Archive für David Foster Wallace

Adam S. Miller 

Die Vertrautheit der Academy-Routine bekam etwas bedrückend Kumulatives. Sämtliche Gelegenheiten, wo ich mich die unverputzten Zementstufen im Treppenhaus hochgeschleppt und mein schwaches rotes Spiegelbild im Lack der Brandschutztür gesehen hatte und dann die 56 Schritte den Korridor entlang zu unserem Zimmer gegangen war, die Tür geöffnet und leise wieder ins Schloss gedrückt hatte, um Mario nicht zu wecken. Ich durchlebte noch einmal all die Schritte all der Jahre, sämtliche Bewegungen mit allen dazugehörigen Atemzügen und Pulsschlägen. Und dann die Gesamtzahl, wie oft ich die selben Prozesse noch würde wiederholen müssen, Tag für Tag, in unterschiedlichen Beleuchtungen, bis ich meinen Abschluss machte und wegzog, und dann begann der genauso erschöpfende Prozess der Auszüge aus bzw. Rückkünfte in Wohnheime irgendeiner Tennisstarken Universität. Der vielleicht schlimmste Teil der Epiphanie betraf die unglaublichen Lebensmittelmengen, die ich im Rest meines Lebens noch verzehren würde. Mahlzeit für Mahlzeit, plus die Snacks. Tag für Tag für tag. Die Erfahrung dieses Essens in toto. Allein der Gedanke an das ganze Fleisch. Ein Megagramm? Zwei Megagramm? Ich sah deutlich das Bild eines großen, kühlen, hell erleuchteten Raumes vor mir, der vom Boden bis zur Decke mit nichts als den leicht panierten Hühnerbrüsten vollgestapelt war, die ich in den nächsten sechzig Jahren zu mir nehmen würde. Die Unmenge an Geflügel, das für den Fleischbedarf eins Lebens viviseziert wurde. Die Unmengen an Salzsäure, Bilirubin, Glukose, Glykogen und Glokonol, die von meinem Körper produziert, absorbiert und produziert würden. Dann ein weiterer, dunklerer Raum, gefüllt mit den steigenden Exkrementmassen, die ich produzieren würde, die doppelt verriegelten Stahltüren, die sich unter dem steigenden Druck immer mehr nach außen bogen … Ich tastete nach der Wand hinter mir und blieb gekrümmt stehen, bis das Schlimmste vorbei war.

– David Foster Wallace, Unendlicher Spass, S. 1287 f.

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