Der Zauberer

M. Steingass —  9.5.12 — 41 Kommentare

Der Thaumaturg ist der Mensch mit dem gewissen Etwas. Man spürt förmlich, wenn man ihm nahe kommt, wie seine Weisheit und Güte strahlt. Man kann seine Realisation fühlen. Seine in vielen Jahren meditativer Praxis erworbene tiefe Einsicht in die tatsächliche Wirklichkeit – das reine zeitlose Sein so wie es eben ist. Wenn er spricht, der Thaumaturg, spricht er einen direkt an. Selbst wenn man unter hunderten von Menschen sitzt, richten sich die Worte des Weisen wunderbarer Weise direkt an Dich. Er kann dich sehen, deine geheimsten Gedanken, dein Herz, das was du wirklich bist und er kann sehen, was du wirklich brauchst. Er stößt einem die Last von den Schultern, diese Verwirrung, dieses Umherirren in tausenderlei Möglichkeiten. Er zeigt, daß es tatsächlich so einfach ist. Er verfügt über dieses magische Etwas, dieses besondere, geheime aber so deutlich spürbare gewisse Etwas.

Er hat hart dafür arbeiten müssen. Er hat eine lange Suche hinter sich. Oft zeichnet sich eine solche Person, die natürlich auch weiblich sein kann, in ihrer Biografie dadurch aus, daß sie schon in ihrer Kindheit dieses Etwas hatte, es aber noch nicht einordnen konnte. Solche Menschen erinnern sich an besondere Geschehnisse oder besondere eigenartige Fragen, die so gar nicht zu einem Kind passen. Sie haben den seltsamen Zug nach den wirklich wichtigen Dingen zu fragen oder sogar, was bei besonders hoch entwickelten Wesen vorkommt, sie geben gar Antworten die die Erwachsenen verblüffen, erschrecken oder erschüttern.

Später dann machen sie sich auf, das Geheimnis das sie so sehr bedrängt, das ihnen aber keiner offenbaren kann, zu erkunden. Es gibt ein geheimes, altes, fast vergessenes Wissen das, nur von wenigen Menschen noch, weiter gegeben wird. Es gibt eine ewige Philosophie, die das tiefe Geheimnis des ewigen Weltwissens bewahrt – das große Wissen um das tatsächliche wahre Sein das von unserer konsumversessenen, materialistischen Kultur so schmählich missachtet wird. Und es gibt Menschen, die dieses Wissen bewahren und an Auserwählte weiter geben. Diese Menschen gilt es zu finden, wenn man dieses geheime besondere Etwas auch in sich verspürt zu haben meint und wenn man es zur Entfaltung bringen will.

Tatsächlich wird es einem wahrhaft suchenden Menschen schließlich gelingen diese ahnungsvolle verborgene Kraft, die er da von klein auf in sich spürt, eines Tages aufblühen zu sehen. Nach vielen Jahren der Suche, der geheimen Übung, des Studiums besonderer Texte und des Gesprächs mit den wirklichen Weisen kommt die Suche zum Abschluss. Man hat den Lehrer gefunden, man hat die besondere Verbindung endlich wieder aufgenommen und man wird durch die Berührung dieses Lehrers in seinem Innersten so aufgerüttelt, das dort das geheime, besondere Etwas nun auch zu leuchten beginnt. Endlich.

An diesem Punkt ist die Verzauberung perfekt. Die ganze Welt leuchtet plötzlich in ihrem wirklichen Glanz auf. Der Suchende spürt das Göttliche, man kann es sehen und riechen und schmecken – man hat endlich wieder erkannt, daß es so einfach ist wenn man die Dinge sieht so wie sie eben sind. An diesem Punkt der Erkenntnis ist man bereit wieder unter die gewöhnlichen Menschen zu gehen und ihnen die Frohe Botschaft zu bringen. Man ist für das große Opfer bereit und man wird sich für immer dieses wunderbare Gefühl bewahren, da zu sein für die anderen, die es nicht nicht sehen können um ihnen die Hand zu reichen auf dem Weg zum Licht in die wahre Erkenntnis vom ewigen Wissen.

Die Heiligenbiografie ist nun perfekt. Die ahnungsvolle Kindheit, die lange Suche, das Erkennen der wirklichen, richtigen Lehre, das Erwachen.

Der Suchende beherrscht nun die Sprache, die Gesten und all die Kleinigkeiten die einen unmerklich in den Zauberer verwandeln. In den, der den Unwissenden mit einem Fingerzeig zum Mond die Richtung weisen kann – in die Gegend aus der man selber gebürtig ist.

Aus dieser Gegend stammen auch die Gebräuche die man nun völlig zu Recht wieder angenommen hat. Die besondere Sprache, in der die grundsätzlichen Lehrsätze übertragen werden. Die Sprache die die Welt erst zu dem macht was man nach langer, harter Übung endlich wirklich sieht. Und das was man wirklich sieht, scheint die Lehrsätze zu bestätigen. Es ist tatsächlich so wie es der Dharma lehrt – man muß das den Menschen sagen. Mit vollem Recht kann man deshalb auch das Ornat seiner wirklichen Heimat tragen. Diese spezielle Kleidung, diese besondere Haartracht, diesen geheimnisvollen, exotischen Schmuck. Man kann die Rituale ausführen, die Beschwörungsformeln sprechen und die Einweihungen geben.

Er weiss, daß er das Recht hat – und spürt es auch – daß man grundsätzliche Dinge sagen kann. Da man das Gesetzt nach dem die Welt funktioniert verstanden hat, kann man sich zu allem äussern und da man eins ist mit der Welt und ihrem Gesetz, ist man das Gesetz. Man kennt nicht nur den Kanon der Lehren, sondern man lebt ihn, nicht zuletzt auch Kraft des Segens der Linie die bis auf den Buddha persönlich reicht und man lebt aus diesem Gesetzt heraus vor, wie man zu leben hat. Man ist die Weltachse der Sangha – mit vollem Recht ist man selbst das Recht.

Aus der Spontanität heraus, die nur einem Erwachten zu eigen ist, kann man in jeder Situation aus dem riesigen Fundus der Tradition schöpfend, jederzeit das Gesetzt variieren und im Spiel der geschickten Mittel auf das Besondere anwenden. Vor allem wird man dabei denjenigen die nicht wirklich verstehen mit aller größter Nachsicht begegnen. Man wird immer mit einer von einem leichten Lächeln umspielten gütigen Miene den Unwissenden wissen lassen, das er immer willkommen ist – falls er doch einmal zur Einsicht kommen sollte. Man wird auch die eigene Sangha zur Nachsicht gegenüber den Unwissenden anhalten. Nicht jedoch ohne auf das wirkliche Gesetz zu weisen, das Ewige, dasjenige welches schon der Buddha predigte, das geheime Wissen, das Besondere. Dieses Etwas, das man, wie man sich genau erinnern kann, schon immer spürte. Schon bevor man los zog, damals in jungen Jahren. Diese leuchtende wunderbare Essenz. Der Grund von allem.

Aber was ist diese Etwas das den Meister so faszinierend macht? Jeder der dem Dalai Lama einmal nahe kam, weiss davon zu berichten welch Stimmung ihn umgibt. Die Menschen berichten, daß sie sich berührt fühlen, aufgehoben, beschützt, beglückt und sogar überwältigt. Bei anderen Meistern ist das nicht anders. Sogar hochgradig Süchtige können diesen Eindruck erwecken. Das Beispiel Chögyam Trungpas ist in dieser  Hinsicht nicht das einzige aber vielleicht das eindrucksvollste. Wie kommt es also, daß wir vor einem Heiligen sitzen und seine Präsenz spüren, daß wir hören wie er uns direkt anspricht, daß er unsere ganz besonderen Probleme berührt, daß wir uns überwältigen lassen von seiner Einsicht in die Natur der Dinge?

Die erste Möglichkeit ist natürlich, daß der Zauberer eine magische Kraft besitzt, die ihm diese Eindrücke ermöglicht. Vermutlich glauben viele Buddhisten an derartige Kräfte. Für den tibetischen Buddhismus gilt, daß noch heute hoch realisierte Yogis beim Sterben nichts als ein paar Zehennägel und ein paar Haare zurück lassen, daß diese Yogis alle möglichen Arten von Zauber beherrschen – Wetterzauber, Heilung, Divination, den mühelosen Sprung über große Distanzen, das bewusste verlassen des Körpers und vieles mehr was Neobuddhisten aus ihren eigenen Kindertagen kennen. Die Feen und Kobolde aus unseren Märchen beherrschen diese Fähigkeiten auch. Wollen wir aber Menschen, die uns mit ihrem inneren Leuchten so sehr beeindrucken auf eine Stufe mit Märchenfiguren stellen? Ganz sicher nicht. Zudem sind derartige magische Fähigkeiten, also etwa die Überwindung der Schwerkraft, hochgradig unplausibel. Es ist mit unserem physikalischen Wissen schlicht unvereinbar, daß ein Körper teleportierbar sein soll. Und wenn selbst die wirklich richtigen Gläubigen dennoch an einer solchen ‚These‘ festhalten sollten, so ist immer noch zu fragen, warum sich die entsprechenden Yogis nicht dem kontrollierten Experiment unterziehen? Da sie es nicht tun, scheint ein Wissen um solche Fähigkeiten nicht so wichtig zu sein und damit müssen wir von einem solchen auch nicht ausgehen. Wenn der Dalai Lama überzeugt davon wäre, es sei wichtig magische Fähigkeiten zu beherrschen, zumal das für einen Bodhisattva zur Rettung aller fühlender Wesen von großem Vorteil wäre, würde er es uns das sagen, bzw. sogar vormachen – wie er im Rampenlicht, ein, zwei Handbreit über seinem Sessel schwebend, mit seiner Schirmmütze gegen das grelle Licht auf dem Kopf, einem Fussballstadion voller Fans den Segen gibt. Da das alles nicht geschieht, können wir von der Theorie magischer Kräfte absehen.

Was aber ist es dann? Die Phänomenalität dieser Ergriffenheit ist vielen Menschen, nicht nur Gläubigen, wohl bekannt. Es ist ein Faktum, daß man von einem Musikstück zu Tränen gerührt sein kann, daß einem ein Gedicht eine ungeheure Einsicht bescheren kann, daß eine Landschaft uns tief beeindruckt oder daß uns ganz simpel der Frühling in Aufregung versetzt – weiss der Teufel warum. Wir werden wahnsinnig vor Liebe und rasend vor Eifersucht. Wir spüren deutlich, an manchen Orten, wie die Geste eines schönen Menschen, dessen Blick sich mit unserem kreuzte, uns sachte einlädt, sich doch etwas näher kennen zu lernen. Wir spüren deutlich die Missbilligung der Kollegen, wenn wir zu einem wichtigen Meeting mit wichtigen Kunden zu spät kommen. Wir spüren das Charisma eines Menschen der allseits beliebt ist und wir fühlen uns von ihm eingenommen – von seinen klaren Worten, seinen wohl abgewogenen Erwägungen, seinen feinsinnigen Urteilen. Sollte es das sein: Charisma? Hat der Mensch, der Jahre mit seiner Suche nach Erleuchtung verbrachte, schlicht und einfach Charisma? Sonst nichts?

Immerhin würde das ein Menge erklären – zumindest für diejenigen unter uns die eher pragmatisch gestimmt sind und einwenden, daß das doch auch gut wäre, da man dann ja immer noch den heilsamen Effekt hätte, wenn man zu Füßen des Meisters sitze. Man wisse zwar nun, daß es sozusagen ein Placebo sei aber immerhin könne man diesen Selbstheilungseffekt nun bewusst aktivieren und das sei ja nun nicht die schlechteste Sache. Und außerdem wäre der Meister immer noch in der Position des großen Heilers, weil er einfach um diese Effekte wisse und uns einlade sie für uns zu nutzen. Das Charisma des Meister wäre also ein willkommener sozialer Effekt und wir könnten diesen wissentlich inszenieren, um uns weiter zu entwickeln und wirklich moralische Wesen zu werden. Das immerhin sei ja nun das Ziel der Religion – das Gute vom Bösen zu unterscheiden. Der Meister ist so gesehen ein Fachmann (natürlich kann es auch ein Fachfrau sein) der die Techniken einer Religion beherrscht, die dazu dienen aus den Menschen bessere Wesen zu machen. Das würde auch bedeuten, daß wir das alles in gewisser Weise beherrschen, daß wir der Situation nicht ausgeliefert sind und unser Wille frei bleibt. Beim wirklichen Magier wüssten wir nie, ob wir nicht, wie in Auerbachs Keller, an der Nase herumgeführt werden. Wir könnten logisch nie ausschließen, daß ein Meister-Yogi  der die Zauberei beherrscht, nicht vielleicht ein Schwarzer ist, einer der den Weg zur Linken einschlug. Wenn es die Kunstfertigkeit der Hexerei gibt, Regen zu vertreiben, Verschollene zu finden oder Todkranke zu heilen, dann kann diese auch gegen uns eingesetzt werden. Wir könnten uns im schönsten Paradies wähnen, tatsächlich aber die Marionette eines Schwarzmagiers sein die stinkend und in Lumpen gehüllt das Gespött der Menschen ist. Von der Möglichkeit der Magie ganz abzusehen hat also zumindest den Vorteil, daß man sich über derart unglückliche Verhältnisse keine Gedanken machen muß. Der Pragmatiker der vom Charisma ausgeht, von einer heilsamen sozialen und psychologischen Konfiguration also zwischen Meister und Schüler, ist eindeutig im Vorteil: Er braucht keine Magie die ihn sowieso in den Augen vieler lächerlich erscheinen liesse! Er kann für sich den Selbstheilungseffekt geltend machen! Und er kann drittens, trotz aller Einwände gegen Personenkult, infantile Unterwerfung, neurotische Projektion u.ä., am Meister und seinem überragenden Wissen festhalten. Diese Charismavariante bietet also einige Vorteile, wenn man das gewisse Extra, das den wissenden Weisen auszeichnet, erklären will.

Aber ist das eine wasserdichte These? Die Charismavariante baut auf die Tatsache, daß eine sozusagen säkularisierte Religion immer noch nötig ist, da Religion mit ihren Vorstellungen und Riten dem Menschen hilft gut zu sein. Ohne Religion, auch ohne eine säkularisierte, wären wir weniger gut. Das ist die implizite Annahme. Religion macht uns gut. Der Buddhismus macht uns gut. Der Dalai Lama, oder selbst einer wie Chögyam Trungpa wenn er vollgesoffen wie eine Haubitze ein Teaching hält, macht uns gut. Ist aber Religion im Laufe der Geschichte entstanden, damit wir zu besseren Wesen werden? Gilt das auch für den Buddhismus? Ist der Dalai Lama tatsächlich auf der Welt um uns besser zumachen?

Das Problem mit dieser Frage ist, das sie voraussetzt was sie erklären soll. Der Dalai Lama ist aus irgend einem Grund da und wie er immer betont geht es ihm um den Frieden, um das Gute, den Altruismus. Wenn es darum geht, dann ist der tibetische Buddhismus also deswegen entstanden. Er ist mit diesem Ziel unterwegs gewesen seit im siebten oder achten Jahrhundert der Buddhismus sich von Indien her nach Tibet ausbreitete. Das heisst aber die Sache vom Ende her zu denken und zu begründen. Dagegen spricht einiges. Es ist nicht nur so, daß der tibetische Buddhismus – um bei diesem Beispiel zu bleiben, bei anderen buddhistischen Varianten könnte man genauso argumentieren – eine komplexe soziale Evolution durchgemacht hat, in der territoriale, politische, ökonomische und religiöse Faktoren Rollen spielten die sich nicht in eine lineare monokausale Ursache-Wirkungskette auflösen lässt. Das müsste man aber, wenn diese Religion teleologisch mit dem Ziel gewachsen sein sollte, die Menschen besser zu machen. Es stellt sich vielmehr heraus, das diese Form des Buddhismus ein historische Gestalt hat – genauso wie das Christentum oder andere Religionen. In dieser historischen Gestalt erkennt man vielfach Bedingungen, die die Religion zu dem machten was sie ist und nicht etwa eine Religion die ihre eigene Geschichte zielgerichtet durchschreitet. Es hat sich heraus gestellt, daß Gott eine Ursache hatte. Und für Tibet – für Chenresig, die tibetische Gottheit – gilt das selbe. Buddhisten nennen diese historische Kontingenz bedingtes Entstehen. Dieses bedingte Entstehen kennt keine Teleologie, keine Zielgerichtetheit. Das ist ja gerade das Andere im frühen Buddhismus, daß er dem brahmanischen Glauben, der ja davon ausging, daß die Welt durch bestimmte rituelle Verhaltensweisen erhalten werden muß, ein „Ich weiss nicht“ entgegen setzte. In dem Sinne nämlich das Karman zu „Handlung“ umdefiniert wurde – zu „Handlung“ in der man immer seiner Situation verpflichtet ist, ohne zu genau wissen zu können wohin sie führt. Nur mit dem Wissen, daß es offensichtlich positive, gute, für die Mitmenschen und die Gemeinschaft zuträgliche Verhaltensweisen gibt. Der frühe Buddhismus hat gerade den teleologischen Glauben der Brahmanen abgelehnt, daß es darum gehe die eigene wirklich Identität zu entdecken und damit zu Brahman einzugehen und stattdessen die Einsicht gezeigt, daß es kein geheimes Weltgesetzt gibt, das die Geschicke der Menschen leitet. Damit hat er auch ausgeschlossen, daß eine Religion von Menschen unabhängig wachsen könnte um eben diese Menschen zu verbessern. Mit anderen Worten: Religion kann nicht zur Ursache haben den Menschen verbessern zu wollen. Die Ursache der Religion ist eine andere. (Und nebenbei, wenn man Religion so definiert und dem Buddhismus diese Erkenntnis unterstellt, ist er keine Religion.)

Wenn das aber der Fall ist, dann muss man fragen, ob eine buddhistische Religion, auch wenn sie eine aus Zufall und Notwendigkeit stammende evolutionäre Entwicklung sein sollte, nötig ist? Wir haben gesehen, daß die Charismavariante den Buddhismus immer noch als Religion benötigt, da er ihr den Mechanismus zur Verfügung zu stellen scheint, um zu einem moralisch besseren Wesen zu werden. Da sich nun heraus gestellt hat, daß eine Religion nicht mit einem Ziel wachsen kann, genauso wie alles andere in der Evolution immer Adaption ist und nie Wille, so ergibt sich auch für den pragmatischen, säkularen Buddhisten die Frage, ob sein Buddhismus wirklich für ihn nötig ist. Schließlich könnte der ja aus ganz anderen Gründen entstanden sein und es erscheint nur so als ob er auf die Menschen eine guten Einfluss habe? Eine gefährliche Frage, denn letztlich steht damit auch wieder die geheimnisvolle Kraft, die Aura des Meisters zur Debatte. Sie spielt ja in dem sozialen, psychologischen Setup zu dem wir uns durchgerungen hatten, eine entscheidende, motivierende Rolle. Was für eine Rolle spielt sie also?

Stellen wir uns ein Modell menschlicher Erfahrung vor. Intuitiv nehmen wir an auf der einen Seite gäbe es eine Aussenwelt, die auf der anderen Seite in uns zur Abbildung kommt. Selbst wenn wir davon ausgehen, daß unsere Befindlichkeit einen großen Einfluss auf die Abbildung haben kann, genauso wie Kultur, Biografie, Sozialisation, machen wir uns normaler Weise keine Gedanken darüber, wie die Abbildung zustande kommt. D.h. wir machen uns keine Gedanken über die physiologische Seite der Abbildung – selbst wenn wir sehr wohl wissen, daß es eine bedingt entstandene Komposition ist. Das wir uns diese Gedanken nicht machen hat eine guten Grund. Wir können es nicht. Wenn wir den Dalai Lama betrachten sehen wir ihn zwar auf seinem Sessel aber um ihn zu sehen laufen eine Vielzahl von Prozessen in unserem kognitiven System ab von denen wir keinerlei Bewusstsein haben und die wir nicht beeinflussen können. Wir wissen es gibt diese Prozesse und es führt kein Weg an der Erkenntnis vorbei, daß es in unserer Kognition Abläufe gibt die unserer Introspektion nicht zugänglich sind und völlig autonom vor sich gehen. In Bezug auf unsere intuitive Vorstellung bedeutet das, daß wir nicht sicher sein können, was genau mit den ‚Daten‘ zwischen dem Zeitpunkt geschieht an dem sie auf die Retina auftreffen und dem wenn sie uns als der Dalai Lama bewusst werden. Das gleiche gilt für alle anderen Sinnesdaten.

Ein prägnantes Beispiel ist die Sprache. Wir wissen nicht, wie wir grammatikalisch korrekte Sätze formen. Nicht in Bezug auf das Wissen der Grammatik das man in der Schule lernt, sondern in Bezug auf die cortikale neuronale ‚Mechanik‘ die uns ja ab dem zweiten Lebensjahr eine Sprache mit Leichtigkeit erlernen lässt. Das bedeutet einfach, daß wir über Teile unseres konzeptionellen Wissens kein Wissen haben. Wir wissen in bestimmten Bereichen nicht, wie wir Konzepte aufnehmen, verarbeiten und unterhalten. Das Beispiel der Sprache zeigt, daß wir über hochkomplexe kognitive Mechanismen verfügen, die uns nicht zugänglich sind. Das gleiche gilt für andere interaktive Felder. Aus der Säuglingsforschung weiss man, daß Säuglinge mit ihren Müttern komplexe Interaktionen haben, ohne das sie darüber eine bewusste Kontrolle hätten.

Und an diesem Punkt kann man fragen, wie es kommt, daß Mütter schon immer, als der früher Mensch von Afrika her begann die Welt zu besiedeln und also noch keine Kultur und Religion hatte, die den Müttern hätten sagen können wie sie einen Säugling zu behandeln haben, wie kommt es, daß Mütter das schon immer wussten? Die Frage ist banal, da wir heute wissen was Evolution ist. Trotzdem, in unserem Kontext ist sie immens wichtig. Es gibt offensichtlich vererbbare Verhaltensweisen! Und wenn es altruistisches Verhalten von Müttern gegenüber Säuglingen gibt das vererbt wird, warum sollten nicht auch andere Verhaltensformen vererbbar sein?

Damit kommen wir zu einem einschneidenden Punkt. Es ist tatsächlich der Fall, daß auch moralisches Verhalten in Menschen auftaucht, ohne daß sie mit Religion zu tun haben. Vorformen dessen was wir moralisch nennen tauchen auch schon bei vielen Tieren auf, einschließlich der Primaten. Es sind z.B. Formen der Kooperation. Schließlich weiss man aus der Entwicklungspsychologie, daß „moralische Intuitionen“ bei Kindern früh auftauchen und systematisch organisiert sind – und zwar ohne daß sie mit einer Religion zu tun haben. Mit anderen Worten, es ist damit klar, daß Religion nicht nur nicht zielgerichtet zur Verbesserung des Menschen gewachsen sein kann, sondern, daß sie auch nicht benötigt wird um Moral zu entwickeln.

Was bleibt dann von der Charismavariante? Was ist mit dem Strahlen des Meisters, seiner Intuition, seiner Einfühlungskraft, seinem Wissen um uns, das wir in ihm wahrnehmen? Offensichtlich sind diese Phänomene vorhanden aber nun ist uns ihr Sinn abhanden gekommen. Es hat keinen Sinn, darauf zu beharren, wir könnten ihnen diesen Sinn ja nun einfach zuschreiben, da immerhin die Funktion die so entsteht, Einsicht in die Natur der Dinge, (Selbst)Heilung, Erwachen, Befreiung vom Leid etc., eine gute ist. Da wir stark vermuten müssen, daß kognitive Systeme in uns wirken die wir nicht wahrnehmen können und über die wir also aller Wahrscheinlichkeit nach auch keine Kontrolle haben, können wir auch  nicht wissen ob eine liebevolle, von Weisheit und Mitgefühl getragene Lehrer-Schüler-Beziehung tatsächlich der Weisheit letzter Schluss ist. Mehr noch, wir können nicht wissen ob wir nicht durch diese unserem Bewusstsein entzogenen kognitiven Systeme zu falschen Schlussfolgerungen kommen. Dem Buddhismus als Religion zur Verbesserung der Menschheit kann dies egal sein, dem Buddhismus als (Teil einer) Erkenntnistheorie nicht.

Festzuhalten bleibt auf jeden Fall: Es gibt kognitive Systeme, die sich unserem Bewusstsein entziehen. Man muss, nach dem was die Evolutions- und Kognitionspsychologie erkennt, davon ausgehen, daß wir nicht wahrnehmen können wie im allgemeinen Konzepte in unserem Gehirn er-, ver- und bearbeitet werden. Dabei ist diese Unsichtbarkeit nicht etwa eine auf der Ebene eines Unbewussten, das immer noch semantisch strukturiert wäre, so daß man also letztlich, weil man die Sprache des Unbewussten verstehen lernen könnte, doch Einsicht erhalten würde. Die Unsichtbarkeit besteht deshalb weil unterhalb einer gewissen Auflösung viele komplexen neurologischen Abläufen im phänomenalen Selbst nicht dargestellt werden. Das betrifft nicht einfach Abläufe wie das Sehen. Natürlich können wir von der Retina bis zum visuellen Cortex nicht jedes Neuron feuern sehen. Das betrifft komplexe Konzepte. Zum Beispiel wie Menschen in Gruppen interagieren. Viele Tiere haben hochkomplexe soziale Abläufe die sie in Ermangelung einer Kultur genetisch weitergeben müssen. Der Mensch macht hier keine Ausnahme.

Diese Erkenntnis für sich genommen ist schon ein harter Brocken. Zum einen heisst das, daß man bei der introspektiven Meditation unweigerlich an eine Grenze stößt, hinter die man nicht vorstossen kann, von der man aber jetzt weiss, daß sich hinter ihr immer noch etwas verbirgt das mich macht. Diese  uneinsehbaren cortikalen Systeme sind auch ein logisches Argument gegen jeden Glauben an einen vom Körper unabhängigen Geist, wenn dieser eins zu eins nach dem diesseitigen Ich geformt ist wie das im tibetischen Totenkult der Fall ist. Ein Ich, das auf diese Systeme angewiesen ist, kann ohne sie, nach dem Tod, schwerlich das Selbe sein. Zum anderen aber dezentrieren diese Erkenntnisse das Ich als ein autonome, selbstbestimmte Entität noch einmal weiter – nachdem schon Freud zeigen konnte, daß das Ich nicht Herr im eigenen Haus ist. Wobei man mit Freud wenigstens noch die Sprache des Unbewussten erlernen konnte, während nun das Phänomenale an eine ultimative Grenze stösst, die wir mit dem Mittel der Introspektion keinesfalls überwinden können.

Immerhin kann man aber sagen, daß wir offensichtlich von Natur aus mit einem gesundem Menschenverstand ausgestattet sind. Das ist nicht wenig.

Was hat es also, vor diesem Hintergrund betrachtet, letztlich damit auf sich wenn man vor dem Meister sitzt der viele Jahre damit zugebracht hat, zu dem zu werden, für was ich ihn hielt – ein höchst moralisches Wesen – wenn sich nun herausstellt, daß Moral seit Menschengedenken ein Bestandteil des menschlichen Seins ist, ohne daß man viel dafür tun müsste. Wozu die geheime Glut, dieses sagenhafte Etwas, das man im Meister verspürt? Immerhin bindet diese Glut, dieses mysteriöse, verborgene Etwas hundertausende von Menschen an Lamas, Rinpoches, Geshes, Oshos und wie sie alle heissen. Nun stellt sich heraus, daß  man diese geheime verborgene Essenz, zumindest um eine guter Menschen zu sein, nicht braucht?

Wenn man einmal den Schluss akzeptiert hat, daß es unabhängig von einem Ich arbeitende mentale Systeme gibt, ergibt sich in der Evolutionspsychologie in Bezug auf mit der Religion in Zusammenhang stehende Fragen eine überraschende Antwort: „Die meisten religiösen Konzepte nutzen mentale Systeme, die sowieso vorhanden sind, egal ob mit oder ohne Religion.“ (1) D.h. religiöse Konzepte nutzen ältere in der evolutionären Adaption entstandene Strukturen. Dabei entsteht in den religiösen Auffassungen der Eindruck, die Religion habe eine essentielle Bedeutung bzw. überhaupt eine Essenz – im Falle Tibets z.B. diejenige, die Schutzgottheit Chenrezi habe systematisch auf die Entfaltung des tibetischen Buddhismus auf dem Dach der Welt hin gearbeitet. (2)

Die Ergebnisse die der Religions- und Kognitionswissenschaftler Pascal Boyer präsentiert legen aber einen ganz anderen Schluss nahe:

[Essentialistische Auffassungen] liefern die Begriffe, mit denen wir ganz spontan intuitive Gewissheiten beschreiben, die eigentlich gar nicht Kategorien, sondern Bündnisse betreffen.“ […] „Auf solche »instinktiven Empfindungen« können wir uns verlassen, weil sie aus raffinierten Rechenvorgängen in unseren spezialisierten Systemen hervorgehen, auch wenn die bewusste Selbstbeobachtung keinen Zugang zu diesen Prozessen hat.“ (3) 

Die „Bündnisse“ betreffen die Kooperation, die schon lange ein adaptives Verhalten bei vielen Tierarten ist und der entsprechende kognitive Strukturen zu Grunde liegen müssen. Die „Kategorien“ betreffen die erst später in der kulturellen Evolution des Menschen aufgetretenen Strukturen die wir als Religionen beschreiben. Nach dem was Boyer zeigt, gibt es keine Kategorien verschiedener religiöser Tätigkeiten, die für den einen oder anderen mehr oder weniger geeignet sind, sondern es handelt sich um phylogenetische Entwicklungen die Anpassungen zu Gunsten eines optimierten kooperativen Verhaltens in Gruppen darstellen.

Es geht also tatsächlich um Moral. Allerdings nicht auf der Ebene religiöser Systeme die speziell dazu entstanden wären, den Menschen  zu führen, sondern auf der Ebene dem Menschen genetisch verankerter Strukturen die im Einzelwesen dazu führen, daß er/sie sich kooperativ verhält. Das hat u.a. die radikale Konsequenz, daß es überhaupt nicht auf die Form der Religion ankommt. Jede Form ist nur eine zufällig auf die schon vorhanden kognitive Struktur aufgepflanzte Variante. Das allerdings, was es uns um so schwieriger macht diese vernünftige Einsicht in der Tat auch praktisch zur Anwendung zu bringen sind die „instinktiven Empfindungen“ die mit diesen scheinessentialistischen Auffassungen einher gehen. Das kognitive System, daß für Kooperation sorgt ‚benutzt‘ ein Belohnungssystem damit ihm das Individuum folgt.

Wir haben es also mit einer doppelten Entscheidung zu tun. Einer affektiven, die über das so genannte Belohnungssystem (Nucleus acumbens) eine positive emotionale Reaktion bei einer erfolgreichen Kooperation auslöst, so daß das entsprechende Verhalten eine tiefe gefühlsmässige Verankerung erhält und somit die Wahrscheinlichkeit zur Wiederholung steigt. Die eigentliche Ursache im kognitiven System liegt aber jenseits einer möglichen phänomenalen Wahrnehmungsmöglichkeit – was zur Folge hat, daß diese Ursache phänomenal als nicht existent erscheint. Spürbar ist nur, daß sich etwas richtig anfühlt. Der andere Teil der Entscheidung ist der bewusst kognitive. Er ist nicht die Ursache für das spürbar Richtige. Da er aber vordergründig der allein wahrnehmbare ist, erscheint er logisch richtig als Begründung. Es ist eine Überzeugung die evident ist.

Was bleibt nun von der Magie des Meisters, von der „versteckten kausalen Essenz“ wie sie Boyer nennt? Sicher bleibt der liebenswerte Mensch ein liebenswerter Mensch. Einer der sich für den Frieden einsetzt, bleibt ein Pazifist und niemand wird seine Verdienste in Abrede stellen. Das Verhältnis aber zum Meister wird sich verändern. Die Kausalität die ihn zu dem macht, was er ist, ist nun eine derart andere, daß man nicht mehr auf den Status quo beharren kann. Auf dieser Grundlage ist der Meister, unbenommen seiner Leistungen, auf eine Weise bedingt entstanden, die ihn nicht mehr in der von der Tradition übernommen Weise bestehen lassen kann. Die Tradition erweist sich als Effekt einer ganz anderen Struktur die uns nun zwingt ganz anders und ganz neu über das tradierte Wissen nachzudenken. paticca-samuppāda, das bedingte Entstehen, erweist sich als viel umfassender und bedeutend unbequemer als es uns ein leichtgläubiger Buddhismus glauben lässt. Vor allem wird sich der Meister nun in seiner wirklichen Größe zeigen müßen, denn der Ort an dem er ist erweist sich als Illusion.

Kein Ritual, kein Kanon, kein heiliges Wort, keine Verwirklichung, keine Autorität kann vor diesem Hintergrund unbehelligt bleiben. Alles erweist sich als trügerisch. Die Wirklichkeit ist eine andere. Darum geht es doch, oder?

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Anmerkungen:

1 vgl.: Pascal Boyer: Out of Africa, S. 30. Boyer ist Fachmann im Grenzgebiet zwischen Religionswissenschaften, Kognitions- und Neuroforschung. Übersetzung von mir.

2 vgl. Thomas Laird: Tibet: Die Geschichte eines Landes, S. 193, 201, 206, 243, 247, 263, 343. Der Dalai Lama kommt im Interview mit Laird an diesen Stellen immer wieder auf „den großen Plan“ zurück. So wären etwa der dritte Dalai Lama und Altan Kahn Begründer eines „spirituellen Weltreiches“ unter Führung eines „übergreifenden Gesamtplanes Chenrezis“ gewesen (S. 200 f).

3 Pascal Boyer: Und Mensch schuf Gott, S. 348 und 349

41 Antworten zu Der Zauberer

  1. 

    Den Zauberer entzaubern
    Nach als gesichert angenommenem Geschichtswissen (hier auf die Entwicklung Europas beschränkt) entstammten tradierte kulturelle Systeme wie das Theater, die Philosophie/Wissenschaft aber auch die Religion vor ihrer Ausdifferenzierung einer gemeinsamen Wurzel: dem Kult. Reste magischer Kultpraktiken finden sich je nach Entwicklungsstand und Säkularisierungsgrad einer Religion noch heute darin. Auch zeigt z. B. die Praxis eines Theaters der Postmoderne sich wieder remythisierend, nach und trotz aller vorangegangenen Aufklärungsbemühungen. Dessen heutige Macher, oftmals selbst Renegaten ihrer Herkunftsreligionen, verführen zu der Annahme des gegenwärtigen Theaters als einer säkularisierten Religionsform. Regisseure und Schauspieler wetteifern mit jeglicher Kunst und allem professionellen Können um die Selbstinszenierung als größter großer Zambalo, ebenso wie Musik-, Film-, Mode-, Polit-und Sportstars.
    In deren Nähe, was auf die Frage nach den „Meistern“ hinausläuft, fühlt man sich besonders – in der magisch charismatischen ebenso wie in der profan monetären Aura des Erfolges. Selbst jene, die sich noch mittels der alten Aufklärungsposen pseudoavantgardistisch inszenieren, mutieren infolge des sich früher oder später einstellenden Erfolges zu Magiern des eigenen Marktwertes.
    Mit dem Marktwert wachsen die charismatische Wirk- und Strahlkraft und die Jüngergemeinde. Dabei ist allen Meistern ihrer Zunft das alte Bühnengesetz gemeinsam:
    Den König spielen die anderen!
    Die gläubig bewundernde Schar der Schüler, Jünger, Fans, Parteigänger und anderer geistig paralysierter Anhänger wird letztlich zum Maßstab charismatischer Führerschaft (in Ergänzung anderer tradierter Machtlegitimationen wie z. B. des König- oder Papsttums).

    Danke für die Beschreibung des Mechanismus der Selbstverzauberung, bevor man als erster Gläubiger seiner eigenen Auserwähltheit und selbstverliebter Depp unweigerlich verkommt. Um dabei keine Selbstzweifel aufkommen zu lassen, benötigt es des tausendfachen Echos der Anhängerschaft. Zeigt der Zaubermantel nach fortgesetzten Machtkämpfen Risse oder altersbedingte Mottenlöcher, wird der blinde Selbstglaube zumeist notdürftig durch einen (gegen sich und andere) gewaltsam behaupteten Zynismus der Macht ersetzt. – Manchmal läuft der Prozess auch andersherum.

    Mir scheint, dass nach dem Zerbrechen des geschlossenen, vor der Kontingenzerfahrung schützenden Sinngebungshorizontes der Göttermythen früher Kulte, die entstandene Leerstelle durch jeweils historisch determinierte Formen der Autoritätsgläubigkeit und Machthörigkeit besetzt wurde. Als auch diese mit den Aufklärungsschüben der Moderne (und in verheerenden Krisen und Kriegen) zunehmend ihre Zauberkraft verloren hatten, mussten sie behelfsweise durch spätbürgerliche Denkfiguren wie die Postulierung der eigenen Unsterblichkeit im Werk, im Ruhm oder wenigstens in der Nachkommenschaft ersetzt werden.
    (Auch die kindlich-irrationale Entzückung über die neue Hoffnung in alte Wiedergeburtslehren scheint daher zu rühren.)

    Versuche, tradierte buddhistische Glaubens-, Denk- und Schulungssysteme unreflektiert im nachaufklärerischen Europa (und in Amerika) zu implementieren, befördern Missbrauch jeglicher Art, ebenso wie esoterische und interreligiöse Weichspülungen.
    Dagegen hilft nur, scheint es, wenn überhaupt, ein Perspektivenwechsel, wie er im Projekt des spekulative Non-Buddhism vorgenommen wird.
    Danke für die wunder-baren Beiträge und hilfreichen Übersetzungen.

  2. 

    Eine Nachfrage im Nachtrab,
    die, weil schwer (be-)schreibbar, länger gebraucht hat.

    Für die Tier- sowie die frühe Menschheitsentwicklung kann kooperatives Verhalten kaum als moralisch bezeichnet werden. Es ist/war adaptiv also funktional.

    (Dass Religionen ihrer Existenzanspruch mit der Notwendigkeit der moralischen Besserung der Menschen begründen, erscheint mir angesichts ihrer blutigen Entwicklungsgeschichten als reine Machterhaltungsideologie. Und diese Posaune wird um so lauter geblasen, je weniger Mitglieder ihr Existenzrecht beweisen.)

    Die Herde/Horde sichert/e das Überleben des Einzelnen, einschließlich der Fortpflanzung. Nichtkooperatives Verhalten erhöht/e die Gefahr des Ausschlusses aus der Gruppe, daher das Belohnungsgefühl bei funktional richtigem Verhalten.
    Die alten „tierischen“ Anpassungsprogramme sind noch da, nur von jüngeren, kulturbedingt komplexeren Strategien überlagert.

    Wenn in der Meditation die Bewusstseinsfunktionen (außer der Aufmerksamkeit) weitgehend stillgelegt werden, wirken dann nicht einfach wieder die frühen (Kooperations-)Programme, sozusagen instinktsicher? Wie auch in einer plötzlichen Gefahrensituation die Angriff-, Totstell- und Fluchtreflexe zuverlässig einsetzen?
    Eine Aktivierung dieses “Levels“ aber hat sicher veränderte (vorverbale und vorbewusste) Interaktionsmuster zur Folge, wie es für die komplexe Mutter-Kind-Interaktion beschrieben wurde. Dieses ungewohnte, als fremd erlebte Verhalten erscheint dem Adepten möglicher- und irrtümlicherweise deshalb als besonders und als Ausdruck einer außergewöhnlichen Präsenz.

    Ein Beispiel: Sitze ich nachts im Garten, legt sich zuverlässig die sonst eher scheue Katze Minka neben mich, um dort mit mir gemeinsam unbewegt zu verharren. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass ich an diesem Platz sitzend, keine übergriffigen menschlichen Handlungen beginnen werde. Möglicherweise erlebt die Katze das als etwas Besonderes, ebenso wie ich ihr Verhalten als ungewöhnlich wahrnehme. Auch konnte ich beobachten, wie die anderen jüngeren Katzen des Familien-Rudels sich gelegentlich um sie versammeln und gemeinsam in eine Art entspannte kollektive Trance verfallen.
    Das Sicherheitsgefühl in einer solchen Gruppe, tief in uns codiert, mag entgrenzungstechnisch die höchst hilfreiche Gruppendynamik eines funktionierenden Sesshins und einer eingeübten Sangha bewirken.

    Erstaunlicher für mich ist, dass dieses Glückserleben auch in völliger Einsamkeit in und mit der Natur (z. B. in nächtlicher Stille auf einem Berg unter dem Sternenhimmel) einsetzt, obwohl dort die Erfahrungen der existenziellen Begrenztheit und des Ausgeliefertseins unmittelbar und unkontrollierbar einwirken. Selbst in schlimmster Bedrängnis leidend, kann ein solcher „Naturtrip“ den unmittelbaren Absturz/Absprung in ein als entgrenzt-grenzenlos erlebtes Glücks- und Geborgenheitsgefühl bewirken. Dieses Gefühl ist nur schwer verbal kommunizierbar, vielleicht aber beschreibbar im Bild von dem Reh, das im Dickicht eines Waldes übernachtet, auf sich allein gestellt, schlafend und zugleich wach, sich seiner Existenz gewahr seiend.

    Das „Sehnen“, das uns auf die Suche gehen lässt, möglicherweise ist es nur eine nicht ganz erloschene Erinnerung an jenes ozeanische Gefühl aus den Anfängen unserer ontogenetischen Existenz, die ja bekannterweise die wichtigsten Entwicklungsschritte der phylogenetischen Entwicklung (z. B eben auch des Belohnungsgefühls für erfolgreiches adaptives Hordenverhalten) nachvollzieht.

    Nun zur Frage: Vielleicht unterscheidet sich das Erleben der besonderen Präsenz eines Meisters von irgendeinem anderen charismatischen „Star“ dadurch, dass er trainiert ist, dieses Gefühl/Gewahrsein auch in „normalen“, alltäglichen Situationen zu erinnern und (interaktiv) fühl- sowie wahrnehmbar wiederherstellen zu können?
    Dann versammeln sich halt die Jüngeren (instinktiv) um die Katze Minka ebenso wie um einen meisterlichen Kater.
    Nur, dass die Katze Minka dies nicht zu ihrem Vorteil ausnutzen wird.

  3. 

    Hallo M.T.

    Du bringst da ein paar interessante Punkte ins Spiel.

    Ich dachte auch schon daran den Gedanken vom „Meister“ auf den „Star“ auszudehnen. Das ganze hätte recht weit reichende Folgen. Man könnte damit in der Politik wie im Marketing einiges anders erklären. Beim Marketing geht wohl das Einkaufserlebnis in die Richtung den Menschen auf der Ebene ganz alter Strukturen anzuzapfen. Interessant auch in Hinsicht auf Kooperation an Facebook zu denken – und den Like-Button. Ich bin da allerdings noch vorsichtig, in wie weit man Boyers Aussagen auf andere Bereiche ausweiten kann.

    Was die Kooperation bei Tieren oder frühen Menschen angeht, ist klar, daß es nicht um moralisches Verhalten bei Tieren geht. Moral ist allerdings ein schwammiger Begriff. Beim Tier müsste man wohl eher von instinktiven Sozialverhalten sprechen. Als Vorform einer menschlichen Moral, die faktisch in bestimmten Gruppen bestimmte Verhalten sanktioniert.

    Interessant ist die Frage, ob wir in der Meditation sozusagen instinktsicher frühe Kooperationsprogramme aufrufen können? Das wäre eine interessante Theorie, daß der Bodhisattva, ganz im Sinne geschickter Mittel, sich ontogenetisch phylogenetischer Mittel bedient.

    Auch das mit Minka der Katze, das sind schöne Beispiele, genauso wie ein Glückserleben in der Natur. Auch das mit dem ozeanischen Erleben… aber wie gesagt, ich bin im Moment noch vorsichtig, wie weit man die Erkenntnisse aus der Evolutionspsychologie treiben kann.

    Auf jeden Fall würden sie aber eines klar machen: Es geht nicht mehr ’nur‘ um psychologische Abläufe, also etwa die Projektion einer Vaterfigur auf den Meister, sondern es geht um tiefer liegende Strukturen. Während die Projektion für uns mittlerweile intuitiv leicht verständlich ist, ist das bei den phylogenetisch alten Strukturen nicht der Fall. Es ist einfach ziemlich kontraintuitiv sich klar zu machen, daß bestimmte Verhaltensweisen sozusagen fest verdrahtet sind und diese Verdrahtung mit mir macht ‚was sie will‘. Um mein Verhalten zu ändern, falls das nötig ist, reicht es dann nicht mehr aus z.B. eine Therapie zu machen, sondern ich muß gegen Instinkte handeln.

    Was deine Frage angeht, wenn es solche Leute gibt, mit einer besonderen Präsenz, was ohne Zweifel der Fall ist, dann kommt es vielleicht darauf an gerade diese zu identifizieren und viel weniger auf die bunten Kittel zu achten, die Räucherstäbchen und das gütige Lächeln. Dies aber nicht nur im Umfeld einer wie auch immer verstandenen Spiritualität, sondern überall. Auch ganz davon abgesehen, ob diese Menschen jetzt ein spezielles Training gemacht haben oder nicht. Entscheidend wäre die Qualität vorbildhaft kooperativ zu sein – und da sind wir dann wieder bei ganz gewöhnlichen menschlichen Belangen. Man müsste aber vielleicht ein wenig genauer zeigen was mit „vorbildhaft kooperativ“ gemeint sein könnte. Deine einfach nur so vorbildhaft kooperative Katze ist da ein schönes Bild.

    Vielen Dank für deinen Input und deine Mühe so viel aufzuschreiben. Werde mir das alles noch etwas durch den Kopf gehen lassen.

    Matthias

  4. 

    Ein sehr interessanter Beitrag. Obwohl ich mich auch mit Buddhismus auseinandergesetzt habe und mich manchmal sogar als ungläubigen Buddhisten bezeichnet habe, ist mir das Meister-Schüler-Verhältnis aber nie so in die Knochen gefahren. Buddhismus in seiner wohl „ursprünglichen“ Form (gut der Ursprung ist in Legendenbildung vernebelt…) warnt ja gerade davor, einem Meister hinterherzurennen. Buddhistische Praxis – in gewissem, adaptiven Sinn – geht völlig ohne Gurus, seien sie nun nüchtern oder besoffen.

    Ein Aspekt möchte ich noch herausgreifen: „Das kognitive System, daß für Kooperation sorgt ‘benutzt’ ein Belohnungssystem damit ihm das Individuum folgt.“ – Zunächst wird jedes Verhalten, nicht nur die Kooperation durch das Belohnungssystem gesteuert, womit auch schon gesagt ist, dass das Belohnungssystem eben kein Steuermechanismus, sondern nur ein Verstärker ist. „Mach das nochmal“ oder „Lass diesen Mist bleiben“ würde es uns ständig sagen, (wenn es sprechen würde) egal was wir auch tun. Kooperatives Verhalten muss also noch eine andere endogene Ursache haben. Ich habe neulich in einem Beitrag auf das Zürcher Modell der sozialen Motivation (ZM) von Norbert Bischof hingewiesen. M.E. bietet dieses Modell einen hohen Erklärungswert für das Phänomen Kooperation. Dies hier jedoch näher auszuführen, würde aber wohl den Rahmen sprengen. Nur soviel und nicht wirklich in der Sprache des Modells: Einerseits benötigt Kooperation eine gewisse Vertrautheit der Partner (Bindungsmotivation) und andererseits wenn die „Charismavariante“ in Spiel kommt, muss für ein Ungleichgewicht der „Partner“ gesorgt werden, sprich eine Hierarchie, die durch die unterschiedliche Ausprägung des Autonomieanspruchs der involvierten „Modelle“ hergestellt wird. Diese umschriebene wechselseitige, zeitlich einigermassen stabile Komplementarität dieser beiden subpersonalen Systeme („Sicherheits-“ und „Autonomiesystem“) steuert Kooperation in hierarchischen Systemen und seien sie lediglich dyadisch. Will sagen, es lohnt sich, das ZM näher anzuschauen, falls nicht schon bekannt.

  5. 

    Hi tom-ate, ich hab gerade bei dir deinen Hinweis auf Bischof gesucht aber nur den Operationsroboter Henri getroffen. Er meint er wüsste nichts von diesem Bischof, sein Autonomiesystem habe sowieso gerade was anderes vor. Eigenartiger Kerl. Ein bisschen unhöflich… merkwürdiger Gang.

    Das mit der ‚Autonomiestärke‘ ist ein wichtiger Gedanke. Wäre interessant das genauer auszuloten. Gibt es von/über Bischof eine empfehlenswerte Einführung, Übersicht o.ä.?

    „Buddhistische Praxis – in gewissem, adaptiven Sinn – geht völlig ohne Gurus, seien sie nun nüchtern oder besoffen.“ Gefällt mir diese Nüchternheit. Trifft man selten genug an.

    Viele Grüße, Matthias

    P.S. 15:34 Uhr. Habe was gefunden. Keinen Meter rechts von mir, Handbuch der Anthropolgie, 312- 316.

  6. 

    Ach, deinen Kommentar hab‘ ich bisher übersehen. Sorry, deshalb die späte Reaktion hier. Und ja, Henri kann dir da kaum weiterhelfen. Ich hab’s in meinem andern Blog erwähnt. Dort findest du weitere Angaben und links.

    Schöne Grüße
    Tom

  7. 

    Vielen Dank für den Hinweis auf den Thread.

    Hoffe ich kann mir mal die Zeit nehmen alles genau durchzulesen. Mein Punkt bei dem Zauberer, mit Boyer, und wahrscheinlich wäre das auch mit Bischof so, ist, daß es mir primär erstmal darum geht eine Verunsicherung auszulösen. Ich werde mir selbst gegenüber unsicher was und wie ich eigentlich bin. Ich würde sogar sagen, das ist ein eigentlich buddhistisches Unternehmen. Meine Kritik am Konsumentenbuddhismus ist, daß er sich so verdammter sicher ist in seinem Menschenbild. Zuletzt ist das einfach auch langweilig. Würden alle auf sowas abfahren, würden wir immer noch im Wald sitzen und glauben die Ede so flach. Also es geht darum, sich zu destabilisieren um neue Dinge zu sehen. Es ist einfach auch Abenteuerlust.

    Viele Grüße, Matthias

  8. 

    Ich verstehe einfach nicht, wie jemand mit diesem enormes Wissen (vorallem in Rhetorik) es sich zur Lebensaufgabe macht, auf dem Buddhismus herumzuhacken. Man könnte doch dieses Wissen – gerade im 21. Jahrhundert – für etwas konstruktiveres verwenden.
    Und was die Erde als Scheibe betrifft, so ist die empirisch-reduktionistische Wissenschaft doch genau noch auf diesem Nieveau stecken geblieben. „Es ist mit unserem physikalischen Wissen schlicht unvereinbar, daß ein Körper teleportierbar sein soll.“ Das meine ich. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf und die kristaline Schulweisheit auch heute noch aus allen Lehrbüchern der Universitäten heraushallt.
    Villeicht solltest du auch mal David Bohm lesen statt Tom Pepper. Ist vielleicht nicht so gepfeffert wie Toms „Weisheiten“, aber auch nicht so geistig beschränkt.

  9. 

    Lieber Romanus,

    das ich es mir zur Lebensaufgabe mache „auf dem Buddhismus herumzuhacken“ ist der erste Eindruck den einige hier schon hatten. Es wäre ein leichtes diesen Eindruck zu korrigieren wenn man sich nicht ausschließlich auf meinen Buddhismuskritik konzentrieren würde, bzw. wenn man versuchen würde zu sehen, wo sie vielleicht berechtigt ist. Meine Lebensaufgabe ist sie jedenfalls nicht.

    Gerade auch daß du diese Auffassung unter den Text „Der Zauberer“ schreibst mutete etwas merkwürdig an. Dieser Text bietet im Endeffekt eine andere Sichtweise auf das Phänomen Guru und ist in dem Sinne eine Erweiterung der Möglichkeiten dieses Phänomen einzuschätzen. Ich sehe das als Kritik im positiven Sinne.

    Du mahnst das Konstruktive an. Das gerade könnte man aus diesem Text hier ziehen – indem man sich nämlich klar macht, daß wir uns irren könnten in Bezug auf den Guru. Die Erkenntnis eines Irrtums erweitert das Blickfeld. Vorausgesetzt man ist in de Lage sich einzugestehen, daß man falsch liegen könnte. Gerade das aber lässt der gängige oder „X-Buddhismus“ (du bist ja vermutlich mit der Terminologie vertraut wenn du Pepper kennst) nicht zu. Der Buddhismus den ich kritisiere hält sich für vollständig ausreichend alles ohne jeglichen Rückgriff auf irgendwelche neuzeitlichen Erkenntnisse zu erklären.

    Das Konstruktive an diesem Text könnte sein einen Schritt zu tun hin auf Unabhängigkeit und Selbständigkeit, weg von einer Abhängigkeit von dogmatischen Lehren.

    Was deine eigene Auffassung angeht, die du in deinem kurzen Text durchblicken lässt. Dein Seitenhieb gegen „empirisch-reduktionistische Wissenschaft“ beinhaltet genau das, was du kritisieren möchtest. Du reduzierst Wissenschaft auf einen Pappkameraden auf den sich gut schiessen lässt. Was aber ist diese Wissenschaft? Von was im Detail sprichst du genau? Oder ist es etwa so, daß sich hier deine eigene Ideologie zeigt die Wissenschaft irgendwie doof findet?

  10. 

    *Gähn* Man sollte wirklich mal eine Auflistung der unterschiedlichen Reaktionsarten auf Kritik erstellen.

    Irgendwie ist es doch immer wieder dasselbe. Witzigerweise von Leuten, die gerade von sich behaupten dabei zu sein Reaktionsschemata zu durchbrechen…

  11. 

    Hi saibhu. Gerade im „Zauberer“ bin ich doch aussergewöhnlich höflich. Was wird Romanus wohl über meinen letzten Text bei Glenn denken?

  12. 
    Sebastian Schneider 4.7.12 um 15:29 UTC

    Um es kurz zu machen, ich bin Naturwissenschaftler und ich habe schon früh mitbekommen, dass an den Universitäten viele durchgeistigte Spinner rumlaufen, die eigentlich den ganzen Tag denken und reden, die Welt aber nicht weiterbringen.
    Ganz im Gegensatz zu Gautama Buddha.
    Der hat vor etwa 2500 Jahren ein Weltbild dargelegt, welches heute durch die Naturwissenschaften (!!) bestätigt wird, und das in vielen Disziplinen.
    Nur ein kleines Beispiel: Die Lehre vom Abhängigen Entstehen lässt sich heute durch das Modell einer selbstreferenziellen Gleichung darstellen (Mandelbrot-Gleichung, logistische Gleichung).
    Das Universum ist nach dem buddhistischen Weltbild also ein selbstreferenzielles System. (WOW, endlich mal eine ganzheitliche Weltanschauung).

    (Oh so viele neue Fremdworte für Geisteswissenschaftler !)

    Um es noch kürzer zu machen: Aus naturwissenschaftlicher Sicht liegt der Buddha auch heute noch IMMER richtig, auch was beispielsweise die Psychologie, oder weiter gefasst die Psychophysik, angeht.

    Falls ihr irgendwelche Fehler in der buddhistischen Lehre findet, die nichts mit euren philosophischen PRIVATANSICHTEN (beispielsweise Hedonismus, „Ich will aber meinen Gott behalten, sonst bin ich so einsam und weiß nicht wohin ich projizieren soll“ etc.) zu tun haben, bitte mir mailen.

    Wir Naturwissenschaftler versuchen das Universum zu verstehen, und machen dabei auch vor unserer eigenen Wahrnehmung nicht halt, ansonsten bekommt man Schwierigkeiten !
    Das gestehen inzwischen sogar christliche Wissenschaftler ein:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Zeilinger#Zitat

    (Oh Gott, Quantenphysik, um das zu lernen hätt‘ ich mich im Studium ja anstrengen müssen !)

    Obwohl der natürlich versucht seinen Gott (a.k.a. Der Zufall) außerhalb der Universums zu retten, das wird ihm aber nicht gelingen.

    Ansonsten ist es mir persönlich gerade zu viel mich mit euch Intelligenzbestien auseinanderzusetzen, macht erst mal eure Hausaufgaben.

  13. 

    Hallo Sebastian

    Mich würde zunächst einmal interessieren, woher du weisst welches Weltbild Gautama Buddha vor 2500 Jahren dargelegt hat? Es wäre nett wenn du das etwas näher erläutern könntest.

    Deine Auffassung, daß sich bedingtes Entstehen durch selbstreferenzielle Gleichungen darstellen lässt, finde ich auch sehr spannend. Auch da wäre ich dir dankbar wenn du das etwas näher erläutern könntest.

    Das betrifft auch die Psychologie in der der Buddha, nach deiner Auffassung, auch schon richtig lag.

    Wie du in einem Kommentar zu diesem Text auf das Stichwort „Headonismus“ kommst ist mir allerdings schleierhaft. Auch wie du durch diesen Text hier auf einen Gegensatz von Natur- und Geisteswissenschaften kommst entgeht mir leider. Boyers Erkenntnisse auf die ich mich schlussendlich beziehe sind die Ergebnisse der Evolutionspsychologie. Ich denke nicht daß man in diese als Geisteswissenschaft im eigentlichen Sinne bezeichnen kann. Überhaupt scheint mir deine Auffassung etwas emotional aufgeladen zu sein.

    Wie auch immer, es wäre schon wenn du obige Punkte etwas klarifizieren könntest.

    Vielen Dank.

  14. 
    Sebastian Schneider 4.7.12 um 22:18 UTC

    Hallo Matthias,

    mal ganz ehrlich, du hast es einfach nicht verstanden. Es geht im Buddhismus nicht um Meister, Gurus usw.
    Für jeden Buddhisten geht es letztendlich um Erleuchtung, die Meister sind (für einige Buddhisten) die Führer auf diesem Weg. Denn, wie du richtig feststellst ist auch der Meister, wie die gesamte dualistische Welt eine Illusion. Wie gesagt, zum Konstruktivismus und Illusionshaftigkeit des Universums, mach deine Hausaufgaben:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Zeilinger#Zitat

    Okay es ist schon spät, kurz zu Frage 1:
    Pali-Kanon und Mahayana. Also ursprüngliche Lehre des Gautama Buddha und Weiterentwicklung.

    Frage 2: Im Bedingten Entstehen wird dargelegt, dass alles innerhalb des Universums alles nur in Abhängigkeit von anderem innerhalb des Universums entsteht (gilt auch für die Wahrnehmung). Das Universum bezieht sich auf sich selber -> Selbstreferenzialität.
    Universum ist im buddhistischen Weltbild absolut kausal.
    Daraus folgt: Universum ist durch selbstreferentielle, deterministische Gleichung beschreibbar.
    Simple Beispiele als MODELL: Mandelbrot-Gleichung, logistische Gleichung.
    Siehe auch in diesem Zusammenhang: Chaosforschung, Feigenbaumdiagramm.

    Frage 3: Was ist an den buddhistischen Aussagen zur Psychologie falsch ?

    Ich habe nicht die Evolutionspsychologie in Frage gestellt, sehe es aber anders. Durch Meditation sind auch die tiefsten Schichten des Unterbewußten erreichbar. Im untrainierten Wachbewußtsein mag das anders sein. Der grundlegendste Bewußtseinszustand innerhalb des Universums ist der am Übergang in die Transzendenz (Verlöschen der Dualität). Von der Transzendenz, dem Nirwana sind mit den Worten unserer dualistischen Sprachen keine Aussagen mehr möglich.

    Hedonismus war nicht auf diesen Artikel bezogen, sondern auf einige andere in diesem Blog.

    ‚Macht lieber Erfahrungen, anstatt zu meditieren‘.

    Erstens ist das ja wohl jedermanns Privatsache und zweitens ist diese Aussage wieder eine Privattheorie, die hier mit fast schon pseudowissenschaftlichen Argumenten propagiert wird. Auf was für einer Basis steht das denn ?
    Der Natur des Menschen ? Ihr müsst akzeptieren, dass die Menschen verschieden sind, das ergibt sich übrigens auch aus dem von euch verachteten Konstruktivismus ;).

    Das Traumyoga wartet (wieder so eine verrückte buddhistische Psychotechnik ).

    Gute Nacht…

  15. 

    Hallo Sebastian

    So arrogant wie du rüberkommst scheinst du zu den Erleuchteten zu gehören. Aber egal.

    Hier geht es um Erkenntnis. Vielleicht können wir in diesem Sinne eine Diskussion führen.

    Für heute Nacht nur soviel: Du sprichst von einer „urspünglichen Lehre Buddhas“. Ganz offensichtlich hast du hier noch nicht besonders sorgfältig gelesen, sonst würdest du wissen, daß ich diese ursprüngliche Lehre für einen ziemlichen Quatsch halte – du träumst den Traum derjenigen die du vordergründig verurteilst.

    Viel Spass beim Traumyoga.

    P.S. (5.7., 8:30) Als Naturwissenschaftler dürfte Englisch für dich ja kein Problem sein. Es wäre daher hilfreich wenn du in Bezug auf eine „ursprüngliche Lehre Buddhas“ folgende Diskussion zur Kenntnis nehmen würdest. Wir könnten dann ein ernsthaftes Gespräch auf eine etwas gehaltvollere Basis stellen. Hier findest du in aller Kürze einige Argumente meinerseits, warum eine „ursprüngliche Lehre“ nicht zu rekonstruieren ist. Viel weiter unten in diesem Thread findest du eine Gegenposition, hier. Von dieser Gegenposition aus entspinnt sich hier eine Diskussion die einiges wichtige an Pro und Kontras enthält. Bitte sieh dir dies einmal an. Du wirst sehen, daß deine Position schwer haltbar ist. Bin gespannt, was du dazu zu sagen hast.

    Zu deinem „selbstreferenziellen Universum“. Es würde mir für’s erste reichen, wenn du etwas näher erläutern könntest was das bedeuten soll.

    Was die „Kopenhagenr Interpretation“ angeht, ich denken das Zeilinger-Zitat in dieser Kürze ist recht verführerisch und leicht mißzuverstehen. Wenn es heissen soll, daß die Welt ohne unsere Beobachtung nicht existiert, würde ich das ebenfalls für ausgesprochenen Quatsch halten. Bitte nimm hierzu vielleicht einmal Einsicht in diesen Text und die folgend Diskussion => Feast, Interrupted.

    Du wirst als Naturwissenschaftler da sicher besser informiert sein als ich, aber soweit ich weiss ist die Kopenhagener Interpretation nicht unumstritten. Vielleicht kannst du auch dazu etwas sagen.

    Einen schönen Tag und vielen Dank für deine Wortmeldung, Matthias

  16. 
    Sebastian Schneider 5.7.12 um 08:28 UTC

    Wen genau soll ich verurteilen ?
    Und mal ganz ehrlich, nicht die buddhistische Lehre ist Quatsch, sondern ein Großteil des hier geschriebenen.
    Nur ein weiteres kleines Beispiel: In irgendeinem Artikel hier wird auf eine Aussage zum physikalischen Körper des Menschen eingegangen, der eurer Ansicht nach als etwas Negatives eingestuft wird, was nicht mit ‚dem westlichen Körperkult‘ vereinbar sei.
    Im gleichen Artikel, werden die Shaolin-Mönche erwähnt, die eine Meisterschaft über ihren physikalischen Körper erreicht haben, deren Äquivalent in der westlichen Kultur nirgendwo zu finden ist.
    Das Yoga arbeitet auch mit dem Körper, das von euch verurteilte Tantra ebenfalls.
    Der Buddhismus beurteilt den menschlichen Körper NICHT als etwas negatives, so wie es in diesem Artikel dargestellt wird.
    Viele Aussagen haben einfach auch einen pädagogischen Wert. Jedes Wesen, dass hier geboren wird, wird sich irgendwann MIT ABSOLUTER SICHERHEIT wieder von seinem Körper trennen müssen. Darum ist es nicht gut, zu stark an seinem Körper zu hängen.

    Solange man aber in diesem Leben ist, ist der Körper nach buddhistischer Anschauung auf gar keinen Fall als negativ bewertet.

    Solche Aussagen interpretiert ihr in die buddhistische Lehre hinein, darum sagte ich auch, ihr habt das alles nicht verstanden!

    Ich verstehe auch nicht was ihr gegen den Konstruktivismus habt. Genau in diesem Artikel ‚Der Zauberer‘ beschreibst Du, wie eigentlich unbewusste Vorgänge, quasi als Gefühl oder Intuition bewusst werden.
    Auf genau dieselbe Weise konstruieren unbewusste Strukturen die mit dem restlichen Universum wechselwirken (Abhängiges Entstehen) die Welt, die wir wahrnehmen.

    Ziel der Meditation ist es, Zugang zu diesen unbewussten Strukturen zu erlangen, um ein kompletterer Mensch zu werden, wie ihr es vielleicht formulieren würdet, oder eben um mehr Einsicht in dieses Universum zu erlangen, wie ich es formulieren würde.
    So ist auch der Buddha zu den Einsichten gelangt, die eben bis heute überliefert sind.

    Ich kann mich auch nur Romanus anschließen, beschäftigt euch mal mit Quantenphysik !

    Da merkt man dann auch relativ schnell, wie falsch man mit dem Realismus liegen kann !

  17. 

    Sebastian

    Bevor wir fortfahren bitte ich dich, sorgfältiger zu lesen. Du gehst auf Sachen ein die hier nirgendwo geschrieben wurden.

    In irgendeinem Artikel hier wird auf eine Aussage zum physikalischen Körper des Menschen eingegangen, der eurer Ansicht nach als etwas Negatives eingestuft wird, was nicht mit ‘dem westlichen Körperkult’ vereinbar sei.
    Im gleichen Artikel, werden die Shaolin-Mönche erwähnt
    […].“

    „Irgendein Artikel“ in dem etwas steht, was ich sicher nicht geschrieben habe – weder das was den Körper anbelangt… und zu den Shaolin-Mönchen habe ich noch nie was gesagt.

    Es passt schlecht zu deiner Überheblichkeit mit der du hier verlangst das man seine Hausaufgaben machen solle, wenn du offensichtlich nicht mal weisst, was hier wirklich geschrieben wird.

    Zur „ursprünglichen Lehre Buddhas“ erwarte ich gerne deine weiteren Kommentare – nachdem du sorgfältig gelesen hast was ich dazu hier verlinkt habe.

    Danke

  18. 
    Sebastian Schneider 5.7.12 um 09:40 UTC

    Die Kernaussagen der Lehre Buddhas sind erhalten geblieben. Das schöne am Buddhismus ist ja, dass es kein Dogma gibt an das man zu glauben hat.
    Der Buddha sagt ja im übertragenen Sinne: Du bist wie ich, ein Mensch, ich bin auf diesem Weg zu diesen und jenen Ansichten gelangt, versuch es auch oder lass es.

    Aus: http://en.wikipedia.org/wiki/Buddhism_and_science

    Buddhism and the scientific method

    More consistent with the scientific method than traditional, faith-based religion, the Kalama Sutta insists on a proper assessment of evidence, rather than a reliance on faith, hearsay or speculation:
    “ „Yes, Kalamas, it is proper that you have doubt, that you have perplexity, for a doubt has arisen in a matter which is doubtful. Now, look you Kalamas, do not be led by reports, or tradition, or hearsay. Be not led by the authority of religious texts, not by mere logic or inference, nor by considering appearances, nor by the delight in speculative opinions, nor by seeming possibilities, nor by the idea: ‚this is our teacher‘. But, O Kalamas, when you know for yourselves that certain things are unwholesome (akusala), and wrong, and bad, then give them up…And when you know for yourselves that certain things are wholesome (kusala) and good, then accept them and follow them.“”

    The general tenor of the sutta is also similar to „Nullius in verba“ — often translated as „Take no-one’s word for it“, the motto of the Royal Society.

    Jetzt haben aber viele Menschen seit Jahrtausenden die Lehren Buddhas auf diesem Weg nachvollzogen, und kamen immer zum selben Ergebnis wie er. Daraus schließe ich persönlich, dass die Kernaussagen eben erhalten geblieben sind, mit kleinen Unterschieden zwischen den verschiedenen Schulen, bei denen es oft auch um Fragen der Methodik geht. Methodik im Sinne von, was ist die beste Methode um ans Ziel zu gelangen.

    Ich habe den Absatz zur Quantenphysik gelesen und muss anmerken, dass ich selber KEIN Anhänger der Kopenhagener Deutung bin. Ich bin Anhänger der deterministischen Bohmschen Mechanik.
    Anton Zeilinger will jetzt eine Verletzung der Leggett-Garg-Ungleichung festgestellt haben.

    Das muss noch überprüft werden, aber falls das tatsächlich so ist, ist der Realismus auch in der Bohmschen Mechanik widerlegt. Für mich persönlich ist das kein Problem.

    Dann hat man mindestens zwei Möglichkeiten:

    Entweder man ist Anhänger der Kopenhagener Deutung und gibt mit dem Realismus auch den Determinismus auf, glaubt somit an einen ontologischen Zufall (letztendlich an einen Gott außerhalb des Universums), diese Option ist für mich auch aus physikalischen Gründen falsch (Informationsfluss etc.).

    Oder man gibt den Realismus auf, behält aber die Determiniertheit bei, kurz gesagt, man sieht das Ganze konstruktivistisch.

    Ich persönlich tendiere stark zu letzterem. Man muss dann aber von einer Psychophysik und eben von einer Selbstreferenz des Universums bei der Wahrnehmung ausgehen. Es kommt ja keine Information von außerhalb des Universums, also entsteht alles innerhalb des Universums, eben ABHÄNGIG.
    Die Psychophysik korrespondiert mit dem Konzept des Karma, man nimmt das Universums aufgrund seines Karma, seiner Psychophysik wahr.
    Wir Menschen haben eben eine ähnliche Psychophysik, darum nehmen wir ein ähnliches Universum wahr.

    Das gilt übrigens auch für Tiere, weshalb ich (fast komplett) vegan lebe, der Buddha hatte da konsequenterweise dieselbe Ansicht.

    Hier also wieder: Das Universum aus konstruktivistischer Sicht ist deterministisch und selbstreferenziell.

    Zu der Frage ob das Universum nur existiert, wenn ein menschlicher Beobachter anwesend ist: NEIN.

    Jedes Wesen mit einem Minimum an Bewusstsein erzeugt sein eigenes Bild von der Welt. Einige Physiker sind der Ansicht, überall im Universums sei Bewusstsein. Das Universum ist dann definitionsgemäß wo auch Bewusstsein ist.
    Nicht nur die Menschen erschaffen somit ihr GEMEINSAMES Universum (WECHSELWIRKUNG), sondern alle Wesen mit Bewusstsein.

    Habe jetzt keine Zeit mehr…

  19. 
    Sebastian Schneider 5.7.12 um 12:23 UTC

    „Bevor wir fortfahren bitte ich dich, sorgfältiger zu lesen. Du gehst auf Sachen ein die hier nirgendwo geschrieben wurden.

    In irgendeinem Artikel hier wird auf eine Aussage zum physikalischen Körper des Menschen eingegangen, der eurer Ansicht nach als etwas Negatives eingestuft wird, was nicht mit ‘dem westlichen Körperkult’ vereinbar sei.
    Im gleichen Artikel, werden die Shaolin-Mönche erwähnt […].”

    Kann auch sein, dass ich das in einem anderen nonbuddhism-Blog gelesen habe, aber es zeigt eure Vorgehensweise:
    Buddhistische Aussage suchen – nach eigenem Gutdünken interpretieren – Oh, das passt jetzt aber nicht in unser westliches Weltbild !

    Vielleicht ist auch das (abrahamitisch geprägte) westliche Weltbild oder eure Interpretation der buddhistischen Aussagen falsch !

    Darauf würde ich persönlich mal ganz schwer tippen !

    Und mal ganz ehrlich, das was ihr hier seitenlang schreibt, kann man in drei Sätzen sagen, es ist mir manchmal zuviel das zu lesen.

    Die Essenz ist doch: Ihr mögt keine Meditation, ihr mögt keine buddhistischen Meister etc.

    Was mögt ihr denn ? Maoam ?

    Aber mal ehrlich, habt ihr irgendeinen Glauben ?

  20. 

    Sebastian, du disqualifizierst dich. Irgendwo hast du vielleicht etwas gelesen, was jemand von uns vielleicht gesagt hat – und aus diesem morschen Strick willst du mir eine Schlinge drehen. Du willst Naturwissenschaftler sein? Der Herr erbarme sich der Wissenschaft. Pass auf, ich nehm‘ deinen morschen Strick und verprüglel dich bis du deine Hausaufgaben ordentlich machst. Tschüss!

  21. 
    Sebastian Schneider 5.7.12 um 13:38 UTC

    Hatte ich noch vergessen, zum Thema Konstruktivismus.
    Kennt ihr eigentlich:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Optische_Täuschung und
    http://de.wikipedia.org/wiki/Mondtäuschung.

    Diese Phänomene treten bei fast allen Menschen auf. Das lässt den Schluss zu, dass unsere Wahrnehmung nach den selben Gesetzmäßigkeiten verläuft, woraus man unter Umständen auf die oben erwähnte Psychophysik schliessen kann.

  22. 
    Sebastian Schneider 5.7.12 um 14:33 UTC

    Ich habe den fraglichen Artikel gefunden:

    http://www.heise.de/tp/artikel/25/25938/1.html

    Es ist auch nicht so, dass die Shaolin praktizieren, um ‚besser töten zu können‘.

    Literatur:

    Bernhard Moestl: Shaolin – Du musst nicht kämpfen, um zu siegen. Droemer/Knaur, München 2008, ISBN 3-426-64566-1 (eine Einführung in die 12 Lebensprinzipien der Shaolin-Mönche)

  23. 
    Sebastian Schneider 7.7.12 um 17:43 UTC

    Auch wenn meine Beiträge nicht mehr durch die Moderation/Zensur kommen, auch für ihr Verständnis, Herr Steingass, könnte das folgende noch interessant sein.

    Ein sehr wichtiger Punkt, den ich in obigen Ausführungen nicht erwähnt habe, ist die NICHTLINEARITÄT der dynamischen Systeme, welche nach buddhistischer Anschauung als Modell für das Universum dienen könnten.

    Wie man aus dem Feigenbaum-Diagramm der logistischen Gleichung entnehmen kann, existieren in solchen Systemen Bereiche der Nicht-Dualität, vor der ersten Bifurkation, bei kleinen Wachstumsfaktoren.

    Das entspricht wiederum der Lehre des Buddha und den Aussagen von vielen mystischen Traditionen. Diese bezeichnen diese Nicht-Dualität als ‚Einswerden mit Gott‘, was ich für falsch halte, denn eine Intelligenz (Gott) setzt ja wieder Dualität zur Informationsverarbeitung voraus.
    Die Nicht-Dualität vor der ersten Bifurkation ist der Bewusstseinszustand an der ‚Grenze‘ des Nirwana.

    Siehe hierzu auch:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Dualismus
    Oben rechts im Artikel das Mandelbrot, welches aus einer selbstreferenziellen, kausalen und nichtlinearen Gleichung entsteht.

    Man muss hierbei beachten, dass ein nicht-dualistisches
    System Dualität hervorbringt !

    Letztendlich entweicht man dem System Mandelbrot-Gleichung aus Sicht der reellen Zahlen, bei den c-Werten Null und Unendlich.

    Die verwendete Gleichung findet man hier:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Mandelbrot-Menge

    (Man muss den zulässigen Zahlenkörper um die ‚Zahl‘ Unendlich erweitern, um mathematisch exakt zu bleiben).

    Durch beliebig häufige Iterationen mit z_0 = 0 und den c-Werten = Null oder Unendlich ändert sich z_(n+1) nicht mehr. z_(n+1) bleibt entweder Null oder Unendlich.

    Für sämtliche anderen c-Werte verändert JEDER Iterationsschritt den Wert von z_(n+1).
    Das System unterliegt für diese c-Werte einem ständigen Wandel.
    Genau dieses Verhalten zeigt sich laut der buddhistischen Lehre innerhalb Samsara.

    Wie sie sicherlich wissen, werden Null und Unendlich in der Philosophie als Symbol für die Transzendenz verwendet. Die Transzendenz wird hier mit dem Nirwana gleichgesetzt (Definition).

    Alle Werte außer denjenigen welche Nirwana symbolisieren (Null und Unendlich), wandeln sich durch die Iteration des Systems, sie repräsentieren Samsara.

    Sogar die Eigenschaften der Transzendenz (aus innersystemischer Sicht ‚Eigenschaften‘) spiegeln sich in diesem Modell wieder:
    Null und Unendlich sind keine Zahlen im philosophischen Sinne, sondern nehmen schon im Bereich der Zahlen eine Sonderstellung ein, sind zu diesen transzendent.

    Bei Iteration in der Mandelbrot-Gleichung verändert sich bei den c-Werten Null und Unendlich der Systemzustand nicht.

    Aus buddhistischer Sicht und einfach ausgedrückt ist Nirwana ‚überall‘ in Samsara, jedoch bleibt Nirwana von Samsara unberührt.

    Zusammenfassung:

    Durch das Modell einer selbstreferenziellen, deterministischen, nichtlinearen Gleichung oder ein entsprechendes Gleichungssystem lassen sich die viele Aussagen des Buddha über die Struktur des Universums bestätigen.
    Zu beachten ist hierbei, dass die Modell-Gleichungen ebenfalls auf Grundlage des buddhistischen Weltbildes ausgewählt wurden:

    Bedingtes Entstehen -> Selbstreferenz
    Kausalität /Karma -> Determinismus

    Das buddhistische Weltbild ist demnach auch aus mathematischer Sicht konsistent.

    Anmerkungen:

    Ich verwende eine eigene Defintion von ‚Materialismus‘.
    ‚Materiell‘ ist alles was abhängig entsteht, also Samsara. Es gibt in dieser Definition also nicht die strenge, klassisch westliche Getrenntheit von Geist und Materie, sondern nur Abstufungen in der ‚Feinheit‘ von Materie.

    Um mich trotzdem mit westlich geprägten Menschen verständigen zu können, unterscheide ich aber in diesen Gesprächen zwischen physisch und psychisch.

    In einem früheren Post habe ich anstatt ‚physisch‘ ‚physikalisch‘ geschrieben, was ich korrigieren wollte. Leider gibt es keine Edit-Funktion.

    Mandelbrot und logistische Gleichung stehen in Beziehung über eine quadratische Transformation.

  24. 
    Sebastian Schneider 8.7.12 um 16:41 UTC

    In meinem letzen Post habe ich fälschlicherweise das gesamte Universums mit Samsara gleichgesetzt.
    Wenn man, wie für das Universum angemessen, die buddhistische Kosmologie zugrunde legt

    http://en.wikipedia.org/wiki/Buddhist_cosmology

    ist Samsara nicht mit dem Universum gleichzusetzen, sondern ist nur eine von vielen Welten, die um den Berg Meru, um genau zu sein.
    Sie befindet sich im Modell des Feigenbaum-Diagramm irgendwo bei einem Wachstumsfaktor > 3.

    Die genaue Zuordnung der Wachstumsfaktor-Bereiche des Feigenbaum-Diagramms zu den Welten der buddhistischen Kosmologie ist pure Spekulation.

    Das Modell der logistischen Gleichung ist auch absolut nicht perfekt, macht aber die grundlegenden Prinzipien gut deutlich.

    Im Wachstumsfaktor-Bereich > 0 bis 3 wären die Formless Realms (Arupyadhatu) anzusiedeln, danach, bei > 3 beginnt die Dualität mit den Rupadhatu (Form Realms). Die folgenden Bereiche und Welten finden sich bei den folgenden größeren Wachstumsfaktoren.

    Ich muss auch noch einmal meine persönliche Definition von ‚Materialismus‘ darlegen.
    Abhängig Entstehen bedeutet hierbei in etwa : Es hat sich, als einfachstes Beispiel, ein Teilchen-Antiteilchenpaar gebildet.
    Das Teilchen existiert nur aufgrund seiner Wechselwirkung mit dem Antiteilchen und umgekehrt. Nur die Referenz zwischen den beiden Teilchen gibt ihnen letztlich eine (ABHÄNGIGE!) Existenz. Da beide Teilchen innerhalb des in diesem Fall dualistischen Universum zu finden sind, existiert somit die einzelnen Teilchen des dualistischen Universums nur, weil sich das Universum auf sich selbst bezieht.

    Wählt man auf dieser Grundlage beispielsweise die logistische Gleichung als Modell für den dualistischen Teil des Universums aus, erkennt man aufgrund der Gleichung, dass zusätzlich zur Dualität, eine Nichtdualität im Gesamtuniversum ‚existiert‘, sowie eine Transzendenz (existieren ist für die Transzendenz allerdings der falsche Begriff).

    Das allgemein bekannte Abhängige Entstehen legt zwar den gleichen Sachverhalt dar, allerdings auf einer höheren Ebene. Das Universum bezieht auch hier auf sich selbst.

    Im allgemeinen Abhängigen Entstehen werden die für die heutigen Menschen relevanten Aspekte des Universums dargelegt.

    Die Unwissenheit, das Verlangen, ist ein Grad für die ‚Verstrickung‘ in das Universum.

    Der Grad der Unwissenheit, des Verlangens, lässt sich im Feigenbaum-Diagramm-Modell mit dem Wachstumsfaktor interpretieren.
    Eine starke Verstrickung zeigt einen hohen Wachstumsfaktor an, eine schwache Verstrickung einen niedrigen.

    Die buddhistische Praxis führt Individuum zu einer schwächeren Verstrickung in das Universum.
    Das entspricht in diesem Modell einem kleineren Wachstumsfaktor.

  25. 

    Lieber Sebastian

    Du magst von Apfelmännchen etwas Ahnung haben aber ansonsten bist du der typische ahnungslose Buddhist. Deine Überheblichkeit macht exemplarisch die ganze buddhistische Hybris deutlich mit der ihr Gläubigen glaubt von oben herab die armen Unwissenden mit Worten der Weisheit zu belästigen. Du belegst vielfach, daß du an einen superioren Buddhismus glaubst, der allem in der Welt überlegen ist. Genau das ist die Hybris, oder – um es im Kontext unserer Kultur zu beschreiben – es ist der Hochmut, eine der Todsünden.

    Du beginnst mit einem Satz der die Anmaßung des esoterischen Buddhismus exemplarisch beschreibt: „[Gautama Buddha] hat vor etwa 2500 Jahren ein Weltbild dargelegt, welches heute durch die Naturwissenschaften (!!) bestätigt wird.“ Damit beginnt jede buddhistische Predigt – und es folgt logisch, daß das Bedingte Entstehen nichts anderes beschreibt als das was wir heute erleben. Man kann einsetzen was man will. Konstruktivismus, Mandelbrotgleichungen, einen Joint am Morgen, geistigen Durchfall – hat man den Buddha erstmal zum totalen geistigen Überflieger erklärt, ist der Rest eine leichte Übung. Woher weiss man das der Palikanon das Wort Buddha enthält? Deine Antwort: „Weil es drin steht!“ Das ist das Prinzip.

    Genauso mit deiner Behauptung „Für jeden Buddhisten geht es letztendlich um Erleuchtung„. Ja natürlich, nur weiss halt keiner was das ist (ausser einem Schlaumeier wie dir). Ja und damit lässt sich dann wieder fein schwadronieren – bis hin zum selbstreferentiellen Universum. Oh HerrGott, hilf!

    Man kann in deinen Episteln hier hingucken wo man will, man findet überall pseudowissenschaftlichen Quatsch hoch drei: „Durch Meditation sind auch die tiefsten Schichten des Unterbewußten erreichbar.“ Na prima.

    Von der Transzendenz, dem Nirwana sind mit den Worten unserer dualistischen Sprachen keine Aussagen mehr möglich.“ Auch das kennen wir zur Genüge und bis zum Überdruss. Typen wie du erzählen einem dauernd von was, über das man eigentlich nicht reden kann. Davon abgesehen, daß dir offensichtlich das darin enthaltene Paradox völlig entgeht, geht es nur wieder darum einer narzisstische Hybris Ausdruck zu verleihen. Offensichtlich enthält ja diese Aussage die Botschaft, daß du es verstanden hast. Du weisst was Nirvana ist, sonst könntest du nicht wissen was es ist, was man da nicht beschreiben kann. Was soll man dazu noch sagen? Vielleicht sollte man eine Warnung aussprechen: Stärkere Formen dieser Manie werden mit Tabletten behandelt und der Arzt schaut einmal täglich in die Zelle.

    Dann das mit den Shaolinmönchen. Irgendwo hast du was über die gelesen, bei Heise anscheinend, und irgendwie haben diese Mönche mit diesem Blog zu tun. Prima. Ich glaube sowas nennt man „Beziehungswahn“ oder einfach „Paranoia“. Hast du manchmal das Gefühl das Universum spricht zu dir? Alles hat eine Bedeutung!? Nur du kannst diese tiefsinnigen Botschaften und Zusammenhänge entziffern!?

    Oder „Die Kernaussagen der Lehre Buddhas sind erhalten geblieben. Das schöne am Buddhismus ist ja, dass es kein Dogma gibt an das man zu glauben hat.“ Das ist überhaupt das schärfste. Der brave Buddhist kann sich, ohne mit der Wimper zu zucken, in zwei Sätzen komplett paradox ausdrücken. Wahrscheinlich ist auch das ein Ausdruck deiner Erleuchtung. Gratuliere.

    Oder „Jetzt haben aber viele Menschen seit Jahrtausenden die Lehren Buddhas auf diesem Weg nachvollzogen, und kamen immer zum selben Ergebnis wie er. Daraus schließe ich persönlich, dass die Kernaussagen eben erhalten geblieben sind.“ Das ist das selbstreferenzielle Universum. Ich glaube allmählich verstehe ich was du meinst: Das was die Menschen „nachvollziehen“ ist das was der Buddha getan und gedacht hat.

    Lieber Sebastian, es reicht. Deine Kommentare lasse ich hier als phänomenales Beispiel für die buddhistische Hybris stehen. Besser könnte man die verworrene Arroganz dieser Esoterikreligion nicht darstellen. Weitere Kommentare dieser Art bitte ich zu unterlassen. Ich bin nicht interessiert.

    Danke.

  26. 
    Sebastian Schneider 11.7.12 um 08:32 UTC

    „Du belegst vielfach, daß du an einen superioren Buddhismus glaubst, der allem in der Welt überlegen ist. Genau das ist die Hybris, oder – um es im Kontext unserer Kultur zu beschreiben – es ist der Hochmut, eine der Todsünden.

    Oh HerrGott, hilf!

    creation-fall-redemption?

    http://speculativenonbuddhism.com/2012/07/06/nagarjuna-hume-and-the-god-particle/#more-1046

    So langsam bekomme ich ein Bild von Ihnen und auch warum Sie diesen Blog betreiben.
    Sie haben da wohl Ihre eigene Ideologie.

    Ich persönlich kann mit dem Christentum gar nichts anfangen.

    Der Name Gottesteilchen für das Higgs-Partikel stammt übrigens von dem Verleger eines popularwissenschaftlichen Buches.
    Der Wissenschaftler, der das Buch verfasste nannte das Teilchen aus verschiedenen Gründen ‚god damn particle.‘ Das verkauft sich aber schlecht.

    „Von der Transzendenz, dem Nirwana sind mit den Worten unserer dualistischen Sprachen keine Aussagen mehr möglich. Auch das kennen wir zur Genüge und bis zum Überdruss. Typen wie du erzählen einem dauernd von was, über das man eigentlich nicht reden kann. Davon abgesehen, daß dir offensichtlich das darin enthaltene Paradox völlig entgeht, geht es nur wieder darum einer narzisstische Hybris Ausdruck zu verleihen. Offensichtlich enthält ja diese Aussage die Botschaft, daß du es verstanden hast.“

    http://de.wikipedia.org/wiki/Nahtoderfahrung#Mystische_Erfahrung_und_Folgen

    Ihr könnt hier nicht sämtliche mystische Erfahrungen negieren. Wenn andere Menschen mit Nahtoderfahrungen meinen sie hätten ‚dort‘ Gott gesehen, ist das deren Privatmeinung, für mich war es einfach die ‚Grenze‘ zur Transzendenz.
    Ich persönlich hatte auch in tiefen Meditationen ähnliche Erfahrungen.

    Soviel auch noch zu dem Aufsatz: Macht lieber Erfahrungen anstatt zu meditieren.

    „Oder Die Kernaussagen der Lehre Buddhas sind erhalten geblieben. Das schöne am Buddhismus ist ja, dass es kein Dogma gibt an das man zu glauben hat. Das ist überhaupt das schärfste. Der brave Buddhist kann sich, ohne mit der Wimper zu zucken, in zwei Sätzen komplett paradox ausdrücken. Wahrscheinlich ist auch das ein Ausdruck deiner Erleuchtung. Gratuliere.“

    Sie haben das mit den Dogmen nicht verstanden, der Buddha hat seine Sicht auf die Welt erklärt, man muss an nichts glauben, sondern MUSS sich sein eigenes Bild machen. Und dieses Bild stimmt durch mein wissenschaftlich geprägtes eigenes Weltbild eben mit dem des Buddha bis jetzt überein.
    Der Buddha wurde durch die Wissenschaft noch nie widerlegt, und ich sehe es wie der Dalai Lama, wenn die Wissenschaft etwas herausfindet, was der Lehre Buddhas widerspricht, muss man die Lehre Buddhas überdenken.

    Das gilt aber nur für harte naturwissenschaftliche Fakten, nicht für die Privatmeinungen von irgendjemandem auch nicht für die von Jesus.

    “Jetzt haben aber viele Menschen seit Jahrtausenden die Lehren Buddhas auf diesem Weg nachvollzogen, und kamen immer zum selben Ergebnis wie er. Daraus schließe ich persönlich, dass die Kernaussagen eben erhalten geblieben sind. Das ist das selbstreferenzielle Universum. Ich glaube allmählich verstehe ich was du meinst: Das was die Menschen nachvollziehen ist das was der Buddha getan und gedacht hat.“

    Nein, so ist das nicht gemeint. Ein selbstreferenzielles Universum, bringt Buddhismus und Wissenschaft zur Kongruenz und kleidet buddhistische Aussagen quasi in Formeln.

    Wie Ihnen vielleicht nicht aufgefallen ist, ist das Modell auch nicht komplett.
    Beispielweise lässt die Veränderlichkeit des Wachstumsfaktors in der logistischen Gleichung auch noch Raum für Indeterminiertheit, ganz im Sinne Nagarjunas.

    „Man kann einsetzen was man will. Konstruktivismus, Mandelbrotgleichungen, einen Joint am Morgen, geistigen Durchfall – hat man den Buddha erstmal zum totalen geistigen Überflieger erklärt, ist der Rest eine leichte Übung.“

    Zum Thema Konstruktivismus: Erklären Sie doch jetzt mal, was eine Verletzung der Leggett-Garg-Ungleichung in Ihren Augen bedeutet !

    http://en.wikipedia.org/wiki/Leggett-Garg_inequality

    Ich werde mich ab jetzt einfach auf speculativenonbuddhism.com an der Diskussion beteiligen.

  27. 

    Lieber Sebastian, dein Rundflug durch das selbstreferenzielle Universum zu den Shaolinmönchen von nirgendwo, zu den Higgs-Teilchen, zur Legget-Garg-Ungleichung, über das wahre Worte des Buddha bis in die Tiefe wahrer meditativer Erfahrung, ist tatsächlich ein Paradebeispiel für die maximale postmoderne Beliebigkeit in der alles geht und nix geschieht. Ich wünsche weiterhin viel Spass.

  28. 
    Sebastian Schneider 12.7.12 um 13:18 UTC

    Nein, zwischen all diesen Aspekten der Weltbeschreibung existiert ein verborgener Zusammenhang.
    Man muss nur 1 und 1 zusammenzählen.

    Aus mir nicht ersichtlichen Gründen, wollen oder können nur Sie persönlich das nicht.

  29. 
    Mark Studheim 27.9.12 um 12:09 UTC

    Ich finde den geschilderten Gedankengang sehr interessant, könnte mir aber vorstellen, dass hier noch so einiges fehlt. Folgendes kam mir in den Sinn.

    Die Psychoanalyse hat den Begriff der Projektion geprägt und ihn bislang insgesamt eher auf seine negativen Auswirkungen hin untersucht. Aber möglicherweise ist Projektion ein ganz wichtiger Bestandteil jeder spirituellen Praxis. Und Projektion geht immer nur mit einem Gegenüber in welches projiziert werden kann. Projektion ist also relational, sie setzt Beziehung voraus. Jeder Psychoanalytiker kennt mittlerweile die verschiedenen Stufen der Übertragung des Analysanden auf den Analytiker. Dieser Prozess scheint ein wichtiger Bestandteil der Heilungsarbeit zu sein. Wer besagt denn, dass ein vergleichbarer Mechanismus, woher auch immer er usprünglich kommt, ob nun genetisch vererbt, durch Sozialisation anerzogen oder was auch immer, nicht einen gewichtigen Teil der spirituellen Praxis, sagen wir mal einfach > 75%, ausmacht? Es wird wohl kein kompletter Zufall sein, dass das Guru-Yoga im buddhistischen Tantrismus eine der wichtigsten Praktiken darstellt. Diese Praxis ist äusserst tiefgründig und besitzt viele Feinheiten, beispielsweise, dass am Ende der Praxis, nachdem der äussere Guru mit dem eigenen Geist „verschmolzen“ wurde, in Licht und dann in Leerheit aufgelöst wird. Aber auch in einer weniger formalen Praxisform bedeutet alleine die Anwesenheit einer geeigneten Person, in welche man sowas wie spirituelle Weisheit projizieren kann, eine wichtige – wenn nicht gar die zentrale – Quelle, aus welcher sich die spirituelle Wachstumsdynamik speist. So besehen könnte es sogar fast egal sein, um was für eine Figur es sich bei diesem spirituellen Lehrer tatsächlich handelt.

    Die netten Geschichten, wie eingangs im Post geschildert, hätten indes eine tiefere, archetypische Bedeutung. Klar, sie sind immer etwas lächerlich. Was hier erzählt wird, ist somit nicht die Geschichte des Lehrers selbst, sondern eine intuitiv für den Schüler verständliche Geschichte, welches ein archetypisches Bild seiner eigenen Situation darstellt. Das Kind mit den bohrenden Fragen: die Unbewusstheit (= Kind), in welcher aber bereits ein Wachstumspotential (= bohrende Fragen) latent vorhanden ist. Die schwierigen Wachstumsprozesse (= lange Suche). Das schliessliche Finden des Meisters. Die „Erleuchtung“, als Kulminationspunkt eines äusserst komplexen Prozesses der Bewusstwerdung. Und nicht zuletzt das Sich-Loslösen vom Meister und das eigene Auftreten als Meister.
    Es dürfte klar sein, dass bei all dem diese Prozesse alles andere als frei von narzisstischem und neurotischem Material ablaufen können. Nicht wenige Meister werden eben gross und bekannt, gerade weil sie unverarbeitete narzisstische Bedürfnisse haben. Dass daraus viel Schaden entstehen kann, sei nicht verschwiegen. Aber es sollte auch bedacht werden, dass erneut womöglich viel weniger der Meister die Rolle spielt, als viel mehr seine Funktion als Projektionsfläche für den Schüler.

    Hier von einem blossen „Zauber“ zu sprechen, scheint mir daher ehrlich gesagt etwas billig zu sein. Wer nur auf die überlebensgrosse Lehrer-Figur schaut, der übersieht wohl den relationalen Aspekt. Dass nicht wenige Lehrer-Figuren am Ende alles so hinstellen, als hänge alles von ihrer eigenen Person ab, macht die Sache leider auch nicht gerade einfacher.

    Ob das alles nun buddhistisch oder nicht ist, ist natürlich vordergründig ziemlich einerlei. Hintergründig jedoch auch wieder nicht. Beispielsweise ist denkbar, dass für Person „Peterchen“ Projektionen auf seinen tibetischen Lama „Chogsad Rinpoche“ bedeutend einfacher vonstatten gehen als Projektionen auf seine christliche „Tante Claire“. Und da die Projektion, wie wir vorher geklärt haben, > 75% des spirituellen Wachstums ausmacht, ist es für Person Peterchen eben sehr wichtig, Buddhist und nicht Christ zu sein. Der Buddhismus hat aber einen Kanon, und das Christentum ebenso. Für Peterchen und für Chogsad Rinpoche sind diese eben nicht beliebig austauschbar.

    Und welche Rolle hierbei die Meditation spielt, ist ebenfalls noch nicht geklärt. Ken Wilber – der mittlerweile seine eigene Schülerschaft um sich geschart hat – behauptet, dass Meditation auch persönliches Wachstum beschleunigt. Nicht nur „horizontal“ sondern auch „vertikal“ (die Begriffe sind von ihm selbst übernommen, siehe die Wilber-Combs-Matrix). Auch wenn Meditation also nicht hinter jene „transzendente Grenze der Selbst-Inspektion“ vordringen kann, so scheint sie trotzdem erstaunliche Nebeneffekte zu haben.

  30. 
    Mark Studheim 27.9.12 um 13:06 UTC

    Nachtrag: Es gibt übrigens in dem Buch „Transformations of Consciousness“ von Wilber, Engler und Brown ein äusserst interessantes Kapitel von Daniel Brown („The Stages of Meditation“), wo er die verschiedenen Erleuchtungen aus Therevada-buddhistischer, tibetisch-buddhistischer (Mahamudra) und hinduistischer (Patanjali Yoga) Sicht miteinander vergleicht.

    Brown schreibt am Ende des Kapitels über die drei Traditionen:

    „According to the careful comparison of the traditions we have to conclude the following: there is only one path, but it has several outcomes. There are several kinds of enlightenment, although all free awareness from psychological structure and alleviate suffering.

    States of consciousness are patterned according to culture […]. The preliminary practices serve to pattern meditative states. The beginner rigorously studies the basic philosophical tenets of the tradition until these „influence“ the perspective adopted during samadhi. There can be no escape from such influence except in the basic moment of enlightenment, i.e., so long as awareness is not permanently freed from psychological structure. Most meditation traditions explicitly acknowledge the biasing role of philosophical perspective. Systematic encounter with a particular view will pull the discrete meditative states toward particular perspectives and experiences. It is reasonable guaranteed that the yogi will only experience the insights recognized by the tradition. Other experiences are certainly possible, part of the array of human potential. This is perhaps why there is so much debate across traditions, each denying the validity of the other’s experience. […]“

    Und weiter unten:
    „The greatest challenge to the view of ordinary reality comes with enlightenment. Whether the experience be from the nihilist, middle, or eternalist perspective, basis-enlightenment is identical across traditions. During basis-enlightnement the content of experience crops away and awareness shifts its locus. The relationship between awareness and structure is permanently altered. Awareness is once-and-for-all freed from mental structure. This, in turn, alters the view of reality after enlightenment. The meditator is not „aware“ that ordinary reality is but an elaborate „construction“ […], simply a model constructed from incessant acausal and causal interactions in the mind. Such models generate „erroneous ideas“ […] about the nature of reality. Once, however, awareness is freed from such constructions, the yogi realizes these models and concepts are not in themselves accurate statements about reality. According to the Yogasutras they pertain to „illusion“ […].

    Such descriptions are very close to the constructivist theories of perception in the West […]. According to Bruner ordinary perception is „non-veridical.“ The organism actively translates stimuli into units of information and then makes a model for the stimuli through category operations. Although categories may resemble the physical features of the world, so that perceptual constructs approximate the features of the physical world, nevertheless, this act of construction often „goes beyond the information given.“ Perception, then is work on the non-veridicality of ordinary perception is a theory comparable to the Mahayanist theory of emptiness and the yogic notion of maya. What all these constructivist and deconstructivist theories of perception share is an understanding that the view of the ordinary world is a merely rough approximation. Better not to be so attached to it. Empirical studies of enlightened meditators have shown how they both „see“ and „see through“ ordinary reality […].

    The shift in the relationship between structure and awareness also has a profound impact on the experience of human suffering. The main claim, and therefore the reason to meditate in the first place, is that enlightenment can alleviate human suffering. During path-enlightnment particularly, the reactivity of the mind to its content ceases, so that no new karma can be generated. The content of experience that reoccurs after enlightenment is based on the ripening of past karma even though no new karma is generated. Because awareness has shifted its locus there is not reactivity to this emerging content. All the traditions agree that reactivity stops, although the fate of emotional reactions differs in each tradition. In the nihilist Therevada Buddhist tradition, intense emotional states may cease altogether after a number of enlightenment experiences. According to the eternalist Hindu yoga position, blissful states endure in a relative sense although there is an experience beyond even this where no emotions exist (sagunam versus nirgunam purusa […]). According to the middle path, intense emotional states occur in a relative and dependent manner, but are ultimately empty. In any case, the human experience of suffering is altered because of the change in how information about emotions is processed.

    This view is very close to cognitive information-processing theories of emotions […]. Affect is that part of the information-processing system which serves to give feedback on information-rocessing itself, and serves as the basis for motivation and action. For example, if there are too many novel stimuli to process, a startle response may ensue.Moderate information-processing results in interest; discrepant stimuli, in fear. It stands to reason that a major and permanent alteration in the manner of information-processing would also produce a major and permanent alteration in the experience of emotion. What the meditation texts claim is quite radical: nothing short of a life without the experience of emotional pain. […]“

  31. 

    Lieber Mark, vielen Dank für deine ausführlichen Beitrag.

    Dieser Text – Der Zauberer – ist, allgemein gesagt, ein Beispiel für Okkams Rasiermesser. Er will etwas mit möglichst wenig ontologischer Spekulation erklären. Es geht dabei um das, was im Text „Um was es gehtZauberzuflucht und versteckte kausale Essenz genannt wird (Abschnitt Die Pickelhaube und ihr Guru).

    Es wäre interessant die Unterschiede zwischen einer psychoanalytischen Sitzung und der Situation zu beschreiben in der jemand vor seinem Guru/Lama sitzt.

    Eine Frage wäre, ob nicht die Gleichsetzung Lama/Schüler = Analytiker/Analysand eine Rationalisierung ist, hinter der sich ein verdrängter Inhalt verbirgt?

    Ich glaube nicht, daß dieser Vergleich besonders weit trägt. Was ist zum Beispiel mit der freien Assoziation? Der Analysand spricht im Idealfall alles aus. Vor dem Guru/Lama ist das unmöglich.

    Es wäre auch interessant den ‚Guruyoga‘ aus psychoanalytischer Sicht zu betrachten. Eine Gestalt wird projiziert, die dann wiederum mich ‚ermächtigt‘. Die Gestalt ist Repräsentant eines allumfassenden übermächtigen erleuchteten Wissens, das mir sagt wie ich mich richtig verhalte. Einem Über-Ich nicht unähnlich. Ist diese Situation wirklich die gleiche wie in der Analyse?

    Was „Meditation“ angeht. Von was für einer Meditation sprichst du? ‚Guruyoga‘? Shiné? Lkaktong?

    Natürlich können alle diese Tätigkeiten „erstaunliche Nebeneffekte“ haben. Im Sinne des Textes ist die Frage, ob diese Effekte wirklich sind was sie zu sein scheinen?

    Was die von dir ausführlich zitierten Texte anbelangt, so wäre es sehr nett, wenn du kurz beschreiben könntest in welchem Zusammenhang sie mit meinem Text stehen. Ich habe zwar auch ein wenig Wilber gelesen aber mir ist nicht klar in welchem Zusammenhang die von dir ausgewählten Ausschnitte zum Thema versteckte kausale Essenz stehen?

  32. 
    Mark Studheim 1.10.12 um 11:58 UTC

    Zu den Auszügen bezüglich Meditation von Daniel Brown: Das war eher allgemein gemeint, nicht unbedingt zu diesem Eintrag von dir. Ich dachte, das könnte dich vielleicht interessieren. Du kannst das gerne irgendwohin verschieben, wo es besser passt. Es werden hier drei verschiedene Meditationstraditionen miteinander verglichen: Therevada Vipassana (Visuddhimagga), Tibetisch-buddhistisches (Sutra-) Mahamudra (nach einem Quelltext mit dem Titel „Moon Light on the Certain Truth of Mahamudra“) und hinduistisches Patanjali Yogasutra.

  33. 
    Mark Studheim 1.10.12 um 13:30 UTC

    Zum deinen Fragen: Ich würde auch nicht so weit gehen, und die buddhistische Lehrer-/Schüler-Beziehung mit einer psychoanalytischen Beziehung oder Sitzung gleichsetzen. Ich finde aber, es gibt interessante Parallelen, die bis anhin noch recht unvollständig aufgearbeitet sind. Und eben auch Unterschiede.
    Zu deinen Fragen habe ich somit leider auch keine Antworten, höchstens einige Vermutungen.

    Zum angesprochenen Zusammenhang:

    Ich verstehe den Buddhismus in erster Linie als eine Soteriologie, also als eine Lehre, die weniger den Anspruch hat, die Welt korrekt zu erklären, sondern die zu Befreiung von Leiden führen soll. Und wenn sie nicht zur Befreiung von Leiden führt, dann wenigstens zur Linderung von Leiden.
    Das klingt erstmal schön. Die Realität ist jedoch komplizierter. Die üblicherweise angetroffene Gleichsetzung eines transzendenten Objekts mit einem meditativen Zustand leerer Gewahrsamkeit beispielsweise ist eine wirklich interessante (und problematische) Sache, die bisher leider kaum diskutiert wurde.
    Dass dann scheinbar aufgeklärte und moderne Menschen nicht selten auch noch versuchen, meditative Zustände auf ein biologisches System (beispielsweise als „vom Gehirn produziert“) zu reduzieren, ist nicht weniger problematisch.
    Und wenn es nun Leute gibt, die implizit oder explizit für sich behaupten (oder die nichts dagegen unternehmen, wenn andere das von ihnen behaupten), im Besitz einer geheimen Essenz zu sein, die sie befähigt, als Lehrer aufzutreten, dann ist das ebenfalls problematisch. Weil sich die Frage stellt, was für eine Essenz das denn am Ende des Tages sein soll.

    Wie geht das nun alles mit der Heilslehre, mit dem Anspruch, Leiden vermindern zu können, zusammen? Hier kommt nun der Artikel von Daniel Brown ins Spiel. Im letzten Absatz behauptet er:

    „It stands to reason that a major and permanent alteration in the manner of information-processing would also produce a major and permanent alteration in the experience of emotion.“ Diese „major und permanent alteration“ bezeichnet natürlich den Erwachensmoment und seine Folgen. Offenbar, und das ist der Punkt, auf welchen ich hinaus will, führt der meditative Schulungspfad (im optimalen Fall) zu einer Bewusstmachung einiger der zentralen Elemente des Informationsverarbeitungsapparates, was in der Folge zu einer nachhaltigen Veränderung der emotionalen Verarbeitung führt. Und diese Veränderung wiederum führt auf irgendeine bisher noch nicht näher erläuterte Weise zu einer Reduktion von leidvollen emotionalen Zuständen sowohl in der Häufigkeit ihres Auftretens als auch in ihrer Intensität. Während die Bewusstmachung selbst aber „binärer Natur“ zu sein scheint, d.h. entweder „man hat es (ein für allemal) erkannt“ oder „man hat es (noch) nicht erkannt“, ist das daraus entstehende Ausmass an Verminderung leidvoller emotionaler Zustände offensichtlich eher gradueller Natur. (Dummerweise gibt es hier praktisch noch kaum Forschung, insofern habe ich hier wenig Handfestes ausser meiner eigenen persönlichen Erfahrung vorzuweisen.)

    Was aber liegt nun „hinter dem Informationsverarbeitungsapparat“? Können wir das überhaupt wissen? Hier ist und bleibt der Buddhismus reichlich ungenau und widersprüchlich. Beginnt dort wirklich die Transzendenz? Ist der Lehrer denn nun im Besitz einer geheimen Essenz oder ist er es nicht? Vom einem gewissen Standpunkt aus gesehen, ist jeder, der diesen Erwachensmoment durchlaufen hat, im Besitz der geheimen Essenz, während jeder, der das nicht durchlaufen hat, eben nicht im Besitz dieser Essenz ist. (Das wurde früher bisweilen als „Sangha“ bezeichnet, also als Gemeinschaft aller erwachten oder erleuchteten Wesen.) Das ist ja die grosse Entdeckung, dass diese meditativen Schulungspfade die Dekonstruktion des (oder Entidentifikation mit dem) Informationsverarbeitungsapparats zu leisten vermögen.
    Was bleibt, wenn wir diesen Informationsverarbeitungsapparat nicht benutzen, ist leeres Gewahrsein. Dies scheint die ultimative Grenze zu sein, hinter welche wir unmöglich gehen können. (An dieser Stelle zu behaupten, dieses Gewahrsein sei vom Gehirn produziert, bedeutet, erneut den Informationsverarbeitungsapparat zu benutzen. An dieser Stelle überhaupt irgendwas zu denken, bedeutet, den Informationsverarbeitungsapparat zu benutzen.) Wie sehr wir uns auch anstrengen, dahinter können wir nicht gelangen. Wir sind an einem toten Punkt angelangt. Wir können nicht wissen, ob leeres Gewahrsein auf Materie bzw. biologische Prozesse zurückgeführt werden kann oder nicht. Jedenfalls nicht ohne erneut den Informationsverarbeitungsapparat anzustellen.

    Das heisst: Der meditative Schulungspfad führt zu weniger Leiden, und zwar gerade indem er uns an die Grenzen unserer Erkenntnisfähigkeit hinführt. Er rückt die Grenze ins Lichte des Bewusstseins, wodurch die Grenze selbst jedoch nicht verschwindet. Und im Rahmen dieses „Erwachens“ stellen sich dann früher oder später ganz automatisch all die aufgeworfenen Fragen. Auf der einen Seite, wie und ob der Leiden noch schneller, besser und effektiver vermindert werden kann, auf der anderen Seite die Frage, was vom Buddhismus als ausgeübte Religion denn nun am Ende noch bleibt, wenn der Zauberer seines Zaubers endgültig enthoben worden ist.

  34. 

    Mark,

    es bleibt unklar was eigentlich dieser „Erwachensmoment“ ist? Gut er lindert Leid, (Tut er das wirklich? Und wessen Leid?) aber was ist es, was wirklich Leid lindert?

    Der Ansatz hier auf diesem Blog, gegen den landläufigen Buddhismus, ist radikale Immanenz. Ich kann sitzen, atmen, sitzen, Gedanken ziehen lassen, sehen, nur sehen, atmen, nur sehen daß ich sehe, nur atmen, sitzen, aufmerksam sein, lassen, sitzen, atmen, lange weilen, etwas tiefer als gewöhnlich atmen – dann gibt es einen „Umschlag“(©Re). Mal plötzlich, mal gar nicht. Es verändert sich eine ganze Menge. Alles ist wie vorher. Vermutlich ist der Hautwiderstand anders. In der Küche klappert es immer noch. Vermutlich verringert sich das Cortisollevel. Mein Gehirn arbeitet noch. Die kapillaren Blutgefässe weiten sich vermutlich. Endorphine werden ausgeschüttet, ein Gefühl wie ein leichter Schuss Morphium. Die Aufmerksamkeit ist wie eine unendlich dünne Folie, hinter die ich nicht zurücktreten kann. Wenn ich es weiter treibe, kann ich einzelnen Gedanken sich bilden sehen. Bevor sie wirklich sichtbar werden, ist es wie eine Beule oder Blase, und dann formt sich irgend ein Gedanke. Ich kann auch jede ‚Interpretation‘ totschlagen. Wenn man das in einer flirrend bunten Einkaufspassage macht, kommt man sich bald vor wie auf LSD. Natürlich kann man sich auch runterfahren in einen halbbewussten Dämmerzustand (wem’s was nützt…). Die Effekte sind vielleicht wirklich eine bessere Aufmerksamkeit, bessere emotionale Übersicht, und vieles mehr – aber es ist alles Hirn.

    Was natürlich nicht heisst, es liesse sich aufs Hirn reduzieren. Verstand ist emergent oder?

    Aber was nützt es? Was lindert daran Leid, ausser daß ich meine Endorphin-Produktion besser steuern kann (was nicht das schlechteste ist)?

    Also ich finde den letzten Absatz von dir am besten. „Der meditative Schulungspfad führt zu weniger Leiden, und zwar gerade indem er uns an die Grenzen unserer Erkenntnisfähigkeit hinführt. Er rückt die Grenze ins Lichte des Bewusstseins, wodurch die Grenze selbst jedoch nicht verschwindet.“ Und ich glaube, die sich wirklich klar zu machen, die Grenzen unserer Erkenntnisfähigkeit, das ist der Punkt! Radikale Immanenz heisst dabei auf jede unnötige Erklärung zu verzichten. Es heisst, die Unnötigen durch Nötige zu ersetzen. Das heisst wirklich die Unnötigen abzuschalten. Strom aus und weg. Wer braucht schon einen Dalai Lama?

    Wie aber muss ein „meditativer Schulungspfad“ aussehen, damit er einen wirklich an die Grenzen der Erkenntisfähigkeit führt? Und was heisst das? Was hat diese Grenze für Konsequenzen? Was kann ich nicht wissen? Was weiss ich wenn ich weiss was ich nicht wissen kann?

  35. 

    Mark, noch ein paar weniger esoterische Anmerkungen zu deinem letzten Beitrag.

    Ich verstehe den Buddhismus in erster Linie als eine Soteriologie, also als eine Lehre, die weniger den Anspruch hat, die Welt korrekt zu erklären, sondern die zu Befreiung von Leiden führen soll.

    Das ist eine sehr interessante Unterscheidung! Tatsächlich ist ein unbuddhistischer Kritikpunkt an unserem heutigen Buddhismus, daß er sich zu viel Wissen zutraut und viel zu sehr auf überliefertes Wissen setzt, ohne es mit unserem uns heute möglichen Wissen abzugleichen. Es geht also um die korrekte Erklärung der Welt einerseits und um Befreiung von Leiden andererseits. Was aber haben diese Begriffe für einen Inhalt? Zunächst vertrauen wir darauf, daß wir einigermaßen wissen wovon wir reden. Allerdings müssen wir dann, denke ich, genauer werden. Wenn wir das nicht tun, schaffen wir einen diffusen Begriff, der uns nicht wirklich zu mehr Erkenntnis verhilft. Die Forderung nach Erkenntnis könnte man dabei als Leitmotiv betrachten. Du hast auch die Grenzen der Erkenntnisfähigkeit angesprochen, es gibt möglicherweise, das ist ja ein wichtiges Thema in Der Zauberer, blinde Flecken in unserem Blickfeld – wobei das perfide an diesen blinden Flecken ist, daß sie nicht nur nicht sichtbar sind, sondern daß sie in einer Weise funktionieren, die uns Erkenntnisse konstruieren lässt, die gar keine sind. An diesem Punkt tritt eine grundsätzliche Verunsicherung ein. Zweifel.

    Man kann also zwei Dinge festhalten. Erstens ist es nötig sich klar darüber zu sein oder zu werden, über was man sich eigentlich unterhält. Zweitens gibt es einen Bereich des Zweifels oder der Unsicherheit; die Grenzen der Erkenntnisfähigkeit, die man anerkennen muss.

    In puncto Begriffsklärung muss man also zunächst fragen: Was ist Leiden? Das ist ja einer der zentralen Begriffe im Buddhismus. Die vier edlen Wahrheiten bauen ganz auf diesem Begriff auf.

    Ich habe in diesem Artikel Glenn Wallis zitiert (letzter Abschnitt): „Hier geht es um eine Art des Denkens und Betrachtens, die als ihr Rohmaterial den Buddhismus nimmt. Es geht um ein Gedankenexperiment das folgende Frage stellt: Was könnte uns der Buddhismus noch bieten, wenn er all seiner transzendenten Repräsentationen beraubt ist?

    Es gibt klassische Antworten auf die Frage Was ist Leid? Alles Zusammengesetzte ist Leid etc. Was aber sagt das wirklich? Wenn man das nicht klärt, ersetzt man lediglich einen diffusen Begriff mit einem anderen. Es wird vielleicht gesagt, daß wenn man die Leerheit erkenne, das ewige Spiel der sich permanent konfigurierenden Potentialitäten, daß man dann endlich verstehe. Dann gibt es als Hilfestellung ein Kurrikulum, das zu absolvieren einem geraten wird um zur Erkenntnis zu gelangen. Spätestens an diesem Punkt aber laufen wir Gefahr, die Erkenntnis nach der wir suchen zu präkonfigurieren.

    Radikale Immanenz bedeutet, eine solche Apriori-Bildung abzulehnen. Was heisst es dem buddhistischen Begriff vom Leiden die transzendente Repräsentation, das Apriori, zu nehmen? Es könnte zum Beispiel heissen, sich auf das zu beziehen was wir heute wissen. Daß wir zum Beispiel heute ein deutlich besseres Bild davon bekommen, wie unsere Wirklichkeitsbildung biologischen und sozialen Bedingungen unterliegt, die uns in einer Weise konfigurieren, die uns zum großen Teil verschlossen bleibt. Die versteckte kausale Essenz, wie sie Boyer erläutert, ist ein Beispiel für einen solchen Sachverhalt.

    Wie könnte man Leid in diesem Zusammenhang beschreiben? Wir müssen mit starken Argumenten vermuten, daß wir uns über uns selbst in einer Weise täuschen, die von Buddhisten nicht vermutet wird. Die letzte Wirklichkeit ist nicht das klare Licht, die reine Aufmerksamkeit, das klare pure Bewusstsein. Das ist lediglich die letzte phänomenologisch zu erfassende Stufe vor den Tiefen unbewusster Kognition. Diese Grenze der Erkenntnisfähigkeit ist möglicherweise eine die zu mehr Leid führt wenn wir sie nicht anerkennen und besser verstehen.

    Ich schlage also vor, Leid zunächst so zu beschreiben: Es gibt starke Gründe dafür zu vermuten, daß ich lediglich eine Illusion bin. Nicht allerdings, wie in Dzogchen und Mahamudra vermutet, daß ich eine Emanation/Konfiguration des klaren Lichtes, der reinen Aufmerksamkeit etc bin. Sondern in dem Sinne, daß dieser Raum der reinen Aufmerksamkeit lediglich ein basales Feld ist in dem sich biologische und soziale Muster überlagern und ein ‚Interferenzmuster‘ bilden, daß dann Ich ist.

    Ein entscheidender Unterschied dabei ist, daß das Ich zu einer Funktion biologischer und sozialer ‚Wellen‘ wird. Um Leid zu mindern muss ich mein Wissen also z.B. in das soziale Feld ausweiten. Ich muss z.B. wissen wie dieses wiederum aufgebaut ist, welche Geschichte es hat, nach welchen Regeln es funktioniert und nach welchen Regeln wiederum diese Regeln entstehen.

    Das heisst, daß eine ausschließlich innere, stille Meditationsübung zu keinerlei Leidminderung führt, da sie sich nicht mit dem befasst, was mich erst überhaupt im Endeffekt bildet. Im Gegenteil, eine solche Übung wäre eine stille Anerkenntnis der bestehenden Verhältnisse ohne zu fragen ob diese auch, so wie sie sind, gut sind?

  36. 
    Mark Studheim 2.10.12 um 21:53 UTC

    Wie kann Meditation Leiden vermindern? Ich sehe den Zusammenhang folgendermassen.

    Erstens entsteht durch wiederholte Meditation die verstärkte innere Fähigkeit, in einem ruhigen Gewahrsein zu verweilen, ohne sofort automatisch auf äussere Umstände zu reagieren. Mit zunehmender Meditationserfahrung nimmt auch die Kapazität zu, schwierige emotionale Zustände auszuhalten, ohne sofort irgendeine Reaktion zeigen zu müssen. Dadurch entsteht eine Art Gelassenheit, eine innere Weite, und es ist dieses gelassene Verweilen im Jetzt (ohne Verdrängung!), welche es dann oft ermöglicht, eine weitaus weisere Aktion zu wählen, als bloss automatisch zu reagieren. Dadurch wird die Interaktion mit der Umwelt letztlich überlegter, weniger getrieben, eben ganz einfach weiser. Das ist ein nicht zu unterschätzender Faktor, der hilft, in der Welt für sich und für andere weniger Leiden zu schaffen. Es ist somit nicht die Meditation per se, die Leiden vermindert, sondern die dadurch gewonnene Fähigkeit des gelassenen Verweilens auch unter schwierigen emotionalen und geistigen Bedingungen.

    Zweitens. Der erste Punkt alleine setzt einen „Erwachensmoment“ noch nicht voraus. (Ich verzichte hier vorerst auf eine nähere Definition von „Erwachen“, weil ein solches Unterfangen grössere Schwierigkeiten mit sich bringt, denen ich vermutlich auch nur unvollständig gewachsen bin. Tun wir einfach mal so, als teilten wir eine solche Definition.) Was auch immer Erwachen ist, es scheint auf jeden Fall eine nachhaltige, unwiderrufliche Entidentifikation mit dem Informationsverarbeitungsapparat (IVA) zu beinhalten. Während zuvor eine weitgehende Identifikation mit geistigen Inhalten (beispielsweise Worten) vorhanden war, wird diese zerstört. Das geistige Abbild eines Baumes ist ungleich zum reinen Gewahrsein, in welchem der kognitive Abdruck eines Baumes entsteht. Unter der Annahme, dass der menschliche IVA i) ein autopoietisches System ist, und dass ii) dieses autopoietische System unvollkommen arbeitet, also die Tendenz hat, bisweilen auch destruktive, verzerrte oder schlicht falsche Wirklichkeitsbilder zu erschaffen (beispielsweise aufgrund von tieferliegenden Komplexen oder Verdrängungen oder geprägt durch negative Sozialisierung), müsste also eine genügend tief reichende Entidentifikation mit dem IVA dazu führen, dass ein Mensch viel besser in der Lage ist, den IVA „in Aktion“ zu beobachten. Durch diese neu gewonnene Perspektive, basierend auf der im Erwachensmoment erlebten Unterscheidung von reinem Gewahrsein einerseits und dem IVA andererseits, erlangt der Mensch nun die Fähigkeit, in das Funktionieren des IVA selbst steuernd einzugreifen und dadurch destruktive, verzerrte und falsche Wirklichkeitsbilder und Bewertungsprozesse nach und nach durch konstruktivere, positivere und wirklichkeitsgetreuere zu ersetzen. Dies ist ein langwieriger Lernprozess, der jedoch ebenfalls zur Folge hat, dass nach und nach leidbringende reaktive Geisteszustände und Informationsverarbeitungsprozesse durch positivere und funktionstüchtigere ersetzt werden („Karma auflösen“).
    Es kann spekuliert werden, ob dieser Prozess tatsächlich jemals ein Ende hat oder nicht. Immerhin behaupten diverse buddhistische Schulen, es gäbe sowas wie eine „vollständige Erleuchtung“ (Buddhaschaft), in welcher keine weiteren negativen Geisteszustände mehr auftauchen. Ob das bloss Wunschdenken ist oder nicht, vermag ich selbst nicht zu sagen.

    Brauchen wir für all das einen Dalai Lama? Benötigen wir hier transzendente Objekte oder eine Zauberessenz? Grundsätzlich lautet meine Antwort: Nein, das benötigen wir tatsächlich nicht. Das verschleiert oft sogar mehr, als es entschleiert, ist also somit nicht selten eher destruktiv als konstruktiv, was das Vermindern von Leiden angeht. Und wie hier und anderswo in diesem Blog mehrfach angemerkt, hat der Buddhismus noch längst nicht die nötige Arbeit unternommen, hier Klarheit zu schaffen.
    Aber einmal mehr, so denke ich, ist die Sache eben noch komplizierter.

    Ich habe zwei Mechanismen genannt, wie Meditation Leiden vermindern kann oder soll. Was ich dabei noch nicht gesagt habe, ist, dass beide Mechanismen auch dahin führen, dass ein therapeutischer Prozess, ein Selbstheilungsprozess in Gang gesetzt wird. Wir alle tragen furchtbar viele Verletzungen, Schmerzen bis zu tiefgehend traumatischem Material mit uns herum. Eckhart Tolle spricht sogar von einem „Schmerzkörper“, und ich finde den Begriff gar nicht so unpassend. Das heisst, es geht hier nicht einfach nur um Entidentifikation mit dem IVA, um gelassenes Verweilen im reinen Gewahrsein und weniger automatische Reaktivität. Sondern es geht konkret auch um (Selbst-) Heilung. Und es geht um die Kultivierung von jenen Tugenden, die als „göttliche Verweilzustände“ bezeichnet werden (liebende Güte, Mitfreude usw.).
    Und hier sind wir wieder (auch) bei der Psychoanalyse. Für viele Menschen mag der Dalai Lama als Projektionsfläche dienen, um beispielsweise Mitgefühl personifiziert vor sich zu sehen. Das kann tatsächlich sehr inspirierend sein. Einem Menschen zu begegnen, der ein Symbol für Weisheit, Güte und Mitgefühl ist, und selbst tief überzeugt davon zu werden, dass ein Mensch all diese Dinge in sich kultivieren und realisieren kann, das kann unheimlich viel in einem selbst auslösen. Damit ist noch nicht einmal gesagt, ob dem Dalai Lama nun zu Recht oder zu Unrecht diese Eigenschaften zugeschrieben werden, sondern es geht in erster Linie darum, i) ob ich das glaube und ii) ob das in mir etwas auslöst, ob es mit anderen Worten den Selbstheilungsprozess unterstützt und fördert. Es ist eine typische Projektion, nur dass die Projektion in diesem Falle und in einem gewissen Stadium tatsächlich eine positive Kraft entwickeln kann. (In einem späteren Stadium ist es dann vermutlich notwendig, den Dalai Lama zu entzaubern, und hinter die eigene Projektion zu schauen.) Aus diesem Grund finde ich eben auch die Frage spannend, inwiefern eine Guru-/Schüler-Beziehung und eine therapeutische Beziehung einander gleichen.

  37. 

    Hallo Mark

    Natürlich gibt es Effekte, wenn man etwas wie das Tibetische ‚Ruhige Verweilen‘ (Shiné) praktiziert. Du nennst die Gelassenheit. Daraus entstehen überlegtere Reaktionen gegenüber der ‚Umwelt‘. Keine Frage, daß das sinnvoll und gut zu sein scheint.

    Für mich ergeben sich allerdings hier zwei Fragen bzw. Einwände.

    Erstens: Warum ‚Meditation‘? Warum ausgerechnet diese spezielle Tradition? Es geht doch darum, ruhiger und gelassener zu sein, um in der Folge überlegter reagieren zu können. D.h. jede Übung, die diese Fähigkeiten verbessert muss hier in Betracht gezogen werden. Die Frage ist eigentlich, verbirgt sich hinter eine Faszination für eine spezielle Tradition nicht doch eine transzendente Repräsentation?

    Zweitens: Woher kommt das Wissen, „in der Welt für sich und für andere weniger Leiden zu schaffen„? Es ist klar, entspannter zu reagieren, also seine eigene Emotionale Kompetenz zu erhöhen, verhilft in Konfliktsituationen zu günstigeren Ausgangslagen. Verändert sich dadurch aber das Wissen über die Situation? Ich denke es verändert sich der Rahmen und natürlich kann ich Situationen besser, differenzierter einschätzen. Inhaltlich ergibt sich nicht ohnew weiteres etwas Neues. Ich denke, daß ein Aspekt des Lernens hinzukommen muss.

    Die selben Einwände gelten im Prinzip auch für deinen zweiten Punkt. Es ist nicht zu leugnen, daß es positiv ist mehr über die eigene Kognition zu wissen, d.h. eine aktive Beobachtungshaltung gegenüber den eigenen Bewusstseinsinhalten einzunehmen. Wieder aber die Frage, wenn du „destruktive, verzerrte und falsche Wirklichkeitsbilder und Bewertungsprozesse nach und nach durch konstruktivere, positivere und wirklichkeitsgetreuere ersetzen“ willst, woher kommen die neuen konstruktiveren Inhalte?

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    […] Der Film dürfte für alle von Interesse sein, die sich mit dem Verhältnis von Lehrern und Schülern befassen und dabei insbesondere der Frage nachgehen wie es überhaupt zu einer starken Bindung kommen kann, wenn das um was es geht, eine vermutete innere Qualität ist. (vgl. dazu auch hier: Der Zauberer). […]

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