Naja ein wenig differenzierter könntest du sie schon beschreiben, oder?
Ich empfinde die vier edlen Wahrheiten als Wahrheit. Natürlich gefällt es mir nicht, dauernd mit Leid umgeben zu sein, aber es ist der Grund auf dem wir Brücken bauen. Es könnte jederzeit die Brücke einbrechen und wenn das geschieht werden neue Brücken gebaut. Unsere Welt besteht somit aus einem einzigen Flickwerk.
Den Grund den möchte niemand begehen, und die schadhafte Brücke symbolisiert Sicherheit die es in Wahrheit nicht gibt.
Die vier edlen Wahrheiten machen bewusst, das wir auf wackligen Boden laufen. Das demoralisiert erst einmal, macht aber auch Neugierig auf den Untergrund den wir normalerweise nicht freiwillig begehen.
auch auf die Gefahr hin, dass Matthias das absichtlich nicht verlinkt hat: Vielleicht findest du unter http://speculativenonbuddhism.com/2012/07/28/sitting-full-of-shit/ die Ausführlichkeit, die du gesucht hast. Falls dir das Essay nicht reicht, gibt es auch in den Kommentaren einige spannende Gedanken.
Vielen Dank für deine engagierten Kommentare. Ich werde deine Anmerkungen und Fragen in einem Posting behandeln.
Du schreibst „Ich empfinde mich nicht als Non-Buddhist“ und „Mir war nur nicht bewusst, das man sich Non-Buddhist nennt, wenn man ein bestehendes System kritisch beäugt.
„Non-Buddhismus“ wird keine Benennung werden für die die daran interessiert sind. Auch „Unbudhist“ nicht. Und „Unbuddhist“ soll keine Übersetzung ins Deutsche sein. „Unbuddhist“ ist mein Ausdruck für meine Haltung im Buddhismus heute, so wie ich ihn erlebe – d.h. es gab Facetten, und gibt vielleicht noch welche, die mich am Buddhismus interessiert haben. Meine Haltung ist für einen Normalbuddhisten aber unmöglich. Ich habe z.B. sehr viel aus Tibetischen Meditationstraditionen gelernt, der Wiedergeburtsglaube allerdings, dem all diese Neo-Tibeter frönen (müssen) ist mir völlig fremd. (Das war nicht immer so. In meinen Zwanzigern als ich das erste Mal ein Version des so genannten „Tibetischen Totenbuchs“ las, war das noch anders) Dieser Glaube ist allerdings für einen Neo-Tibeter völlig unabdingbar. Diskussionen, einfache Gespräche über den Gedanken einer, noch dazu personalen, Wiedergeburt, sind in den allermeisten Fällen ausgeschlossen. Dieses Tabu halte ich für lächerlich rückständig und für eine Fetischisierung.
„Unbuddhist“ soll aber auch eine plakative Provokation sein. Ein Blickfang. Ich finde das Wort einfach schön. Ausserdem liegt darin auch die Implosion des Buddhismus. D.h. daß im Buddhismus seine eigene Vernichtung angelegt ist. „Bedingtes Entstehen“ betrifft auch den Buddhismus. Er ist wie alles andere zusammengesetzt. Das macht vielleicht seine Anpassungsfähigkeit aus. Das bedeutet aber auch, wenn man ihn ernst nimmt, daß man nicht wirklich über Buddhismus reden kann, daß man nicht sagen kann: Ich bin Buddhist. Das ist ein Paradox. Das Hängen an „Ansichten“ verteufeln, sich aber Buddhist nennen ist, eigentlich unmöglich – höchstens als Notlösung um zu verdeutlichen, daß man eben versucht zu verstehen wie das ist, nicht an „Ansichten“ zu hängen. Noch weniger (wenn noch weniger ginge) wäre „Unbuddhist“ eine mögliche Benennung.
Das selbe gilt für „Non-Buddhist“. Vielleicht kann man den Non-Buddhismus am ehesten noch als Experimentierfeld bezeichnen. Eine Feld um etwas zu erproben. Die Idee ist, den Buddhismus in all seinen Facetten beim Wort zu nehmen und zu sehen was dann passiert. Ich denke der Titel deines Blogs ist Ausdruck einer solchen Haltung: der Buddhismus erzählt uns ständig, wir hätten kein Ich bzw. an der Vorstellung eines Ichs festzuhalten sei schlecht. Wie aber genau diese Abwesenheit eines Ichs, bei gleichzeitiger Bewusstheit davon, daß ich hier gerade schreibe aussieht, kann der Buddhismus heute nur sehr schlecht erklären. Er hat ein rudimentäres Verständnis davon, daß das Ich z.B. prozesshaften Charakter haben könnte und daß es deshalb nur schlecht als Substantiv gegenständlich zu fassen ist. Die Idee im Non-Buddhismus ist es, die Idee des Nicht-Ich mit Vorstellungen und Erkenntnissen zu konfrontieren, die unserem heutigen Wissen entstammen. Dabei stellt man fest, daß wir heute ein viel reicheres Wissen darüber haben, wie ein Individuum aufgebaut ist, wodurch es „bedingt“ entsteht etc. Der Non-Buddhismus ist also eine Benennung für ein Experiment. Die zwei Felder in denen das Individuum entsteht kann man als Ideologie und als Biologie bezeichnen. Du schreibst:
„Der Mensch baut sich seinen eigenen Spielraum. Seinen Wert findet er an dem was der Markt an Wert hergibt, und der Mensch sieht nur das was er sehen will, und dabei bleibt die Glotze an.
Das ist das Feld der Ideologie. Ideologie wird dabei gefasst als Feld von Aussagen, Normen, moralischen Werten, Regeln des Zusammenlebens, Gesetzen, ökonomischen Verpflichtungen etc. pp. denen wir unterworfen sind und die dafür sorgen, daß wir uns nach den Gesetzmäßigkeiten die sie entwerfen reproduzieren. Tom Pepper versucht in seinem Aufsatz „Samsara, die Welt der Ideologie“ das für den Buddhismus greifbar zu machen. (Diese Aufsatz selbst ist ein Beispiel für des Experiment Non-Buddhismus) Wenn du so willst, ist es eine Form von Realismus, wie du schreibst. Eine Form von Realismus die einsieht das der Blick auf die Welt von bestimmten Regeln geprägt ist. Wichtig beim Ideologiebegriff ist, daß er nicht negativ gemeint ist, sondern schlicht einen Mechanismus beschreibt in dem sich Bewusstseins bildet. Wichtig ist einfach die Notwendigkeit, sich dieser Gesetzmäßigkeiten bewusst zu werden – und das wäre dann ein ‚eigentlicher‘ Buddhismus. Allerdings auch das ist nichts neues in unserer Kultur: von Kant kommt der Gedanke, Aufklärung sei die Fähigkeit des Mensch seine selbstverantwortete Unmündigkeit zu verlassen. Das ist nichts anderes, in einem ersten Schritt, als die Bewusstheit darüber zu erlangen was einen zu dem macht was man ist.
Das Feld der Biologie habe ich in „Der Zauberer“ versucht etwas zu beschreiben. Da geht es um kognitive Strukturen, die unbewusst bleiben, uns aber nichts desto trotz bestimmen.
Ja so habe ich diesen Blog auch verstanden, du siehst Paradoxien und nimmst sie im Gespräch auf, statt auf den Palikanon oder dergleichen zu verweisen. Das spricht mich an, denn ich erkenne, das es im westlichen Buddhismus nicht mehr um Hinterfragen geht, es geht darum die Dinge zu glauben. Und da pass ich nicht rein, in einer Religon, die Werte vermittelt, muss man Fragen stellen dürfen, um die Werte zu verstehen.
Was ich auch immer mehr merke, der Buddhismus bewegt sich – meiner Meinung nach auf sehr wackligen Beinen, die die ihn nach Außen tragen, suchen automatisch das priviligierte Volk. Es wird zu einer Religion derer die den Palikanon rezitieren. Ein buddhistischer Alltag wird irgendwann nur noch als Mönch oder Nonne gelebt werden können. Wie im Hinduismus wird es ein Klassensystem geben, und das darf nicht sein. Denn er wurde weiter gegeben für das Volk und sollte somit für jeden Zugängig sein.
Die sozial Schwachen bleiben dabei auf der Strecke. Diesen Mangel kreide ich an.
Mir wurde einmal vorgeworfen, ich würde „meinen“ Buddhismus im Selbstbedienungsladen kaufen. Und ich sagte: Genauso so sollte es auch sein.
Er darf nicht verkommen zu einer Religion der Reichen und Mächtigen, aber er geht genau in diese Richtung, Der Dalai Lama wirbt mit Schauspielern und die Medien schwirren hinter ihm her wie die Fliegen hinter dem Fallobst.
Er setzt dadurch ein Bild in diese „westliche“ Welt das sich umgibt mit Macht.
Der „Kleine“ auf der Straße wird dieses Bild nicht für sich in Anspruch nehmen, er kann es sich nicht leisten.
Ich frage mich schon seit langem, warum man den Dalai Lama nicht in den Suppenküchen findet….
Ich finde da gehört er hin und nicht in ein Restaurant gesponsert von Richard Gere.
Jo, du sprichst in diesem Kommentar und in den anderen eine ganze Reihe wichtige Fragen bzw. Paradoxien an, was den Buddhismus bei uns angeht.
Ich habe vor kurzem einen Text auf dem Blog speculative non-buddhism veröffentlicht, der für einigen Unmut gesorgt hat. Der Titel ist: Are Buddhists Stupid? Die Dummheit/Stupidität um die es darin geht, ist diejenige der Buddhisten die vor den Wiedersprüchen die sie erzeugen die Augen verschliessen.
Dein Beispiel mit dem Palikanon verdeutlicht das: Anstatt sich einer problematischen Aussage/Situation/Beobachtung zu stellen, wird das Problem mit irgend einem Zitat aus dem Füllhorn der Schriften zugekleistert. Dieses ewige Gelabere, das auf alles irgend eine neunmalkluge Antwort weiss ist das x-buddhistische Vibrato. Es entströmt in einem ewigen Gemurmel dem Allgewaltigen Dharma. Dieser ist oberstes Prinzip des X-Buddhismus. Man braucht ausser ihm nichts, um die Welt zu erklären. Man murmelt einfach die Versatzstücke vor sich hin, die sich ständig neu ergeben. Immer findet sich ein Zitat, das irgendwie passt und, mehr Schein als Sein, eine beruhigende Erklärung gibt. Der Herr wirds schon richten. Alles Karma eben.
Man darf im X-Buddhismus nichts hinterfragen. Das ist eines seiner Gesetzte. Du hast völlig recht: ich erkenne, das es im westlichen Buddhismus nicht mehr um Hinterfragen geht, es geht darum die Dinge zu glauben.
Der andere Punkt den du ansprichst, macht eine wirkliche Perversion des Buddhismus deutlich: die die ihn nach Außen tragen, suchen automatisch das priviligierte Volk.
Der Buddhismus erzeugt ein neues Klassensystem. Erleuchtung muss man sich leisten können. Die sozial Schwachen bleiben dabei auf der Strecke. Exakt. Erleuchtung muss man sich leisten können. Die Megaveranstaltungen des Dalai Lama z.B. Warum man den Dalai Lama nicht in den Suppenküchen findet? Gute Frage. Vielleicht sollte man das nächste Mal, wenn er in die Nähe kommt, fragen oder gleich eine unbuddhistische Demonstration veranstalten.
Du schreibst, nicht das Dharma bestimmt den Menschen, sondern der Alltag das Dharma. Das ist genau der Punkt! Mit diesem Satz und dieser Tat hebelst du den Allgewaltigen Dharma aus. Du setzt ihn neben die anderen Wissensfelder dieser unserer Welt und siehst zu was er dann noch zu sagen hat.
Wieder ist es der allgewaltige, angeblich alles erklärende Dharma der so vom Kopf auf die Füße gestellt wird.
Das ist das was man diesen verschrumpelten lebens-, lust- und liebesfeindlichen x-buddhistischen Windeiern sagen muss: Ihr kennt den Geschmack nicht! Ihr kennt nur
Das Problem das ich habe, ist ziemlich leicht zu erfassen, ich muss mich als Buddhist für meine buddhistische Einstellung rechtfertigen. Die Sanghas schließen, wenn sie mich in der Mitte haben und Leute die wissen das ich eine Buddhistin bin, hinterfragen mein Sein, indem sie auf Fragen von mir mit dem Kopf schütteln und kommentieren: „Das ist aber kein buddhistisches Gedankengut!“
Was ist ein Buddhist, was macht ihn wirklich aus. Meine Antwort darauf war bislang für mich die einzige klare und logische Schlussfolgerung: Der Alltag!
Wenn ich heute sage ich lebe einen buddhistischen Alltag, ist das für mich Wahrheit pur. Ich brauche dazu keine Sangha, keine Schule (Wagen oder Gefährt), keine Meditationspraktiken, oder Ausbildungen. Ich lebe bewusst mit den ethischen Gründsätzen eines Buddhisten und doch bin ich für viele Buddhisten eben kein Buddhist, weil ich keine Geschichten des Palikanon von mir geben kann. Mich interessiert nicht die Vergangenheit, das was im Palikanon steht ist mind. 2500 Jahre vorbei, damals hat man anders gelebt, man hat andere Gedanken verfolgt.
Das Heute, das Jetzt ist Bestandteil unseres Lebens.
Genauso wenig interessieren mich diese Trennungen innerhalb des Buddhismus, die Schulen die sich alle mit „wahren“ Federn schmücken, um zu zeigen, was in anderen Schulen alles falsch läuft. Hätte ich das gewollt, wäre ich Christ geblieben, denn dort läuft es ganauso ab, Nur das es dort um Schuld geht.
Doch ist das wirklich so? Ist es nicht auch im Buddhismus ein großes Thema die Schuld im Karma?
Macht die Vorstellung das Karma immer wirkt den Kranken nicht schuldig?
Es ist mir ehrlich gesagt egal, ich selbst bin Krank und fühle mich daran nicht schuldig. Es ist wie es ist!
Das Leben vergeht auch dann, wenn es uns nicht mehr gibt. Es zieht dahin. Die Kausalität wirkt immer, egal ob wir Buddhisten sind, oder Christen.
Ich glaube das Buddhismus überall auf dieser Welt wirkt, egal welchen Glauben ein Mensch vertritt, ich glaube auch, das wir es dieser Art von Universalglauben zu verdanken haben, das ein Mensch sich entscheidet, gegen Gewalt und gegen Missbrauch.
Das Gewissen kann sich Buddhismus nennen, wäre es nicht zu eingeschränkt in dem Satz: ICH will aber.
Das ICH ist hierbei kein Problem, eher das Wollen. Aber erklär das mal einen Buddhisten, das er sein Ich leben darf, jedoch weniger „wollen“ sollte.
Er wird mir dann einen großen Vortrag über die Anhaftung halten, ich halte am ICH fest und ich fühl mich wohl dabei.
Das ich vielleicht weniger will, als andere Buddhisten, das wird dabei übersehen/überlesen/überhört. Denn es passt nicht ins allgemeine Programm, der Zielorientiertheit.
Ich habe das große Problem, nicht zu wissen, wie man Gefühle benennt – wenn ich kein Buddhist sein kann, was kann ich dann sein, das mit meiner Ethik und Moral übereinstimmt. Mich autark leben lässt, zwischen anderen Lebewesen.
Das was ich fühle ist das was Buddha sagt, Hinterfrage, erforsche, mache deine Erfahrungen. Er behauptet nicht kein Buddhist zu sein, wenn man dem großen Reden nicht folgt. Er macht eher bewusst, das der eigene Geist die Richtung weißt und das diese im Moment immer richtig ist. Alles was die großen Glaubensbücher beinhalten, ist jetzt in diesem Moment schon wieder veraltet, keiner macht sich die Mühe diese Bücher zu aktualisieren. Sie sind Menschgemacht und das vergessen die Leute die dem huldigen was vor mehr als 2500 Jahren als „Normalität“ gegolten hat. Das was damals war, ist schon längst passé, wir laufen auf klitschigen Pfaden und bröckelnden Brücken und bei all dem Wissen komme ich mir so verdammt Einsam vor.
Damit ist es so Einfach. Erleuchtet ist nicht der der die großte, teuerste und hellste Lampe mit sich herum trägt, sondern der mit gutem Gewissen die Dinge hinterfragt und eine eigene Antwort dadurch gewinnt…
Es sind nie die folgsamsten die etwas neues auf dieser Welt entdecken, es sind die Jenigen die durchs Gestrüp kraxeln und sich die Füße an Felskanten aufschlagen.
Anfangs werden sie belächelt, doch irgenwann ziehen die anderen hinterher. Der der der Anfangs belächelt wurde, lebt dann schon lange nicht mehr unter uns…
Das ist Leben ist hart und Leidvoll, und glücklich ist der, der trotzallem sein Lachen nicht verliert (und dazu brauch ICH noch nicht mal ein Lachyoga!)
Na, so ganz undifferenziert geht es ja in der buddhistischen Szene nicht zu. Die Wiedergeburt wird an allen Ecken und Enden hinterfragt, selbst hochrangige tibetische Tulkus und Rinpoches sind daran konstruktiv beteiligt (manche von ihnen lehnen die Wiedergeburt sogar ab!)
Zudem gibt es sehr, sehr viele Buddhisten die sich auf eine intelligente und aufgeklärte Weise an dem Prozess eines westlichen Buddhismus beteiligen.
Es ist eher so, dass es nur eine Randgruppe ist, die du als „Normalbuddhisten“ beschreibst. Eine Präzesierung des Themas wäre hilfreich und notwendig.
Sie sind menschengemacht, die Bücher, du hast Recht. Was auch sonst? Ich finde deine Haltung sehr erfrischend.
Es sind nie die folgsamsten die etwas neues auf dieser Welt entdecken.
Eben, ohne die unfolgsamen käme kein Fortschritt zustande.
———–
Wenn ‚die‘ sagen “Das ist aber kein buddhistisches Gedankengut!”, dann ist das kein buddhistisches Gedankengut. Michael von Brueck, Professor für (hab ich vergessen) und Zen-Mensch, sagt Sinngemäß, die buddhistsiche Literatur seit 2500 Jahren ist ein einziger Kommentar zum Paradox von Nicht-Selbst und Wiedergeburt. Buddhistisches Gedankengut ist also der permanente Versuch ein Paradox auf die Reihe zu kriegen. Wenn da eine(r) heute behauptet, er/sie habe verstanden um was es geht, muss es sich dann zweifellos um einen neuen Buddha handeln.
Tatsächlich gibt es hochrangige Tulkus und Rinpoches die den Tulkukult und die Wiedergeburt skeptisch sehen. Samdhong Rinpoche z.B., ehemaliges Oberhaupt des Tibetischen Exilparlaments hat mal, sinngemäß, gesagt, der Wiedergeburtsglaube gehört ins Museum. (Quelle kann ich raussuchen). Dzongsar Jamyang Khyentse, Autor von Warum sie kein Buddhist sind wird in einem Film des Sohns von Chögyam Trungpa ausführlich interviewt und ist dem Tulkukult auch skeptisch gegenüber, beschreibt ihn als korrput etc. Du hast also Recht. Fragt sich nur was wir in der Angelegenheit mit dem Chef von denen machen, dem Dalai Lama? Er erklärt die Wiedergeburt zum Muss für alle (!) Buddhisten. Gerade letztes Jahr erst: „So lange du Buddhist bist, ist es notwendig vergangene und zukünftige Wiedergeburt zu akzeptieren.“ (vgl. => hier; leider keine deutsche Übersetzung). Diesen Wiederspruch muß mir mal jemand erklären.
Wenn die Wiedergeburt an allen Ecken und Enden hinterfragt wird, fände ich das eine tolle Neuigkeit. Kennst du da ein paar Quellen – jenseits von Stephen Batchelor?
Was eine Präzisierung des Themas angeht, findest du hier etwas. Auch Batchelor glaubt an ein „Wort des Buddha“. An etwas was einer vor 2500 Jahren einmal auf für uns verständliche Weise gesagt haben soll. Das Wort des Buddha ist aber nicht hörbar. Der Buddha ist eine Fiktion, ein Gespenst. Daß er das nicht ist, ist einer der Glaubenssätze die einen X-Buddhisten ausmachen.
Weitere Präzisierungen findest du => hier. Das ist ein sehr technischer Text, der dioe Grundstruktur des gläubigen Buddhisten zeigt.
Ich gehe hier davon aus, daß so ziemlich alle Buddhismen vor dem letzten entscheidenden Schritt zurückschrecken. Selbst die ganz ‚modernen‘ wie Brad Warner oder Stephan Batchelor, Noah Levine. Dieser Schritt besteht darin z.b. einfach nicht mehr von Buddhismus zu reden. Buddhismus ist nichts. Der Buddhismus den es gibt zeichnet sich wesentlich dadurch aus, daß er an ein Höchstes glaubt – jenseits des Menschen. An den Dharma z.B. als letztes endgültiges, alles erklärendes Gesetzt.
P.S. Falls du das erste Mal in diesem Blog liest. Ich kann verstehen wenn es zunächst ziemlich unverständlich wirken muß um was es geht. Ich versuche demnächst mal eine ziemlich kurze Zusammenfassung darüber zu machen. Bis dahin kann ich nur empfehlen vielleicht einfach ein wenig ein paar Texte zu überfliegen. Der Zauberer zum Beispiel. Keine Meditation!Meditation und Kontrolle. Was Nun?
Was mich irritiert: Du versuchst zu zeigen, dass andere Menschen falsch liegen (und du anscheinend richtig). Damit bewegst du dich auf demselben Level der X-Buddhisten.
Warum bietest du nicht stattdessen das an, was dir wirklich wichtig ist – ohne jedoch dabei andere Gruppierungen oder Ansichten kritisieren zu müssen?
Was kümmert dich, was der Dalai Lama sagt?
Was kümmert dich, was Stephen Batchelor sagt?
Was kümmert dich, was X-Buddhisten sagen?
Du gehst davon aus, „daß so ziemlich alle Buddhismen vor dem letzten entscheidenden Schritt zurückschrecken.“ Na und? Was kümmert dich das?
ich antworte mal aus meiner Sicht auch wenn die nicht gefragt wurde.
Warum bietest du nicht stattdessen das an, was dir wirklich wichtig ist – ohne jedoch dabei andere Gruppierungen oder Ansichten kritisieren zu müssen?
Nun, was ist wenn gerade die Kritik das ist was einem Wichtig ist? Wenn das Angebot dass man machen moechte gerade ein kritischer Umgang mit Angeboten ist?
Manche Menschen teilen in ihren Blogs Antworten, die sie fuer hilfreich in ihrem Leben befunden haben, andere Menschen teilen eben Fragen. Ich finde, das ergänzt sich gut.
Was kümmert dich, was X-Buddhisten sagen?
Was mich meine Mitmenschen kümmert? Sehr viel! Man lernt selten so viel wie wenn man sich (z.B. in einem Gespräch) mit der Meinung anderer Leute auseinandersetzt. Und da der andere vielleicht auch noch etwas lernt, koennte man das ganze auch ein Stückweit unter „Mitgefühl“ verbuchen.
Warum machst DU nicht einfach diesen Schritt?
Woher schliesst du, dass er das nicht schon getan hat und es ihm dort gefaellt?
Grüße und schön dass du geantwortet hast (machen die wenigsten…)
Saibhu
Ich weiss nicht was richtig ist. Jedenfalls nicht für dich. Für mich schon eher. Ein X-Buddhist ist einer der an den Buddhismus als an die letzte und höchste aller Wahrheiten glaubt. In dem Sinne sehe ich mich nicht als X-Buddhisten. Ich bin eher schon völlig Ahnungslos und versuche mir einen Reim zu machen. Als X-Buddhist wäre ich jenseits der Unsicherheit, ich wüsste mit absoluter Sicherheit was richtig und as falsch ist. Als X-Buddhist hat man jegliches Risiko falsch zu liegen hinter sich gelassen. Ich mache dauernd was falsch.
„Was kümmert dich, was der Dalai Lama sagt?“
Du hattest eine Frage bezüglich Wiedergeburt gestellt. Du hattest geschrieben, daß man sich auch in Tulkukreisen inzwischen Gedanken darüber macht, ob dieses Wiedergeburtsding noch so richtig rund läuft? Ich habe als Antwort einen Widerspruch aufgezeigt: Der Dalai Lama sagt, im Gegensatz zu manchen kritischen Tulkus „Wiedergeburt muß sein.“ Der Dalai Lama kümmert mich, weil hier an einem Wiederspruch kreatives Potential deutlich wird.
„Was kümmert dich, was Stephen Batchelor sagt?“
Hier gilt das Gleiche. Batchelor glaubt immer noch an den Dharma und das Wort des Buddha. Das Wort des Buddha kann jedoch keiner hören. Was wir hören ist unser eigenes Gemurmel. Es ist wie wenn wir als Kind eine Muschel an unser Ohr gehalten haben. Man hat uns erzählt, wir hörten das Meer – irgendwann fanden wir heraus, daß es unser eigenes Blut ist. Ist eine Enttäuschung? Das ist doch eine spannende Erkenntnis. Was für eine spannende Welt in der es so wundervolle Geschichten gibt. Ernüchterung tritt nur ein, wenn man nicht bereit ist eine Schritt weiter zu gehen. Einen Schritt weiter zu gehen heisst verstehen wie kraftvoll die eigene Imagination sein kann. Was kann man damit alles machen. Das Meer in einer Muschel. Das ist doch Kreativität pur. Warum nicht auch solch eine Kreativität im Buddhismus?
Naja ein wenig differenzierter könntest du sie schon beschreiben, oder?
Ich empfinde die vier edlen Wahrheiten als Wahrheit. Natürlich gefällt es mir nicht, dauernd mit Leid umgeben zu sein, aber es ist der Grund auf dem wir Brücken bauen. Es könnte jederzeit die Brücke einbrechen und wenn das geschieht werden neue Brücken gebaut. Unsere Welt besteht somit aus einem einzigen Flickwerk.
Den Grund den möchte niemand begehen, und die schadhafte Brücke symbolisiert Sicherheit die es in Wahrheit nicht gibt.
Die vier edlen Wahrheiten machen bewusst, das wir auf wackligen Boden laufen. Das demoralisiert erst einmal, macht aber auch Neugierig auf den Untergrund den wir normalerweise nicht freiwillig begehen.
Grüße von Jo.
Hallo Jo,
auch auf die Gefahr hin, dass Matthias das absichtlich nicht verlinkt hat: Vielleicht findest du unter http://speculativenonbuddhism.com/2012/07/28/sitting-full-of-shit/ die Ausführlichkeit, die du gesucht hast. Falls dir das Essay nicht reicht, gibt es auch in den Kommentaren einige spannende Gedanken.
Grüße,
Saibhu
Hi ihr zwei, ich hatte es absichtlich erstmal nackt reingestellt. Die Übersetzung der Textcollage von Adam S. Miller kommt bald.
Hallo Saibhu, hallo Mathias, ich muss wohl auf deine Übersetzung warten, denn mit der englischen Sprache habe ich es nicht so. Aber danke trotzdem!
Aber Neugierig war ich doch, ich habe es mir gerade übersetzten lassen ;O)) DAS ergibt natürlich einen Sinn!! Danke für den Link!
Liebe Jo
Vielen Dank für deine engagierten Kommentare. Ich werde deine Anmerkungen und Fragen in einem Posting behandeln.
Du schreibst „Ich empfinde mich nicht als Non-Buddhist“ und „Mir war nur nicht bewusst, das man sich Non-Buddhist nennt, wenn man ein bestehendes System kritisch beäugt.
„Non-Buddhismus“ wird keine Benennung werden für die die daran interessiert sind. Auch „Unbudhist“ nicht. Und „Unbuddhist“ soll keine Übersetzung ins Deutsche sein. „Unbuddhist“ ist mein Ausdruck für meine Haltung im Buddhismus heute, so wie ich ihn erlebe – d.h. es gab Facetten, und gibt vielleicht noch welche, die mich am Buddhismus interessiert haben. Meine Haltung ist für einen Normalbuddhisten aber unmöglich. Ich habe z.B. sehr viel aus Tibetischen Meditationstraditionen gelernt, der Wiedergeburtsglaube allerdings, dem all diese Neo-Tibeter frönen (müssen) ist mir völlig fremd. (Das war nicht immer so. In meinen Zwanzigern als ich das erste Mal ein Version des so genannten „Tibetischen Totenbuchs“ las, war das noch anders) Dieser Glaube ist allerdings für einen Neo-Tibeter völlig unabdingbar. Diskussionen, einfache Gespräche über den Gedanken einer, noch dazu personalen, Wiedergeburt, sind in den allermeisten Fällen ausgeschlossen. Dieses Tabu halte ich für lächerlich rückständig und für eine Fetischisierung.
„Unbuddhist“ soll aber auch eine plakative Provokation sein. Ein Blickfang. Ich finde das Wort einfach schön. Ausserdem liegt darin auch die Implosion des Buddhismus. D.h. daß im Buddhismus seine eigene Vernichtung angelegt ist. „Bedingtes Entstehen“ betrifft auch den Buddhismus. Er ist wie alles andere zusammengesetzt. Das macht vielleicht seine Anpassungsfähigkeit aus. Das bedeutet aber auch, wenn man ihn ernst nimmt, daß man nicht wirklich über Buddhismus reden kann, daß man nicht sagen kann: Ich bin Buddhist. Das ist ein Paradox. Das Hängen an „Ansichten“ verteufeln, sich aber Buddhist nennen ist, eigentlich unmöglich – höchstens als Notlösung um zu verdeutlichen, daß man eben versucht zu verstehen wie das ist, nicht an „Ansichten“ zu hängen. Noch weniger (wenn noch weniger ginge) wäre „Unbuddhist“ eine mögliche Benennung.
Das selbe gilt für „Non-Buddhist“. Vielleicht kann man den Non-Buddhismus am ehesten noch als Experimentierfeld bezeichnen. Eine Feld um etwas zu erproben. Die Idee ist, den Buddhismus in all seinen Facetten beim Wort zu nehmen und zu sehen was dann passiert. Ich denke der Titel deines Blogs ist Ausdruck einer solchen Haltung: der Buddhismus erzählt uns ständig, wir hätten kein Ich bzw. an der Vorstellung eines Ichs festzuhalten sei schlecht. Wie aber genau diese Abwesenheit eines Ichs, bei gleichzeitiger Bewusstheit davon, daß ich hier gerade schreibe aussieht, kann der Buddhismus heute nur sehr schlecht erklären. Er hat ein rudimentäres Verständnis davon, daß das Ich z.B. prozesshaften Charakter haben könnte und daß es deshalb nur schlecht als Substantiv gegenständlich zu fassen ist. Die Idee im Non-Buddhismus ist es, die Idee des Nicht-Ich mit Vorstellungen und Erkenntnissen zu konfrontieren, die unserem heutigen Wissen entstammen. Dabei stellt man fest, daß wir heute ein viel reicheres Wissen darüber haben, wie ein Individuum aufgebaut ist, wodurch es „bedingt“ entsteht etc. Der Non-Buddhismus ist also eine Benennung für ein Experiment. Die zwei Felder in denen das Individuum entsteht kann man als Ideologie und als Biologie bezeichnen. Du schreibst:
„Der Mensch baut sich seinen eigenen Spielraum. Seinen Wert findet er an dem was der Markt an Wert hergibt, und der Mensch sieht nur das was er sehen will, und dabei bleibt die Glotze an.
Das ist das Feld der Ideologie. Ideologie wird dabei gefasst als Feld von Aussagen, Normen, moralischen Werten, Regeln des Zusammenlebens, Gesetzen, ökonomischen Verpflichtungen etc. pp. denen wir unterworfen sind und die dafür sorgen, daß wir uns nach den Gesetzmäßigkeiten die sie entwerfen reproduzieren. Tom Pepper versucht in seinem Aufsatz „Samsara, die Welt der Ideologie“ das für den Buddhismus greifbar zu machen. (Diese Aufsatz selbst ist ein Beispiel für des Experiment Non-Buddhismus) Wenn du so willst, ist es eine Form von Realismus, wie du schreibst. Eine Form von Realismus die einsieht das der Blick auf die Welt von bestimmten Regeln geprägt ist. Wichtig beim Ideologiebegriff ist, daß er nicht negativ gemeint ist, sondern schlicht einen Mechanismus beschreibt in dem sich Bewusstseins bildet. Wichtig ist einfach die Notwendigkeit, sich dieser Gesetzmäßigkeiten bewusst zu werden – und das wäre dann ein ‚eigentlicher‘ Buddhismus. Allerdings auch das ist nichts neues in unserer Kultur: von Kant kommt der Gedanke, Aufklärung sei die Fähigkeit des Mensch seine selbstverantwortete Unmündigkeit zu verlassen. Das ist nichts anderes, in einem ersten Schritt, als die Bewusstheit darüber zu erlangen was einen zu dem macht was man ist.
Das Feld der Biologie habe ich in „Der Zauberer“ versucht etwas zu beschreiben. Da geht es um kognitive Strukturen, die unbewusst bleiben, uns aber nichts desto trotz bestimmen.
….. Fortsetzung folgt, muß weiter.
Ja so habe ich diesen Blog auch verstanden, du siehst Paradoxien und nimmst sie im Gespräch auf, statt auf den Palikanon oder dergleichen zu verweisen. Das spricht mich an, denn ich erkenne, das es im westlichen Buddhismus nicht mehr um Hinterfragen geht, es geht darum die Dinge zu glauben. Und da pass ich nicht rein, in einer Religon, die Werte vermittelt, muss man Fragen stellen dürfen, um die Werte zu verstehen.
Was ich auch immer mehr merke, der Buddhismus bewegt sich – meiner Meinung nach auf sehr wackligen Beinen, die die ihn nach Außen tragen, suchen automatisch das priviligierte Volk. Es wird zu einer Religion derer die den Palikanon rezitieren. Ein buddhistischer Alltag wird irgendwann nur noch als Mönch oder Nonne gelebt werden können. Wie im Hinduismus wird es ein Klassensystem geben, und das darf nicht sein. Denn er wurde weiter gegeben für das Volk und sollte somit für jeden Zugängig sein.
Die sozial Schwachen bleiben dabei auf der Strecke. Diesen Mangel kreide ich an.
Mir wurde einmal vorgeworfen, ich würde „meinen“ Buddhismus im Selbstbedienungsladen kaufen. Und ich sagte: Genauso so sollte es auch sein.
Er darf nicht verkommen zu einer Religion der Reichen und Mächtigen, aber er geht genau in diese Richtung, Der Dalai Lama wirbt mit Schauspielern und die Medien schwirren hinter ihm her wie die Fliegen hinter dem Fallobst.
Er setzt dadurch ein Bild in diese „westliche“ Welt das sich umgibt mit Macht.
Der „Kleine“ auf der Straße wird dieses Bild nicht für sich in Anspruch nehmen, er kann es sich nicht leisten.
Ich frage mich schon seit langem, warum man den Dalai Lama nicht in den Suppenküchen findet….
Ich finde da gehört er hin und nicht in ein Restaurant gesponsert von Richard Gere.
Jo, du sprichst in diesem Kommentar und in den anderen eine ganze Reihe wichtige Fragen bzw. Paradoxien an, was den Buddhismus bei uns angeht.
Ich habe vor kurzem einen Text auf dem Blog speculative non-buddhism veröffentlicht, der für einigen Unmut gesorgt hat. Der Titel ist: Are Buddhists Stupid? Die Dummheit/Stupidität um die es darin geht, ist diejenige der Buddhisten die vor den Wiedersprüchen die sie erzeugen die Augen verschliessen.
Dein Beispiel mit dem Palikanon verdeutlicht das: Anstatt sich einer problematischen Aussage/Situation/Beobachtung zu stellen, wird das Problem mit irgend einem Zitat aus dem Füllhorn der Schriften zugekleistert. Dieses ewige Gelabere, das auf alles irgend eine neunmalkluge Antwort weiss ist das x-buddhistische Vibrato. Es entströmt in einem ewigen Gemurmel dem Allgewaltigen Dharma. Dieser ist oberstes Prinzip des X-Buddhismus. Man braucht ausser ihm nichts, um die Welt zu erklären. Man murmelt einfach die Versatzstücke vor sich hin, die sich ständig neu ergeben. Immer findet sich ein Zitat, das irgendwie passt und, mehr Schein als Sein, eine beruhigende Erklärung gibt. Der Herr wirds schon richten. Alles Karma eben.
Man darf im X-Buddhismus nichts hinterfragen. Das ist eines seiner Gesetzte. Du hast völlig recht: ich erkenne, das es im westlichen Buddhismus nicht mehr um Hinterfragen geht, es geht darum die Dinge zu glauben.
Der andere Punkt den du ansprichst, macht eine wirkliche Perversion des Buddhismus deutlich: die die ihn nach Außen tragen, suchen automatisch das priviligierte Volk.
Der Buddhismus erzeugt ein neues Klassensystem. Erleuchtung muss man sich leisten können. Die sozial Schwachen bleiben dabei auf der Strecke. Exakt. Erleuchtung muss man sich leisten können. Die Megaveranstaltungen des Dalai Lama z.B. Warum man den Dalai Lama nicht in den Suppenküchen findet? Gute Frage. Vielleicht sollte man das nächste Mal, wenn er in die Nähe kommt, fragen oder gleich eine unbuddhistische Demonstration veranstalten.
Du schreibst, nicht das Dharma bestimmt den Menschen, sondern der Alltag das Dharma. Das ist genau der Punkt! Mit diesem Satz und dieser Tat hebelst du den Allgewaltigen Dharma aus. Du setzt ihn neben die anderen Wissensfelder dieser unserer Welt und siehst zu was er dann noch zu sagen hat.
Das Gleiche passiert wenn du bezüglich der Auffassung von Sexualität im offiziellen deutschen Buddhismus sagst: Das was hier überbewertet wird ist nicht der Sex, sondern der Buddhismus.
Wieder ist es der allgewaltige, angeblich alles erklärende Dharma der so vom Kopf auf die Füße gestellt wird.
Das ist das was man diesen verschrumpelten lebens-, lust- und liebesfeindlichen x-buddhistischen Windeiern sagen muss: Ihr kennt den Geschmack nicht! Ihr kennt nur
Mechanische Praxis & Hörigkeit,
Abstumpfende und betäubende Meditation.
Eine Weltabgewandtheit der besonderen Art:
Die Abwendung vom Nächsten.
Und das verbissene festhalten am Gesetzestext:
Dem eigenen Vorurteil!
——-
Ein paar Minuten dem Gesang der Grillen zuhören.
Du hast Recht!
Das Problem das ich habe, ist ziemlich leicht zu erfassen, ich muss mich als Buddhist für meine buddhistische Einstellung rechtfertigen. Die Sanghas schließen, wenn sie mich in der Mitte haben und Leute die wissen das ich eine Buddhistin bin, hinterfragen mein Sein, indem sie auf Fragen von mir mit dem Kopf schütteln und kommentieren: „Das ist aber kein buddhistisches Gedankengut!“
Was ist ein Buddhist, was macht ihn wirklich aus. Meine Antwort darauf war bislang für mich die einzige klare und logische Schlussfolgerung: Der Alltag!
Wenn ich heute sage ich lebe einen buddhistischen Alltag, ist das für mich Wahrheit pur. Ich brauche dazu keine Sangha, keine Schule (Wagen oder Gefährt), keine Meditationspraktiken, oder Ausbildungen. Ich lebe bewusst mit den ethischen Gründsätzen eines Buddhisten und doch bin ich für viele Buddhisten eben kein Buddhist, weil ich keine Geschichten des Palikanon von mir geben kann. Mich interessiert nicht die Vergangenheit, das was im Palikanon steht ist mind. 2500 Jahre vorbei, damals hat man anders gelebt, man hat andere Gedanken verfolgt.
Das Heute, das Jetzt ist Bestandteil unseres Lebens.
Genauso wenig interessieren mich diese Trennungen innerhalb des Buddhismus, die Schulen die sich alle mit „wahren“ Federn schmücken, um zu zeigen, was in anderen Schulen alles falsch läuft. Hätte ich das gewollt, wäre ich Christ geblieben, denn dort läuft es ganauso ab, Nur das es dort um Schuld geht.
Doch ist das wirklich so? Ist es nicht auch im Buddhismus ein großes Thema die Schuld im Karma?
Macht die Vorstellung das Karma immer wirkt den Kranken nicht schuldig?
Es ist mir ehrlich gesagt egal, ich selbst bin Krank und fühle mich daran nicht schuldig. Es ist wie es ist!
Das Leben vergeht auch dann, wenn es uns nicht mehr gibt. Es zieht dahin. Die Kausalität wirkt immer, egal ob wir Buddhisten sind, oder Christen.
Ich glaube das Buddhismus überall auf dieser Welt wirkt, egal welchen Glauben ein Mensch vertritt, ich glaube auch, das wir es dieser Art von Universalglauben zu verdanken haben, das ein Mensch sich entscheidet, gegen Gewalt und gegen Missbrauch.
Das Gewissen kann sich Buddhismus nennen, wäre es nicht zu eingeschränkt in dem Satz: ICH will aber.
Das ICH ist hierbei kein Problem, eher das Wollen. Aber erklär das mal einen Buddhisten, das er sein Ich leben darf, jedoch weniger „wollen“ sollte.
Er wird mir dann einen großen Vortrag über die Anhaftung halten, ich halte am ICH fest und ich fühl mich wohl dabei.
Das ich vielleicht weniger will, als andere Buddhisten, das wird dabei übersehen/überlesen/überhört. Denn es passt nicht ins allgemeine Programm, der Zielorientiertheit.
Ich habe das große Problem, nicht zu wissen, wie man Gefühle benennt – wenn ich kein Buddhist sein kann, was kann ich dann sein, das mit meiner Ethik und Moral übereinstimmt. Mich autark leben lässt, zwischen anderen Lebewesen.
Das was ich fühle ist das was Buddha sagt, Hinterfrage, erforsche, mache deine Erfahrungen. Er behauptet nicht kein Buddhist zu sein, wenn man dem großen Reden nicht folgt. Er macht eher bewusst, das der eigene Geist die Richtung weißt und das diese im Moment immer richtig ist. Alles was die großen Glaubensbücher beinhalten, ist jetzt in diesem Moment schon wieder veraltet, keiner macht sich die Mühe diese Bücher zu aktualisieren. Sie sind Menschgemacht und das vergessen die Leute die dem huldigen was vor mehr als 2500 Jahren als „Normalität“ gegolten hat. Das was damals war, ist schon längst passé, wir laufen auf klitschigen Pfaden und bröckelnden Brücken und bei all dem Wissen komme ich mir so verdammt Einsam vor.
Damit ist es so Einfach. Erleuchtet ist nicht der der die großte, teuerste und hellste Lampe mit sich herum trägt, sondern der mit gutem Gewissen die Dinge hinterfragt und eine eigene Antwort dadurch gewinnt…
Es sind nie die folgsamsten die etwas neues auf dieser Welt entdecken, es sind die Jenigen die durchs Gestrüp kraxeln und sich die Füße an Felskanten aufschlagen.
Anfangs werden sie belächelt, doch irgenwann ziehen die anderen hinterher. Der der der Anfangs belächelt wurde, lebt dann schon lange nicht mehr unter uns…
Das ist Leben ist hart und Leidvoll, und glücklich ist der, der trotzallem sein Lachen nicht verliert (und dazu brauch ICH noch nicht mal ein Lachyoga!)
Na, so ganz undifferenziert geht es ja in der buddhistischen Szene nicht zu. Die Wiedergeburt wird an allen Ecken und Enden hinterfragt, selbst hochrangige tibetische Tulkus und Rinpoches sind daran konstruktiv beteiligt (manche von ihnen lehnen die Wiedergeburt sogar ab!)
Zudem gibt es sehr, sehr viele Buddhisten die sich auf eine intelligente und aufgeklärte Weise an dem Prozess eines westlichen Buddhismus beteiligen.
Es ist eher so, dass es nur eine Randgruppe ist, die du als „Normalbuddhisten“ beschreibst. Eine Präzesierung des Themas wäre hilfreich und notwendig.
Hi Jo
Sie sind menschengemacht, die Bücher, du hast Recht. Was auch sonst? Ich finde deine Haltung sehr erfrischend.
Es sind nie die folgsamsten die etwas neues auf dieser Welt entdecken.
Eben, ohne die unfolgsamen käme kein Fortschritt zustande.
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Wenn ‚die‘ sagen “Das ist aber kein buddhistisches Gedankengut!”, dann ist das kein buddhistisches Gedankengut. Michael von Brueck, Professor für (hab ich vergessen) und Zen-Mensch, sagt Sinngemäß, die buddhistsiche Literatur seit 2500 Jahren ist ein einziger Kommentar zum Paradox von Nicht-Selbst und Wiedergeburt. Buddhistisches Gedankengut ist also der permanente Versuch ein Paradox auf die Reihe zu kriegen. Wenn da eine(r) heute behauptet, er/sie habe verstanden um was es geht, muss es sich dann zweifellos um einen neuen Buddha handeln.
Hallo ti
Tatsächlich gibt es hochrangige Tulkus und Rinpoches die den Tulkukult und die Wiedergeburt skeptisch sehen. Samdhong Rinpoche z.B., ehemaliges Oberhaupt des Tibetischen Exilparlaments hat mal, sinngemäß, gesagt, der Wiedergeburtsglaube gehört ins Museum. (Quelle kann ich raussuchen). Dzongsar Jamyang Khyentse, Autor von Warum sie kein Buddhist sind wird in einem Film des Sohns von Chögyam Trungpa ausführlich interviewt und ist dem Tulkukult auch skeptisch gegenüber, beschreibt ihn als korrput etc. Du hast also Recht. Fragt sich nur was wir in der Angelegenheit mit dem Chef von denen machen, dem Dalai Lama? Er erklärt die Wiedergeburt zum Muss für alle (!) Buddhisten. Gerade letztes Jahr erst: „So lange du Buddhist bist, ist es notwendig vergangene und zukünftige Wiedergeburt zu akzeptieren.“ (vgl. => hier; leider keine deutsche Übersetzung). Diesen Wiederspruch muß mir mal jemand erklären.
Wenn die Wiedergeburt an allen Ecken und Enden hinterfragt wird, fände ich das eine tolle Neuigkeit. Kennst du da ein paar Quellen – jenseits von Stephen Batchelor?
Was eine Präzisierung des Themas angeht, findest du hier etwas. Auch Batchelor glaubt an ein „Wort des Buddha“. An etwas was einer vor 2500 Jahren einmal auf für uns verständliche Weise gesagt haben soll. Das Wort des Buddha ist aber nicht hörbar. Der Buddha ist eine Fiktion, ein Gespenst. Daß er das nicht ist, ist einer der Glaubenssätze die einen X-Buddhisten ausmachen.
Weitere Präzisierungen findest du => hier. Das ist ein sehr technischer Text, der dioe Grundstruktur des gläubigen Buddhisten zeigt.
Ich gehe hier davon aus, daß so ziemlich alle Buddhismen vor dem letzten entscheidenden Schritt zurückschrecken. Selbst die ganz ‚modernen‘ wie Brad Warner oder Stephan Batchelor, Noah Levine. Dieser Schritt besteht darin z.b. einfach nicht mehr von Buddhismus zu reden. Buddhismus ist nichts. Der Buddhismus den es gibt zeichnet sich wesentlich dadurch aus, daß er an ein Höchstes glaubt – jenseits des Menschen. An den Dharma z.B. als letztes endgültiges, alles erklärendes Gesetzt.
ti
P.S. Falls du das erste Mal in diesem Blog liest. Ich kann verstehen wenn es zunächst ziemlich unverständlich wirken muß um was es geht. Ich versuche demnächst mal eine ziemlich kurze Zusammenfassung darüber zu machen. Bis dahin kann ich nur empfehlen vielleicht einfach ein wenig ein paar Texte zu überfliegen. Der Zauberer zum Beispiel. Keine Meditation! Meditation und Kontrolle. Was Nun?
Viele Grüße
Was mich irritiert: Du versuchst zu zeigen, dass andere Menschen falsch liegen (und du anscheinend richtig). Damit bewegst du dich auf demselben Level der X-Buddhisten.
Warum bietest du nicht stattdessen das an, was dir wirklich wichtig ist – ohne jedoch dabei andere Gruppierungen oder Ansichten kritisieren zu müssen?
Was kümmert dich, was der Dalai Lama sagt?
Was kümmert dich, was Stephen Batchelor sagt?
Was kümmert dich, was X-Buddhisten sagen?
Du gehst davon aus, „daß so ziemlich alle Buddhismen vor dem letzten entscheidenden Schritt zurückschrecken.“ Na und? Was kümmert dich das?
Warum machst DU nicht einfach diesen Schritt?
Hallo ti,
ich antworte mal aus meiner Sicht auch wenn die nicht gefragt wurde.
Nun, was ist wenn gerade die Kritik das ist was einem Wichtig ist? Wenn das Angebot dass man machen moechte gerade ein kritischer Umgang mit Angeboten ist?
Manche Menschen teilen in ihren Blogs Antworten, die sie fuer hilfreich in ihrem Leben befunden haben, andere Menschen teilen eben Fragen. Ich finde, das ergänzt sich gut.
Was mich meine Mitmenschen kümmert? Sehr viel! Man lernt selten so viel wie wenn man sich (z.B. in einem Gespräch) mit der Meinung anderer Leute auseinandersetzt. Und da der andere vielleicht auch noch etwas lernt, koennte man das ganze auch ein Stückweit unter „Mitgefühl“ verbuchen.
Woher schliesst du, dass er das nicht schon getan hat und es ihm dort gefaellt?
Grüße und schön dass du geantwortet hast (machen die wenigsten…)
Saibhu
Hallo ti, Danke für deinen Kommentar.
Ich weiss nicht was richtig ist. Jedenfalls nicht für dich. Für mich schon eher. Ein X-Buddhist ist einer der an den Buddhismus als an die letzte und höchste aller Wahrheiten glaubt. In dem Sinne sehe ich mich nicht als X-Buddhisten. Ich bin eher schon völlig Ahnungslos und versuche mir einen Reim zu machen. Als X-Buddhist wäre ich jenseits der Unsicherheit, ich wüsste mit absoluter Sicherheit was richtig und as falsch ist. Als X-Buddhist hat man jegliches Risiko falsch zu liegen hinter sich gelassen. Ich mache dauernd was falsch.
„Was kümmert dich, was der Dalai Lama sagt?“
Du hattest eine Frage bezüglich Wiedergeburt gestellt. Du hattest geschrieben, daß man sich auch in Tulkukreisen inzwischen Gedanken darüber macht, ob dieses Wiedergeburtsding noch so richtig rund läuft? Ich habe als Antwort einen Widerspruch aufgezeigt: Der Dalai Lama sagt, im Gegensatz zu manchen kritischen Tulkus „Wiedergeburt muß sein.“ Der Dalai Lama kümmert mich, weil hier an einem Wiederspruch kreatives Potential deutlich wird.
„Was kümmert dich, was Stephen Batchelor sagt?“
Hier gilt das Gleiche. Batchelor glaubt immer noch an den Dharma und das Wort des Buddha. Das Wort des Buddha kann jedoch keiner hören. Was wir hören ist unser eigenes Gemurmel. Es ist wie wenn wir als Kind eine Muschel an unser Ohr gehalten haben. Man hat uns erzählt, wir hörten das Meer – irgendwann fanden wir heraus, daß es unser eigenes Blut ist. Ist eine Enttäuschung? Das ist doch eine spannende Erkenntnis. Was für eine spannende Welt in der es so wundervolle Geschichten gibt. Ernüchterung tritt nur ein, wenn man nicht bereit ist eine Schritt weiter zu gehen. Einen Schritt weiter zu gehen heisst verstehen wie kraftvoll die eigene Imagination sein kann. Was kann man damit alles machen. Das Meer in einer Muschel. Das ist doch Kreativität pur. Warum nicht auch solch eine Kreativität im Buddhismus?