Und täglich grüßt das Murmeltier

M. Steingass —  19.6.17

Der Fall Genpo D.

Nun hat also auch der deutsche Buddhismus endlich einen grossen Sexskandal. Es geht um Genpo D., Zenpriester und ehemaliger Leiter des Bodaisan Shoboji. Im Auftrag von Hozumi Gensho Roshi ehemaliger Betreuer der Hakuin-Zen-Gemeinschaft Deutschland e.V. Genpo D. sitzt seit fast einem Jahr in U-Haft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen dringenden Tatverdachts auf sexuellen Missbrauch in den Jahren 2001 bis 2014. Gerade wurde der Prozess gegen ihn eröffnet.

Natürlich muss man abwarten, wie das Gericht entscheidet. Aber unabhängig davon ist schon jetzt klar, dass Beteiligte – z.B. die betroffene Sangha oder der Sprecher der Deutschen Buddhistischen Union (DBU) Gunnar Ganzhorn – hilflos mit der Sache umgehen und dadurch zeigen, dass sie, abgesehen von der Frage nach der Stichhaltigkeit der Vorwürfe, nicht in der Lage sind, adäquat zu reagieren. Ganzhorn beispielsweise meint in einem Interview mit dem Deutschlandradio, man stünde im Buddhismus „ganz am Anfang“ wenn es um Machtmissbrauch im Hinblick auf sexuelle Beziehungen zwischen so genannten Meistern und deren Schülern geht. Das sagt einer, der in einem Land lebt, das auf mehr als ein halbes Jahrhundert Emanzipation von patriarchalen Strukturen und misogynen Brutalitäten zurückblicken kann. Für die Rückständigkeit dieser Institution kann man wohl kaum ein besseres Beispiel finden.

Was an diesem Fall auffällt, sind die Parallelitäten zu vielen anderen derartigen Skandalen. Die Beteiligten verhalten sich immer wieder gleich. Beispielhaft kann man das am Fall Shimano klar machen, der besonders gut dokumentiert ist. Eido Shimano ist der Mann, der Aufstieg und Fall des amerikanischen Zen verkörpert. Vom anerkannten, berühmten Zen-Priester zum Sexisten, Rassisten und Homophoben. Es gibt beim Umgang der Beteiligten mit dem Fall Genpo D. verblüffende Parallelen zum Fall Shimano.

Jedem der sich eingehend mit dem Shimanoarchiv befasst hat, in dem der Fall Eido Shimano dokumentiert ist, fallen die Gemeinsamkeiten auf, wie mit den Vorwürfen umgegangen wir. Diese Gemeinsamkeiten laufen auf Verschleierung, Verzögerung der Aufklärung und Verdrehung der Tatsachen hinaus. Man darf wohl zu Recht fragen, warum, ob nun an den Vorwürfen gegen Genpo D. was dran ist oder nicht, die Beteiligten nicht mit aller nötigen Klarheit Aufklärung betreiben – zumal der Zen angeblich immer für Direktheit steht und nicht für verlegenes und verlogenes Herumdrucksen.

Was fällt an Parallelen im Fall Genpo D. zum Fall Shimano auf?

1. Was hat Genpo D. zu sagen? Sieht man sich einige der Videos an, in denen er interviewt wird, begegnet einem der typische eher schlichte buddhistische Denker, der vor allem viel redet aber nichts zu sagen hat. Allgemeine Lebensweisheiten, Anekdoten, aneinander Gereihtes, assoziativ Gemischtes. Der Nimbus ergibt sich wohl lediglich daraus, dass der Meister bekanntlich da und da bei anderen Erleuchteten seinen Titel verliehen bekommen hat und sich damit in eine Reihe mit dem Buddha persönlich stellen kann. Man glaubt durch ihn mit dem heiligen Gral direkt in Berührung zu kommen.

Mit Eido Shimano verhält es sich nicht anders. Auch seine aufgezeichneten Belehrungen sind Plattheiten, die davon leben, dass man glaubt, dem Meister wohne eine besondere Kraft inne. Ebenso seine Bücher. Vergeblich sucht man etwas was auch nur in Ansätzen an grosse Vorgänger einer inzwischen vielfach delegitimierten Tradition erinnern würde. Man fragt sich, was wohl eine Kaliber wie Dogen zu solchen Gestalten gesagt hätte?

2. Laut Prozessberichterstattung geht es um Vergehen in den Jahren 2001 bis 2014. Und da hat keiner was gemerkt davon, dass es Genpo D. um noch ganz andere Dinge ging als um Erleuchtung? Wirklich? Es gibt einen engen Vertrauten von Genpo D., der erst nach einem ersten Zeitungsbericht zur Polizei ging und diese auf weitere mögliche Fälle aufmerksam machte. Was hat der Betreffende vorher gemacht? Wann ist ihm was aufgefallen? Warum würde nichts unternommen? Warum hat er sich nicht darum bemüht Klarheit zu schaffen, wenn er einen Verdacht hatte? Hat er mit anderen aus der Zen-Gemeinde darüber gesprochen? Hat keiner was gewusst außer ihm? Was denken solche Leute, die mögliche sexuelle Nötigung oder Vergewaltigungen totschweigen, wie es den Opfern geht? Sind die nicht Mittäter?!

Leute um Eido Shimano haben immer mitbekommen, was Dokusan mit Eido alles beinhalten konnte. Auf Grund verschiedener gruppendynamischer Mechanismen jedoch wurde immer lange geschwiegen und nach außen hin der Nimbus des Meisters aufrecht erhalten.

3. Die Leute im Bodaisan-Shoboji von Genpoi D. in Dinkelscherben wollen keine Stellungnahme herausgeben und verlangen, dass man sie in Ruhe lässt, damit sie die schwierige Situation alleine bewältigen können.

Das kennen wir auch aus dem Fall Shimano. Nur ist es leider so, dass diese Form der Auseinandersetzung, zu nichts geführt hat, als einem „Schwamm drüber“ und „weiter wie bisher“. Den Leuten stehen keinerlei Werkzeuge zur Verfügung, das Geschehene oder auch nur die Vorwürfe zu bewältigen. Hier zeigt sich die typische Hybris des X-Buddhismus, der immer glaubt, auf alle Erkenntnisse und Werkzeuge beispielsweise der Psychotherapie und des Coaching in solchen Fällen verzichten zu können, weil man es ja schließlich irgendwie mit Erleuchtung zu tun hat.   

4. Institutionen, die sich eigentlich einmischen müssten, sind dazu nicht willens oder in der Lage. Siehe dazu DBU-Sprecher Gunnar Ganzhorns peinliche Offenbarung seiner Unfähigkeit zum Thema Macht- und sexueller Missbrauch mehr als ein paar Lappalien abzusondern.

In den USA waren entsprechende Institutionen und Personen über Jahrzehnte nicht in der Lage, beim Thema Shimano und Sex einzugreifen oder wenigsten eine Diskussion in Gang zu setzen.

5. Es treten Apologeten auf, die nicht nur – berechtigen Weise – vor vorschneller Verurteilung warnen, sondern gleich auch dazu übergehen, den Meister vorschnell freizusprechen bzw. mögliche Taten zu relativieren.

Auch dies sehen wir im Shimanoarchiv. Die treuen Jünger sind stets ohne Wenn und Aber bereit, für den Meister in die Bresche zu springen. Rhetorische Technik dabei meistens, möglichst alles zerreden, ablenken etc.

6. Der Täter stilisiert sich selbst zum Opfer. Sollte es stimmen, was gemeldet wird, dass Genpo D. aussagt, sein Fehler sei gewesen, nicht „Stop“ gesagt zu haben und sollte es stimmen, dass er damit meint, er sei der Verführte, dann ist das der typische Fall eines Täters, der sich zum Opfer macht.

Auch das finden wir bei Shimano. Und es ist, wie der vorherige Punkt, das typische Vorgehen derjenigen, die sich bzw. den Täter vom Vorwurf der sexuellen Nötigung oder der Vergewaltigung entlasten wollen.

7. Es wird angedeutet Meister Genpo D. wollte seinen Opfern etwas Gutes tun.

Shimanos Apologeten versteigen sich zu der Behauptung, Kritiker könnten die Motive des erleuchteten Meisters nicht nachvollziehen, da sie selbst nicht über einen entsprechenden Grad an „Verwirklichung“ verfügten. Eigentlich ginge es darum, den Schülern zu helfen. Wollen wir uns ernsthaft über solche Formen der Verwirklichung unterhalten? Ich denke hier schlägt die Pervertierung des Buddhismus dem Fass den Boden aus.

8. Man liest, die DBU habe 2011 beschlossen, sich an die Aufarbeitung dieser Missständen zu machen und Anlaufstellen zur Beratung Betroffener aufzubauen. Auf Grund der Fluktuation im Rat sei jedoch der Wille eine solche Aufbauarbeit zu leisteten und das entsprechende notwendige Wissen über vorausgegangene Vorfälle verloren gegangen. Personelle Veränderungen verhindern also eine Besserung.

Auch hier wieder die Parallelen. Im Vorstand von Eido Shimanos Zen Studies Society begann man regelmässig, wenn der Druck mal wieder zu gross wurde, sich für eine Aufklärung auszusprechen. Auch dort jedoch machte die personelle Fluktation eine derartige kontinuierliche Arbeit unmöglich.

9. Genpo D. war anscheinenden in vielfacher Hinsicht ein sehr angagierter Mensch. Man liest von allen möglichen nationalen und internationalen Projekten in denen er hilfreich tätig war. Er hat sich für den Zen im Westen engagiert. Wenn wir von den Problemen einer häufig in buddhistischen Kreisen auftretende naiven esoterischen Weltsicht absehen, muss man zugestehen, das bestimmte Formen des Rituales und der Meditation vielen Menschen helfen, Sinn und Antriebskraft in einer Welt zu finden die uns ansonsten immer ratloser macht. In diesem Sinne hat Genpo D. evtl. verdienstvoll gehandelt. Nun aber sitzt Genpo D. seit fast einem Jahr in U-Haft. Die Vorwürfe lassen seine Leute in sehr verdächtigem Licht erscheinen und allgemein wird auch jeder Buddhisten zunehmend sich fragen lassen müssen, wie denn sowas bei soviel Heiligkeit möglich ist? Zusätzlich führt die Unfähigkeit von Institutionen wie der DBU mit solchen Dingen umzugehen dazu, dass man Buddhismus allgemein zunehmend mit Misstrauen betrachtet.

Auch hier wieder die Paralelle. Eido Shimano hat es von Mitte der 1960er Jahre in zwei Jahrzehnten buchstäblich vom Tellerwäscher zum Millionär gebracht. In New York hat er, an bester Location, ein florierendes Zen-Zentrum aufgebaut. In den landschaftlich wunderschön gelegenen Catskill Mountains drei Stunden entfernt, hat er es mit Hilfe vermögender Spender zu einem grossen, luxuriösen Retreatzentrum gebracht. Er wurde in grossen amerikanischen Zeitugen umfangreich portraitiert. Er hat damit enorm zur Verbreitung des Zen in den USA und anderswo beigetragen. Was aber bleibt? Wir wissen heute, dass Shimano über Jahrzehnte seine Stellung nutzte, um von seinen weiblichen Anhängern Sex zu erpressen. Im Zusammenhang mit diesen Enthüllungen hat er sich auch noch als Rassist und Homophob geoutet. Wer etwas auf sich hält, will mit diesem Menschen und seiner Umgebung nichts mehr zu tun haben. Die von ihm geschaffenen Institutionen sind korrumpiert. Der Zen wie auch der gesamte Buddhismus in Amerika geriet unter anderem auf Grund dieser Dinge in die Krise.

Allerdings liegt hier auch das Positive. In den USA kann man es schon viel deutlicher sehen als bei uns: Buddhisten die ihre Denkfähigkeit nicht gänzlich eingebüßt haben beginnen zu begreifen, dass mit der „Inkulturation“ des Buddhismus von Asien in den Westen etwas gehörig schief gelaufen ist. Es ist zu hoffen, dass die Geschichte des esoterischen Buddhismus im Westen mit derartigen Skandalen ihren Niedergang einleitet. Buddhismus ist weitaus mehr als ein naiver Glaube an Erleuchtete. Letztlich ist dieser Glaube, der auch von der DBU propagiert wird, mit Ursache für diese Missstände.

Fazit

Der gut dokumentierte Fall Shimano zeigt beispielhaft die immer gleichen Verfahrensweisen, wie Sanghas mit derartigen Angelegenheiten umgehen: Verschleiern und Verschweigen. Der Fall Genpo D. zeigt verblüffende Parallelen zu diesen Fällen. Zufall? Ich denke nicht. Sexueller Missbrauch, sexuelle Nötigung und Vergewaltigung, oder auch nur entsprechen Vorwürfe, sind für die dem Täter Nahestehenden äusserst heikle Angelegenheiten. Sich dazu zu äussern ist sehr schwierig. Hinzu kommt, dass das Opfer sexuellen Missbrauchs und seine Umgebung es häufig mit tiefer Scham zu tun haben und deshalb weder etwas zur Anzeige gebracht wird, noch sonst über die Vorgänge gesprochen wird. Auf beiden Seiten haben wir es mit der Tendenz zum Schweigen zu tun. Für die Opfer kommt hinzu, dass sie, wie oben angedeutet, häufig noch von den Tätern selbst zu Tätern gemacht werden (und in manchen buddhistischen Kreisen gilt leider immer noch die perverse Ansicht, das Opfer habe auf Grund seines Karmas ebenfalls Ursachen gesetzt, die zu seinem Unglück führten, womit das Opfer endgültig verurteilt wird).

Was für Personen gilt, gilt auch für Institutionen. Die Weltgemeinschaft der Buddhisten (WFB) beispielsweise, deren Vizepräsident Genpo D. war, was macht die mit dem Fall? Totschweigen? Was macht die DBU? Der Titel des aktuellen Heftes von Buddhismus aktuell wirkt da wie ein sarkastischer Kommentar: „Stille“

Die Erfahrung lehrt, dass man von dieser Seite keinen Hilfe erwarten darf. Man sollte nicht auf die Institution vertrauen, die aus dem gleichen Umfeld kommen wie die Täter – einem Umfeld, in dem einem neo-romantischen, naiv-esoterischen und im Grunde reaktionären Glauben an Erleuchtete gefrönt wird.

Man sollte auch nicht auf die Selbstheilungskraft der Sanghas vertrauen. Diese haben schliesslich zu allererste lange angeblich nichts gemerkt und beweisen immer wieder, dass sie Teil des Problems sind.

Der Druck muss von aussen kommen

1.Man muss an die Öffentlichkeit gehen. Rundfunks, Presse, Fernsehen, Internet. Druck ausüben durch eingehende, sorgfältige Berichterstattung. Der Druck muss von außen kommen

2. Man sollte auf die Wiedersprüche hinwiesen, die in den Institutionen existieren, und die diese nicht diskutieren wollen. Beispiel Sogyal Rinpoche und sein Erleuchtungs-Verein Rigpa. Er ist mächtiger Werbekunde bei der Zeitschrift Buddhismus aktuell. Wer will Aufklärung in Sachen Macht-Missbrauch von einer Zeitschrift erwarten, die von einem Kunden viel Geld bekommt, dem selbst dieser immer wieder vorgeworfen wurde? Beispiel DBU-Rat. Im Rat sitzen Vertreter von Leuten die offen Rassismus vertreten und/oder selbst Sexismusprobleme haben. Der Druck muss von außen kommen.

3. Man sollte sich damit befassen, welche Form von Buddhismus im Westen in den letzten ca. 50 Jahren entstanden ist. Die Hörigkeit gegenüber so genanten Meistern im Zen, im tibetischen Buddhismus und anderswo ist Teil des Problems. Christoph Hamacher spricht es aus: „Vor allem müssen wir langsam zugeben, dass ein Großteil dessen, was man Zen-Meistern an Tugenden und Einsicht gemeinhin zuschreibt, angesichts der Tatsachen einfach nicht stimmt.“ Das betrifft den ganzen Buddhismus im Westen.

4. Auf keinen Fall sollte man die betroffenen Sanghas und die entsprechenden Institution, wie die DBU, zu denjenigen machen, die die Sachen wieder richten sollen. Es hat sich vielfach gezeigt, dass die es nicht können und sie es am Ende nur zu mehr Verschleierung und Verharmlosung bringen. Der Druck muss von aussen kommen.

5. Man sollte Namen nennen und Druck ausüben auf diejenigen, die in Positionen sind, aus denen heraus sie etwas tun könnten, es aber nicht tun, weil sie mit den Tätern wirtschaftliche, institutionelle oder spirituelle Beziehungen haben. Einige Beispiele: Ursula Richard, Herausgeberin von Buddhismus aktuell, der Zeitschrift der DBU und Gründerin des Verlages Edition Steinrich. Als Journalistin ist sie eigentlich dazu prädestiniert für einen anderen Buddhismus zu arbeiten. Allerdings ist sie dazu unfähig, da vielfach verbandelt mit obskuren Buddhisten. Gunnar Ganzhorn, Sprecher des Rats der DBU und als solcher unfähig zum Machtmissbrauch sogenannter Erleuchteter etwas zu sagen. Claus Herboth, Schatzmeister der DBU, Lehrbeauftragter des Dharmablenders und selbst seit langem unter Missbrauchsverdacht stehenden Sogyal Rinpoche. Sören Hechler, Mitglied des Rates der DBU, Anhänger des buddhistischen Rassisten Ole Nydahl. Und fragen wir doch auch einmal Prof. Dr. Karl-Heinz Brodbeck – vielfach Autor bei Buddhismus aktuell – wie er es hält mit einem, der in seiner biografischen Skizze in „Das Buch vom Leben und Sterben“ für jedermann ersichtlich lügt? Seine Frau Elisabeth Müller-Brodbeck ist „langjährige Schülerin“ von Sogyal Rinpoche. Gerade Brodbeck zu hören wäre interessant, denn er ist gewiss kein geistiges Leichtgewicht als Wissenschaftler und anerkannter Ökonom. Eigentlich müsste er das Zeug dazu haben, Eso-Blender wie den Lügner von Lakar zu durchschauen…

Zuletzt

Es ist für die allermeisten Menschen heute selbstverständlich, Dinge um die es hier geht, nicht zu tun. Für die offiziellen Dharmaschaffenden ist das anders. Die reden viel darüber, was sie für den Dharma halten, „zeitgemäß“ zu machen – wie es in ihren Sonntagspredigten so schön heisst – praktisch aber zeigen die Zustände, dass man gegenüber anderen gesellschaftlichen Gruppen höchst rückständig ist. Die Erwachten und Erleuchteten stehen regelmässig auf dem Schlauch, wenn sowas wie jetzt wieder passiert. Dass das was man schlicht anständiges Verhalten nennt, für die allermeisten Menschen in unserer Welt selbstverständlich ist (und dass damit sozusagen wichtige Elemente des edlen achtfachen Pfades in unserer Gesellschaft verwirklicht sind) entgeht diesen Leuten. Kinder überhaupt nicht und andere Menschen nicht gegen ihren Willen sexuell anzugehen ist für die allermeisten selbstverständlich. Andere Menschen nicht pauschal wegen ihres Glaubens zu verurteilen ist für die meisten – zum Glück immer noch – selbstverständlich. Alberne Plattheiten nicht als heilige Lehre auszugeben, für die meisten Menschen ist das selbstverständlich. Nicht so für Buddhisten.

Kürzlich wurde in der New York Times berichtet, der Bikram-Erfinder Bikram Choudhury sei verhaftet worden, da er eine Millionenstrafe wegen Mobbings und sexueller Belästigung nicht bezahlt habe – ja eben: Täglich grüsst das Murmeltier. Eine Kommentatorin wies als Antwort auf Rufe nach einer Yoga-Ethikkommission darauf hin, dass Yoga, nach Patanjali, eine korrekte ethische Ausrichtung sowieso fordere: Yama und Niyama. Nur dass halt Yoga heute sich in rein körperlichen Verrenkungen erschöpfe. Das Gleiche gilt für unsere Buddhisten. Die erschöpfen sich zumeist darin, den Glauben an höhere Wesenheiten einzuüben, egal ob die Buddha, Eido Shimano oder Genpo D. heissen. Paramita? Davon haben die noch nie gehört.