hättest wohl Deine helle Freude daran gehabt …

    Da habe einen meiner früheren Lehrer, F. von Allmen, getroffen, er hat unter anderem ein Buch mit Titel „Mit Buddhas Augen sehen“ veröffentlicht. Ein schöner Titel, obwohl natürlich nur im übertragenen Sinne zu verstehen. All die hinterlassenen Schriften, Kommentare, Praktiken, Traditionen und Schulen werden heute als quasi als Sehhilfen gebraucht, als Krücken – und was dabei herauskommen kann, wird in diesem Blog zu Recht kritisiert, die Frage ist nun aber wohl die, kann der Mann Siddharta Gautama Buddha, fall er denn wirklich so gelebt haben sollte, für alle diese schrecklichen Karikaturen, Zerrbilder und Verfälschungen verantwortlich gemacht werden? Ich denke nicht.

    Im Klappentext zu oben erwähntem Buch schreibt S. Batchelor unter anderem: “ ‚Mit Buddhas Augen sehen‘ ist ein zeitgemässer und ungemein wertvoller Beitrag zur Integration der Lehre Buddhas in unserer Gesellschaft. ….“

    Das ist der Punkt: Ist eine Integration dieser Lehren überhaupt möglich und unserer Zeit angebracht, oder ist sie nicht schon längst (nur noch) wertvoller Teil einer philosophia perennis geworden, soweit man einen solchen allen (Welt)Ereignissen darunter liegenden oder darüberschwebenden Faktor annehmen mag.

  14. 

    Hallo Witold

    Die Frage ist nun aber wohl die, kann der Mann Siddharta Gautama Buddha, fall er denn wirklich so gelebt haben sollte, für alle diese schrecklichen Karikaturen, Zerrbilder und Verfälschungen verantwortlich gemacht werden?

    Das war nie Thema auf diesem Blog. Aus einem einfachen Grund: Man kann nichts mit Sicherheit wissen über diese Gestalt. Es ist das was Foucault Episteme nennt, was die Möglichkeit eröffnet, dass diese Gestalt auch völlig anders (oder auch garnicht) gewesen sein könnte, als wir sie heute wahrnehmen. Die Möglichkeit dazu alleine reicht, um dem BuddhaBild heute jeden absoluten Wert zu entziehen. Vgl. dazu Der Protagonist in der Heuristik und die Passage in der Einführung in den Spekulativen Non-Buddhismus, in der es im die „Kognitive Entscheidung“ geht.

    Man muss um diese Erkenntnis zuzulassen nicht „den Laruelle, den Boyer, den Byung-Chul Han, den Metzinger und viele, viele andere“ lesen. Es würde schon reichen z.B. Metzingers Vorträge – die er vor der DBU hält – beim Wort zu nehmen.

    Zu deiner Frage,

    Ist eine Integration dieser Lehren überhaupt möglich und unserer Zeit angebracht, oder ist sie nicht schon längst (nur noch) wertvoller Teil einer philosophia perennis geworden, soweit man einen solchen allen (Welt)Ereignissen darunter liegenden oder darüberschwebenden Faktor annehmen mag.

    Für die philosophia perennis gilt das gleiche wie das oben zum Buddha gesagte. Prinzipiell allerdings gilt für den Spekulativen Non-Buddhimus, dass er fragt, was den mit x-buddhistischen Lehrsätzen, Dogmen, Auffassungen geschieht, wenn man die Entscheidung ausser Kraft setzt – analog dem Effekt der eintritt, wenn man dem euklidschen System der Geometrie das ParallelenAxiom entzieht. Vgl. dazu Krümmung und Gotamischer Kalkül in der Heuristik.

    Der SNB hält die Möglichkeit offen, dass Buddhismus auch ganz anders sein könnte.

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