Egal wo wir stehen und gehen, den größeren Teil unserer wachen Zeit ist unsere Aufmerksamkeit stets von Medien in Beschlag genommen. Das ist ein charakteristisches Merkmal unserer Zeit. Die addierte Zeit der Mediennutzung pro Tag und Individuum liegt bei über acht Stunden, die TV-Nutzung in Europa und den USA liegt bei ca. 4 Stunden pro Tag, Werbung ist buchstäblich allgegenwärtig und die Inhalte denen wir derart ausgesetzt sind, werden nicht bewußt verarbeitet, sondern sind eher ein kontinuierlicher Fluß in dem eine Menge Köder nach unserer Aufmerksamkeit angeln.
Mir geht es hier aber nicht um die beworbenen Produkte und die Reklame als solcher mit ihrem permanenten letzten Schrei und ihrem plastikbunten Allerlei, sondern um die Werte, die uns multimedial eingeflößt werden. Ein bestimmtes Ideal von Schönheit zum Beispiel wird in den Konsumenten über diese stetige Infusion eingeschrieben. Das ist einer der offensichtlicheren Punkte. Was aber ist mit moralischen Werten, was mit Erwartungen dem Leben gegenüber, welche Ziele strebt man an und wie versucht man sie zu erreichen, was ist faires Verhalten gegenüber meinem Partner, Nachbarn, Kollegen, Konkurrenten oder gegenüber meinem Feind? Die Frage ist auch, wie dieser stetige Zustrom aus den Medien unser Bewußtsein auf einer grundlegenderen Ebene beeinflusst? Verändert er Fähigkeiten wie „deep attention“ oder die Aufmerksamkeitsspanne, und wie machen sich diese Einflüsse auf der synaptogenetischen Ebene bemrekbar (der der neuronalen Entwicklung des Kindes) – auf ein Kind, keine zwei, drei Jahre alt, das diesem niemals schlafenden Einflüsterer mit seinem Ich-will-alles-und-zwar-jetzt ausgesetzt ist? Wenn man ein kleines Kind vor dem Fernseher sieht, weiss man wie die Aufmerksamkeit abhängig gemacht wird.
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