Reform unmöglich!

M. Steingass —  16.9.17

1.

Beim Fall Sogyal handelt es sich nicht um ein singuläres Ereignis, sondern um eines, welches aus Strukturen hervor geht, die im westlichen Buddhismus gewachsen und weit verbreiteten sind.

2.

Diese Strukturen sind ein Rückschritt im Vergleich zu demokratisch-emanzipativen gesellschaftlichen Strukturen.

3.

Die Essenz dieser rückwärts gewandten Strukturen ist die kritiklose Voraussetzung einer Autorität, die als absolut gesetzt wird, deren im historischen Prozess bedingt entstandenes Sein nicht analysiert wird und die ihren Anhängern unbedingtes Gesetz ist.

4.

Eine derart mit einer Essenz versehene Autorität und ihre um sie konzentrierte Gemeinschaft ist mit Mūlamadhyamakakārikā 24:18 nicht vereinbar und kann deshalb nicht als buddhistische Sangha in einem philosophischen Sinn verstanden werden.

5.

Die Lehren die von solchen Autoritäten produziert werden, können nicht als Buddhismus in einem philosophischen Sinn verstanden werden.

6.

Institutionen die derartigem Essentialismus im- oder explizit zustimmen, tragen zu der Problematik bei, die sich im Fall Sogyal Lakar exemplarisch zeigt.

7.

Menschen, die derartigen Institutionen, buddhistischen Organisationen, Sanghas, Lehrern usw. folgen, gehen in die Irre. Ihr Vertrauen wird missbraucht, da die Autorität der sie sich anvertrauen eine falsche ist. Ihr Vertrauen wird missbraucht, da sie von einer tatsächlichen Autorität Hilfe erwarten.

8.

Machtmissbrauch findet in diesem Sinne nicht nur in Fällen wie dem von Sogyal Lakar statt, sondern in jeder Institution, die essentialistisch begründet ist.

9.

Eine Reform innerhalb eines solchen Essentialismus kann es nicht geben. Alle Versuche die sich aus ihm ergebenden Probleme zu lösen ohne ihn aufzugeben, müssen scheitern.