Denken, Nicht Meditiern!

M. Steingass —  21.9.12 — 95 Kommentare

Eine Anmerkung im Asso-Blog erinnert mich daran, daß es nötig ist einmal  darauf hinzuweisen um was es hier nicht  geht.

Es geht nicht darum, irgend einen neuen Buddhismus zu erfinden. Es geht auch nicht darum den wahren Sinn in alten Sprüchen zu entziffern oder von irgendwelchen alten Texten den Staub zu pusten. Es geht auch nicht darum diesen oder jenen alten Buddhismus zu finden, der der echte sei.

Denken, nicht meditiern!

Diese Motto steht da nicht aus irgend einer Gedankenlosigkeit heraus oder als Witz. Es geht hier nicht um meditiern. Was ist damit wohl gemeint?

Im Asso-Blog ist zu lesen

„Verlangt jemand nicht nach Verständnis und sucht nicht nach Weisheit, dann wird er die Irrungen und Wirrungen der Dharma- und Dhyana(Versenkungs)-Meister vermeiden.“

Im Grunde könnte dies das Schlachtmotto der „Unbuddhisten“ sein.

Warum könnte das mein Schlachtmotto sein? Zunächst mal gibt es weder Unbuddhisten noch irgendwelche säkularen Buddhisten denen ich mich zurechne. Ein Blog hat einen Namen genauso wie eine Zeitung oder sonstige Publikation einen Namen hat. Das hat nichts mit einer Sekten- oder Parteigründung zu tun. Es gibt nur diese karnevaleske Auffassung im Buddhismus, daß man immer einem Club zurechenbar sein muss, daß man immer seine Linienzugehörigkeit bzw. -treue zeigen muss.

Es ist sehr freundlich, daß ich mit diesem Motto dem echten Buddhismus zugeordnet werde. Danke schön. Aber hier gibt es ein arges Missverständnis. Ich habe weder Interesse an einem echten noch an einem falschen Buddhismus. Guido Keller möchte gerne ein altes „frühes Chan“ wiederbeleben, das „seit jeher eine permanente Revolution“ ist und in dem schon vor langer Zeit alles nötige gesagt wurde. Keine Frage dabei, daß dieses „frühe Chan“ der einzige echte Buddhismus ist. Die Idee aber von einem echten, ursprünglichen, originalen Buddhismus zeigt gerade ein grundsätzliches, fehlendes Verständnis für den historischen Prozess und die Situation aus der heraus eine Interpretation vorgenommen wird. Es gibt in diesem Echt/Falsch-Buddhismus nicht einmal ansatzweise ein Wissen davon, was es bedeutet eine Tradition die durch viele Jahrhunderte durch Schrift, Sprache, Geste, Kleidung, Ritus etc. auf uns kommt, in der Situation in der wir leben verstehen zu lernen. Es gibt nicht im Ansatz ein Wissen darüber, daß dieser Prozess des Verstehen lernens die Tradition gleichzeitig im Vorgang der Interpretation verändert – und daß als logische Folge aus diesem Prozess ein Original auf ewig unmöglich bleibt. Es kann kein Original geben! Dabei ist diese Hermeneutik heute ein so grundsätzlich notwendiges Wissen, daß man mit niemandem mehr sprechen möchte, der sich mit Religion, Ritus, Tradition etc. befasst, gleichzeitig aber von ihr keinen Schimmer hat.

Der Buddhismus aber hat den Anspruch ohne sie auszukommen. Er erhebt den Anspruch das Original zu kennen. Genau dieser Absolutheitsanspruch im Buddhismus aber, der sich über alles stellt, ist es der ihn in einer modernen Welt lächerlich macht. Dabei ist es völlig egal ob sich der als „frühes Chan“ als „tibetischer Buddhismus“, als „säkular“ oder als was auch immer verkleidet. All die Buddhisten, immer werden sie uns mehr oder weniger verklausuliert das gleiche sagen:

„Meiner ist das Original.“

Wie lange soll man sich diesen Original-Quark eigentlich noch anhören?

Mit dem Originalitätsanspruch kommt der Anspruch alles erklären zu können. Der Buddhismus im Westen erhebt allgemein den Anspruch, alle Fragen die sich aus unserem Leben heute ergeben, schlüssig beantworten zu können. Dabei ist das nichts anderes als die Formel vom priesterlichen Orakel, das den Kontakt zur wirklichen Wirklichkeit hat, dem Original, welches Durchsagen über die Wahrheit an die Uneingeweihten weitergibt. Das gilt allerdings auch häufig für die ganz aufgeklärten Buddhismen. Hinsetzen und Maul halten. Ja warum eigentlich? Wer darauf keine schlüssige Antwort geben kann, hat möglicherweise einfach keine Antwort.

Da der Buddhismus als das wahre Original sich kein spezifisches Wissen über unsere Welt aneignen muß, fehlt ihm für viele Erscheinungsformen der Moderne jegliches Wissen. Es gibt im Buddhismus insbesondere kein Verständnis für die Wirtschaftsform in der wir zu leben gehalten sind. Es gibt kein Verständnis dafür wie sich die spezifische Form von Verständnis der Individualität, wie sie heute existiert, herausgebildet hat. Es gibt diesbezüglich überhaupt kein Verständnis dafür, daß es historisch sehr verschiedene Formen von Selbstverständnis gab und gibt (womit der Buddhismus im Westen übrigens entgegen seiner angeblichen Intention als höchst egozentrisch beschrieben werden könnte). Der Buddhismus hat kein Verständnis dafür, wie er selbst in seinen vielen Ausformungen jeweils ein Kind seiner Zeit ist. Der Buddhismus hat auch kein Verständnis dafür, wie die Zeit in der er jeweils auftritt, einen bestimmenden Einfluss darauf hat wie er interpretiert, ausgelegt und (re)konstruiert wird. Mit anderen Worten der Buddhismus heute hat keine Ahnung von Hermeneutik.

Das alles ist dem Buddhismus zuviel. Ökonomie, Soziologie,  Geschichte, Hermeneutik usw. usf., das alles, so hören wir vom Buddhisten, hat der Buddha schon alles unter dem Bodhibaum gewusst.  Na und wenn schon. Wenn er es gewusst hat dann wissen davon die heutigen Buddhisten jedenfalls nichts. Trotzdem ist das eine der vielen Ausreden die sie haben, nichts lernen zu müssen. Es reicht zu  meditiern.

Hier geht es nicht darum einem solchen Buddhismus in irgend einer Weise etwas hinzuzufügen oder ihn verbessern zu wollen. Es geht darum festzustellen, daß der heutige Buddhismus wenn man ihn an einen Tisch setzt mit z.B. Ökonomie, Soziologie, Geschichte, Hermeneutik usw. usf., kurz mit allem Wissen das wir heute haben können, nichts mehr zu sagen hat.

Wenn es ein Schlachtmotto des Unbuddhisten geben müsste, dann das, daß man sich von dieser unglaublichen Arroganz abwenden muß. Dieser Arroganz des Buddhismus, immer alles besser zu wissen. Abwenden deshalb, weil ein Gespräch mit dieser Arroganz nicht möglich ist.  Abwenden deshalb weil der Buddhist mit seinem Nichtwissen und seinem gleichzeitigen Glauben an die Allmacht seiner Zuflucht nicht nur eine Zumutung ist sondern eine Gefahr. Letzteres ganz besonders durch die Fetischisiering der Meditation.

In der Unbestimmtheit dieses Begriffs – keiner bemüht sich genau zu sagen was gemeint ist aber alle reden darüber wie über frische Brötchen – schwingt schon die ganze Problematik. Irgendwie soll Meditation uns erlösen.  Irgendwie wird alles gut, wenn wir nur lange genug meditieren. Irgendwie wird es schon gehen. Irgendwer hat es schließlich irgendwo schon irgendwann mal vor gemacht. Nichts genaues allerdings weiss man nicht. Es reden zwar alle darüber aber wirklich gesprochen wird nicht. Stattdessen wird ‚Erwachen‘ so definiert (Asso-Blog, gleicher Artikel):

Wenn Bewusstsein und Gedanke beruhigt sind, so dass kein einziger Gedankenimpuls mehr da ist, dann kann man von vollständigem Erwachen sprechen.

Das ist gefährlicher Unsinn weil in keiner Weise klar ist wieso aus dieser Gedankenlosigkeit etwas Gutes erwachsen soll. Überall in der Geschichte des Buddhismus gibt es Beispiele dafür, daß „Erwachte“ auch zu Mord und Totschlag in der Lage sind (natürlich sind hier nicht nur Buddhisten angesprochen; dieser Unsinn von der Gedankenlosigkeit hat sich in der gesamten Wellness- und Esoterikszene breit gemacht – egal ob die Leute Ken Wilber anbeten oder Osho).

Es ist ein typisches Beispiel für die gefährliche Hybris des Buddhismus. Tatsächlich handelt es sich bei dieser Erfahrung möglicherweise lediglich um nichts weiter als die Fähigkeit den Kurzzeitspeicher des Gedächtnisses leer laufen zu lassen. Da der Buddhismus sich weigert etwas über Kognition zu lernen, glaubt er diese Leere sei das Original. Damit ist zwar nichts über die Qualtität dieser Erfahrung gesagt, nur handelt es sich bei ihrer Bewertung möglicherweise um einen furchtbaren Trugschluss.

Warum ist dieser Trugschluss so schwer aufzudecken?

Ein „Buddhist“ ist jemand der den affektiv stark aufgeladenen Entschluss gefasst hat, Buddhismus als etwas zu sehen das vollumfängliche Erlösung verspricht. Es ist ein affektives Vertrauen auf und in die Aufrichtigkeit buddhistischer Lehren. Wie wir sehen verstößt diese affektive Entscheidung gegen den methodologischen Geist eines jeden seriösen Wissenssystems, egal ob in den Natur- oder Humanwissenschaften. Da der Buddhismus sich aber als der Überbringer par excellence des höchsten verfügbaren Wissens überhaupt für menschliche Wesen ausgibt, kann er nur zu leicht die Aufdeckung dieses Trugschlusses verhindern. Insbesondere da er eine tiefe existentielle Frage zu beantworten vorgibt fällt es dem „Buddhisten“ äusserst schwer sich aus dieser Umnachtung die sich als Erleuchtung ausgibt zu lösen. Allerdings macht dieser Buddhismus durch sein Festhalten an einem Erlösungsversprechen durch ein Original, genau den Anspruch ungültig, den er sich selbst als allwaltendes Organon der Weisheit anmaßt. Er macht sich sogar durch seinen Originalitätsanspruch und seine damit verbundene Erlösungsfantasie anfällig für jede Form von ideologischem Missbrauch. (vgl. Wallis, S. 6)

Worum es hier nicht geht, ist es einem solchen Buddhismus das Wort zu reden der in ideologischer Bewusstlosigkeit in meditativer Gedankenlosigkeit eine gleichmütige oder sogar demütige Haltung gegenüber dem einnimmt was unsere Welt heute ausmacht. Genau das nämlich macht den heutigen Buddhismus zu einem Komplizen einer Ökonomie der gnadenlosen Ausbeutung. Dieser Buddhismus hat kein Bewusstsein von den Verhältnissen in denen er lebt. Meditative Gedankenlosigkeit z.B. wird zum Mittel, die bestehenden Verhältnisse aufrecht zu erhalten. Meditative Gedankenlosigkeit als Regenarationsformel für gestresste Dienstleister. Sich schneller erholen, reibungslos den Umständen anzupassen. Keine Frage ob diese Umstände so wie sie sind richtig sind.

Meditation kann bis in einen Bereich des Bewusstseins vorgetrieben werden, der als unsichtbare Wand unseren Blick begrenzt, dies aber nicht kenntlich werden lässt. Man kann das als Transparenz des eigenen Bewusstseins gegenüber denjenigen Systemen beschreiben die es erzeugen. (vgl. z.B. Thomas Metzinger,  Being No One). So weit sind wir heute. Das kann man wissen. Skeptiker können es zumindest begründet vermuten. Die Spekulation über ein vermeintlich Gutes tief in unserem Inneren ist eine unbegründete Vermutung wenn man es höflich formuliert. Eher ist sie aber wohl eine gefährliche postmoderne Deformation einer romantische Idee. Was aus den Tiefen gedankenloser Meditation als Idee über moralisches Handeln in das Bewusstsein aufsteigt, ist unter Umständen nichts als eine Verzauberung die wir nicht als solche erkennen. Allein die Möglichkeit, daß das so ist, erzeugt die Notwendigkeit zu prüfen auf welcher Basis moralisches Handeln entsteht. Im Prinzip wird diese Gedankenlosigkeit dazu benutzt eine reaktionäre Ideologie zu rechtfertigen. Nichts anderes erleben wir mit der Kommodifizierung des  Buddhismus und der Meditation. Diese Form der Gedankenlosigkeit lässt sich daher folgendermaßen definieren:

Meditation ist diejenige Form der Introspektion, die sich um die Grundlagen moralischen Handelns nicht schert. 

Nicht daß sie es nicht könnte. Sie will es nicht. Sie will es nicht und das macht sie dann auch so verwerflich.

Buddhismus heute schert sich einen Dreck um die Basis moralischen Handelns.

Es ist also Schluß mit der Wiederbelebung irgend eines alten Zombies der in wirren Träumen umherirrt und Zeug von Erwachen und Erleuchtung faselt.

Dieser Zombie mit seinen buddhistischen Halluzinationen ist völlig unfähig einen Wert anzuerkennen der außerhalb seiner Tunnelrealität existiert. Der Mythos von Shangri-La ist hierbei ein besonders krasses Beispiel. Die Suche nach einem ursprünglichen, reinen Buddhismus der z.B. im „frühen Chan“ existiert haben soll, ist nichts anderes. Ein Zen-Buddhismus in Japan der zum Komplizen eines mörderischen Nationalismus wurde ist ein weiteres Beispiel in diese Richtung – und die Reihe ließe sich fortsetzen. Es mag sein, daß es buddhistische Kulturen gegeben hat die mehr Einsicht in die Umstände hatten, in denen sie existierten als andere, aber was wir jetzt davon erahnen können, ist immer unserer Situation jetzt geschuldet. Es gibt kein „frühes Chan“ ohne einen hermeneutischen Zirkel jetzt. Und an irgendeinem Punkt ist es immer nötig aus dem Text gewissermaßen auszusteigen und selber weiter zu denken.

Genau an diesem Punkt hat man sich vom Buddhismus emanzipiert.

Die leere Realität dessen was man „radikale Immanenz“ nennen kann, ist eine Welt frei von solchen halluzinatorischen Repräsentationen wie sie ein irrlichternder ‚originaler Buddhismus‘ fantasiert. Nirgendwo in der konkreten Wirklichkeit gibt es „frühen Chan“ oder „Shangri-La“ oder „japanischen Zen“. Der Buddhismus bezeichnet nichts in der Welt. Tatsächlich verdunkelt er die Welt in seiner Hybris, in seiner Anmaßung als erster und einziger Repräsentant der Wirklichkeit.

Hier geht es um etwas anderes.

Hier geht es um eine Art des Denkens und Betrachtens, die als ihr Rohmaterial den Buddhismus nimmt. Es geht um ein Gedankenexperiment das folgende Frage stellt: Was könnte uns der Buddhismus noch bieten, wenn er all seiner transzendenten Repräsentationen beraubt ist? Hier geht es um eine kritische Praxis – aus der sich möglicherweise eine kritisch-konstruktive Methode entwickelt. Wobei der  Buddhismus allerdings unkenntlich wird. Es geht darum einen bestimmten Ansatz buddhistische Lehren zu analysieren und zu interpretieren. Aber, um das zu betonen, das Resultat sind buddhistisch nicht haltbare, eigentlich sogar buddhistisch nicht interpretierbaren Theoreme. Obwohl dieser Prozess in eine Neu-Beschreibung des Buddhismus mündet, ist das hier kein Versuch den Buddhismus neu zu formulieren oder (in irgendeinem Sinne des Wortes) zu reformieren. Es geht auch auch nicht darum das Verhältnis des Buddhismus mit zeitgenössischen westlichen Werten zu verbessern. Es geht darum drei hauptsächlicher Funktionen zu verdeutlichen: a) Die syntaktische Struktur des Buddhismus (die sogar Buddhisten – oder gerade ihnen – verschlossen bleibt); b) die Untersuchung der Bedeutung und Anwendbarkeit buddhistischer Thesen; c) um die Tendenz aller zeitgenössischen Formen des Buddhismus sich kritiklos als eine Unterstützung herrschender Ideologie zu formieren. (vgl. Wallis, S. 1)

Vgl. zu a) Um was es geht; zu b) z.B. Meditation der Gedankenlosigkeit und das aus ihr angeblich resultierende Gute; zu c) z.B. Der Dalai Lama in der Kochshow (english text).

Es geht darum, eine Irritation zu verursachen. Es ist das Ende der Hoffnung, Buddhismus würde zu irgendwas taugen. Es geht um eine Dezentrierung, um ein irreversibles Ungleichgewicht und um das Ende der Hoffnung es gäbe eine Zuflucht. Es geht um einstürzende Luftschlösser, um Verstörung, Verwirrung, und Orientierungsverlust. Es geht darum zu zeigen, daß die Integrität buddhistischer Selbstdarstellung unglaubwürdig ist. Es ist die Erkenntnis, daß die buddhistische Selbstdarstellungsrhetorik nichts ist als eine dunkle Sackgasse der Umnachtung. Es geht um den Auftakt zur Aporetischen Prüfung.

Es geht um das Nachforschen das aus dem affektiven Zustand der Erkenntnis von Widersprüchen heraus entsteht. Die Widerlegung die diese Erkenntnis initialisiert, setzt das buddhistische Netzwerk aus Scheingesetzen außer Kraft und entkräftet sein Charisma. Eine derartige Widerlegung macht dem Praktiker a) Risse, Lücken, Aporien im buddhistischen Schalten und Walten deutlich und b) die Einsicht, daß buddhistische Rhetorik nichts bewirkt als seine Aporien mit buddhistischen Phantasmagorien zuzukleistern bzw. sich ihnen grundsätzlich zu entziehen.

Es geht schließlich um die Ausserkraftsetzung der Ermächtigungden Punkt in der Zeit in den der Buddhimus implodiert ohne etwas zurückzulassen. Keine Macht mehr, keine Ermächtigung, nichts was noch irgendein Recht hätte „einfach aus sich heraus“ – as it is – zu sprechen. Vor diesem Punkt ist auf Grund des Zwangscharakters die eine Zuflucht darstellt, keine freie Form von Denken möglich, kein freies Nachdenken über Buddhismus, keine Kreativität im Umgang mit seinen Überlieferungen, kein freies Gespräch unter Menschen die sich für Buddhismus interessieren. (vgl. Wallis, S. 12 f)

Die Implosion setzte ein, die Fata Morgana verschwindet und das war’s dann.

———-

Literatur: Glenn Wallis, Nascent Non-Buddhism, 2011. (Übersetzung erscheint demnächst)

95 Antworten zu Denken, Nicht Meditiern!

  1. 

    Zen, Nationalismus und Krieg – eine unheimliche Allianz
    Von Michael Habecker

    Zu den überraschenden, ja auch schockierenden Einsichten, die Ken Wilbers aktuelle Arbeit liefert, gehört die Erkenntnis, dass hohe Einsichten in die Zustände des Seins („Erleuchtung“ im traditionellen Sinn) keineswegs notwendig einhergehen mit einer hohen geistigen oder moralischen Verwirklichung. Um diesen wichtigen Punkt zu unterstreichen, greift Wilber zu so drastischen Formulierungen wie der, dass auch Nazis ein Zen Training erfolgreich absolvieren können:
    „Man kann ein vollständige Training dieser Zustände des Bewusstseins absolvieren, und dennoch auf der Bewusstseinsstruktur verbleiben, auf der man ist. Nazis können satori erfahren.“

    Dies war, zumindest für mich, ein Schock. Natürlich war mir klar, dass eine hohe Verwirklichung bei jemandem, der, sagen wir, zwanzig Jahr ernsthaft meditiert, nicht automatisch einhergeht mit dem Wissen, wer gerade in der Bundesliga an erster Stelle steht oder wie man ein Fahrrad repariert, aber ich bin doch davon ausgegangen, dass Menschen mit einer tiefen Einsicht in ihren Geist auch eine entsprechend hohe Ethik und moralische Einsichtsfähigkeit entwickeln, doch dem ist nicht so, jedenfalls nicht automatisch. Das ist keine Kritik an der Einsichtsfähigkeit von Menschen mit einem jahrelangen meditativen Erfahrungshintergrund, sondern es weist lediglich auf Grenzen meditativer oder kontemplativer Erkenntnisfähigkeit hin, Grenzen die jedoch durch eine meditative Praxis selbst nicht automatisch erkannt werden. Erkenntnistheoretisch ist dies der Unterschied zwischen den Inhalten des menschlichen Bewusstseins einerseits und seinen Strukturen andererseits, also zwischen der Phänomenologie und dem Strukturalismus. Erstere liefert Aussagen über die Inhalte des Bewusstseins, einschließlich von Inhalten und Erfahrungen, die man auch als Erleuchtung oder Erwachen bezeichnet, Letzterer liefert Erkenntnisse über die Strukturen des Bewusstseins, vor deren Hintergrund diese Inhalte interpretiert werden. Beides ist nicht das Gleiche, und muss daher voneinander unterschieden werden, auch in seiner jeweils unterschiedlichen Entwicklung.

    Den ganzen Artikel gibt es hier auf Seite 23:

    Klicke, um auf OJ_16-09.pdf zuzugreifen

  2. 

    Hi ti

    Danke für den Hinweis. In der Tat hat Wilber auf diesen Punkt hingewiesen. Erinnere mich, daß er darüber in Integral Psychology schreibt.

    Es gibt zum Thema Buddhismus und Gewalt neben Victoria noch mehr Literatur und Untersuchungen, allerdings nicht auf Deutsch.

  3. 

    Hi Matthias,

    der Punkt ist dabei doch: Auch dein „Unbuddhist-Statement“ ist „true, but partial“. Es steckt ein wahrer Kern in deinen Erkenntnissen, doch mir scheint, als wären sie nicht umfassend.

    Denn die anderen Formen des Buddhismus sind ja auch ebenfalls „true, but partial“, soll heißen, jede Form entdeckt etwas wahres – und begeht dann den Fehler, diese Entdeckung absolut zu machen.

    Ich denke, wir sollten die Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie miteinbeziehen: Menschen (auch Gruppen) durchlaufen bestimmte Entwicklungsebenen. Auf jeder Ebene besitzt man ganz bestimmte Werte, Weltsichten und Wahrheiten. Diese Weltsichten möchte man nun gerne gegen andere Weltsichten verteidigen.

    Der Punkt dabei ist: Solange ich mich auf dieser Entwicklungsebene befinde, ist es auch wahr, was ich dabei entdecken – zum Beispiel einen magischen Buddhismus. Doch sobald ich mich weiter entwickle, verfällt der Glaube daran und ich erschließe mir neue Weltbilder.

    Letztendlich möchtest du auf die partielle Unwahrheit eines bestimmten Weltbildes hinweisen – doch erkennst du auch, dass dein Weltbild ebenfalls unvollkommen ist, bzw. nur eine bestimmte Zeit ihre Gültigkeit besitzt.

  4. 

    Lieber ti

    Vielen Dank für deinen Hinweis darauf, daß auch mein Weltbild unvollkommen ist.

    Daß ein magischer Buddhismus für diejenigen wahr ist, die an ihn glauben rechtfertigt nicht eine endlose Toleranz. Das wäre wohl in Wilbers Terminologie „grüner Mist“. Die Toleranz hat vor allem dann ein Ende wenn Buddhismus und die Meditation der Gedankenlosigkeit sich als bewusstlose Unterstützung einer absolut zerstörerischen Ökonomie herausstellt.

  5. 

    Hm, ist das so? Es gibt viele Buddhisten die einem „magischen Buddhismus“ anhängen, dennoch sehr aktiv gegen eine zerstörerische Ökonomie vorgehen. Zu erwähnen währen der Karmapa, der sogar ein Manifest gegen diese zerstörerische Ökonomie herausgebracht haben. Aber auch Prof. Karl-Heinz Brodbeck, der versucht buddhistische Inhalte in eine neue Wirtschaftsform zu bringen… da gibt es noch eine ganze Reihe mehr an Beispielen.

    Insofern finde ich das Argument „magischer Buddhismus unterstützt zerstörerische Ökonomie“ nicht überzeugend.

    Was wäre, wenn es WICHTIG wäre (aus entwicklungspsychologischer Sicht), dass die Stufe des magischen Buddhismus durchlaufen wird?

  6. 

    Liebe ti

    Zunächst noch mal zum „true, but partial“. Alles ist teilweise richtig. Das stimmt, Hitze ist gut für Kaffee und schlecht für Eiscreme. Das sind die Basics, oder? Darüber brauchen wir nicht mehr ratschlagen.

    Das Problem ist doch viel eher, daß in vielen Situationen überhaupt nicht klar ist, was gut und was schlecht ist. Oft ist es schwierig zu entscheiden wo ‚Hitze‘ und wo ‚Kälte‘ angewandt werden muss. Darum geht es hier. Als X-Buddhisten werden hier diejenigen bezeichnet die sich vor solchen Entscheidungen drücken und nicht bereit sind zu lernen wie man sie fällt. X-Buddhisten sind diejenigen die stattdessen im magischen Denken Zuflucht nehmen und daran glauben das ihre Meister immer recht haben. Es ist völlig egal wie diese Meister heissen, ob das eine Dalai Lama ist oder ein Hintertupfinger Gelegenheitsguru, das Kennzeichen des X-Buddhisten ist immer die Projektion die er auf eine/n Meister/in richtet. Im Unterschied zu anderen Lehrern ist von diesen meistens überhaupt nicht klar, was sie können. Man ‚glaubt‘ ihnen, daß sie es können – richtig meditieren, Recht haben, für andere entscheiden etc. Im Kontrast dazu wird ein Biologie-Professor oder ein KFZ-Mechaniker nie damit durchkommen einfach zu behaupten, er wüsste was.

    Wie steht es übrigens mit dir? Du sprichst von dem Karmapa – im Singular. Es gibt aber zwei. Welchen meinst du? Welcher ist der richtige? (Hättest du übrigens bitte ein Link auf das Manifest das du erwähnst?)

    Problematisch auch wie weit diese Teilweise-Wahrheiten führen. Was ist mit Mathematik? Schwerkraft? Das Wort Haus? Oder Ken Wilber? Kann der sich irren? Oder der Karmapa? Kann das Wort Haus einen Liter Wasser meinen?

    Prof Brodbeck gehört wohl eher nicht zu den X-Buddhisten. Jedenfalls nicht soweit ich das anhand seines Buches Buddhismus interkulturell gelesen beurteilen kann. X-Buddhisten zeichnen sich dadurch aus, daß sie solche Bücher nicht lesen können.

    Entwicklungspsychologie: Was meinst du damit? Mir ist nicht bekannt, daß man in der Entwicklungspsychologie – also derjenigen die die Entwicklung der Psyche des Menschen von der Kindheit bis ins Alter beschreibt – davon spricht, man müsse eine Phase des „magischen Buddhismus“ durchlaufen. Was meinst du?

  7. 

    Hi Ma,

    hier erstmal das Manifest des Karmapa Urgyen Trinley Dorje: http://www.buddhanetz.org/aktuell/108_dinge.pdf

    Professor Bordbeck – der sich als Kenner des Madhyamaka und als Schüler Sogyal Rinpoches outet – gehört deiner Definition nach wohl eher doch zu den X-Buddhisten. Kritisches Hinterfragen der Dinge, neue Perspektiven entwickeln UND Schüler eines Gurus zu sein, schließen sich eben nicht per se aus.

    Du schreibst: „X-Buddhisten sind diejenigen die stattdessen im magischen Denken Zuflucht nehmen und daran glauben das ihre Meister immer recht haben.“
    Es wäre jetzt interessant, eine Studie zu machen, um mal zu sehen, wie viele der Buddhisten, tatsächlich dieser Definition unterzuordnen wären. In der Realität sind die meisten Menschen doch immer komplexer und differenzierter. Sehr viele Buddhisten erkennen, dass ihre Gurus zum Beispiel nicht allzu viel zu den Partnerschaftsproblemen und finanziellen Sorgen sagen können, da sie eben aus einem monastischen Hintergrund stammen. Das heißt, viele Schüler eines Gurus, gehen eben auch zu einem Coach, Therapeuten oder Finanzexperten, wenn sie entsprechende Schwierigkeiten besitzen.

    „True, but partial“: Es wird wohl ein paar Buddhisten geben, die sich so undifferenziert verhalten, wie du es aufführst. Doch sind es nicht alle und es ist die Frage, ob es die ÜBERWIEGENDE MEHRHEIT der Buddhisten ist, die du so einzuordnen versuchst. Wo sind deine Beweise dafür?

    Was die Entwicklungspsychologie betrifft: Es gibt verschiedene Entwicklungsphasen, die Menschen durchlaufen. So gibt es auch eine „magische Phase“. Bei erwachsenen Menschen kann diese „magische Phase“ durchaus noch stark vorhanden sein. Das ist nichts ungewöhnliches. Filme wie zum Beispiel „Der Herr der Ringe“ oder „Harry Potter“ sprechen Menschen mit einem ausgeprägten magischen Bewusstsein zum Beispiel an. Der Erfolg dieser Filme und Bücher zeugt, dass auch Erwachsene, dieses magische Bewusstsein in sich tragen. Die Frage ist ja nun: Ist man gleich ein dummer X-Buddhist, wenn man sich einem magischen Buddhismus zugehörig fühlt?

  8. 

    Hi ti

    Du willst Beweise. Für was? Dafür daß Buddhisten sich so undifferrenziert verhalten wie ich es, deiner Ansicht nach, anführe?

    Ich habe in dem Text oben zwei Punkte angesprochen.

    Das Original das es nicht gibt.
    Die Unmöglichkeit mittels einer Meditation der Gedankenlosigkeit allein, moralische Werte zu entwickeln.

    Ich habe auch beschrieben, was ich unter „Buddhismus“ verstehe. Eine Glaubensform die an das Original glaubt und daran das Meditation alleine ausreicht zu einem besseren Menschen zu werden. Das verstehe ich unter magischem Denken. Das ist etwas anderes als was du meinst. Es geht nicht um eine Entwicklungsphase sondern um eine Form von Dummheit. Und selbst wenn diese Form der Dummheit einen notwendige Entwicklungsphase wäre, so müsstest du mir immer noch erklären, wieso man solche Menschen Verantwortung tragen lassen soll?

    Es wäre nett wenn du mir genauer, im Hinblick auf diese Punkte, beschreiben würdest, was du mit „undifferenziert“ meinst.

    Dass Brodbeck ein Anhänger von Sogyal Lakar sein soll überrascht mich. Wie soll das zusammenpassen?: Brodbecks Kritik an unserem ökonomischen System und Sogyal Lakar der genau dieses System wie kein anderer im Buddhismus nutzt um Kohle zu machen.

    Was deine Frage angeht, ob „man gleich ein dummer X-Buddhist ist, wenn man sich einem magischen Buddhismus zugehörig fühlt?“ Bitte nimm genauer Bezug auf das was ich geschrieben habe. So undifferenziert wie du es mir unterstellst benutze ich den Begriff X-Buddhist nicht. Du wirst dir allerdings die Arbeit machen müssen etwas von dem auch wirklich zu lesen was ich geschrieben habe. Nicht nur diesen Text sondern auch den hier z.B. => Um was es geht!.

    Das ‚Manifest‘ des Karmapa, wie du es nennst, mag für seine Klöster, in denen man vermutlich über Umweltfragen noch nicht so gut informiert ist wie wir, ein guter erster Schritt sein. Es als „Anregung für seine Schüler im Westen“ zu bezeichnen ist rührend naiv. Es ist genau die Form von Naivität die einen X-Buddhisten auszeichnet. In unserer Situation „für eine harmonischere Welt zu beten“ und dadurch eine Verhaltensänderung zu erhoffen, entspricht der Meditation der Gedankenlosigkeit die ich kritisiere. Was in diesem ‚Manifest‘ nicht steht, ist, zu Fragen was die wirkliche Ursachen einer gigantischen Umweltzerstörung ist? Ein ökonomisches System, das auf gnadenlose Ausbeutung baut.

    Übrigens, wie hältst du es nun mit den beiden Karmapas? Das würde mich wirklich interessieren.

  9. 

    Du schreibst „Die Unmöglichkeit mittels einer Meditation der Gedankenlosigkeit allein, moralische Werte zu entwickeln.“

    Ich habe noch keinen Buddhisten getroffen, der mittels Meditation zu moralischen Werten gekommen ist. Auch der Buddha hat dies nicht gesagt (bzw. steht nichts davon im Pali-Kanon, wenn wir mal berücksichtigen wollen, dass wir gar nicht wissen können, was genau der Buddha gesagt hat…)

    Moralische Werte entwickeln sich (gerade im Mahayana-Buddhismus) durch Einsicht, die wiederum durch Studium + Kontemplation erworben wird. Die Meditation ist letztendlich ein Resultat dieser Einsicht.

    Ich stimme dir zu, wenn du kritisierst, dass viele Buddhisten ihr Heil nur durch Meditation erreichen wollen. Das liegt dann aber daran, dass sie nur ein unvollständiges Verständnis des buddhistischen Weges haben. Andererseits ist die FRage, ob diese Menschen tatsächlich Unheil anrichten – oder ob ihr Weltbild mehr positives als negatives mit sich bringt.
    Denn wenn es mehr negatives in die Welt bringt, sollte es tatsächlich dekonstruiert werden.
    Doch wenn es mehr positives in die Welt bringt, ist es doch ganz okay, was da 0,05 % der deutschen Bevölkerung da treiben, oder? Ich meine, die Welt hat momentan ganz andere Probleme, nicht wahr?
    Und das würde auch dein Tun in Frage stellen – schließlich schreibst du, wie man an die wirklichen Ursachen dieser gigantischen Umweltzerstörung herankommt. Nun, sicherlich nicht, in dem man seine ganze Energie damit verschwendet, einen Bruchteil der Bevölkerung zu kritisieren – ohne Hoffnung darauf, dass sie auch nur jemals lesen werden, was du da schreibst.

    Nun, du magst das Manifest des Karmapa für westliche Menschen naiv finden. FAKT ist jedoch, dass viele Menschen heute noch Fleisch essen (wie steht es mit dir, bist du Vegetarier?) Fleischkonsum ist einer der drei stärksten Faktoren der heutigen Umweltzerstörung. Wenn Buddhisten sich geschlossen dafür einsetzen, kein Fleisch mehr zu essen, wäre das ein starkes Signal.

    Und was die zwei Karmapas angeht: Das ist mir wirklich egal. Ich glaube nicht an Wiedergeburt.

  10. 

    ti, letztlich machst du gerade vor was das Problem ist: Deine Losung „true, but partial“ mündet in einen Widerspruch. Meine Frage daraufhin übergehst du. „Problematisch auch wie weit diese Teilweise-Wahrheiten führen. Was ist mit Mathematik? Schwerkraft? Das Wort Haus? Oder Ken Wilber? Kann der sich irren? Oder der Karmapa? Kann das Wort Haus einen Liter Wasser meinen?“ Stattdessen stellst du dir aus verschiedenen Teilwahrheiten ein Weltbild zusammen mit dem du bequem leben kannst.

    Diese Öko-‚Maifest‘ des Karmapa z.B. war inhaltlich vor 40 Jahren bereits unzureichend. 1972 kam „Die Grenzen des Wachstums“ heraus. Da wussten wir schon, dass das so nicht funktioniert. Wer heute glaubt so ein ‚Manifest‘ sei in Europa modern hat es sich schön bequem gemacht in seinem Realitätstunnel. Allein dieses Beispiel belegt meine These:

    „Der Buddhismus im Westen erhebt allgemein den Anspruch, alle Fragen die sich aus unserem Leben heute ergeben, schlüssig beantworten zu können.“

    Die Rezepte des Karmapa mögen, wie gesagt, für seine Klöster ein erster Ansatz sein. Hier aber haben sie, trotz zunehmenden ‚Umweltbewusstseins‘ nie etwas ausgerichtet. Wusstest du zum Beispiel daß ein Citroën 2 CV vor 40 Jahren eine bessere Ökobilanz hatte als das ‚energiesparsamste‘ Auto heute? Was ist da also falsch gelaufen mit der Umweltbewegung? Und dann kommt der Karmapa an und meint wir sollen für die Umwelt beten…

    Diejenigen die viel Geld mit Autos, Fleisch und was weiss ich verdienen werden es ihm danken. Dein „true, but partial“ ist das Problem, weil sich aus ihm genau die Frage ergibt die ich gestellt habe. Wenn alles irgendwie wahr ist, woher kommen dann die Werte die wir brauchen um richtig zu leben und welche sind diejenigen an denen wir uns orientieren sollen? Dein „true, but partial“ ist genau die Ausrede die man braucht um als X-Buddhist nicht weiter zu denken.

  11. 

    Schade, dass du es nicht verstehen kannst oder willst, bzw. dich so sehr in deine heldenhafte Unbuddhismus-Pose verbohrt hast. (ICH! gegen alle X-Buddhisten – man, wie kindisch ist das eigentlich?)

    Leider verliert so dein ganzer Ansatz an Ehrlichkeit und Bedeutsamkeit.

    Ich bin raus, deine Aggression bekommt mir nicht.

    ti

  12. 

    Meine ‚Agression‘ besteht lediglich darin mit dem Finger auf einen Widerspruch zu zeigen. Die Dialektik führt über diesen zur Synthese – zu etwas Neuem. In einer Kultur in der alles irgendwie wahr ist, ist dieser Prozess zerstört und es gibt keine Moral mehr. Es gibt nur noch „Like“. „Don’t Like“ ist ausgeschlossen. Alles irgendwie wahr, das ist wahrhaftig amoralisch: Wenn alles irgendwie wahr ist, woher kommen dann die Werte die wir brauchen um zu entschieden wie wir richtig leben sollen?

  13. 

    “Meiner ist das Original.”

    Stimmt. Und erigiert ist er 17 cm lang …

    Dass Buddhismus zu nix taugt, ist ein alter Hut, Kodo Sawaki sagte es staendig. Ich persoenlich behaupte nicht, wie es der Autor oben Buddhisten zu unterstellen scheint, dass der Mensch in sich „das Gute“ meditativ zu erschliessen hat. Hauser wies nach, dass jeder Mensch einen angeborenen „Instinkt fuer Moral“ hat (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Moral_Sense_Test). Daraus folgt eben nicht, dass die Moral erst erdacht (oder meditiert) werden muss, sondern dass sie sich im instinktiven Zustand, den das Zen als einen der Gedankenruhe ansieht (d.h. dass keine Gedankenketten oder -assoziationen entstehen), offenbart. Die Faehigkeit zur Moral ist also vorgedanklich, genau wie das Erwachen im Zen.

    Verfolgen wir jedoch den Ansatz, dass uns Nachdenken zu Einsichten fuehrt und assoziatives, chaotisches, kreatives, logisches oder wie auch immer geartetes Denken weiterbringen kann, ja dass ethische Positionen und Regeln verbindlich in einer Lebensgemeinschaft erarbeitet werden sollten, so haben wir auch dafuer wissenschaftliche Erkenntnisse. Es geht dann um eine formulierbare und diskutierbare Moral, wie sie in Worte gegossen werden kann.

    Ein moralisch kompetenter oder imkompetenter Mensch ist demnach nicht der, der eine dezidierte Meinung hat (etwa „antifaschistisch“ oder „antikommunistisch“, „pazifistisch“ oder „bellizistisch“), sondern derjenige, der sich in die voellig entgegengesetzte Position eines anderen hineinversetzen kann – oder eben nicht.

    Es ist ein Irrtum zu glauben, ein Autor, der die Kriegsteilnahme von Moenchen kritisiert (z. B. Victoria), sei moralischer als ein anderer, der tote Soldaten quasi segnete und am Krieg teilnahm (z. B. Soyen Shaku). Der eine hat wenig Verstaendnis fuer die Kritisierten, der andere machte sein Mitempfinden fuer die Gegenseite in seinen „Predigten“ deutlich. Wer dies kapiert, ist auf der rechten Spur. Dies zeigen die Ergebnisse der Uni Konstanz, wo man per email einen Test anfragen kann, der einem vielleicht die Augen ueber sich selbst oeffnet: http://www.uni-konstanz.de/ag-moral/

    Die Ansicht von „ti“, dass sich Moral durch Studium und Kontemplation entwickle, teile ich nicht und sie ist auch durch die zahlreichen Vergehen von Ordinierten statistisch zu widerlegen. In Thailands Fernsehen sieht man jede Woche orangeberobte Moenche auf den Pritschenwagen der Polizei in den Knast fahren. Zudem sorgt das enge Moralkorsett (im Palikanon der Vinaya) ganz sicher fuer unmoralisches Handeln, weil niemand sich konsequent an 250 oder mehr Regeln halten kann. Aber hier besteht das Missverstaendnis eben darin, dass nicht zunaechst Einsicht, also Weisheit (im Buddhismus prajna genannt) erworben wurde. Sie wuerde einem ja gerade erschliessten dass Moral etwas Instinktives ist und darum der Vinaya kein Ausdruck von Weisheit, sondern von relativer Dummheit sein muss.

  14. 

    Lieber Matthias,
    ich maße mir nicht an zu wissen, wie Guido Keller den von dir zitierten Text möglicherweise verstanden haben wollte, zumal dies ja ein Zitat aus einem frühen Chan-Text (Tun-huang-Manuskripten) ist, jenem “frühen Chan” der dich nicht interessiert. Dennoch möchtest du diesen Text zu deinem „Schlachtmotto“ machen.
    (Alle furchtlosen Krieger der mächtigen Worte sollten sich eine Schlacht zum hoffentlich nur sich gegenseitigen Abschlachten suchen. Was auf einem Asso-Blog steht, taugt nicht unbedingt zur unreflektierten Übernahme in einen halbwegs zivilisierten, halbwegs gewaltfreien Gedankenaustausch, von der innewohnenden Hybris ganz zu schweigen.)

    Allerdings kann ich mir kaum vorstellen, dass G. Keller etwas gegen Verständnis und Weisheit haben sollte, wohl aber gegen das Verlangen/Suchen danach.
    Wobei mit „Verlangen“ hier wohl kein moralisches Problem gemeint ist, sondern eher ein pragmatisches: Eine absichtslose/zielfreie Praxis kann u. a. verhindern, einem „Meister“ auf dem Leim zu gehen und in Abhängigkeit zu fallen.

    „Es kann kein Original geben!“– Eine gewaltige Erkenntnis! Aus welchem Diskurs stammt dieses „Schlachtmottöchen“, waren es die 70er- oder die 80er-Jahre des vorigen Jahrhunderts oder gar die 20er? Bisher nahm ich an, das sei eine selbstverständliche Voraussetzung dafür, kritisches Denken für weitgehend alles und somit auch für überliefertes, zur freien Verwendung verfügbares buddhistisches Material einzusetzen.

    „Fetischisierung der Meditation“. – Nur nachgefragt: Wenn sicher nicht wenige Autofahrer ihren motorisierten Untersatz zum persönlichen Lebenssinn erheben, ist dies dann automatisch ein Grundproblem aller Führerscheininhaber, und sollte das Autofahren deshalb dämonisiert und abgeschafft werden? Von den Umweltschäden abgesehen ist Autofahren praktisch und hilfreich, wie Meditation, wenn sie rational als gut erprobte Bewusstseinstechnik eingesetzt wird.

    „Die Spekulation über ein vermeintlich Gutes tief in unserem Inneren ist eine unbegründete Vermutung …“ – Dies ist nun mal sachlich richtig. Nur, wer spekuliert heute noch darüber? Ein westlicher, halbwegs aufgeklärter Mensch, ob Buddhist oder nicht, „glaubt“ ebenso wenig an die Erbsünde wie an den gegenteiligen Quatsch.

    Und weil Meditation als Bewusstseinstechnik selbstverständlich nichts mit dem Handlungsfeld Moral, einer moralischer Läuterung oder einem innewohnenden Guten zu tun hat, wird sie von den großen „Erleuchteten“ wie alle menschlichen „Techniken“ auch zuerst für Krieg, Unterdrückung und Ausbeutung instrumentalisiert. Sie, der Buddhismus und jede andere Ideologie werden ge- und missbraucht von religiösen wie weltlichen Herrschern. Dies gilt auch für die Wissenschaft als die Domäne der Denker. Insofern ist es vergleichbar, dass es auch dort die „Erleuchteten“, z. B. in der Zunft der Physik, die entwickeltsten Atomphysiker waren, welche die Atombombe gebaut haben und damit auch für deren Einsatz Mitverantwortung trugen. Diese „großen Denker“ waren nun wirklich keinen magischen Praktiken oder gar der Meditation verdächtig.

    Was sagst du dazu, dass Thomas Metzinger, der erstaunlicherweise nicht unter dein Verdikt fällt, nach meiner Kenntnis seit Jahrzehnten regelmäßig meditiert und vorschlägt, Meditation in den Schulunterricht aufzunehmen, z. B. auch als Bewusstseinstechnik zur Verbesserung der Aufmerksamkeitsleistung?
    (http://www.youtube.com/watch?v=BXJU_srHqA0).
    Metzinger anerkennt, möglicherweise aufgrund eigener Praxiserfahrung, die Meditation als ein Verfahren zum „mentalen Training mit therapeutischem Potenzial“. (Metzinger (2012): Der Ego-Tunnel. Berlin: Bloomsbury, S. 15.)

    Und genau aus dem Grund hat es auch nichts mit Esoterik zu tun, wenn der Biophysiker Peter A. Levine (siehe Kommentare zu „Sitzen …“) am Ende seines Buches über Traumatherapie auch in einem Kapitel über „Trauma und Spiritualität“ die mögliche therapeutische Funktion tradierter Bewusstseinstechniken untersucht.

    Neben unzulässigen Verallgemeinerungen und undialektischen Totschlagparolen sehe ich in deinen Argumentationen leider auch die wenig sachdienliche Verwendung von alltagssprachlichen Bedeutungen zur „Definition“ von durch dich negativ besetzten „Kampfbegriffen“ wie: „Meditation ist diejenige Form der Introspektion, …“
    Die Festlegung des Begriffs Meditation auf eine einzelne Psychotechnik wie Introspektion legt die Annahme nahe, dass von etwas auf der Grundlage einer unzureichenden eigenen Praxis gesprochen wird.
    Entweder gibt es hier die irrige Vorstellung, Meditation sei Introspektion, oder es liegt eine Verwechslung der Begriffe Introspektion und Gewahrsein vor, aufgrund ihrer alltagssprachlichen synonymen Verwendung. In jedem Fall hat dies für das (Un-)Verständnis meditativer Prozesse weitreichende Folgen.

    Bei der Introspektion, der Selbstbeobachtung, handelt es sich um ein nach innen gerichtetes analytisches Verfahren, also um Denken! Welche logische Aussage beinhaltet der Kampfruf: „Denken, nicht meditieren!“, wenn Meditation per Definition als Introspektion bezeichnet wird?

    Noch eine abschließende Bemerkung zu deiner Formulierung „endlose Toleranz“ (siehe Kommentar vom 22.09.):
    Am Sonntag wurde in „Sternstunden“ ein interessantes Gespräch über Toleranz gesendet. Da wurde auch von der „Kunst der Toleranz“ gesprochen. Das weist auf eine Praxis hin, auf Erfahrungswissen, Handlungskompetenz, Methodenbewusstsein und nicht zuletzt auf Kreativität. Das Gleiche gilt für die Kunst gelungener Meditation.

    Und nun setzt bei mir die Implosion ein, die ganze Fata Morgana hier verschwindet und das war’s dann.

  15. 

    Dooyen und Re, viele Dank für Eure ausführlichen Einwände, immerhin setzt sich so ein Gespräch fort – auch wenn es ein Streit ist.

    Ich hatte in einem der ersten Texte hier folgendes geschrieben:

    Das offene Gespräch ist der Raum, der diejenigen willkommen heisst, die sich nach einer Phase der Begeisterung mehr und mehr mit den Fragen konfrontiert sehen, die der Buddhismus offensichtlich nicht beantworten will oder kann. Bei aller Schärfe und Polemik gegen die Machthaber des Dharma gibt es einen anderen Raum, in dem im Schutz gegenseitigen Respektes gesprochen werden soll. Es muß allerdings hier eine Übereinkunft geschaffen werden, wie man miteinander reden will um diese Fragen zu klären oder zumindest in den Raum zu stellen, so daß sie allein aus den Aporien heraus die sie darstellen mögen, wirken können. Von diesen Aporien, den Widersprüchen, gibt es im Buddhismus genug. Für eine Versammlung wäre es genug sich zunächst dazu zu verabreden, nur einmal eine dieser Merkwürdigkeiten zu betrachten und wirken zu lassen. Es wäre schon Herausforderung genug dabei einmal miteinander zu reden, ohne sich sofort immer mit einem Urteil ins Wort zu fallen. Das kritische Urteil soll ja nach eingehender Untersuchung gefällt werden, nicht im Affekt. Der Buddhismus lehrt dieses Gespräch nicht.“ (siehe „Was Nun?„)

    Mein polemischer Stil steht im scharfen Kontrast zum offenen Gespräch. Allerdings ist es kein Widerspruch. Das offene Gespräch lebt von einer Übereinkunft wie man miteinander redet. Diese Übereinkunft beinhaltet, daß man erstmal davon ausgeht nicht zu wissen was für den anderen gut ist. Es geht im offenen Gespräch tatsächlich darum die Irritation des Nichtwissens auszuhalten.

    Das Problem ist, Buddhisten (was ich darunter verstehe), wie du zum Beispiel Guido, verstehen nicht wozu Fragen gut sind. Die Frage wie oder was Moralisches handeln ist, lädt sie nicht zu dem Versuch ein nachzuvollziehen wieso das überhaupt eine Frage sein kann. Im Gegenteil, man bekommt alle möglichen Schnellschüsse serviert wie das Problem dieser offenen Frage zu lösen sei. Bei ti ist es so, daß alles irgendwie wahr ist. Bei dir Guido ist es die unkritische Übernahme eines Wikipediaartikels demzufolge Moral angeboren ist.

    Was diesen Artikel angeht, dort heisst es: „Hauser zog aus der Tatsache, dass die Ergebnisse der Befragungen bei allen Völkern, Altersstufen und Bildungsschichten nahezu gleich waren, den weitreichenden Schluss, dass es in jedem Menschen ein Grundgerüst moralischer Werte geben muss, das ihn dazu bringt, gleichen moralischen Grundsätzen zu folgen, ohne dass seine Erziehung dabei eine Rolle spielt.“

    Ich wage zu bezweifeln, daß Hauser diesen Schluß gezogen hat, eher schon daß in dieser Wiedergabe eines Wikipediaautoren eine gefährliche Verkürzung liegt, bzw. daß man sich genau ansehen muss was Hauser mit „Moral“ meint. Was nämlich Hauser zeigt ist nicht Moral im Sinne von „was ist richtiges Handeln?“, sondern er zeigt, das die Form der Antwort die ein Mensch auf ein moralisches Problem gibt, stark davon abhängt wie das Problem gerahmt (Framing) ist. Das Framing hat auch Daniel Kahneman untersucht, in Hinsicht auf Finanzmärkte, und hat dafür einige Jahre früher den Nobelpreis bekommen.

    Du Guido ziehst nun aber den Schluss, „daraus folgt eben nicht, dass die Moral erst erdacht (oder meditiert) werden muss, sondern dass sie sich im instinktiven Zustand, den das Zen als einen der Gedankenruhe ansieht (d.h. dass keine Gedankenketten oder -assoziationen entstehen), offenbart. Die Faehigkeit zur Moral ist also vorgedanklich, genau wie das Erwachen im Zen.“ Das ist genau eine dieser wohlfeilen Antworten. Wie das zusammenhängen soll, Hausers Untersuchung (in einer vermutlich hochgradig verdünnten Wikipediadarstellung) und ein „instinktiver Zustand, den das Zen als Gedankenruhe ansieht“ bleibt völlig offen.

    Hauptsache wir haben ein Antwort die schnell alle Widersprüche zukleistert. Das ist genau das was ich meine wenn ich schreibe „Es geht darum zu zeigen, daß die Integrität buddhistischer Selbstdarstellung unglaubwürdig ist.“ So eine Selbstdarstellung des Zen-Buddhismus ist unglaubwürdig. Diese Argumentation ist genau die Scheingesetzgebung des Buddhismus die letztlich gar nichts ausrichtet ausser sich selbst am Leben zu erhalten – koste es was es wolle.

    Bei dir Guido wird so deutlich, daß auch du nichts anderes bezweckst als zu beweisen daß dein Zen der originale ist.

    Womit wir beim Original wären. Du Re kritisierst, daß ich davon spreche, es gäbe kein Original – das sei doch ein alter Hut. Wir haben erst kürzlich sehr ausführlich im Buddhaland darüber diskutiert, daß das eben leider kein alter Hut ist. Der alte Hut in Berlin ist genau so ein alter Original-Hut. Siehst du was ich meine? Es ist also keineswegs überholt davon zu sprechen, daß es kein Original gibt.

    Die Möglichkeit, daß es kein Original gibt oder geben könnte ist im Europäischen Denken seit langem eine wichtige Fragen. Stichwörter sind „Universalienproblem“, „Luther“, „Lenz im Gebirge“, „Nietzsche“, „Benjamin“, natürlich „Derrida“ etc. pp. Überall befasst sich die Europäische Moderne mit diesem Problem. Im Buddhismus aber beantwortet man diese Frage, die ja auch gerade bedeutet, daß wir keine fertigen moralischen Rezepte finden können, damit, andauernd von dem zu reden was der Buddha sagte oder eben was das frühe Chan sagt. Das ist die Flucht vor dem Problem das die Frage nach dem Nicht-Original bezeichnet. (Und übrigens ist es auch Gesellschaftspolitisch keineswegs ein alter Hut. Der transparente Mensch, der in seiner Identität über den Zugriff auf seine ‚Daten‘ immer genauer beschreibbar und damit berechenbar wird, ist ein Original in gewissem Sinne… was aber jetzt definitiv zu weit führt.)

    „Es gibt nicht im Ansatz ein Wissen darüber, daß der Prozess des Verstehen lernens die Tradition gleichzeitig im Vorgang der Interpretation verändert – und daß als logische Folge aus diesem Prozess ein Original auf ewig unmöglich bleibt.“

    Das müssen Buddhisten begreifen. Für Buddhisten wäre es tatsächlich eine gewaltige Erkenntnis.

    Zu den begriffen „Buddhismus“ und „Meditation“. Ich benutzt beide Begriffe bewusst abwertend. Es kann sich allerdings keiner darüber beschweren, daß ich nicht definieren würde was ich meine:

    Buddhismus (= X-Buddhismus) ist genau diejenige Form von Wunderglaube der an das Original glaubt.

    Meditation ist diejenige Form der Introspektion, die sich um die Grundlagen moralischen Handelns nicht schert.

    Beides wird auf dem Esoterikmarkt im großen Stil wirtschaftlich ausgeschlachtet und es sind Werkzeuge eines gnadenlosen Konsumkapitalismus der buchstäblich über Leichen geht.

    Ich rede hier als bei dem was „Meditation“ bedeutet von etwas ganz bestimmten, liebe Re. Wenn du etwas anderes darunter verstehst, und darüber hatten wir uns doch eigentlich schon angenähert, was wir darunter verstehen, dann müssen wir es eben anders nennen. Das Wort Meditation jedenfalls ist für mich verbrannt, es beschreibt lediglich noch die Umnachtungstechniken die Buddhisten anwenden um die Augen geschlossen zu halten.

    Thomas Metzinger hat einen anderen Begriff von Meditation. Er dürfte sich sehrwohl darüber bewusst sein, daß er nirgendwo dort drinnen ein Original findet. Er hat das in einem Vortrag klar gemacht, in dem er erläutert was er unter intellektueller Redlichkeit versteht. Wenn Metzinger sagt, daß „Meditation ein Verfahren zum „mentalen Training mit therapeutischem Potenzial“ ist, muss er allerdings dazu sagen, was er unter Meditation versteht. Der Begriff „mentales Training“ deutet schon an um was es geht.

    Liebe(r) Re, bitte lass uns also Worte, Begriffe und ihre Bedeutungen und wer sie wie gebraucht etwas genauer ansehen?! Es ist jedenfalls nicht möglich, dadurch wie ich den Begriff „Meditation“ in ganz bestimmter Weise benutzte, auf mein „(Un-)Verständnis meditativer Prozesse“ zu schließen. Ich dachte da wären wir schon ein Stück weiter gewesen. Wir hatten begonnen uns über mentale/kognitive/bewusste Prozesse zu unterhalten, darüber was ein anderes Bewusstsein sein könnte. Ich lehne den Begriff „Meditation“ einfach auch deswegen ab, weil er viel zu unscharf ist. Genau deswegen hatten wir begonnen, uns darüber zu unterhalten und das Feld genauer einzugrenzen.

    Dann schreibst du noch „dennoch möchtest du diesen Text zu deinem „Schlachtmotto“ machen.“ Ja eben gerade nicht! Auch das Wort „Schlachtmotto“ stammt von Guido. Tolle Verdrehung im Affekt das, wirklich. Sieh mal genau hin was Guido macht. Er redet vom Original während du sagst, daß es keines gibt und darüber zu reden schon lange ein alter Hut sei.

    Zuletzt noch Metzinger und die Moral. Metzinger stellt die gleiche Frage wie ich (natürlich ungleich besser und umfassender). Zum Beispiel im Ego-Tunnel S. 326 ff: Was ist ein guter Bewusstseinszustand? Er spricht hier vom „Versagen unserer eigenen moralischen Intuition“ (S. 327) und „daß in diesem Bereich die Aufgabe darin besteht, den ethischen Wert verschiedener Formen subjektiven Erlebens als solchen zu untersuchen und einzuschätzen“ (seine Hervorhebung).

    Das „Versagen unserer eigenen moralischen Intuition“ ist genau das, was Buddhisten nicht verstehen. Buddhist ist für mich, wer das Versagen der eigenen moralischen Intuition nicht versteht, nicht anerkennt, sich mit diesem Problem nicht auseinandersetzen will, diejenigen belächelt die sich noch mit solchen ‚Kleinigkeiten‘ abgeben und trotzdem behauptet er wüsste worum es geht wenn man von Moral und Ethik spricht. Genau um diese Hybris geht es!

    P.S. Re zum Thema „Ein westlicher, halbwegs aufgeklärter Mensch, ob Buddhist oder nicht, „glaubt“ nicht an die Erbsünde.“ Ich hatte in der schon angesprochenen Buddhaland Diskussion etwas dazu gesagt => vgl. hier, Abschnitt „Liegt das Problem etwa im Buddhismus selbst?“ Es liegt eine alte Struktur unter dem buddhistischen Erlösunglauben der heute so weit verbreitet ist. Sie hat vermutlich mit Mahayana nichts zu tun. Die Suche nach dem Original ist diese alte christlich-jüdische Narration. Sie wäre wenn man „Bedingtes Entstehen“ ernst nimmt, nicht möglich/nötig.

  16. 

    Die Versuche, andere User hier zu analysieren, finde ich recht deplaziert. Bei mir handelt es sich um einen fast 50jaehrigen Menschen, der sich die Fragen nach dem Wie und Warum von Moral bereits als Teenie ausgiebig stellte. In einem menschlichen Reifeprozess gelangt man nun mal auch zu Antworten, und im Bewusstsein ihrer Subjektivitaet kann man sie – ebenso scharf und polemisch wie es der Betreiber des Blogs mag – zum Ausdruck bringen. Die Frage nach dem „Original“ ist keine rein persoenliche, sondern eine religionswissenschaftliche. Dazu findet Quellenstudium statt. Es ist kein Wunderglaube, sondern Sachkenntnis. Vielleicht fehlt es Metzinger an Sachkenntnis zum fruehen Chan.

    Wenn ich Wikipedia-Artikel oder andere wissenschaftliche Untersuchungen zur Moral nenne, dann ist mir schon klar, dass auch diese Erkenntnisse vorlaeufig und im Wandel sind. Jedenfalls widersprechen diese Studien nicht meiner Auffassung, die ich zuvor vom Zen herleitete. Es ist jedenfalls billig, eine eher akademische Diskussion fuehren zu wollen und andere Wissenschaftler nicht zu Wort kommen zu lassen. Dennoch ist es fuer ein Individuum wohl wichtiger, welche Erfahrungen es selbst macht.

    Aus der Sachkenntnis kann man eine Ueberzeugung gewinnen. Diese kann sich mit den Erfahrungen in der Praxis decken oder ihr widersprechen (z. B. kann man feststellen, dass Ehebruch nicht nur schaedlich sein muss). Jeder macht daraus sein eigenes Ding, das ist selbstverstaendlich und gilt fuer Metzinger wie fuer Steingass ebenso wie fuer mich. Tatsaechlich ist es nicht so schwer, Fragen von Matthias zu beantworten.

    Beispiel> Buddhismus trage nix zu Problemen der Gegenwart bei, was bringt er denn fuer eine Ethik? Antwort: Ein Mensch, der das Anhaften ablegt (d.h. auch Gruebeleien, Zwangsgedanken, unangenehme Beziehungen, Jobs etc.), kann an Lebensqualitaet gewinnen. Bei mir war das so, und es kann auch bei anderen so sein. Nichtanhaften an Besitz, die Faehigkeit zum Teilen, der Verzicht auf Status etc. dienen auch anderen. All diese Dinge brauchen keinen Brodbeck, der nun rumgereicht wird, weil es gerade Mode ist, und der wahrscheinlich sowohl auf sein eigenes Haus wie auf sein eigenes Auto pocht. Buddhismus, wie ich ihn verstehe, kann aber womoeglich auch helfen, Traumata von Soldaten zu verhindern, er orientiert sich nicht am Buchstaben (nicht toeten), sondern an der Moeglichkeit, dass ein Geist oder Bewusstsein sein Leiden an Gedanken aufloesen kann. Man kann auch ohne Buddhismus ein relativ „unproblematisches“ Leben fuehren, aber ich sehe um mich herum staendig Menschen, die durch ihre Verstrickungen in dies und das „leiden“, also unzufrieden sind. Darum ist die Ratgeberpublikation so ein tolles Geschaeft.

    Hier sehen wir auch das Missverstaendnis von Matthias, und das liegt daran, dass er ein Original nicht erkennen kann, wo eines ist. Meine Ansichten werden von der Mehrheit der Zenbuddhisten in Deutschland nicht geteilt. Das liegt daran, dass sie, in meinen Augen, Lehrern anhaengen, die selbst ein Mischmasch aus juengerem Zen und anderen buddhistischen Schulen lehren oder mit Scheuklappen behaftet sind, wie viele Dogen Zenji-Anhaenger. Ich fuehle mich von den Definitionen des „X-Buddhismus“ ueberhaupt nicht betroffen, denn weder versage ich moralisch, noch entziehe ich mich klaren Positionen (ich habe z.B. eindeutig die Organspendebereitschaft und die Befuerwortung von Stammzellen- und Embryonalforschung mal hergeleitet, wie auch immer das andere sehen, im Widerspruch zu einer offiziellen Verlautbarung der DBU, und das hat dann Folgen wie einen Spenderausweis). Meine Ansicht ist eine von vielen, aber ich stehe dazu. Was Matthias zu erwarten scheint ist, dass wir alle mit so vielen Fragezeichen im Kopf rumlaufen wie er. Nichts zu wissen ist auch im Zen der Beginn der Weisheit, aber so zu tun, als seien einem Dinge nicht im Laufe des Lebens klar geworden, waere reine Heuchelei. Darum weiss ich auch, dass man auf die Wuensche von Juden, ihre Babyjungen zu beschneiden, keine Ruecksicht nehmen muss, wenn man hoehere Werte als die der Religion kennt. Oder tiefere, im Sinne von tiefer verankert. Das ist nicht mehr reiner Instinkt, sondern dass formuliere ich dann zwangslaeufig aus, und trotzdem kann ich hier meinem instinktiven Gefuehl vertrauen, das eben dieses Argument begruendet. Diejenigen, die zu kopflastig sind (wir werden das ja am Urteil des BGH wohl erleben), finden sophistische Erklaerungen, nicht ihrem Instinkt zu trauen. Mir sind solche Menschen wohl bis zu meinem Ableben suspekt, auch wenn ich ihr Dilemma verstehen kann.

    Es ist mir egal, ob „Meditation“ sich nicht um moralisches Handeln schert, da ich mich selbst durchaus schere und ausserdem keinen Wert auf Meditation lege. Ich spreche lieber von Versenkung, von Einsicht, von der Faehigkeit, den Gedankenstrom zu beruhigen, wozu ich im Gegensatz von Leuten in dem Speculative Nonbuddhism Blog keineswegs in einer Gruppe meditieren oder mich nur hinsetzen muss. Mit diesen Versuchen, unter bestimmte Definitionen alle Buddhisten zu subsumieren, kann man nur scheitern. Auch diejenigen, die Meditation betreiben, wuerden naemlich umgekehrt antworten, dass es gerade das Zusammenspiel von sila (Regeln, Geboten, ethischen Richtlinien) und Meditation ist, dass den Buddhismus kennzeichnet, und ohne Regeln und Geluebde die Praxis nur eine halbe Sache ist. Dann wird man zur Kenntnis nehmen muessen, dass auch die Laienregeln den Geboten im Christentum oder anderen Religionen in nichts nachstehen und in Teilen auch den Stand unserer Gesetzgebung wiedergeben.

    Meines Erachtens ist damit der Ansatz dieses Blogs in demselben Denkfehler wie eben dieser Mainstream von Buddhisten befangen, naemlich dass er glaubt, durch eine ausgefeilte und ausformulierte Ethik wuerde es den Menschen besser gehen koennen. Das ist fuer mich die Ironie dieser Geschichte, und darum der Hinweis auf fruehes Zen. Ob Original oder nicht, das sind – religionswissenschaftlich betrachtet – die Wurzeln des Chan (Zen), sie haben sich weder von Geboten noch von Sitzmeditation genaehrt, sondern von der Einsicht, dass ein KATEGORIEFREIES, NICHTWERTENDES DENKEN die tiefste Weisheit naehrt. Der Weg dorthin ist nicht unbedingt einfach, aber wenn einer wertet, nachdem er den Unwert der Wertung durchschaut hat, ist das spuerbar anders als wenn einer in Gedankengebaeuden gefangen ist.

    Wenn Metzinger „den ethischen Wert verschiedener Formen subjektiven Erlebens als solchen untersuchen und einschätzen“ moechte, habe ich nichts dagegen. Wie genau lautet denn seine Frage? Ich stelle naemlich zuweilen ganz aehnliche, gerade habe ich in einem anderen Blog jemanden, der an das Erleben von einem „Heraustreten aus dem Koerper“ glaubt und dieses als Hinweis auf ein Ueberdauern eines Bewusstseins, ja sogar dessen Reinkarnation sieht, gefragt, was denn ein solches Erleben (das ich auch schon hatte, aber anders werte) bringen soll. Solche Fragen sind berechtigt. Das, was im Zen Erwachen heisst, soll offensichtlich „den Geist befreien“, und das heisst, IN DENKEN UND HANDELN in der Folge ein moeglichst freies Leben ermoeglichen. Jemand, der so befreit ist, braucht weder den Status, den Menschen gemeinhin suchen, noch deren Besitztuemer, er muss sich nicht reproduzieren und er haelt sich ggf. nicht einmal an Gesetze, um ein paar Dinge zu nennen, die fuer die meisten Menschen Gueltigkeit haben (auch wenn er dies freiwillig alles tun kann und natuerlich die Folgen jedes Verhaltens zu tragen hat). Er hat es auch nicht noetig, die Rituale, Kleidungsordnung oder irgendwelchen anderen buddhistischen Gruppenzwang mitzumachen. Wenn dies bei Metzinger oder hier im Blog nicht angekommen ist, dann eben darum, weil tatsaechlich die grosse Mehrheit der Buddhisten gar nicht befreit ist. Sagen wir einfach „nicht befreit“ statt „erleuchtet“ oder „erwacht“. Das ist ja ganz offensichtlich und gilt natuerlich auch fuer die hier so verehrten Zenmeister. Die meisten Buddhisten hierzulande sind nur Papageien, die andere nachplappern. Und Metzinger ist womoeglich einer, der genau darauf hereinfaellt.

    Zum Schluss, ausser der Bitte, doch konkrete Fragen zu stellen statt eher nebuloese Gemeinplaetze wie „ethischer Wert subjektiven Erlebens“ (WELCHES ERLEBEN denn konkret?, welche Moral konkret ist es denn, von denen die Buddhisten keine Ahnung haben?, wer ist denn Metzinger, wenn er offensichtlich Deutungshoheit beansprucht?, oder schliesst er bei diesem Versagen etwa von sich auf andere?) noch der Hinweis, dass „Offene Weite, nichts von heilig“, der legendaere Kernsatz, den man Bodhidharma zuschreibt, fuer mich nichts anderes ist als die Ablehnung von institutionalisierter Religion und die Einladung zu einer moeglichst grossen Bandbreite menschlichen Denkens und Handelns.

    Man muss nicht wissen, was „fuer den anderen gut ist“, aber man kann lernen, was fuer einen selbst gut ist. Das „fruehe Chan“ sagt deshalb ueberhaupt niemandem was, ausser dass die Antwort aus einem selbst kommt. Es ist eben nicht dasselbe wie „der Buddha sagt“, denn der Buddha, der etwas sagt, ist man selbst. Mit anderen Worten, man wird sich seiner Sache sicher, ohne dass man den Anspruch auf Allgemeingueltigkeit erhebt. Es gibt da nichts zu beweisen, das Original schafft jeder selbst.

  17. 

    Lieber Guido,

    du sagst so schön, „das “fruehe Chan” sagt ueberhaupt niemandem was, ausser dass die Antwort aus einem selbst kommt.“ Fragt sich nur wie sie dahin kam?

    Fragen über Fragen. Es ist zum verrückt werden.

  18. 

    Ist das die Frage, ob die Henne oder das Ei zuerst da war, oder – wie oben angedeutet – die Frage nach konkreten Antworten eines Buddhisten auf moralische Dilemmas? Ich frage mich jedenfalls selbst nicht zwangslaeufig, warum ich instinktiv auf etwas reagiere, und offenbar bin ich nicht der einzige, der glaubt, dass es instinktiv „richtige“ Antworten auf solche Dilemmas gibt.

    Die Frage nach dem „Wie kam es dahin“ (ergo wie kam es zum Instinkt oder zum nichtwertenden oder zweifelsfreien Denken) ist in meinen Augen vorlaeufig nicht zu beantworten, weil das, was man im Zen Erwachen nennt, als transzendent erfahren wird, und etwa Metzinger dieses Transzendente ablehnen muss, weil es dafuer keine hinreichenden Erklaerungen und Modelle gibt. Ich denke, dass man die Frage stellen kann, aber bis auf Weiteres keine Antwort findet, weil sie eben ausserhalb unserer Erfassungsmoeglichkeiten liegt.

    Auf konkrete Fragen der Moral sind jedoch fassbare Antworten moeglich.

  19. 

    Henne und Ei ist eine falsche Metapher. Komplexe Sachverhalte lassen sich nicht auf derart ein(fache/fältige) mechanische Vergleiche reduzieren. Es gibt hier eine Kategorienverwechslung: Henne und Ei sind ontologisch gedacht, als von vorne herein seiend. Dadurch entsteht der Eindruck eines Paradoxons = wie kann denn das eine aus dem anderen entstehen?

    Bei der „Antwort die aus einem selbst kommt“ handelt es sich um eine Epistemologie = woher weiss ich das?

    Beide Fragen unterscheiden sich grundsätzlich. Die erste scheint gar nicht lösbar zu sein. Die zweite schon eher, oder?!

    Ansonsten: Hier ein Link zu einer Zusammenfassung des erwähnten Vortrages von Thomas Metzinger => THOMAS METZINGER ÜBER SPIRITUALITÄT & INTELLEKTUELLE REDLICHKEIT. Links zu dem Vortrag befinden sich auch auf der Seite.

  20. 

    Hallo Matthias,

    bitte unterlasse es mir Dinge zu unterstellen, nur damit du deine Argumentation damit aufbessern kannst.

    1. Ich habe nicht gesagt, dass sich durch Meditation eine Moral bildet. Tatsächlich habe ich diesen Satz geschrieben: „Ich habe noch keinen Buddhisten getroffen, der mittels Meditation zu moralischen Werten gekommen ist.“.

    2. Ich habe in einem ganz klar umrissen Kontext von Teil-Wahrheiten gesprochen und zwar von DIR und von den X-BUDDHISTEN. Ich habe nicht von Teilwahrheiten von Radieschen, Häusern oder sonst was geschrieben. Es ist einfach so, dass du zum Teil mit deiner Kritik richtig liegst, jedoch nicht das ganze Bild umreißen kannst. Ebenso wie X-Buddhisten teilweise eine stimmige Praxis an den Tag legen, jedoch ebenso wenig das ganze Bild umreißen. Anstatt also sich gegenseitig zu bekriegen, wie du es mit den X-Buddhisten machst, wäre es viel reifer und erwachsener zu sehen, WO SIND DENN MEINE EIGENEN BLINDEN FLECKEN?

    ti

  21. 

    ti> Interessant. Und ich habe noch keinen Buddhisten getroffen, der mittels des Befolgens der sila zu Moral gekommen ist. Die tatsaechlich vorgedankliche Moral, die instinktiver Natur und kultur- wie sozialisationsuebergreifend der Menscheit gemein ist (Marc Hauser, nicht nur Zenerfahrung, falls man keine hat), erlaubt zum Beispiel das Toeten zum Ueberleben, in der Notwehr oder Nothilfe. Sie erlaubt auch das Luegen zu einem hoeheren Zwecke, sie erlaubt den Ehebruch aus Liebe usf. Mit anderen Worten, erst derjenige, der sich Zugang zu seinem Instinkt oder meinetwegen auch nur „gesundem Menschenverstand“ verschafft (denn durch Reflektion erkennt er ebenfalls, dass es Ausnahmen zu Regeln geben muss, die erst Moral erweitern), kann moralisch kompetent sein. Im Gegensatz zu denen, die Geluebde nahmen oder sich beroben verzichtet er dann auch auf das Bewerten von Ehebrechern oder Soldaten usf. auf eine bei den Buddhisten verbreitete Art.

    Diese Art auessert sich haeufig in der Frage, warum sich denn einer (der z.B. Alkohol trinkt und dies verteidigt) ueberhaupt Buddhist nennen will. Oder warum denn einer, der Sitzmeditation nicht fuer zentral haelt, unbedingt ein Zenbuddhist sein will. Mit anderen Worten, diese Buddhisten wollen sich fuer ihre Muehen (dass es welche sind, zeigt sich gerade in diesem Verhalten) eine Deutungshoheit und eine Entscheidung ueber die Aufnahme in ihren Club vorbehalten. Das ist zuweilen recht amuesant, jedoch auch armselig. Wenn man den Spiess umdreht und in der Gewissheit einer gewissen Erfahrung so genannten erleuchteten Meistern begegnet und diese einen nicht erkennen, dann sieht die Sache ploetzlich anders aus. Ohne dass man dies sagen muss, wird einem klar, dass die anderen Buddhisten sich offenbar im Status ihres Lehrers taeuschen und dass man diesem Club besser fernbleibt.

    Damit haben wir auch eine Parallel zu dem Unterfangen hier und auf aehnlichen Blogs. Auch da ist eine Deutungshoheit gewuenscht, wer Buddhist sei, oder in diesem Fall eben „X-Buddhist“.

  22. 

    solange keine verlässlichen zahlen vorliegen, wie viele der buddhistisch Praktizierenden so oder so denken, handeln und fühlen, handelt es sich bei diesem Unterfangen hier erstmal ja um ein reines gedankliches Wunschprojekt. Gibt es überhaupt einen sogenannten „Buddhisten“ auf dem das gesagte zutrifft?
    Es ist möglich, dass es nur auf Matthias und seine persönliche Wahrnehmung zutrifft – und es überhaupt nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmt…

  23. 

    Hallo ti,

    ich habe wiederholt beschrieben was ich unter einem Buddhisten verstehe. Wenn du hier ernst genommen werden willst, wirst du bitte auf diese Definitionen Bezug nehmen und dich in Bezug auf die Sache äussern. Ich habe weder Geduld noch Zeit noch Verständnis dafür mich mit einer derart bescheidenen ‚Argumentation‘ wie der gerade von dir aufgeschriebenen zu befassen.

    Mit deiner letzten Bemerkung von der „persönlichen Wahrnehmung“ wird allerdings nochmals deutlicher worauf dein ‚Argument‘ alles ist ein bisschen wahr hinausläuft: Man kann sich jeden Einwand dadurch vom Hals halten, indem man ihn zur „persönlichen Wahrnehmung“ erklärt. Auf diesem Niveau kannst du in den entsprechende Buddhistischen Foren diskutieren oder mit iBuddhisten und sonstigen Verklärungssüchtigen.

    Wenn dir jetzt nichts neues einfällt, nimm deine eigene Ansage weiter oben ernst und halte dich raus.

  24. 

    (schon wieder ein rechnerausfall kurz vorm ende meines beitrages, und so viel zeit will ich damit nun auch nicht verbringen, also noch mal der gekuerzte versuch in mehreren kurzpostings …)

    Matthias> Metzinger schaetzt vor allem Theravadagepraegte, wie Sharf und von Allmen (der auch von den Tibetern wie Geshe Rabte lernte). Was meint aber Sharf mit „buddhistischer Philosophie“, die sich nie einigen konnte, was „Erleuchtung“ sei? Jedenfalls gibt es Theravadins, die Nirvana (und damit die Erleuchtung) als Verloeschen jedweden Begehrens ansehen. Im Zen gibt es eher die Auseinandersetzung mit der Frage, ob es ploetzliche Erleuchtung oder allmaehliche sei. Kurz, ich neige zu der Ansicht, es handelt sich um ein Schluesselerlebnis, das dem Leben neue Weichen stellt, aehnlich wie es bei traumatischen Erlebnissen geschieht, im Krieg, nach Unfaellen, dem Verlust geliebter Menschen, aber vielleicht auch bei selbst herbeigefuehrten Extremsituationen (wie beim Klettern/Bergsteigen, Kampfsport etc.). Darum wird in Kloestern auch Schlaf entzogen, der Koerper durch langes Sitzen maltraetiert, unlogisch gehandelt und geredet (wie in der Koanschulung), damit man in eine solche Situation geraet. Wie ich mehrfach sagte, ist ein Kennzeichen des Erwachens Nichtanhaften, Loslassenkoennen. Daran, dass auch Psychologen gestressten und gruebelnden Menschen zu einer solchen Lebensweise raten, koennen wir schon erkennen, dass sie nicht auf Zen beschraenkt ist. Jedoch ist die Schluesselerfahrung im Zen so tiefgreifend, dass auf sie immer wieder zurueckgegriffen werden kann, auch wenn ich denke, man muss dies „pflegen“, also im eigenen Alltag immer wieder anwenden. Das heisst „allmaehlich“, es bleibt also viel zu tun, es ist an der Lebensbiografie ablesbar.

  25. 

    => Guido: Wenn du direkt in das Kommentarfenster schreibst, ist das riskant. Warum nicht in ein Textdokument? Dann kannst du ständig auf dem Rechner speichern und nach dem Wiederhochfahren ist alles noch da…

    Was die Erfahrung angeht (können wir nicht die Erleuchtung weglassen?): Ich bin einverstanden, von verschiedenen möglichen Erfahrungen zu sprechen. Ob es eine „plötzliche“ Erfahrung ist oder ob man sich ihr „stufenweise“ annähern muss, ist ein alter Streit – nicht nur im Zen. ‚Die‘ Tibeter haben versucht vor mehr als tausend Jahren das in Samye zu klären. Der Dalai Lama glaubt heute noch dran was damals als kirchliches Dogma in Stein gemeißelt wurde.

    Die andere Frage aber, um die es hier doch geht, ist, in wie weit diese Erfahrungen ein Grundlage für Moral sind?

    Eine „vorgedankliche Moral, die instinktiver Natur und kultur- wie sozialisationsuebergreifend der Menscheit gemein ist“ halte ich nach wie vor für eine steile Hypothese.

  26. 

    Ein Kennzeichen des Erwachens sehe ich darin, dass es Erwartungen zuwiderlaeuft, also gerade nicht zu einer self fulfilling prophecy wird. Meinen Erwartungen lief, wohl weil ich zuvor Christ war, entgegen z.B. die Erkenntnis der Endlichkeit des Lebens (also keine Reinkarnation, keine Auferstehung) und die Illusionshaftigkeit der (romantischen) Liebe. Im Fortgang ueberraschte mich noch am meisten die Sinnlosigkeit, aber doch Moeglichkeit, durch Gedanken- und Gefuehlstiefe die Begegnung mit bestimmten Menschen herbeizufuehren (Karma, Interkonnektivitaet), diese jedoch auch bewusst zu verhindern (was in Richtung „Karma abschneiden“ geht). Dies heisst, dass in Einzelfaellen eine rational und statistisch sehr unwahrscheinliche Konstellation herbeigefuehrt oder eine wahrscheinliche ausgeschlossen werden kann, willentlich. Ich bin deshalb etwas vorsichtiger mit dem Begriff „Zufall“ geworden.Mir ist natuerlich klar, dass dies experimentell zu belegen waere, weil es aber in sehr private Bereiche des Lebens eingreift, nur schwer zu machen ist. Es ist deshalb auch richtig, dass man im Zen solche Vorgaenge als makyo behandelt, als weitere Illusionen, denen keine besondere Bedeutung beizumessen ist (darum benutzte ich auch das Wort „Sinnlosigkeit“). Dies aendert nichts daran, dass man gewisse Erfahrungen macht, die man zu benennen versuchen kann. D.h., dass man die Freiheit hat, ihnen einen „persoenlichen Sinn“ zu geben, also die subjektive Natur der Erfahrung nicht leugnet. Fuer mich heisst das, ich werde den Menschen schon begegnen, die fuer mich wichtig sind, aber ich muss niemanden davon ueberzeugen, dass das auch fuer ihn gilt.

  27. 

    Matthias, schon klar, aber es ist ja nicht mein Rechner, hier ist es ein acht Jahre alter oeffentlicher, und da kann ich nicht mal die neuesten Firefox- etc. Versionen draufladen, auch keine Bookmarks machen usf. Ist auch nicht so wild, umschreiben und kuerzen ist manchmal nicht schlecht.

    Wie gesagt, ist zunaechst die Frage, was man als moralisch ansieht. Hat man schon eine bestimmte Meinung (z.B. Krieg ist immer unmoralisch), dann kann man die Faehigkeit eines den Tod verachtenden Zenadepten, der in den Krieg zieht, nicht wuerdigen und sieht sie womoeglich gar als unmoralisch an.

    In der Ueberlieferung werden etwa Moenche, die unter Bettlern lebten (und womoeglich gar nicht mehr von diesen zu unterscheiden waren) als Personifizierung des Loslassens angesehen. Andere essen Abfaelle und sagen ihren Schuelern, wenn du das nicht kannst, kannst du auch nicht mein Schueler sein. Andere ziehen widerspruchslos ein Kind auf, dass man ihnen unterjubelt, und wenn die Mutter ihre Luege gesteht, geben sie es mit einem lapidaren „Ach so“ halt in deren Obhut zurueck. Andere zerteilen eine Katze, um der versammelten Moenchheit zu zeigen, dass Nichtanhaften ueber einem blossen Buchstaben des Nichttoetens steht (ich weiss, das ist nur eine Lesart dieser Story). Mit anderen Worten, gerade in der Zenueberlieferung finden sich staendig Beispiele fuer moralisches Verhalten, auch im Sinne der Selbstlosigkeit, und eben auch vermeintlich un-moralisches. Chao-chou witzelte gar, von einem Freund gefragt, warum denn da der Hase vor ihm wegliefe, der wisse eben, dass er ihn toeten wolle. Ich finde die Zentradition hier eher subtil.

    Bei aktuellen Fragen ist wie gesagt das Problem konkret zu benennen. Ich nannte schon Beispiele, wo Loslassen zu konkretem Handeln fuehren muesste, etwa zur Organspendebereitschaft, Sterbehilfe (auch im Sinne des Grundgedankens der Leidueberwindung im Buddhismus, die sich dort ja nur auf den Geist bezieht, aber auch auf die Leidfreiheit des Koerpers auszudehnen ist). Andere haben, wie etwa Glassman, Baeckereien fuer Obdachlose geschaffen, also Arbeitsplaetze (fraglich sind fuer mich hingegen Meditationen in Konzentrationslagern, aber das moegen Buddhisten mit politischem Anliegen nun gerade wieder anders sehen). Dies auszufuehren und ggf. auch mit Zitaten aus der Ueberlieferung zu begruenden, wie es in der Exegese ueblich ist, sprengt natuerlich den Rahmen eines Kommentares. So fallen die Antworten von Buddhisten dann auch unterschiedlich aus, genau wie die von Gesetzgebern verschiedener Laender und Kulturen. Was der Instinkt den Menschen oft sagt (etwa, natuerlich bekommt meine Schwester meine Niere, natuerlich helfe ich meiner krebskranken Mutter beim Sterben) kann dann durch langes Nachdenken und Erwaegen zu ganz anderen Ergebnissen und Regeln fuehren. Beide Seiten werden dennoch fuer sich Moral reklamieren.

  28. 

    Ich schlage vor, wir unterscheiden ein paar Begriffe damit wir etwas besser verstehen, was wir meinen.

    Erfahrung / Moral / Ethik / autoepistemische Geschlossenheit / unbewusste Kognition

    Es gibt ein Menge von Erfahrungen. Darunter sind solche die, unbenommen, eine tiefen Eindruck hinterlassen. Darüber gibt es keinen Zweifel. Was tiefe Eindrücke alles sein können und wie stark das einen verändern kann, darüber müssen wir sprechen.

    Moral ist derjenige Regelsatz an dem ich mich in einer gegebenen Situation in meinem Verhalten orientiere.

    Ethik ist die Bewertung der Moral. Die Frage also, ist ein gegebener moralischer Regelsatz ‚gut‘?

    Die autoepistemische Geschlossenheit ist die Tatsache, daß es kognitiven Prozesse gibt die sich der Introspektion nicht erschliessen und daß es deswegen möglich ist, daß wir bestimmte Dinge, die uns bewusst sind, missverstehen. Das Phänomen und eine mögliche Erklärung habe ich in Der Zauberer beschrieben. Unser einfaches phänomenales Bewusstsein ist eine autoepistemische Geschlossenheit.

    Unbewusste Kognition sind diejenigen Prozesse und kognitiven Inhalte die jenseits der autoepistemischen Geschlossenheit vor sich gehen. (Beispiel: Grammatik im Vorgang des Sprechens)

    Meine Auffassung ist folgende. Wir wissen heute (schon lange, und nur X-Buddhisten verweigern sich dieser Einsicht), daß Moral kulturell bedingt entsteht. Das gleiche gilt für die Ethik. Damit stehen wir vor dem Problem, dessen simplifizierte, naive, facebook-buddhistische Antwort ti gibt, daß alles irgendwie ein bisschen wahr zu sein scheint. Das kann man schön an den ‚Menschenrechten‘ sehen die auch leider nur ein bisschen wahr sind – für die diejenigen zum Beispiel, die das Glück hatten in einem europäischen Land zur Welt gekommen zu sein. Für einen Afrikaner der in der lybischen Wüste auf seinem Weg ins gelobte Land abgefangen wird, gelten diese Menschenrechte nicht. Er wird in einem ‚Lager‘ interniert, ohne Geld, ohne Kommunikationsmittel, ohne Zugang zu Rechtshilfe oder einem Anwalt, ohne ordentliches Verfahren, jahrelang wenn’s sein muss, in überfüllten stickigen Räumen, neben stinkenden und voll geschissenen Latrinen, ohne eine Möglichkeit zu wissen, wann man da raus kommt, wie es dann weitergeht, was die Vewandten, Kinder, Eltern, Ehepartner machen, ob sie leben oder auch am krepieren sind. Offensichtlich ist das kein Mensch mehr, die Menschenrechte gelten für ihn ja nicht. Das ist es, zu was es führt wenn man diesen beschissenen relativen Wahrheiten folgt.

    Was aber ist dann die Lösung? Das ist genau die Frage die ich hier stelle! (Und es sind einfach keine Schnellschüsse angesagt) Was ist die Antwort, wenn wir keine absolute Ethik finden?

    X-Buddhismus ist das, was man immer noch so tut als hätte es eine einfach Antwort auf diese Frage.

    Wir können weder ohne weiteres die kulturell bedingt entstandenen Regeln übernehmen (da lassen wir eine Teil der Menschheit einfach in der lybischen Wüste verrecken). Noch können wir so einfach auf die unbewussten Kognitionen vertrauen.

    Welche Antwort gibt es?

  29. 

    „Wir wissen heute (schon lange, und nur X-Buddhisten verweigern sich dieser Einsicht), daß Moral kulturell bedingt entsteht.“

    Ich bin nicht „wir“. Meines Erachtens verweigern sich die so genannten X-Buddhisten gar nicht dieser Definition, da ihnen ja bewusst ist, dass sie einen „Regelsatz“ (was du als Moral definierst) aus dem Osten uebernehmen. Bhante Dhammika z.B., ein durchaus rationaler Moench, der seinen eigenen Weg geht, haelt diesen sogar fuer ein Kennzeichen der Buddhisten (obgleich sich viele dieser Regeln identisch in anderen Weltreligionen finden). Du sprichst also von einer „gemachten“ Moral, und ich bin davon ueberzeugt, dass es eine natuerliche, instinktive daneben auch gibt, die diese gemachte zuweilen ausser Kraft setzt. Darum ist auch Gesetzgebung, die kulturell bedingte Moral widerspiegelt, nicht immer der rechte Massstab.

    Sicher koennen wir kognitives Geschehen missverstehen. Zen ist auch nur ein Weg, Missverstaendnisse und Trugschluesse zu hinterfragen oder aufzuloesen. Es bleibt ein Weg, weshalb auch die gemachte Moral einem Wandel unterliegen muss, der Veraenderlichkeit. Dies gilt auch fuer die Bewertung dieser (wie auch der von mir genannten natuerlichen) Moral, also nach Deinen Definitionen der „Ethik“. Die Frage ist, ob die instinktive Moral, so vorhanden, auch diesem Wandel unterliegt. Fuer Christen waere, was diesem nahekommt, womoeglich das reine Gewissen. Ich denke, dass diese Art von Moral sich so wenig aendert wie der Ueberlebensinstinkt, dass sie aber auch aussetzen oder von etwas ueberlagert werden kann (wie der Ueberlebensinstinkt durch den Willen zur Selbsttoetung).

    Der gemarterte Afrikaner auf der Flucht – natuerlich reden wir oben von einem persoenlich gangbaren Weg. Zu diesem gehoert auch, dass ich, so ich der Afrikaner waere, zum Tyrannenmord faehig waere. Wenn jedoch, was wahrscheinlicher ist, zuerst ich dran glauben muesste, dann weil ich weniger Macht und Mittel habe. In einer Welt, die voll von un-moralischen Menschen ist, die durch – buddhistisch gesprochen – Gier, Hass und falsche Ansichten ihren Instinkt ueberlagern, ist also das Erwirken einer Macht der „Guten“ anzustreben. Leider sind das meist nur die Guten der 2. Liga, also die der gemachten Moral, aber bereits dies kann den Afrikaner schuetzen. Der Afrikaner verreckt nicht, weil ich eine „kulturell bedingte Regel“ uebernehme (in Deutschland gibt es keine, die mir verbietet, dort hinzureisen und mich um ihn zu kuemmern, und eine natuerliche Moral koennte es ggf. auch ermoeglichen, dass ich mir einen Trupp von Experten suche, mit dem ich den Tyrannenmord plane, weil die instinktive Moral nicht der kulturell bedingten entsprechen muss). Die Tatsache, dass ich nicht helfe, hat also mehr mit meinem persoenlichen Bild meiner Verantwortung zu tun, die ich primaer im unmittelbaren Lebensumfeld sehe. Diese ganzen grossen politischen Fragen, die du da implizierst, ohne es zuzugeben, fuehren doch ganz woanders hin. Ich moechte gern, dass Soldaten dem Treiben in Syrien ein Ende machen, aber weder kann ich die Gefahr der Nachfolger dort einschaetzen noch waere ich selbst bereit, mich dort zu opfern, weshalb ich es von niemandem verlangen kann.Gemachte Regeln, Menschenrechte z.B., ein Korsett wie die sila, sind meines Erachtens nie das, was du als „wahr“ haben moechtest, sie sind nur relativ und beschraenkt war, weil es eine objektive Wahrheit nicht geben kann. Es gibt nur die jeweils von Individuum subjektiv wahrgenommene Realitaet, in der wir freilich Uebereinstimmungen (wie jene Instinkte) feststellen koennen.

    Ich verstehe nicht ganz, worauf du hinauswillst. Es ist doch jedem afrikanischen Diktator klar, dass er ein Dreckschwein ist, aber er denkt sich, so lebt es sich fuer ihn am Besten. Willst du eine Weltherrschaft allgemeinverbindlicher Ethik? Wohl nicht. Wir werden also zusehen, wie die Menschheit ueberall die Prozesse durchmacht, die zu einer moeglichst massentauglichen Ethik fuehren, bei denen die Vertreter eines Volkes diesem einen groesstmoeglichen Freiheitsrahmen gewaehren. Im Zen sind Gut und Boese, wie du sie hier geradezu protestantisch gegeneinander auszuspielen scheinst, beide Teil der Realitaet. In einer Platituede heisst das, wir werden trotz fortdauernder Verbesserungen immer auch mit diesem instinktiv und auch mit dem (womoeglich nicht deckungsgleichen) normativ als Boesem erkannten leben muessen.

  30. 

    Lieber Guido, ich gebe auf. Es ist zwecklos. Ich habe ein Sprachregelung angeboten und keine „Definition von Moral“. Aber solche Feinheiten, die einem gegenseitigen Verständnis dienen, gehen an einem Erleuchteten eben spurlos vorüber. Also lassen wir das.

    Für dich gibt es nur die jeweils von Individuum subjektiv wahrgenommene Realitaet, in der wir freilich Uebereinstimmungen (wie jene Instinkte) feststellen koennen.

    Auch bei dir haben alle irgendwie immer ein bisschen Recht. Dazu gibt’s dann aber noch obendrauf moralische Instinkte. Und diejenigen die mit dieser Subjektivitätspampe plus Instinktsoße ein Problem haben, setzten Gut und Böse protestantisch gegeneinander?

    Ja, warum eigentlich nicht?

    Warum soll man nicht sagen was gut und was böse ist? Weil alle immer irgendwie ein bisschen Recht haben, nicht war! Da kann man es sich ganz ungestört schön gemütlich machen im Nirvana. So kann man seine Menschenrechte wunderbar genießen.

    Mir reicht’s.

    P.S. Mit einem liegst du allerdings richtig: „Diese ganzen grossen politischen Fragen, die du da implizierst, ohne es zuzugeben, fuehren doch ganz woanders hin.“ Und da wollen wir doch die lieben Buddhisten mit in Ruhe lassen.

  31. 

    Ich kann Gut und Boese ganz passabel benennen und auseinanderhalten, aber das fuehrt nicht dazu, dass ich mir eine Illusion darueber mache, dass wir mit dem, was als boese empfunden wird, leben muessen. Keinesfalls haben alle immer recht, sondern alle glauben recht zu haben. Mit der Zeit erkennt man dann, wer im Unrecht war. Das werden wir z.B. beim Euro sehen und beim so genannten arabischen Fruehling usf. Der Mensch hat ein Recht auf Taeuschung und Scheitern, und das kennzeichnet letztlich sein ganzes Leben.

  32. 

    Nun sind sicher alle gespannt, was fuer Dich gut und boese ist …

  33. 

    Ich wurde gerade noch auf ein Buch aufmerksam, in dem der Philosoph Colin McGinn im Jahr 2000 die These aufstellte, dass wir so wenig in der Lage seien, den „mind-brain link“ zu begreifen wie eine Katze unfaehig ist, Einsteins Relativitaetstheorie zu raffen. Wen es interessiert: The Mysterious Flame: Conscious Minds In A Material World

  34. 

    … wie eine Katze faehig ist, sollte es heissen, aber wer weiss, fuer mich sind Katzen ja erleuchtet …

  35. 

    Lieber Guido, diese Diskussion hat einen entschieden zu starken Geschmack nach Buddhaland als daß ich dazu noch was zu sagen hätte. Der Buddhalandgeschmack ist der, daß ein Text wie der oben stehende, der im Schlussteil ganz entschieden Aussagen darüber macht, um was es geht, zum Schluss auf ein Frage von so irgendwie etwas reduziert wird. Von so irgendwie etwas wie Gut & Böse, von so irgendwie etwas wie dem Recht auf Täuschung und Scheitern. Ich glaube, ich habe etwas mehr gesagt. Vor allem denke ich, daß ich mir Mühe gebe zu erklären was ich meine. Wenn dem nicht der Fall ist, kann man ganz konkret nachfragen oder mir auch meine eigenen blinden Flecken zeigen. Allgemeinen Platitüden reichen mir nicht.

  36. 

    Erst einmal glaube ich ja, dass wir gar nicht so weit auseinander sind, nur dass ich den Buddhismus als ein sich bewusst aus dem Zen Lebender kritisiere, und dabei auch die Instanzen, Dogmen, den Palikanon, die Lehrer, Stukturen, den Sprachgebrauch usf.

    Ganz entscheidend ist der Unterschied, dass ich Erwachen nicht, wie Du in Deinem aktuellen Beitrag schreibst, als Kaschierung einer unangenehmen Leere sehe, sondern als Erfahrung von einer wertfreien Leere. Mein Leben war, bevor ich durch eine bestimmte Erfahrung zum Zen kam, christlich erfuellt, keinesfalls leer. Es machte sogar einige Umstaende, die ganzen Plaene, die ich in meiner Gemeinde vorbrachte, ueber Bord zu werfen, um meinen anderen „Zenweg“ zu gehen. Es ist hier wie gesagt wichtig, eine falsche Praemisse zu benennen, die offenbar bei Dir darin besteht, eine solche Erfahrung als gesucht und geplant und in ihrem Ausmass vorhersehbar und beschreibbar zu denken. Ich habe das nicht so erfahren. Andere sicher auch nicht. Dies gilt durchaus auch fuer solche, die klassisch etwa eine Koanschulung angehen, also ganz bewusst. Dies ist einer der Gruende, warum sogar jahrzehntelang Praktizierende und Lehrende von ihren Meistern ihr Erwachen nicht bestaetigt bekommen (und dies teils akzeptieren), mein erster Sessinlehrer wurde darum bis zu seinem Tode nie Nachfolger seines Lehrers, dem er jahrzehntelang folgte. Natuerlich kann man hier ueber die Erwartungshaltung des Lehrers spekulieren, zumindest kann jedoch ein Schueler nicht voraussagen, wie es ihm ergehen wird, selbst wenn er den ganzen traditionellen Schmonzes mitmacht. Mein Respekt davor ist deshalb nach wie vor gegeben, auch wenn ich einen anderen Weg waehlte. Es liegt daran, dass ich in der persoenlichen Begegnung mit solchen Menschen nicht immer nur Deppen oder Korrupte erlebte, sondern integre Personen mit einem grossen Ziel (wie es ja Deines auch sein duerfte).

    Den Vorwurf des „irgendwie“ kenne ich auch, z. B. von einem Anhaenger des Dalai Lama, der mal mit mir bei einem jungen angehenden Moench war, der von seinem Abt fuer dessen sexuelle Beduerfnisse rangezogen worden war und damit an die Oeffentlichkeit ging. Ich wollte das damals auf der Grundlage klarer ethischer Vorstellungen – und weil dieser Abt sich dem Ordenskodex, also Vinaya verschrieben hatte und damit hausieren ging und Spenden einwirbt – auch mit diesen Mitteln loesen. Der DL-Anhaenger mahnte zur Geduld als einer wesentlichen buddhistischen Tugend. Die wesentlichste ist jedoch Weisheit, was man durchaus exegetisch belegen koennte, wenn man nicht schon von selbst drauf kommt. Was Weisheit ist, kann man dann natuerlich zurecht fragen. Es war fuer mich sicher nicht das, was sich dann als Verschleppen und Kleinreden (so uebersetzt sich dann ggf. Geduld) von Seiten der buckelnden Buddhisten herausstellte, bzw. als Korruption der ordinierten Bonzen, die man natuerlich mehr unter Druck setzen muss.

    Leider ist diese Auffassung vom „irgendwie“ des Zen so falsch wie die des „Kaschierens einer Leere“. Ich glaube, es gibt gar keine gnadenlosere Form der Spiritualitaet als ein Leben im Bewusstsein einer Leere und ein konkretes Handeln, auf das sich aber das Individuum selbst einlaesst und dass nicht, in Ersetzung eines Ordenskodex durch irgendeine andere Ethik, von aussen bestimmt wird. (Ich wollte nun selbst ein aktuelles Beispiel geben, aber es kam mir dann zu indiskret vor und ich habe es geloescht. Es laeuft auf die alte Zengeschichte hinaus, wo jemand ein Kind untergejubelt bekommt etc. Ich beherberge gerade eine Mutter mit Baby, auf ihren Wunsch, wegen „haeuslicher Gewalt“ in ihrer alten Bleibe, die aber macht, was sie will, Baby und Mutter sind teils tagelang weg, waehrend bei mir das Milchpulver steht, und viele halten das Baby fuer meines, was mich darauf brachte, dies nun nicht mehr zu leugnen – und es ist tatsaechlich lustig, wenn man solche alten Geschichten mal selbst mit Leben fuellt).

    Darum muss ich leider sagen, dass Du nicht „mehr gesagt“ hast. Moralfragen und moralische Kompetenz laesst sich an Einzelbeispielen zumindest theoretisch durchexerzieren, auch wenn die Praxis immer noch eine andere Sache ist. Aber Du wirfst hier staendig mit gut und boese um dich, konkret wird es aber nur selten (wie beim fluechtenden Afrikaner). Ich kann nur noch mal sagen, dass ich zwar ueberzeugt bin, dass nicht alle Probleme der Menschen zu irgendeiner Zeit komplett geloest sein werden, aber keinerlei moralische Unsicherheit emfpinde. Fragen sind okay, aber nicht jeder ist auf der Suche, wie Du es mir zu sein scheinst, zumindest nach Antworten. „Das Recht auf Scheitern“ bedeutet eben auch, dass nicht alles machbar ist, was man spaetestens dann kapiert, wenn einem ein geliebter Mensch weglaeuft oder wegstirbt. Ich verstehe schon, was Du meinst, aber ich weigere mich z.B., meine Moral als „Regelsatz“ zu deklarieren, weil ich sie nicht derart kleinmachen und beschraenken lasse. Man kann nicht erwarten, dass andere die eigenen Definitionen unwidersprochen uebernehmen.

    Die konkrete Frage lautet also, wo genau koennen Buddhisten, wie Du pauschalisierst, keine Antworten auf aktuelle Probleme geben, moralische Dilemmas, soziale Missstaende usf. Die mangelnde Zuwendung zu anderen ist zwar ein chronisches Problem im Buddhismus (und eine Folge der Zeitmangels, der aus der staendigen Meditation und/oder uebermassigem Schriftstudium folgt), es gibt jedoch m.E. auch das Problem der eigentlich gar nicht von buddhistischen Werten getriebenen, die dann sitins in KZs machen oder geradezu katholisch sich gegen die Embryonalforschung stellen.

    (P.S. Ich habe nix mit Buddhaland am Hut, es zensiert, weil von einem (ehemaligen?) Schueler von Zensho Kopp verantwortet, z.B. Beitraege, die diesen als Heuchler entlarven, weil er sich eine falsche Stellung herleitet, ganz gemaess dem Dogma, ein guter Lehrer im Zen muesse einen rechten Stammbaum haben.)

  37. 

    Wahrscheinlich war es ein Fehler, überhaupt auf Guido Kellers (dooyen) Einladung zum „frühen Chan“ einzugehen.

    Wohin hat diese Diskussion geführt?

    1) Was Guido Kellers „Zenweg“ angeht, höchstens zu der Einsicht, daß Fragen die dazu dienen sollen zum Nachdenken darüber anzuregen, ob das vermeintlich Offensichtliche tatsächlich so selbstverständlich ist, von ihm dazu genutzt werden in vollster Überzeugung seine Überzeugung kund zu tun.

    Dieses Totlabern mit gescheiten Antworten ist nichts anderes als die typische Angst des X-Buddhisten vor kritischen Fragen die sein Weltbild torpedieren könnten. Dabei sind die Antworten schlichte Alltagsweisheiten. Daß z.B. in manch einer Situation eine Notlüge nötig sein kann – wer hatte gedacht, daß man zu dieser Einsicht ein „frühes Chan“ braucht? Oder daß Moral auf einem „Instinkt“ beruht. Zu solchen Einsichten führt der „Zenweg“?

    Was Guido Keller hier durchexerziert ist genau das was X-Buddhismus ausmacht: Diese Antworten sind nicht neu, sie sind zum Teil an den Haaren herbeigezogen, und es sind Antworten die jeder Mensch sich im Laufe seines Lebens zusammenreimt. Antworten die richtig oder falsch sein können, je nach Umständen und Bedeutung die man ihnen beimisst. Auf jeden Fall ist das alles schlichter Common Sense. X-Buddhismus, das ist wenn einem triviale Einsichten als Erleuchtung verkauft werden. Vom gesunden Menschenverstand unterscheidet er sich dadurch, daß letzterer nicht das Bedürfnis hat, sich selbst mit einem Heiligenschein zu versehen.

    Man erkennt, X-Buddhismus ist alter Wein in neuen Schläuchen.

    2) Die andere Variante die harten Fragen abzuwehren, ist das Alles-ist-ein-bisschen-wahr. Das ist die typische Haltung des postmodernen Individuums, daß nicht in der Lage ist zu irgendeinem Problem wirklich Stellung zu beziehen. Konsens heisst hier nicht etwa, sich in der Diskussion schwierigen Fragen zu stellen und einen gemeinsamen Nenner zu suchen (wenn er nötig ist!). Konsens bedeutet hier, kritische Fragen grundsätzlich zu unterbinden indem jedem von vorne herein ein Stück Wahrheit zugesprochen wird – egal wie widersinnig und blöd das auch sein mag. Wer sich an diesen ‚Deal‘ nicht hält fliegt raus.

    In diesem erzwungenen Konsens gibt es für die Abstimmung nur noch den Like-Button. Wer den nicht benutzt fliegt raus.

    3) Bezeichnend an dieser Diskussion ist auch, daß eine der zentralen Fragen in meinem Text nicht interessiert:

    Was könnte uns der Buddhismus noch bieten, wenn er all seiner transzendenten Repräsentationen beraubt ist?

    Das ist die zentrale Frage dieses Projektes hier was den Buddhismus anbelangt.

    Die Frage das Original betreffend ist also keineswegs erledigt.

  38. 

    1) Ich habe ueber die meisten Dinge, die hier verhandelt werden, nicht nur a) nachgedacht, sondern b) sie bereits in meinem Blog und jahrelang in Foren und auf Mailinglisten diskutiert. Torpedos auf meine „Weltsicht“ (was auch immer das sein mag) schrecken mich nicht, sondern sind der Regelfall. (Im Uebrigen ist es auch der Regelfall im Internet, dass das Ganze mehr oder weniger „endet“ in eher persoenlichen und personalisierten Vorwuerfen, was ich nun gerne bewusst retourniere.)

    Ich bin zu Einsichten gekommen, das nicht zu sagen waere Heuchelei. Es ist verstaendlich, dass ein solcher Prozess Lebenszeit benoetigt. Die Tatsache, dass nun staendig mit buergerlichen Namen operiert wird, zeigt psychologisch nur, dass Matthias Steingass mit bestimmten Einsichten eben nichts anfangen kann, naemich mit meinen.

    2) Ich will doch hoffen, dass meine Ansichten dem „common sense“ entsprechen. ich habe sie nirgendwo mit einem „Heiligenschein“ versehen, sondern Matthias Steingass. Das ist sein rhetorischer Trick, auf dem sein Blog fusst. Erwachen heisst nix anderes bei mir als in einen den Instinkten nahen, der rationalen Unschluessigkeit moeglichst unabhaengigen natuerlichen Zustand zu kommen. Instinktsicher zu leben, statt in permanenten Gruebeleien und Gedankenkonstrukten. Fuer Matthias alte Huete, common sense. Demnach ist ja dann alles in Ordnung. Mehr behaupte ich zunaechst nicht.

    3) Wer personenzentriert argumentieren will, sollte seine Hausaufgaben machen. Ich wiederhole noch einmal, dass meine Ansichten in fast allen Foren, Mailinglisten, innerhalb der Deutschen Buddhistischen Union etc., auch international, regelmaessig zu Sperren, Ausschluss, Kritik, Widerspruch etc. fuehrten. Waere ich also ein Paradebeispiel des“X-Buddhisten“, dann waere in meinen Augen der Buddhismus im Westen geheilt und es haette meine Blogs nie gegeben, bzw. ich waere (im Westen) beinahe der einzige x-Buddhist. Das waere dann doch zu viel der Ehre. Stattdessen lege ich meine Finger wie gesagt teils in die gleichen Wunden wie hier. Die Krankheit jener Buddhisten liegt durchaus in einigem begruendet, was hier angefuehrt wird, sie ist aber m.E. bereits innerhalb der buddhistischen Geschichte „geheilt“ worden. Natuerlich schliesst das nicht aus, nach weiteren Heilmitteln zu suchen. Wenn Matthias sich jahrelang in diesen Foren herumgetrieben haette, dann wuesste er genau, dass meine Antworten vielen Buddhisten als durchaus neu erscheinen. Das geht bis in meine Publikationen und Uebersetzungen, es herrscht z.B. eine geringe Kenntnis der so genannten Tathatagarbhasutren, die die von Matthias so abgelehnte „Buddhanatur“ erst eingaengig behandeln. Ausserdem gibt es kaum jemandem, der wie ich schon die Vier Wahrheiten als solche ablehnt usf. Man moege sich dann die Muehe machen, die entsprechenden blogs zu lesen. Es ist kein Wunder, dass ein Anhaenger von Metzinger, der nur schlagwortartig Buddhisten und Buddhismusgelehrte zitiert, wie es iihm passt, nicht den Blick fuers Detail hat. Ich bin ueber Leute wie Stephen Batchelor und Glen Wallis schon hinaus, Jungelchen.

    4) Dass es viele Wahrheiten gibt und dass man in einer Situation moralisch ganz anders handeln kann als in einer anderen, dass „Wahrheiten“ ueberhaupt mit Vorsicht zu geniessen kann und ebenso „Gewissheiten“, das ist die Erfahrung vieler reiferer Menschen, und sie spiegelt sich auch in Werken der Weltliteratur wieder. Moeglich, dass ich noch aus Jennifer Egans 2011 mit dem Puliterpreis ausgezeichnetem Werk zitiere, wenn ich die passende Passage finde und daran denke, dass Buch mitzuschleppen. Wie vielen Menschen sind mir die suspekt, die den Anschein erwecken, nach mehr als „einem bisschen Wahrheit“ zu suchen, und ich habe hier schon am Beispiel eines zensierten Beitrages einen deutlichen Warnhinweis auf die Scheuklappen von Matthias erhalten. Fuer mich macht es durchaus einen Unterschied, wie „widersinning und bloed“ etwas ist, jedoch hat jeder das Recht auf Widersinn und Bloedheit, auch Matthias.

    5) Was der Buddhismus bieten kann, wenn er „all seiner transzendentalen Represaentationen beraubt“ ist, habe ich schon klar gesagt. Es ist den meisten Menschen eben nicht moeglich, LOSZULASSEN, selbst wenn man fuer diese Alltagsweisheit keinen Buddha braeuchte (bzw. sie in sich selbst traegt). Die meisten Menschen finden sich in zahlreiche innere Zwaenge verwickelt, viele davon haben mit Geltungssucht, Status, Besitzwunsch (auch in Beziehungen), auch mit persoenlichem Replikationsbeduerfnis (gerade hier in Asien, wo die Waisenhaeuser voll sind und mir dauernd Zeugungsunfaehige begegnen, die sich beharrlich weigern, zu adoptieren, wird einem das klar, und ich kenne kein geldgeileres Volk als die Thais). Es geht eben genau darum, dies ZU LEBEN, zu verzichten.

    In der praktischen Moral, zu der dieser Lebensstil und Verzicht eben auch gehoert (ich war bereit, auch die von mir am meisten geliebte und begehrte Frau zu teilen, um mal ein bisschen ins Eingemachte zu gehen, und mir sind die Hass-, Rache-, Besitz- und Mannseinvorstellungen der Protagonisten des von mir geschaetzten Autors Graham Greene z.B. fremd), sind entsprechende Szenarien theoretisch genau zu benennen oder aus der eigenen Praxis zu belegen. Ich bin es jedenfalls leid, hier staendig von meinem Leben zu erzaehlen, waehrend diese Pfeifen wie Pepper, Wallis und auch Du ueberhaupt nicht zu Potte kommen, wenn man sie selbst nach Beispielen fragt. Es geht naemlich gar nicht darum, was ich mache (und darum koennte es auch bei dooyen bleiben), sondern was der geneigte Leser bereit ist zu tun. Wo ueberwindet er/sie seine Widerstaende gegen das Loslassen (auch von Gedanken, Kategorien, Konzepten)? Das ist der Inhalt buddhistischer Uebung.

    6) Ich behaupte nicht, dass es der „Transzendenz“ oder (Einbildung) ihrer Erfahrung dafuer beduerfe. Ich habe jedoch nicht versaeumt, mehrfach darauf hinzuweisen, dass ein buddhistischer Weg AUCH die Moeglichkeit transzendenter Erfahrungen beinhaltet und ich persoenlich sie als bereichernd empfinde. Hierzu brachte ich EIN Beispiel, da dies hier sowieso nicht diskussionswuerdig ist und nur weiter zu Personendebatten einlaedt, die, wie ich schon vor einem Jahrzehnt sagte, stets in die Irre fuehren, naemlich dass der Beeinflussbarkeit von zwischenmenschlichen Kontakten, so wie ich es erfahre, durch das Auflosesen des ueblichen Raumzeitgefuehles der Menschen, die sich regelmaessig auf einer chronologischen Zeitachse und raeumlich beschraenkt denken. Eine solche Erfahrung ist im Uebrigen nicht auf den Buddhismus beschraenkt (weswegen ihr auch nur das Attribut „transzendent“ zustuende). In Frankfurt lebt ein obdachloser ehemaliger Soldat, der sich als Katholik sieht und mir bestaetigte, dass er ebenfalls einen bestimmten Menschen an den „ummoglichsten“ Orten der Welt wiederbegegnete. Ich verstehe, dass man darueber witzeln kann, aber ich habe auch einmal vom Ende der Halle mit dem Ruecken zum Basketballkorb einen Treffer gelandet, ohne dass ich darin einen praktischen Nutzen sehe, wobei bei einem bestimmten Event, und wenn nicht nur zwei Turnerinnen zugeschaut haetten, ich damit wohl ein Auto haette gewinnen koennen; Erfahrungen wie die weiter oben genannte haben jedoch einen Nutzen fuer mich, genau wie ich denke (also im Sinne der Kritiker „glaube“, ueberzeugt bin), dass ich immer Geld bekomme, wenn ich es brauche (die Mehrheit der Menschen, denen ich begegne, koennen das von sich nicht glauben, und ich sehe durch Erfahrung in der Vergangenheit hier z.B. die Weisheit eines Lehrers bestaetigt, allerdings ist es voellig unnoetig und sogar irrsinnig, aus einer persoenlichen Erfahrung eine Allgemeingueltigkeit abzuleiten). Fuer Menschen mit solchen Erfahrungen, sollten diese ueberhaupt mit „Transzendenz“ gemeint sein, sind Leute wie Metzinger im schlimmsten Fall Narren, im besten bemitleidenswert. Ich wuerde diesen Menschen nahelegen, sich mit der Irrationalitaet ihrer eigenen Traeume zu beschaeftigen, um das Spektrum gedanklicher Moeglichkeiten (denn Transzendenz bleibt meinetwegen durchaus immer eine Hirnleistung) sich bewusst zu machen. Ich jedenfalls habe in Traeumen schon Welten gesehen, die ich mir wach nicht ausgedacht habe, die jedoch das gesamte Spektrum von Grausamem wie zum Paradiesischem abzudecken schienen. In diesen Traeumen allein wird gelegentlich also Unmoegliches moeglich, sprich denkbar. Darum geht es in der Transzendenz. Der Unglaeubige ist hier der, der einer Psychologin entspricht, die mir mal bzgl. eines Traumes sagte, es sei manchmal besser, ein solcher verwirkliche sich nicht. Es gibt nicht wenige Menschen, die wissen, dass dies ein Irrtum ist, und sich einer solchen Machbarkeit des Unfassbaren auszusetzen erst die eigentlichen Grenzen des Menschseins auslotet.

    Doch diesen Punktes bedarf es ueberhaupt nicht, um vom Buddhismus im eigenen Leben Impulse zu bekommen.

  39. 

    Lieber Guido, ich verstehe nicht wo das Problem mit den bürgerlichen Namen liegt. Du hast einen und ich hab einen. What’s the problem? Deinen vielen Pseudonyme sind verwirrend. Im Buddhaland hattest du zuletzt sogar das Geschlecht gewechselt. Wie soll man da noch durchblicken? Da ist doch Guido vs. Matthias viel klarer, oder?

    Was das Sachliche angeht. Klar, daß du Bescheid weisst. Da müssen wir gar nicht drüber diskutieren. Ich bewundere das auch wirklich: „Instinktsicher zu leben, statt in permanenten Gruebeleien und Gedankenkonstrukten.“ Ganz dufte Sache das, sicher! Ich wünschte ich wär‘ so super.

    Servus.

  40. 

    Zu den Namen: Bei Buddhaland wurde ich mehrfach gesperrt, kam unter anderem Namen aber wieder rein und habe meinen Duktus, wenn auch nicht den Inhalt, immer fuer eine Zeitlang so geschickt aendern koennen, dass es fuer eine Weile „gut“ ging (bis den Leuten, die zunaechst wieder zugaenglich waren, die Inhaltsgleichheit daemmerte und ihre alten Vorurteile sofort wieder durchschlugen, weil diese eben oft personenzentriert sind). Da sind Leute, die man ueberall wieder trifft und die manchmal den Charakter eines Stalkers zeigten, im Grunde konnte man die nur mit den Mitteln des Zen selbst kaltstellen („wetten, du hast nicht genug Selbstdisziplin, meine Beitraege zu igronieren, so wie ich das nun mit deinen mache …“). Es war mir zuweilen wichtig, da noch den ein oder anderen Beitrag zu schreiben, und es liegt auch immer an den jeweiligen Moderatoren. Ich bin da nun voellig raus. Die meisten Leute halte ich, so arrogant das klingen mag, nicht fuer reif genug fuer das, was ich sage, aber nicht, dass ich mich deshalb graemen musste.

    Was meine Blogs angeht, der neue ist zeitlich viel staerker begrenzt, auf Englisch und ohne Kommentarfunktion. Er disktutiert nicht lange, sondern spricht etwas klar und letztlich noch pointierter als der Assoblog aus, allerdings weitgehend ohne umstaendliche Schriftzitate usf. Es gibt auch bewusst keinerlei Angaben zu meiner Person. Das Ganze macht also fuer mich in mehrfacher Hinsicht Sinn. Wer das unbedingt wissen will, findet leicht heraus, wer dahinter steht, wer jedoch sich nicht davon ablenken laesst, hat den Vorteil, nicht auf diese uebliche „Ach der wieder“ Sympathie oder Antipathieschiene gleich zu gelangen. Das ist eine der Hauptkrankheiten in Foren.

    Ich liefere zum Schluss noch die fuer mich interessanten Zitate zu dieser Diskussion im weiteren Sinne aus den beiden kuerzlich gelesenen Werken nach, die ich danach der Bibliothek bzw. dem hiesigen Antiquariat ueberlasse.

    Zunaechst Jennifer Egan in „A Visit from the goon squad“ (New York 2011, S. 355):

    „And see, those metaphors – ‚up front‘ and ‚out in the open‘ – are part of a system we call atavistic purism. AP implies the existence of an ethically perfect state, which not only doesn’t exist and never existed, but it’s usually used to shore up the prejudices of whoever’s making the judgements.“

    Graham Greene, Die Stunde der Komoedianten (Hamburg 1971, S. 264):

    „Aber der Kommunismus ist mehr als ein Wirtschaftsplan, mein Freund, ganz wie der Katholizismus – vergessen Sie nicht, auch ich bin als Katholik geboren – mehr ist als die roemische Kurie. Es gibt eine mystique so gut wie eine politique. Wir sind Humanisten, Sie und ich.“

  41. 

    Ach, diese Tippfehler …

  42. 

    Guido, da du ja auch das Sachliche bevorzugst, noch einige Anmerkungen und Fragen.

    Transzendenz. Du schreibst in Punkt sechs (am 8.10.) darüber „dass ein buddhistischer Weg AUCH die Moeglichkeit transzendenter Erfahrungen beinhaltet und ich persoenlich sie als bereichernd empfinde.

    Wir meinen nicht das gleiche. Es geht hier nicht um Erfahrung, sondern wie Erfahrung strukturiert wird. Ich habe versucht es in Um was es geht zu beschreiben: siehe Abschnitt Absolute Autorität. Ich habe hier ein konkretes Beispiel gegeben.

    Ich stelle z.B. nicht deine Erfahrung von Moral als Instinktverhalten in Abrede, sondern frage ob das der Weisheit letzter Schluss ist?

    Dein „frühes Chan“ ist ein Fall von transzendenter Representation. Nicht zuletzt damit versiehst du deinen common sense einer instinkthaften Moral mit einem Heiligenschein.

    Es geht auch nicht um „loslassen“, wie du in Punkt fünf schreibst. Wenn nicht genau beschrieben wird, was mit „loslassen“ gemeint ist, wird auch dieser Begriff im x-buddhistischen Sprachgebrauch sofort zu einer dieser furchtbar nichts sagenden Worthülsen, die auf nichts verweisen als auf eine nicht näher beschriebene Erfahrung, die aber auf jeden Fall „was Besonderes“ ist.

    Die Dinge die du jahrelang diskutiert hast und daß „die Krankheit jener [X-]Buddhisten durchaus in einigem begruendet liegt, was hier angefuehrt wird.“ Bitte gib Stellen an, wo man sich deine Kritikpunkte ansehen kann. (Am besten als Zusammenfassung auf deinem Blog. Das wäre im Sinne einer X-Buddhismuskritik am besten)

    Was Pseudonyme angeht. Wer sich mit Leuten einlässt die nicht einmal zwischen Sache und Person unterscheiden können, ist selber schuld. Das Buddhaland ist ein Reservat für solche Idioten. Wenn du aber dein neues Blog anonym betreibst, um dem Ach-der-wieder-Effekt zu umgehen, richtest du dich ja u.a. an solche Leute. Was willst du von denen? Willst du denen vielleicht klarmachen wie echter Buddhismus aussieht? Dann würdest du ‚mit denen‘ sofort in einem Boot sitzen…

    Im übrigen muss man wohl eine manchmal angemessene polemische Schärfe gegenüber x-buddhistischen Ignoranten und Bescheidwissern vom üblichen ad hominem, das an verkommenen Plätzen wie dem Buddhaland den Umgangston darstellt, unterscheiden.

    „Ein zensierter Beitrag.“ (Punkt vier). Was soll diese blöde Andeutung. Hier wird nicht zensiert. Was genau meinst du?

    Was deine Zitate angeht. Worauf soll sich dein „atavistic purism“ beziehen?

    Das Green-Zitat: Was meinst du damit? Daß wir doch wieder das Gleiche meinen?

    Relevanz. Bitte überlege beim schreiben, was wirklich relevant ist. Es ist eine Zumutung für alle Leser, sich durch alle möglichen persönlichen Anmerkungen zu kämpfen, von denen nicht klar wird, was ihre Relevanz ist.

  43. 

    Ich habe hier keine Zeit fuer Zusammenfassungen meines Blogs und sehe diesen eben als Ideengeber und NICHT als den Versuch, eine Ideologie oder dergleichen zu formulieren. Was mir eher vorschwebt, ist womoeglich mal ein eigenes Buch mit der Zusammenfassung meines (non)buddhistischen Ansatzes, der ueber den Blog hinausgeht.Ich werde das Konstrukt „X-Buddhist“ nicht verwenden, weil es das Gleiche tut wie Moenche und sich eine Deutungshoheit anmasst.Meine eigene „Deutungshoheit“ gilt es immer eingeschraenkt zu sehen im Bewusstsein meiner Subjektivitaet. Ich brauche von anderen nicht viel, aber ich biete ihnen etwas an, sie koennen es nehmen oder lassen.

    „Loslassen“ – habe nun genug konkrete Beispiele dafuer gebracht, wenn Du meinst, dass diese die Menschen im Allgemeinen auszeichnen, dann nehmen wir diese Menschen unterschiedlich war. Hier in Thailand z.B. springt jede Woche aus Kummer einer vom Balkon (nun ja, oder er wird gestossen), die „Anhaftungen“ der Menschen kristallisieren sich extrem, die Illusionen auch der Einheimischen sind Extraklasse. Ich schlage mich gerade damit herum, in meinem Blog einen Beitrag zu formulieren, wo ich dies auch an aktuellen Politikern klarmache, die z.B. glauben, niemand wuerde ihren Job machen wollen, wenn er schlechter bezahlt waere als sie (siehe auch „Nebeneinkuenfte“). All diese Menschen tun das Gegenteil von Loslassen. In diesem Fall muss ich die „X-Buddhisten“ in Schutz nehmen, ich denke, dass sie in ganz aehnlicher Weise wie ich nicht gerade selten Loslassen praktizieren, einueben, wiederholen. Leider eben nicht im Sinne von „Wenn du den Buddha triffst, toete ihn“ (Zen), denn dann liessen sie ja von ihren dogmatischen Verstrickungen los. Darin sehe ich – moeglicherweise sogar wie Du – eine Zukunft eines „Buddhismus“, d.h. von etwas, das sich dennoch aus der buddhistischen Tradition speist (also etwa Einsicht in Mechanismen des Leidens sucht, als allgemeinmenschliches Beduerfnis).

    Bei dem zensierten Beitrag handelte es sich um die Retourkutsche auf diesen Spiesser der Nichirensekte, der sich – falls nicht sogar identisch, wie die Person, die jenen Thread auf Buddhaland zum Schliessen brachte – nicht mit Erkenntnissen der Sexualwissenschaft auseinandersetzen wollte. Dazu gehoert nun mal die viel zitierte Rind-Studie, eine Meta-Analyse, die, in dieser Form einmalig, zahlreiche Studien zur vorpubertaeren sexuellen Erfahrung analysiert und den gemeinen Glauben des Volkes ad absurdum fuehrt. Ich kann Dir sagen, dass sich da alle gleichen, Deine X-Buddhisten und deren Kritiker, wenn man zu bestimmten Themen wie Krieg und Sexualitaet bestimmte Thesen vertritt, wird ploetzlich lieber das Gefuehl als die Ratio angeschaltet. Mir passen einige Erkenntnisse auch nicht, und ich muss damit leben, z.B. wenn sich vererbte Krankheiten in mir wie ein Computerprogramm abspulen. Diese Erkenntnis der Medizin ist aber auch hilfreich, weil sie die Illusion zerstoeren kann, mit gesundem Leben und Sport koenne man alle so genannten Zivilisationskrankheiten verhindern, und weil sie Vorsorge in gewissen Bereichen noch sinnvoller macht (etwa Darmkrebs, Polypen). Relevanz: Dies nennt man eine Analogie. So ist das also auch im Beispiel Sexualitaet. Ich lausche da gern nicht nur den Trittbrettfahrern, die ihre Karrieren auf dem, was Du womoeglich common sense nennst, aufbauen, sondern mich machen eher die aufmerksam, die ihre Karrieren lieber riskieren als ihre Daten zu faelschen. Beim Moderator von Buddhaland habe ich die Gruende fuer seine Empfindlichkeit erfahren, die in seiner Biografie liegen. Trotzdem ist auch das unprofessionell. Diese Diskussion wuerde zu weit fuehren, aber natuerlich konstruieren auch hier Menschen ihre Wirklichkeit, oder blenden etwas aus, das sie nicht ertragen koennen. Um es deutlich zu sagen, ich traue, wie ich ja anderswo im Falle Pepper sagte, Menschen mit solchen Reaktionen nicht ueber den Weg, sie entsprechen denen, die ich in Anlehnung an die entsprechende Forschung fuer „moralisch inkompetent“ halte. Im Alltag, bei persoenlichen Begegnungen, haben diese Menschen keine Chance, zu meinen Freunden zu werden. Ich bin mir sogar sicher, dass es Dolchstosser waeren.

    Die literarischen Zitate lasse ich einfach mal so stehen. Zumindest meine ich damit, dass sich namhafte Autoren auch so ihre Gedanken zur Bedeutung einer allgemeinverbindlichen Ethik, der Unmoeglichkeit der Reinheit von Menschen und des Existenzrechtes der Mystik machten. Atavistic Purism ist genau das, zu erkennen, wer klammheimlich an einen bloss guten Menschen glaubt, den es noch nie gegeben hat, um hinter einer scheinbar hehren Moral seine eigenen Vorurteile zu kaschieren.

    Darum noch ein Nachwort zu dem „ich wuenschte, ich waer so super“ – da entstand ein falscher Eindruck. Ich weiss auch, wo meine Techniken des Nichtanhaftens versagen, und dann brauche ich mal eine Woche ein Schlafmittel vom Arzt, weil ich meinen Gedankenstrom eben nicht beruhigen kann. Genau darum kann ich gut abschaetzen, dass es nicht nur angenehmer, sondern gesuender ist, wenn man in der Lage ist, nicht gruebeln zu muessen (etwa aus schwerem Liebeskummer). Wie ich schon sagte, fuer mich persoenlich gehoert Scheitern zum Leben, aber es ist nicht im Sinne einer Schuld oder eines Gewissens gemeint. Wenn einer gerade gruebeln muss, ist dies an sich in Ordnung, aber in einer nachtraeglichen Wertung laesst sich sagen, dass es ein nicht erstrebenswerter Zustand ist.Wenn es passiert, ist es okay, wenn nicht, ist es besser. Das ist keine Beliebigkeit, sondern eine Art, das Leben einerseits in seiner Vielschichtigkeit anzunehmen, ohne jedoch sich Illusionen zu machen oder den leidhafteren Zustand als gleichwertig anzusehen. Gruebeln fuehrt m.E. zu mehr Leiden. Die meisten Menschen leiden nicht gern.

    Pseudonyme, „was willst du von denen?“ – ich sehe das wie der Pfarrer, der sagt, ich predige auch fuer einen einzigen (oder den, der sogar vor leeren Reihen predigt). Ich greife ein paar mehr Leser „von denen“ ab, als wenn ich meinen Namen dick plakatiere, und ja, ich denke strategisch, dass ihnen das nutzen kann, ihre Verstrickungen aufzuloesen, das ist ein Anliegen buddhistischer Ethik. Ansonsten glaube ich eher an „die anderen“, und die muessen erst recht nichts ueber mich wissen. Es geht um Anregungen, und ich werde ihnen nicht klarmachen, wie „echter“ Buddhismus aussieht, weil jeder fuer sich glaubt, den zu kennen, sondern wie „meiner“ aussieht. In ein paar Jahrzehnten wird es mehr Menschen geben, die sich Buddhisten nennen und die vier edlen Wahrheiten nicht als Grundlage geben, als die DBU, die das zum gemeinsamen Nenner macht, Mitglieder hat. So meine Prognose. Und da sind wir wieder bei der „Relevanz“, ich hoere Dich beim Wort „Predigen“ schon schlucken. Buddhistisches Lehren lebt von Analogien und persoenlichen Beispielen. Nun gut, ich lehre zwar nicht, aber irgendwie ja doch. Damit meine ich, dass es mir geht wie vielen anderen, die einen Impuls verspueren, andere an den eigenen Erkenntnissen und Erfahrungen teilhaben zu lassen. Wenn Du Dich nicht da durchlesen willst, dann frag auch nicht, was Moral konkret heisst, was Loslassen fuer den Einzelnen bedeuten kann. Ich habe eine email von einem Leser Deines Blogs bekommen, der es so erlebte wie ich, seinen Namen nicht nennen wollte und wohl auch hofft, dass Dir solche Schilderungen irgendwie aufzeigen, dass man ein Charakterschwein sein muss, wenn man behauptet, der Buddhismus bzw. der Buddhist wuerde moralisch nichts zu dieser Welt beitragen.

    Transzendenz – ist verstanden, es geht darum, wie Erfahrung strukturiert wird. Laruelle macht das gleiche, auch er „entscheidet“ und strukturiert. Der Mensch versucht sein Leben sinnhaft zu machen und seine Funktionsweise zu erklaeren, wie Du selbst schreibst. Die Frage ist, kann Laruelle von seiner Strukturierung lassen, so wie es das Zen von seinen Adepten fordert (ich tippe, nein, weil er seine Karierre darauf aufbaute; das muss man verstehen, es ist tatsaechlich weder noetig, zu meditieren, noch vom Buddha zu reden und von Konzepten wie Bedingtes Entstehen, wenn dieser Punkt erreicht ist; man tut das fuer die Suchenden, die Anfaenger, untereinander „begegnet man sich“ einfach, ich erkenne auch so, wer ein „Meister“ genannt werden kann und wer nicht – und ja, auch dies ist ein Deutungskonzept, ich bin mir dessen bewusst, ich liebe es, wenn ich Scharlatane oder korrupte Bullen innerhalb von Minuten durchschaue, und ich hasse es, wenn ich es versaeumt habe).

    „Der Weisheit letzter Schluss“ – in den letzten 30 Jahren ist mir kein besserer untergekommen. Der Weisheit letzter Schluss ist hier, dass der Dharma eben nicht „als umfassende Erklaerung der Wirklichkeit“ gesehen wird, sondern dass es weder einer umfassenden Erklaerung bedarf noch des Dharma, sondern eines Lebens im Bewusstsein seiner Vergaenglichkeit und seiner Nichtsubstantialitaet. Der Dharma ist hier das eigene Leben. Wie gesagt, ich mag hier nicht repraesentativ sein. Aber der Buddhismus tut klassischerweise genau dies, naemlich „analysieren, wie wir die Wirklichkeit konstruieren“, naemlich mittels Illusionen, Sinnestaeuschungen, Labeln etc. Das ist ein Modell von vielen, aber warum sollte es nicht auch „ausschliessen“, es ist schliesslich nicht leicht und irgendwie unspannend, gleichzeitig Fan von allen 18 Bundesligamannschaften zu sein. Wenn ich in einer Talkshow hoere, dass sich eine vollverschleierte Muslima als Frau recht behandelt fuehlt, da ihr Mann alle seine vier legalen Frauen zu versorgen und auch ihre Lust zu befriedigen hat, dann kommt ja schon rein mathematisch zutage, dass eine solche Philosophie nicht gerecht sein kann (weil zu viele Maenner allein blieben, da die Frauen nicht mehrere Maenner haben). So etwas schliesst man aus, weil man es fuer „schlecht“ und „untauglich“ befindet. Der Einschluss erfolgt in der Akzeptanz („Dies ist Teil der – subjektiv konstruierten – Realitaet“), der Ausschluss erfolgt in der (moralisierenden) Wertung.

  44. 

    Viele Andeutungen. Über angeblich Zensur. Über das was du schon seit Jahren redest, worauf du aber keine Verweise gibst, so daß man es lesen könnte. Über andere Leser dieses Blogs die mich als Charakterschwein bezeichnen. Über Zitate berühmter Autoren die für sich selbst sprechen sollten. Über Balkonspringer, Polypen und predigende Pfarrer. Über Autoren, von denen du kein einziges Wort gelesen oder verstanden hast und über die du im Brustton der Überzeugung urteilst – Laruelle? Den hast du von gestern auf heute analysiert? Das ist lachhaft! Über mich und was du meinst was ich meine; in vielen Andeutungen, die stets im unklaren bleiben.

    Wenn man dem Ganzen was Positives abgewinnen wollte, könnte man höchsten sagen, daß ein derartige Selbstentblösung wie du sie hier betreibst, höchste erhellend in Bezug auf das Innenleben eines X-Buddhisten ist. In diesem Sinne, vielen Dank.

    Ansonsten lieber Guido, es reicht. Weiter Beiträge von dir sind nicht erwünscht. Du hast ein eigenes Blog für dein Geschwätz. Danke für dein Verständnis.

  45. 

    Du kannst das Wesentliche nun auf dooyen.wordpress.com lesen, worauf jeder kommen koennte, wenn er auf meinen hiesigen Namen klickt.

    Bist du zu bloed zum Googeln? Der Link war damals schon gegeben, und wohl wirst du ihn wieder loeschen: http://en.wikipedia.org/wiki/Rind_et_al._controversy

    Das Charakterschwein stammt von mir.

    Laruelle: „Even at this early stage one can identify Laruelle’s interest in adopting a TRANSCENDENTAL stance towards philosophy.“ siehe Wikipedia
    Laruelle lebt von seinen Erkenntnissen, ich nicht. Schreib dir das hinter die Ohren, wenn du wieder mal das Wort Kommerz benutzt.

    so long.

  46. 

    Na da wird aber viel gedacht, vieleicht geht es ja eigentlich nur um die richtige Denkweise:

    Sein Denken in zwei Arten teilen

    Der Erhabene sagte dieses: Ihr Bhikkhus, vor meiner Erleuchtung, als ich noch lediglich ein unerleuchteter Bodhisatta war, kam mir in den Sinn: ‚Angenommen, ich teile meine Gedanken in zwei Klassen ein.‘ Auf die eine Seite brachte ich dann Gedanken der Sinnesbegierde, Gedanken des Übelwollens und Gedanken der Grausamkeit, und auf die andere Seite brachte ich Gedanken der Entsagung, Gedanken des Nicht-Übelwollens und Gedanken der Nicht-Grausamkeit.“ MN19

    und was man sonst noch so unter „geschickter Absicht (Denken)“ findet…

    Jedenfalls gibt es nichts verhäderneres als das Dickicht aus Ansichten:

    Ein Gestrüb von falscher Ansicht

    Ihr Bhikkhus, ein nicht unterrichteter Weltling… versteht nicht, welche Dinge für das Erwägen geeignet sind, und welche Dinge für das Erwägen ungeeignet sind. Weil das so ist, erwägt er jene Dinge, die für das Erwägen ungeeignet sind, und erwägt jene Dinge nicht, die für das Erwägen geeignet sind… Auf solche Weise erwägt er unweise: ‘Gab es mich in der Vergangenheit? Gab es mich nicht in der Vergangenheit? Was war ich in der Vergangenheit? Wie war ich in der Vergangenheit? Was war ich, und was bin ich daraufhin in der Vergangenheit geworden? Wird es mich in der Zukunft geben? Wird es mich in der Zukunft nicht geben? Was werde ich in der Zukunft sein? Wie werde ich in der Zukunft sein? Was werde ich sein, und was werde ich daraufhin in der Zukunft werden? Oder ansonsten ist er über die Gegenwart verwirrt: ‚Bin ich? Bin ich nicht? Was bin ich? Wie bin ich? Wo kam dieses Wesen her? Wo wird es hingehen?‘
    Wenn er auf solche Weise unweise erwägt, entsteht eine von sechs Ansichten in ihm. Die Ansicht ‚für mich gibt es ein Selbst‘ entsteht in ihm als wahr und erwiesen; oder die Ansicht ‚für mich gibt es kein Selbst‘ entsteht in ihm als wahr und erwiesen; oder die Ansicht ‚ich nehme Selbst mit Selbst wahr‘ entsteht in ihm als wahr und erwiesen; oder die Ansicht ‚ich nehme Nicht-Selbst mit Selbst wahr‘ entsteht in ihm als wahr und erwiesen; oder die Ansicht ‚ich nehme Selbst mit Nicht-Selbst wahr‘ entsteht in ihm als wahr und erwiesen; oder ansonsten hat er eine Ansicht wie diese: ‚Es ist dieses mein Selbst, das da spricht und fühlt und hier und da die Ergebnisse guter und schlechter Taten erfährt; aber dieses mein Selbst ist unvergänglich, dauerhaft, ewig, nicht der Vergänglichkeit unterworfen, und es wird so lange wie die Ewigkeit überdauern‘ [4]. Diese spekulative Ansicht, ihr Bhikkhus, wird das Dickicht der Ansichten genannt, die Wildnis der Ansichten, die Verdrehtheit der Ansichten, der Wankelmut der Ansichten, die Fessel der Ansichten. Durch die Fessel der Ansichten gebunden, ist der nicht unterrichtete Weltling nicht befreit von Geburt, Alter und Tod, von Kummer, Klagen, Schmerz, Trauer und Verzweiflung; er ist nicht befreit von Dukkha, sage ich.
    Ihr Bhikkhus, ein wohlunterrichteter edler Schüler… versteht, welche Dinge für das Erwägen geeignet sind, und welche Dinge für das Erwägen ungeeignet sind. Weil das so ist, erwägt er jene Dinge nicht, die für das Erwägen ungeeignet sind, und erwägt jene Dinge, die für das Erwägen geeignet sind… Er erwägt weise: ‚Dies ist Dukkha‘; er erwägt weise: ‚Dies ist der Ursprung von Dukkha‘; er erwägt weise: ‚Dies ist das Aufhören von Dukkha‘; er erwägt weise: ‚Dies ist der Weg, der zum Aufhören von Dukkha führt‘ [5]. Wenn er auf solche Art weise erwägt, werden drei Fesseln in ihm überwunden: Persönlichkeitsansicht, Zweifel, und Anhaften an Regeln und Ritualen.
    – MN2

    Also Denken, nicht meditieren! (-> sich gehen lassen, dem Strom der unnützen Gedanken freien lauf lassen, sie genießen, sich an ihnen ergötzen, sie zu steigern, zu mehren, Zuflucht in der Sinnlichkeit des Geistes zu suchen), wie das Buddha schon meinte.

    Meditierst du noch, oder denkst du schon? Aufwachen!

  47. 

    Hanzze, hast du konkret etwas zu sagen? Wenn ja, dann mach dir bitte die Mühe das zu formulieren. Lange Zitate ohne explizite Bezugnahme auf das was hier geschrieben wird sind dafür kein Ersatz.

  48. 

    Wenn das nicht recht ist, nein Matthias. Aus *sich* hineindenken wird nur mehr. Dachte es hilft euch, aber das war eben nur ein Gedanke.

  49. 

    Hanzze,

    Aus *sich* hineindenken wird nur mehr.

    Willst du damit sagen, daß du es für unnötig hältst dich damit auseinander zu setzen, was jemand hier denkt und aufschreibt?

  50. 

    Matthias, das wäre ja dann *sich* hinausdenken, und nichts anderes als hinein. Das *sich* *mich* *ich* wäre da immer noch dabei. So wie es ja da oben im Gedankengestrüb geschrieben steht um da jetzt mal eine künstliche Koherenz herzustellen und so vielleicht unser Gedenken auf gleich zu bringen. Sonst wird noch Anziehung oder Abneigung daraus. Die eine Klasse von Gedanken die man besser vermeiden mag, und da mache man doch besser auch wieder Schluß, da viel immer etwas mit Völlerei zu tun hat.

    Und welche drei Gedanken führen aus dem Krei?

    „Gedanken der Entsagung, in Freiheit von Feinschaft, in Nichtverletzen: Das werden die rechten Gedanken genannt.“

    Denken! Nicht Meditieren. …war doch genau des Topics Punkt.

    Last euch von den diveresen „Buddhisten“ nicht zu sehr irritieren, das hat nur mit Feindschaft und Überwollen zu tun. Wenn immer man etwas angreift, oder gar festhäft, ist das die ganz gewöhnliche Reaktion. Entsagen hilft, aber wer will das schon.

  51. 

    Und du kommst ohne *sich* *mich* *ich* aus? Ich glaube es dir nicht. Wer belehrt mich denn da? Dein Nicht-Selbst? Und wie kommst du ohne „Anziehung und Abneigung“ aus, wenn du entscheiden musst wer über was belehrt werden muss?

  52. 

    Na jetzt jagst du meinereinen aber eine Stufe höher Matthias. Wie immer ist es gut sich an geschickte Sichtweise zu halten, die ja dem geschickten Denken vorausgeht. Sollange man sich im gewöhnlich diskursiven Denken befindet, ist es gut sich an:

    ist falsche Ansicht? ‚Es gibt keine Gaben, nichts Dargebrachtes oder Geopfertes; keine Frucht oder Ergebnis guter und schlechter Taten; nicht diese Welt, nicht die andere Welt; keine Mutter, keinen Vater; keine spontan geborenen Wesen; keine guten und tugendhaften Mönche und Brahmanen auf der Welt, die diese Welt und die andere Welt durch Verwirklichung mit höherer Geisteskraft erfahren haben und erläutern.‘ Dies ist falsche Ansicht…

    zu erinnern und weiter:

    „Jemand unternimmt die Anstrengung, falsche Ansicht zu überwinden und Richtige Ansicht zu erlangen: dies ist seine Richtige Anstrengung. Achtsam überwindet jemand falsche Ansicht, achtsam erlangt jemand Richtige Ansicht und verweilt darin: dies ist seine Richtige Achtsamkeit. So kreisen diese drei Zustände um Richtige Ansicht und treffen sich mit ihr, nämlich Richtige Ansicht, Richtige Anstrengung und Richtige Achtsamkeit .“

    – MN117

    Ganz nüchtern und ohne Spekulation.

    Wenn da „besser bin ich“, „schlechter bin ich“ oder „gleich bin ich“ aufkommt, ist, oder gar bleibt, ist da immer noch mana (Ich-Dünkeln, Stolz), aber das ist die letzte Fessel und bleibt bis zum Schluß. Also von Beginn, auf dem Weg und bis zum Ende, keinerlei zusätzlichen Stress damit.

    Rechte Sichtweise ist der Vorläufer, und solang der nicht ist man bestenfalls Buddhist oder Unbuddhist ist. Aber das kann sich ja ändern, und das ist ja das schöne an Buddhas Entdeckung. Sicherlich nur wenn man will.

    Oder wolltest du mehr etwas mettaphysisches daraus machen. Das geht dann aber mehr in die Richtung Meditieren.

  53. 

    Rechte Sichtweise ist der Vorläufer, und solang der nicht ist man bestenfalls Buddhist oder Unbuddhist ist.

    Ok, also auch du operierst mit Wertungen. Alles andere hätte mich auch ein wenig irritiert. Die rechte Sicht ist aller Erleuchtung Anfang, aber:

    Wie unterscheiden sich „geschickte Sichtweise“ und „geschicktes Denken“ vom „gewöhnlichen diskursiven Denken„? Wie wird aus dieser Unterscheidung eine Nicht-Wertung?

  54. 

    Matthias, ich denke, daß ist das alte Glauben und Wissen“problem“. Ohne zuerst zu glauben, kann man keine Erfahrung machen.
    Glauben heißt da nicht blinder oder dummer Glaube, sondern aus Abwägung dessen was einem zur Verfügung steht, und da spielt erinnern eine große Rolle (sati).
    Ohne Glauben besser vielleicht Überzeugung (gibt ja nicht wirklich ein gutes Wort vor saddha) geht nun mal nichts, auch wenn man aus irgend einem Grund meint (glaubt!), man könnne alles auf Wissen basieren lassen.
    Da macht einer nicht einmal den Kühlschrank auf, ohne zu Glauben (Überzeugt zu sein, das zu finden was er sucht). Saddha und panna (vorerst intelektuell) sind wie zwei Beine, mit denen man sich vorwärts bewegt. Negiert man das eine Bein kann man sicher auch stehen, aber nun mal nicht weiter gehen.

    Zu deiner Frage Nichtwerten, das ist eine Sache die uns noch lange nicht interessieren muß, denn bis zur Erkenntnis ist da immer Unterscheidung notwendig. Ich denke, daß eben diese Erklärungen und Lehren über „Nichtwerten“ „Nichtunterscheiden“ „Achtsamkeit als eine Untätigkeit“ viele Misverständnis und auf verständlich Frust aufkommt.

    8-samkeit hat viel mit denken, vergleichen und erinnern zu tun, dass dann nur immer subtiler wird und manche dann zum schluß kommen, dass sein nur ein Beobachten.

    Aber um mal zu rechter Achtsamkeit zu kommen, sind die vorhergehenden Pfadgleider entsprechend zu entwickeln.

    Aus der rechten Sichtweise kommt rechte Denkweise, aus dieser geschickte Sprache und geschickte Handlung, mit rechter Anstrengung führt das auch zur rechten Lebensweise, und dann geht es dort weiter, wo man auch wirklich weitere Schritte macht.

    Wenn aber die rechte Anstrengung (die stehts denken und abwägen erfordert) nicht verfolgt, wird sich rechte Sichtweise nicht einstellen.

    Ein guter Artikel dazu, vielleicht kennst du ihn, ist „Vertrauen in das Erwachen“ von Bhikkhu Thanissaro:

    http://vanaradari.blogspot.com/2012/05/english-original-follows-after-german.html

    Es ist übrigens ein neues Buch über sati von ihm herausgekommen, hab ich gehört.

    Wie unterscheiden sich “geschickte Sichtweise” und “geschicktes Denken” vom “gewöhnlichen diskursiven Denken“?
    Für’s erste gar nicht, das ändert sich nur nach dem ersten herstellen des Rades des achtfachen Pfades.
    Was vielleicht etwas wegfällen muß, ist spekulieren, daß heißt, man schneidet die gewöhnlichen Kreis- und Hin-und Hergedanken ab. Gewöhnlich trainiert man das mit Achtsamkeit auf den Atem. Einfach immer einfacher Denken. Wir sind anderes gewohnt, aber wir wissen, daß das zu nichts führt und aus dem kann man entsprechendes Vertrauen (Glauben) aufbauen um es doch einfach mal anders zu probieren.

  55. 

    Verstehe ich das richtig? Du sagts: zuerst rechte Anstrengung. Dann kommt rechte Sichtweise etc. Der Kern der Sache aber ist einfach immer einfacher denken. Folge ich dir da richtig?

    Wohin aber führt einfach immer einfacher denken? Wie formt sich hier die rechte Anstrengung?

  56. 

    Matthias, wenn man es genau nimmt, nein (es kann nur sein, das man das eine oder andere stärker Wahrnimmt, oder anderes unbewusster macht – beginnen tut der achtfache Pfad immer mit rechter Ansicht, wie stark sie auch ausgeprägt sein mag – deshalb ja die später die rechte Anstrengung um die ersten Pfadglieder zu stärken). Rechte Sichtweise geht der rechten Anstengung voran. Rechte Sichtweise beinhaltet ja vor allem das Gesetzt das Karmas „Frucht oder Ergebnis guter und schlechter Taten, diese Welt und die nächste…“ wobei Frucht und Ergebnis der guten und schlechten Tagen, sicher ein Punkt ist, den man besten selbst beobachten kann, und damit die rechte Sichtweise mit allen anderen Gliedern stärken kann.

    Ja, der Kern der Sache ist einfach richtig denken, erinnern, abwägen. So wie es ja oben in dem Zitat steht: „als ich noch lediglich ein unerleuchteter Bodhisatta (Wesen das nach dem Erwachen strebt) war, kam mir in den Sinn: ‘Angenommen, ich teile meine Gedanken in zwei Klassen ein.’

    „Wohin aber führt einfach immer einfacher denken?“, dazu, das man sich mehr und mehr heraus nimmt, sich mehr und mehr von Spekulationen über Zukunft und Verstrickungen aus der Vergangenheit abwendet. Dazu, das man sich nicht stets in das Dickicht von Ansichten (Spekulationen) begibt. Dazu immer mehr in der Gegenwart mit einfachen Gedanken zu handeln.

    Und im Zusammenhang mit dem „Frucht oder Ergebnis guter und schlechter Taten“ zur Aufrechterhaltung von den vier Anstrengungen (das hat mit sati – bzw. im Geist behalten, erinnern zu tun):

    „Da ist der Fall das ein Mönch das Verlangen, Anstrengung, aktive Beharrlichkeit entwickelt, hält seine Absicht aufrecht und wendet sie zum Zwecke des Nichtentstehen von Bösem, ungeschickten Qualitäten die noch nicht entstanden sind, an.
    [ii] „Er entwickelt Verlangen, Bestreben, aktive Beharrlichkeit, hält seine Absicht aufrecht und wendet sie zum Zwecke der Aufgabe von Bösem, ungeschickter Qualitäten die entstanden sind, an.
    [iii] „Er entwickelt Verlangen, Bestreben, aktive Beharrlichkeit, hält seine Absicht aufrecht und wendet sie zum Zwecke des Entstehens von geschickten Qualitäten die noch nicht entstanden sind.
    [iv] „Er entwickelt Verlangen, Bestreben, aktive Beharrlichkeit, hält seine Absicht aufrecht und wendet sie zur Aufrechterhaltung, Nichtverwirrung, Mehrung, Fülle, Entwickelung und Kultivierung von geschickten Qualitäten die Entstanden sind, an: Dies, Mönche, nennt man rechte Anstrengung
    – SN 45.8

    Ach an diesem folgenden Sutta-ausschnitt kann man git sehen, daß man, auch am Weg (bei der ersten Herstellung aller Pfadglieder) immer wieder Unterstützung in Hinblick auf rechte Sichtweise benötigt:

    Laßt, ihr Mönche, das Unheilsame! Man kann das Unheilsame lassen. Wäre es nicht möglich, das Unheilsame zu lassen, so würde ich nicht sagen: ‚Laßt das Unheilsame!‘ Doch weil man das Unheilsame lassen kann, deshalb sage ich: ‚Laßt das Unheilsame!‘
    Wenn, ihr Mönche, das Lassen des Unheilsamen zum Schaden und Unglück gereichte, so würde ich nicht sagen: ‚Laßt das Unheilsame!‘ Weil aber das Lassen des Unheilsamen zum Segen und Wohl gereicht, deshalb eben sage ich: ‚Laßt das Unheilsame!‘
    Erwecket, ihr Mönche, das Heilsame! Man kann das Heilsame erwecken. Wäre es nicht möglich, das Heilsame zu erwecken, so würde ich nicht sagen: ‚Erwecket das Heilsame!‘ Doch weil man das Heilsame erwecken kann, deshalb eben sage ich: ‚Erwecket das Heilsame!‘
    Wenn, ihr Mönche, die Erweckung des Heilsamen zum Schaden und Unglück gereichte, so würde ich nicht sagen: ‚Erwecket das Heilsame!‘ Weil nun aber die Erweckung des Heilsamen zum Segen und Wohl gereicht, deshalb eben sage ich: ‚Erwecket das Heilsame!‘
    – AN II.19

    Klingt vielleicht banal und zu einfach, aber mehr ist es für’s erste nicht. Es ist schon eine große Herausforderung einfach unheilsames zu lassen ohne es durch Spekulationen zu umgehen. Einfach, einfach Denken.

    Sicherlich das beste Beispiel im Hinblick auf Abwägung, Denken und rechte Anstrengung ist das Ambalatthika-rahulovada Sutta:

    http://www.accesstoinsight.org/tipitaka/mn/mn.061.than.html

    Das alles bezieht sich hauptsächlich auf den weltlichen Achtfachen Pfad, sprich bis zur Errichtung aller Pfadglieder zum ersten mal und dem erlangen von rechter Ansicht durch Einsichtweisheit (also ersten wirklichen Wissen im Hinblick auf vier Edlen Wahrheiten, Karma…).

  57. 

    Hannze, versuch doch bitte mal anstatt zu ellenlang zu zitieren, deine eigenen Worte zu gebrauchen. Deine Zitate erzeugen gerade das Gedankengestrüpp das du oben bemängelst. Mit Zitaten lässt sich, nicht nur im Buddhismus, so ziemlich alles be- und widerlegen. Der buddhistische Kanon gibt dazu genug her. Es bleibt bei Zitaten aus alten Sprachen entlegener Kulturen auch das Interpretationsproblem. Das dürfte das größte Hindernis sein. Wenn du das nicht beachtest, läufst du sofort auf Grund.

    Du setzt voraus, daß du weisst was der Buddha meinte. Daß du weist wer der Buddha war. Daß es eine und nur ein Bedeutung von, zum Beispiel, heilsamen tun gibt. Du setzt voraus, daß es ein Original gibt. Im Text von dem dieser Thread seinen Ausgangspunkt nimmt ging es darum, daß es dieses Original nicht gibt. Wie im Thread schon bemerkt wurde, ist diese Einsicht in unserer Kultur ein alter Hut. Etwa seit Nietzsche.

    Auf meine Frage “Wohin aber führt einfach immer einfacher denken?”, antwortest du, „dazu, das man sich mehr und mehr heraus nimmt, sich mehr und mehr von Spekulationen über Zukunft und Verstrickungen aus der Vergangenheit abwendet. Dazu, das man sich nicht stets in das Dickicht von Ansichten (Spekulationen) begibt. Dazu immer mehr in der Gegenwart mit einfachen Gedanken zu handeln.“

    Damit bleibst du aber immer noch im Gestrüpp von Widersprüchen und Spekulationen hängen. Du postulierst einfach, daß diese Ansicht nicht zum Gestrüpp der Ansichten gehört. Alle anderen Ansichten aber schon. Du müsstest schon genau erklären, was du mit Gestrüpp meinst. Verworrenes Denken etwa, das seine eigenen Widersprüchlichkeiten nicht bemerkt?

    Meine Frage bleibt, woher kommt letzten Endes rechte Ansicht etc.? Aus der Versenkungsübung, Sati? Wenn du von „einfachen Gedanken“ sprichst, woher kommen die? Aus einem geheimnisvollen Inneren Raum?

    Vielleicht liest du dir mal den Thread durch, dooyen/Guido habe ich diese Fragen auch schon gestellt. Ich habe bisher keine befriedigende Antwort. Vielleicht liest du dir auch mal durch was ich => hier dazu schreibe (Punkte 3 bis 6).

  58. 

    Matthias, so weit ich das sehen und darauf wollte ich reagieren, ist, daß da eine Ansicht im Raum schwebt sich aus seinem Besitz (dem was man an Erfahrungen bereits hat) eine Wahrheit erbasteln zu können, und das ist eben nicht möglich.

    Erfahrung (Einsicht) ermöglicht dir einen weiteren subtileren Schritt des Versuches (Glauben) und wenn dieses eine passende Richtung (geformt durch rechte Ansicht hat) führt es zu einer noch subtileren Erfahrung.

    Es ist schlichweg unfug sich das Ziel zu definieren, gedanklich zu erbasteln und auch unmöglich es zu kennen bevor man dort ist. Was fürchtest du? Das nichts bleib? Was ist den da ausser Vorstellungen?

    Wenn da etwas davor steht, ist es nicht klug es loszulassen? Dieser Gedanke ist in dem Fall sehr einfach und dennoch ist es schwer.

    Warum, weil kreisdenken auch seine Freuden und Glücksgefühle zeugt, deshalb nennt man es ja auch Gehirnmastubation. HIer geht es aber nicht um Sinnesglück, sondern um Erwachen und letztlich der Befreiung von der Gier nach Sinnlichkeit.

    Ich hab kurzerhand einen Text übersetzt und denke, daß er vielleicht hilfreich ist, wenn dieses Thema nach einer Aufklärung und nicht nach einer Beschäftigung sucht.
    Vielleicht ist da der Hund in der Wade verbissen:

    Was ist sati? (hat ganz und dar nichts mit Versenkung zu tun):

    http://vanaradari.blogspot.com/2012/10/achtsamkeit-definiert-mindfulness.html

  59. 

    Ja Sati, was ist wohl Sati? Genauso wie dooyen/Guido missverstehst du meine Fragen als Einladung zum oberlehrerhaften Dozieren. Dabei beantwortest du die Fragen nach den Widersprüchen nicht in die du dich verwickelst.

    Es geht mir dabei nicht um die Fähigkeit Gedanken „loslassen“ zu können, das ist einfach genug. Die Frage ist: was dann? Du beantwortest meine Fragen mit immer mehr allgemeinen Floskeln, mit immer längeren Texten (jetzt dein Blogeintrag). Das ist genau das Gestrüpp, das du kritisiert hast.

    Dein Zuflucht zum Begriff der „Gedankenmasturbation“ ist eine weitere Wertung, die du ja eigentlich ablehnst. „Befreiung von der Gier nach Sinnlichkeit“ – ist das keine Wertung?

    Beantworte doch mal kurz und bündig, was „rechte Sicht“ ist?

  60. 

    Zu deinen drei Punkten:

    3. X-Buddhismus kann (u.a.) definiert werden als Glaube, daß aus tiefster Versenkung, aus reiner Introspektion, aus einer ungerichteten, inhaltsfreien Aufmerksamkeit ein sublimes Wissen aufsteigt, das alle moralischen Fragen klärt.

    Nein, Ethik kommt vor der Einsicht und wird mit der Einsicht nur gestärkt, für die nächste Raddrehung (achtfacher Pfad) sozusagen. Da ist auch nichts ungerichtetes, ganz im Gegenteil, das es ermöglicht die Kette des Bedingen entstehens selbst zu erkennen und Unwissenheit mit Wissen zu ersetzen.

    4. Introspektion kann bis in einen Bereich des Bewusstseins vorgetrieben werden die als unsichtbare Wand unseren Blick begrenzt, dies aber nicht kenntlich werden lässt. Diese Wand erscheint als klares Bewusstsein in dem jeglicher Gedanke, welcher Art auch immer, aufsteigt und verweht. Dieses transparente An-sich ist der letzte Aussenposten vor den Tiefen kognitiver Subsysteme die dieses und jede andere Form unserer Bewusstseins erzeugen.

    Das hört sich für mich wie die Suche nach dem wahren ich an, und wie wir ja schon durch haben, ist eine Ausrichtung der Gedanken in diese Richtung nicht dienlich auf dem Pfad.

    5. Was aus diesen Tiefen als Idee über moralisches Handeln in das Bewusstsein aufsteigt, ist unter Umständen nichts als eine Verzauberung die wir nicht als solche erkennen. Allein die Möglichkeit, daß das so ist, erzeugt die Notwendigkeit zu prüfen auf welcher Basis moralisches Handeln entsteht.

    Moralisches Handeln wie auch die Vertiefungen haben alle den Zweck Einsicht zu gewinnen, verbleibt man auf dessen Ebenen, ist das zwar nett, aber führt nicht zum Erwachen und der Befreiung vom Leiden, Altern, Krankheit und Tod. Auf einer höheren Ebene betrachtet ist moralisches Handeln in erster Linie ein einvernehmlicher Konsens und in zweiter Hinsicht hat es den Zweck den Geist Gewissenfrei zu halten um ihn von belastenden Gedanken und den damit verbundenem schlechten Bewusstein (Stichwort Hölle) zu bewahren, da sich auf diesen Ebenen keine Einsicht einstellen kann.

    Die gewöhnliche moral des Ungeschulten ist in jedem Fall eine Verzauberung (siehe Vegetarismus und ähnliche heuchlerische Moraldoktrinen) und sind nicht nützlich um den Geist vor Veruntrübungen zu schützen und vor allem nicht vor reifendem Karma aus diesem verzauberten Handeln.

    6. Meditation ist diejenige Form der Introspektion die sich dieser Einsicht verweigert.
    Wenn du hier mit Meditation die oft übliche art des Vorbeiziehenlassens meinst, ja, vollkommen ungeeignet. Für moralentwicklung wie auch um Einsicht zu gelangen. DIe Ursache liegt aber in der Motivation dieser Art der Meditation, denn sie dient in für manche Schulen und Gruppen um den Pfadfaktor Lebensweise durch eine künstliche Wohlfühlblase zu kompensieren. Diese Motivation kommt aus einer falschen Sichtweise die vorallem das vorhandensein von Leiden negiert jedoch die Werkzeuge des achtfachen Pfades für eine Selbstfindung und für Glück (was immer sich eine da vorstellen mag) genütz wird. Soweit zumindest, wie ich das bisher gesehen, gehört, gelesen, verstanden und rückgeschlossen habe.

    Aber ich denke, daß der Text im Link vorher, so einiges dazu aufklärt.

  61. 

    Matthisa: Ja Sati, was ist wohl Sati? Genauso wie dooyen/Guido missverstehst du meine Fragen als Einladung zum oberlehrerhaften Dozieren. Dabei beantwortest du die Fragen nach den Widersprüchen nicht in die du dich verwickelst.

    Wo siehst du im kongreten Wiedersprüche? Wiedersprüche konnen sich nur aus verschieden Denksystemen ergeben. Wo denkst du stoßt da etwas mit deinem zusammen.

    Matthisa: Es geht mir dabei nicht um die Fähigkeit Gedanken “loslassen” zu können, das ist einfach genug. Die Frage ist: was dann? Du beantwortest meine Fragen mit immer mehr allgemeinen Floskeln, mit immer längeren Texten (jetzt dein Blogeintrag). Das ist genau das Gestrüpp, das du kritisiert hast.

    Was dann? -> Diese Frage habe ich schon beantwortet mit einer unangenehemen Gegenfrage: Was füchtest du? Oder vielleicht was willst du den was bleibt?

    In den Überlieferungen ist das auch ganz klar zu erkennen (wenn du da Erwachen und was dann? ansprichst):

    Ich zitiere da mal aus dem Text „Freiheit von Buddhanatur“ http://vanaradari.blogspot.com/2012/10/freiheit-von-der-buddhanatur-freedom.html , der sicherlich sehr viel hier zur Aufklärung des Themas in seinen Grundverirrungen beiträgt:

    Wie es mit jeder Reise ist, nimmst du nur das mit, was wirklich notwendig ist, sodaß es dich auf dem Weg nicht nieder drückt. Das ist dann ganz besonder Wahr, wenn du die Grenzen der Freiheit testest, da dir, je näher du der wirklichen Freiheit kommst, immer mehr Dinge wegfallen. Zuerst fallen die Nomen von Natur und Identität weg, wenn du auf die Verben tun und auswählen achtest. Dann fallen auch die Verben weg. Als der Buddha gefragt wurde wer und was er sein, antwortete er nicht mit „wer“ oder „was“. Er sagte einfach: „Erwacht“: ein Partizip Perfekt, ein Verb, daß seine Arbeit getan hat. Gleich den Suttas die das Erwachen eines Arahants beschreiben, die beschriben, daß „sein oder ihr Geist befreit von Gährungen ist“. Aber wenn diese Beschreiben wie man diese Befreiung empfindet, sagen sie nur: „Mit Befreiung, ist dort Wissen ‚Befreit’“ Keine Bemerkung was da befreit sei. Nicht einmal so, wie es manchmal übersetzt wird: „Es it befreit“. Da ist kein Nomen, kein Pronom, nur ein Partizip Perfekt: „Befreit“. Das ist alles, aber es ist genug.

    Matthisa:Dein Zuflucht zum Begriff der “Gedankenmasturbation” ist eine weitere Wertung, die du ja eigentlich ablehnst. “Befreiung von der Gier nach Sinnlichkeit” – ist das keine Wertung?

    Beantworte doch mal kurz und bündig, was “rechte Sicht” ist?

    Wie schon besprochen, ist Bewertung sehr wichtig, bis zum Schluß. Und man muß sich dessen schon auch bewusstsein, das philosiphieren nichts anderes ist als Sinnesvergnügen. Wo hätte ich bemerkt, dass Bewertung schlecht sein?

    Was dann auch gleich zur Rechten Sichtweise führt: Früchte von guten und schlechten Taten und in sinnlichkeit (kama) verstricktes Karma ist akusala (unheilsam).

    Sinnlichkeit dient dazu das Feuer zu nähren. Das ist wie mit den Feueranbetern (fireworshipper). Die sind ihr ganzes Leben damit beschäftigt ihre Öllampe mit Butter und Ölen zu speisen und richten darauf ihre Achtsamkeit und Praxis. Das Gleiche ist mit Sinnlichkeit die dazu dient das „ich“ aufrecht zu erhalten. Ob das nun mittels dem was man meditation nennt macht, oder mittels intelektueller Auseinandersetzung bleibt sich gleich. Die Zielrichtung ist falsch, da da alles von einer falschen Sichtweise (ditthi) durchdrungen ist und so strebt man nach sein oder nichtsein, welches aber keine geschickte Frage ist. Da sind Prozesse und nicht was ist.

  62. 

    Der konkrete Widerspruch u.a., Hanzze, ist der. Du sprichst ganz allgemein von „Gedankenmasturbation„, von „Gedankengestrüpp“ etc. ohne je konkret zu werden. Da sagts nicht was du meinst.

    Du wertest ab, obwohl du sagts Wertungen seien zu vermeiden. Ja? Jeder Buddhist weiss, weder suche man Gutes zu erlangen, noch Schlechtes zu meiden, noch verliere man sich in der Indifferenz. Deine pauschalen Abwertungen sind ein Widerspruch, wenn du ein guter Buddhist sein willst.

    Des Weiteren arbeitest du mit den üblichen plumpen rhetorischen Tricks. Meine Frage nach dem „Was dann, wenn die Gedanken immer einfacher werden,“ beantwortest du mit „=> Diese Frage habe ich schon beantwortet mit einer unangenehemen Gegenfrage: Was füchtest du? Oder vielleicht was willst du den was bleibt?

    Was fürchte ich? Du beantwortest deine Frage gleich selbst indem du deiner Frage die Implikation was dein Gesprächspartner fühlt mitgibst.

    Was unterscheidet eigentlich dein Gedankengestrüpp von meinem? Du baust hier ein ziemliches Gestrüpp auf, mit vielen ellenlangen Zitaten, einem langen Text auf deinem Blog und etlichen Verweisen auf andere Texte im Internet. Wie kann ich erkennen, daß es sich wirklich in deinem Fall lohnt dem allen nachzugehen? Wie kann ich erkennen, daß das keine Gedankenmasturbation ist?

    Wie unterscheiden sich deine mentalen Anstrengungen von dem „philosiphieren, das nichts anderes ist als Sinnesvergnügen“ – wie du es nennst?

  63. 

    Matthias:Weiterhin wertest du mit diesen Wertungen ab, obwohl du sagts Wertungen seien zu vermeiden. Ja? Jeder Buddhist weiss, weder suche man Gutes zu erlangen, noch Schlechtes zu meiden, noch verliere man sich in der Indifferenz. Deine pauschalen Abwertungen sind ein Widerspruch, wenn du ein guter Buddhist sein willst.

    Nochmal, bewerten ist wichtig, nirgendwo habe ich behaupten (und so weit mir bekannt, ist es auch nirgend wo in den alten Überlieferungen zu finden) das man nicht bewerten sollte.
    Das geht auch gut aus dem Text über sati hervor.

    Matthias:Was unterscheidet eigentlich dein Gedankengestrüpp von meinem? Du baust hier ein ziemliches Gestrüpp auf, mit vielen ellenlangen Zitaten, einem langen Text auf deinem Blog und etlichen Verweisen auf andere Texte im Internet. Wie kann ich erkennen, daß es sich wirklich in deinem Fall lohnt dem allen nachzugehen? Wie kann ich erkennen, daß das keine Gedankenmasturbation ist?

    Wie oben im Zitat beschrieben, deht es nicht darum keine Gedanken zu verfolgen, sondern nur ungeschickte nicht zu verfolgen. Diese sind, wie bereits mehrmal erwähnt, gesonders Gedanken im Hinblick auf Persönlichkeit und Spekulationen, was auch gleich deine Frage (Wie kann ich erkennen, daß das keine Gedankenmasturbation ist?) beantwortet: Ohne sie zu lesen, über sie zu reflektieren, und dann abzuwägen, ob sich nicht schon zu einem Abschweifen führen, wird sich diese Frage nicht klären. Das verständnis einer Koherenz häng immer stark von der Mitarbeit ab. Oder mit einfachen Worten: Da ist ein Angebot, es liegt an dir, es zu nützen oder es liegen zu lassen.

    Ohne Vertauen oder Versuchen geht nun mal nichts, wenn du mit dem was dir zur Verfügung steht auskommen kannst, dann ist das doch gut. Aber wie gesagt, es hat nun mal seine Grenzen, wenn man sich nicht von altem Besitz löst und neuen annehmen kann. (Was bitte keine Unterstellung sein soll, es kann ja durchaus sein, daß das hier alles nur ein Zeitverteib ist oder einfach andere zum Nachdenken ermutigen soll)

    Matthias:Des Weiteren arbeitest du mit den üblichen plumpen rhetorischen Tricks. Meine Frage nach dem “Was dann, wenn die Gedanken immer einfacher werden,” beantwortest du mit “=> Diese Frage habe ich schon beantwortet mit einer unangenehemen Gegenfrage: Was füchtest du? Oder vielleicht was willst du den was bleibt?”

    Das ist kein Rethorischer Trick, manche Fragen sind mit gegenfagen zu beantworten, und wenn du sie in diesem Zusammenhang ernsthaft verfolgst, wirst du sehen wie dir diese Fage auf die Pelle rückt, oder genau dort hinzeigt wo das Problem liegt.
    Aber auch hier muß man zuerst auf Vertauen aufbauen (kann man ja denken, der will mich doch da klein machen, oder warum blast er sich jetzt mit soetwas auf, anstelle bei dem Thema zu bleiben) Ergänzend habe ich ja noch den Auszug aus „Freiheit von der Buddhanatur“ angefügt um es nicht ganz von der Bereitwilligkeit die „Hose runter zu lassen“ abhängig zu machen und damit den weiteren Fluß nicht zu blockieren.

    Matthias:Was fürchte ich? Du beantwortest deine Frage gleich selbst indem du deiner Frage die Implikation was dein Gesprächspartner fühlt mitgibst.

    Das meinte ich mit Vergleichen, das hilft uns nicht weiter, geht ja um keinen Wettstreit. Wenn es nicht stimmt, lege es doch einfach weg. Mach ich auch, wenn es mir nicht nützlich für das Thema und ein Klärung erscheint.

    Diese Erklärungen (die da gleich wie Rechtfertigungen sind) von mir hier, haben aber nur den Zweck etwas Vertauen aufzubauen und keinerlei Zweck irgendwelche Linien zwischen dir und mir zu ziehen und in Ich-Dünkel-Vergleiche zu fallen.

    Matthias:Wie unterscheiden sich deine mentalen Anstrengungen von dem “philosiphieren, das nichts anderes ist als Sinnesvergnügen” – wie du es nennst?

    Ich nehme die Frage hier als „was hat mentale Anstrengung (im Hinblick auf rechte Anstrengung) mit Philosophieren ist Sinnesvergnügen zu tun.“

    Sehr viel, wie schon beschrieben, denn philosophieren ist nichts anderes als kama (Sinnesvergnügen), wiederspricht der rechten Absicht (bescheidenheit, zurückziehen) führt zur schlechten Rede (da gibt es zahlreiche Themen, die es nicht wert sind sie zu behandeln: hier wieder besonders im Hinblick auf sein oder nicht sein, Vergangenheit und Zukunft). Rechte Anstrengung arbeitet genau gegen diese Gefahren, die letlich aus falscher Sichtweise kommen und versucht diese zu festigen, bzw. in Erinnerung zu rufen.

    Der Hang zum Philosophieren, ein Aspekt der sehr viel mit Zweifel zu tun hat, fällt mit erreichen des achtfachen Pfades (Stromeintritt), da dann saddha (Vertauen) zu einem guten Grad durch Wissen (aus eigener Erfahrung) ersetzt ist.

    Aber du hast grundsätzlich vollkommen recht, wenn du sagst das ich viel zu viel schreibe, besonderes wenn da kein Interesse daran wäre, oder es nicht verständlich ist.

    Ich denke also, daß da sehr viel Infromation ist, und das man sich dafür etwas Zeitnehmen muß um das auch selbst festzustellen, abzwägen und vor Ort zu sehen.

    Der achtfache Pfad ist ein Kreis, mal drinnen kommt man nicht mehr raus. Nur keine Angst vor dem Sog.

  64. 

    „Nicht-selbst oder Kein-Selbst“ möchte ich dir hier auch nicht vorenthalten, da auch das sehr viel in das Thema hineinspielt und Grundsätze klärt:

    http://vanaradari.blogspot.com/2012/05/nicht-selbst-oder-kein-selbst-no-self.html

  65. 

    Ok Hanzze, ich führe extra für dich eine neue Kategorie ein: Nazibuddhist. Du schreibst hier, daß es tatsächlich so ist, daß Juden auf Grund ihres Karmas in die Gaskammern des Dritten Reichs wanderten. Ich denke nicht daß ich einem solchen Idioten weiter Raum für seine nazibuddhistisches Gelaber geben muss. Du bist raus. Daß sich ein derartiger Dreck hinter dem Buddhismus versteckt… das einzig Gute was man dem entnehmen kann, ist, daß man sieht zu welchen Perversionen Buddhisten in der Lage sind.

  66. 

    Matthisas, du gibst allen anderen Ideen, allen die mit „ich“ und „du“ verbunden sind so viel mehr stellenwert, als dem eigentlichen Thema.

    Auch dort, daß dich so errecht, ist es gut es genauer zu lesen und nicht einfach nach bösen und gutem zu suchen.

    Du wirst gleicherlei in jeder Abhidhammaausarbeitung finden und es ist ganz wichtig, das zu verstehen und nicht als zur Waffe für das was einem in der Welt nicht gefällt zu machen. Damit ist Ursachen und Wirkung nicht weg, sondern zündet nur ein neues Feuer an.

    Das sind alles nur andere Aspekte des Ich-Dünkelns, einmal in Form von Haß und einmal Liebe.

    Lass dir etwas Zeit, man verletzt sich immer nur selbst.

  67. 

    Matthias, um wieder auf das Thema zurückzukommen, hier vielleicht eine andere Methode wie man in denkender Weise dem setzen von unheilsamen Taten entkommen kann, bzw. seine Tendenzen zu entlarven vermag:

    Aus der modernen phsychologie kennt man 5 Strategien die man nutz unheilsames zu tun (rechtzufertigen):

    * Verantwortlichkeit zu verleugnen
    * zu verleugnen, daß diese Verletzung überhaupt stattgefunden hat
    * die Wertigkeit des Opfers zu leugnen
    * den Kläger zu attackieren und die Rechtfertigung
    * daß dahinter Absichten einer höheren Aufgabe stehen.

    In den alten Überlieferungen findet man genau zu diesen die entsprechenden Entgegnungen:

    1.) Wir sind Verantwortlich für unsere bewußten Entscheidungen.
    2.) Wir sollten uns immer in die Lage der anderen Person versetzen.
    3.) Alle Wesen sind es wert, respektiert zu werden.
    4.) Wir sollten jene, die unsere Fehler aufzeigen als unbezahlbare Schätze ansehen.
    5.) Es gibt keine, wiederholend keine, höheren Absichten, die das Brechend der grundlegenden Verhaltensregeln für ethisches Verhalten rechtfertigen.

    Vielleicht ist das hilfreich.

  68. 

    Hannze,

    deine Auslassungen sind recht wertvoll, genauso wie die von dooyen/Guido, um am lebenden Exemplar zu sehen, was X-Buddhismus ausmacht. Ich komme darauf zurück.

    Daß Juden karmisch bedingt ins Gas gehen, wie du es äusserst, darüber muß man wahrhaftig nicht diskutieren. Es zeigt nicht nur die Primitivität deiner Haltung, es zeigt auch wie gefährlich diese Idiotenform des Buddhismus werden kann.

    Es reicht!

  69. 

    Das hast du vollkommen recht Matthias und soetwas soll es ja auch wirklich geben.
    Das Problem ist vielschichtig, zum einen verstehen viele Menschen nicht was Ursache und Wirkung bedeutet und haben immer Persönlichkeiten im Kopf und das trifft sie dann immer auf die eine oder andere Weise, mal mit Ablehnung mal mit Zuneigung. Das andere Problem, vor dem Buddha auch gewahrnt hat, ist das man versucht den Lauf von Ursache und Wirkung nachzuvollziehen, da er aber so komplex und verwebt ist, besteht die Gefahr, daß man da verrückt wird.

    Nicht’s desto trotz ist es immer so, daß ein Wesen jenes erfährt, was es gesäht hat. Das ist rechte Sichtweise. Gute und Schlechte Taten haben ihre entsprechenden Früchte und wenn der Boden zum gedeien da, ist, reifen sie.

    Menschen, die sehr wenig rechte Sichtweise haben und noch vollkommen in dem einen oder anderen Persönlichkeitsglauben hängen, können bei solchen Themen nichts als aversion entwickeln. Es rüttelt einfach mächtig an ihren Vorstellungen und ihrer Wirklichkeit.

    Dann gibt es auch solche Verwirrungen, die dann meinen: „Ich kann dir schlechtes antun, weil du es ja verdienst.“ oder „Wenn ich dich schimpfe oder schlage, dann hat das nur mit deinem Karma (füheren Handlungen) zu tun.“ Zweiteres passt ja auch ganz gut in unser gewöhnliches und dummes Richterdenken, dass sich an Tatsachen und nicht an der Tat (und der vorangegangenen Motivation) vor der Sache orientiert.

    So reagiert man weiter und weiter und kommt nicht auf die Idee, daß weder ablehnung noch zuneigung irgend etwas an der Vergangenheit ändern. Nein, man produziert unheilsames Karma fleißig weiter und ist sich dessen nicht im geringsten bewußt, weil man sich eben mit der einen oder anderen Sache identifiziert, sie für wahr ja sogar änderungswürdig oder erhaltungswürdig erachtet.

    Würden Menschen Ursache und Wirkung verstehen, würden sie stets auf ihre gegenwärtigen Handlungen achten und Vergangene unheilsame Handlungen hätten keine Möglichkeit sich stets weiter gegenseitig zu nähren.

    Aus heilsamer Sicht, legt man daher stets Augenmerk darauf, dass man selbst und andere nicht weitere unheilsame Handlungen setzen und das geschehene ist nun mal schon geschehen. Eine sehr schwierige Sache, besonders für Menschen die in einem „rechts“ System aufgewachsen sind und mit „dummen“ werkigkeiten die auf Sachen bezogen sind großgezogen sind.

    Diese Rechtfertigungen sind eben für „Richter“ und „Täter“ gleichermaßen gültig.

    * Verantwortlichkeit zu verleugnen
    * zu verleugnen, daß diese Verletzung überhaupt stattgefunden hat
    * die Wertigkeit des Opfers zu leugnen
    * den Kläger zu attackieren und die Rechtfertigung
    * daß dahinter Absichten einer höheren Aufgabe stehen.

    Wir sind es jedoch gewohnt anmaßend zu sein und wollen stets den Richter spielen, merken aber nicht wie wir dabei in eklatanter Weise zum Täter eskalieren.

    Versuch die fünf Punkte (inkl. ihren Gegenstücken) selbst mal hier durchzuspielen (ehrlich, ich weis das es nicht einfach ist). Du wirst staunen wie schnell der Richter da ins Strudeln kommt und beginnt seine Denkweise zu durchläuchten.

    Um das alles etwas klarer zu sehen, wird man aber nicht herumkommen mit dem Praktizieren zu beginnen. Die intelektuelle herangehensweise steht dem einfachen Denken immer sehr stark im Wege, vorallem wenn es auf künstliche Wertesysteme aufbaut.

    Lass dir Zeit, aber bleib dran.

    Vielleicht hilft dir auch diese Geschichte hier:

    „Verdängen ist nicht verzeihen“
    http://vanaradari.blogspot.com/2012/03/verdrangen-ist-nicht-verzeihen.html

    Ließ Sachen aber generell nur dann, wenn du etwas in Ruhe bist, sprich nicht in der Verfassung gegen irgend etwas kämpfen zu müßen oder kein Gefühl der Angst in dir ist. Sonst ist jedes Dhamma letztlich kontroproduktiv und du würdest es nur als Waffe benützen.

    So wie manche, wie du richtig sagst, karma auch zum Abwärten von Personen, ja zugar Gruppen verwenden umsich selbst damit zu heben. Was sie aber vergessen haben, ist die Rolle, die sie damals gespeilet haben. Also Vorsicht, das extreme schrecken vor einem Spiegel hat immer einen selbstbezogenen Grund. Da kannst du drauf haun was du willst, da mag vielleicht der eine oder andere Spiegel kapput werden, aber Splitter in Gesicht die bleiben, bis dich das nächste Spiegelbild auf deinem Bewusstsein trifft.

    Das hier ist zum Beispiel alles ein Gutes Beispiel, daß man mit reinen intelektuellen Zugang keinerlei Chance hat auch nur die Grundzüge zu verstehen. Manchmal ist man da nichteinmal in der Lage eine ganz grobe intelektuelle Vorstellung einer rechten Sichtweise zu gewinnen, von der überweltlichen Sichtweise gar nicht erst zu reden.

  70. 

    Wirklich erhellend wie taub sich ein Buddhist stellt, wenn man ihm sagt, daß einem sein Gefasel reicht.

  71. 

    Im Fall Hanzze ergeht folgendes Urteil.

    Hanzze wird gesperrt.

    Begründung.

    1) Hanzze interessiert sich offensichtlich nicht für das thematische Spektrum, daß hier auf diesem Blog entfaltet wird. Dieses Spektrum wird sichtbar an der Frage: Was bleibt vom Buddhismus wenn man ihn seiner transzendentalen Repräsentationen beraubt?
    2) Hanzze missbraucht diese fragende Haltung um seine narzisstischen, dünkel- und oberlehrerhaften, kurz x-buddhistischen Belehrungen an den Mann zu bringen.
    3) Hanzze reimt sich nicht zufällig auf Häme. Sein mehr oder wenige subtiles aber andauerndes ad hominem ist ein weiterer Grund.
    4) Hanzze leidet an einer Form semantischer Inkontinenz, die die Kommentarspalten mit zahl- und wahllosen Texten verunstalten die es, erstens, anderen Leseren unmöglich machen einer Diskussion zu folgen und die, zweitens, jeglichen Bezug zum Ausgangstext und zur Frage in Punkt 1) vermissen lassen.
    5) Hanzze hat auch nach mehrmaliger Aufforderung seine länglichen und bezugslosen Auslassungen nicht eingestellt.
    6) Hanzze vertritt, und das ist der Grund weshalb das Urteil auf lebenslänglich lautet, die Auffassung, daß der Holocaust karmische Gründe hat.

    Einer Berufung ist nicht möglich. Das Urteil wird sofort vollstreckt.

  72. 

    Das letzte Wort hat der Angeklagte:

    —————

    Matthisa, wenn’s nicht so ernst wäre, wäre es direkt lustig was dir da so alles einfällt. *schmunzel*

    Wie auch immer, wenn es dir dann leichter ist. Niemand kann dir helfen richtige Anstrengung den Neigungen vorzuziehen, aber vielleicht schaltest du ja noch die unterdrückten Posts frei, als letzte Wünsch sozusagen, Richter Matthisa.

    Alles Liebe und versuch wachsam zu beleiben. Es ist noch ein weiter und tückischer Weg. Appamada mein Freund, Appamada!

    * Verantwortlichkeit zu verleugnen (Taten tragen keine Früchte und andere sind dafür verantwortlich das man agiert wie man agiert)
    * zu verleugnen, daß diese Verletzung überhaupt stattgefunden hat (man kann einen anderen ja gar nicht verletzen, oder eine Panikaktion)
    * die Wertigkeit des Opfers zu leugnen (sich höher stellen)
    * den Kläger zu attackieren (nicht auf Argumente einzugehen und das Verteitigen der Person vor das Thema zu stellen)
    * und die Rechtfertigung daß dahinter Absichten einer höheren Aufgabe stehen. (der Ansicht sein, das man wahnfrei urteilskräftig ist, sich berufen, beauftragt oder ausführend versteht, meist nennt man das auch Mitgefühl – natürlich ohne Anwesenheit von Weisheit)

    So, gehts wieder oder braucht du eine längere Pause? Glaub mir, alle die da gerade nicht involviert sind lernen unmäßig viel, du könntest es also auch in Hinblick auf Mitgefühl wagen, dir die Hörner etwas abzustoßen.

    —————–

    Anmerkung des ersten und einzigen unbuddhistischen Gerichtshofes:

    Das Gericht hat oben das letzte Wort dem Delinquenten gegeben.

    Dem Ansinnen auf Freigabe weiterer Wortergüsse wird nicht stattgegeben.

    Der Delinquent darf sich fortan und auch in Erwiderung auf seine Hinrichtung, auf seinem Blog frei äussern.

    Schönes Wochenende.

  73. 
    Cristian Lang 16.12.12 um 19:56 UTC

    Reife Leistung Hanzze, es ist für Außenstehende wirklich viel zu lernen gewesen. (Aus Mitgefühl für Wesen, die Interesse haben, sich dauerhaft vom Leiden zu befreien und dabei anderen zu helfen, das Gleiche zu tun…:)

    Die wahre Natur des Individuums ist jenseits von Gedanken und Emotionen…Siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Dzogchen
    http://de.wikipedia.org/wiki/Rigpa

    Leider funktioniert jegliche Missionierung diesbezüglich nicht, denn:

    „Wenn du Dzogchen hundert Menschen erklärst, die interessiert sind, so genügt das nicht.
    Wenn du es aber einem Menschen erklärst, der nicht interessiert ist, so ist (diese eine Person) zu viel“. – der Dzogchen-Meister http://de.wikipedia.org/wiki/Garab_Dorje

    also Hanzze, Rat für nächstes Mal:
    Dier Perlen nicht vor die Säue werfen, Missionierung bringt nichts. (Denn die Säue müssen aus eigenem Interesse dazu kommen, in einem anderen Leben nicht mehr im Stall leben zu wollen… oder sich vom Käfig ihres Leidens freimachen zu wollen) – und Hanzze bedenke, wenn Du die Perlen vor die Säue wirfst, machst du dich leider auch zur Sau – ich bin sicher, dass Du dies gut vestehen können wirst, ohne beleidigt zu sein…
    Hanzze, du hast auch noch viel zu lernen, denn der Versuch, Menschen, die sehr tief in ihrer Abneigung (gegen „Dharma“) verstrickt sind, mittels Argumenten (also rationalem Verstand) davon zu überzeugen, dass der Verstand nicht die absolute, sondern nur eine relative Instanz ist, ist VERLORENE LIEBESMÜH.

    Dennoch für Hanzze, Mattias und alle anderen, die Essenz aller Wünsche:

    Mögen alle Wesen Glück erfahren und die Ursachen von Glück.
    Mögen alle frei sein von Leid und den Ursachen von Leid.
    Mögen alle niemals getrennt sein vom höchsten Glück das dauerhaft frei ist von Leid (Rigpa, der wahren Natur des Individuums bzw des Geistes).
    Und mögen alle in Gleichmut verweilen, frei von Abneigung und Anhaftung…

    Diese Worte gehen über Traditionen hinaus, sogar über die konventionelle Formulierung der vier Unermesslichen…

    Das Theravada akzeptiert manches vom Mahayana nicht, Zen akzeptiert Tantra nicht, und Tantra akzeptiert Dzogchen nicht…
    Alles Anhaftung eben.

    Lektüre (oberlehrerhaft!!!)

    Namkhai Norbu: Dzogchen, der Weg des Lichts.

    gez.
    oberlehrerhaft,

    Der X-Buddhist

  74. 

    Hallo Christian

    Ich lass diesen Kommentar stehen. Normalerweise würde ich ihn löschen. Ich habe kein Interesse an noch mehr ignorant-dämlichen Trollereien von Buddhisten. Aber da dieser Thread voll ist von diesem Scheiss, lass ich es stehen.

    Ansonsten: Bravo! Dzogchen lernen wir aus der Wikipedia und du weisst noch besser Bescheid als Hanzze. Das ist ja wirklich mal was anderes. Warum trollst du dich nicht, du buddhistische Pappnase, und schreibst in Hanzzes Blog?

  75. 
    Cristian Lang 16.12.12 um 20:50 UTC

    Zum Thema:

    Wenn man die buddhistischen Lehren ihrer transzendentalen Repräsentationen beraubt, bleibt Dharma-Light – also gerade das, was doch der Entwerfer des Themas gerne kritisiert.
    (Dharma light: von Alexander Berzin).

    Buddhismus ohne Karma ohne Wiedergeburt ist unnötig, Reine Esoterik,
    Buddhismus ohne Gott (Rigpa) aber ebenso…das wird den Theravadins weh tun.

    Ohne Karma kein Rigpa, ohne Rigpa kein Karma. Karma ist nur die energetische vergängliche Manifestation von Rigpa, quasi die Möglichkeit, dadurch erst von Rigpa, Rigpa zu erkennen.
    Das ist total theistisch – und die Essenz aller buddhistischen Lehren ist der reinste (in seiner klaren Form) Theismus, voller strahlender Ewigkeit.
    Vergänglichkeit und Ewigkeit sind unteilbar eins.

    „Dharma“ hat viele Sprachen, viele Traditionen, und alle sind passend, weil viele Menschen und Wesen viele Arten haben, Wirklichkeit aufzufassen, bishin zur Wirklichkeit, die kein Objekt mehr ist.

    Dharma ist das Christentum, dessen Sprache Gott ist.
    Dharma ist der Islam, dessen Sprache Allah ist.
    Dharma ist das Judentum, dessen Sprache Jahwe ist.

    Dharma ist Theravada, dessen Sprache die vier edlen Wahrheiten sind.
    Dharma ist Mahayana, dessen Sprache das Mitgefühl boddhicitta und die Buddha-Natur ist (die natürlich ewige Buddha-Natur jenseits der Vergänglichkeit).
    Dharma ist der Mord an Millionen.
    Dharma ist die Liebe einer Mutter für ihr Baby.
    Dharma ist Darwin, Dharma ist der Urknall.
    Dharma ist Intelligent Design (im besten Sinne!).

    Dharma als relative Tat ist das Spiegelbild des Spiegels, Rigpa Gott.
    Gott war langweilig, also schuf er Karma. Dann vergaß er sich.
    Heilige Mutter (und es tut mir leid, so zu plappern wie Ken Wilber, der ja schon unnütze Bücher schreibt – ebenso wie ich mit meinen diesen Worten).

    Die Vergänglichkeit ist Jesus, Sohn Gottes und Gott ist ewig.
    (Diese Aussage kann nicht absolutistisch wörtlich gemeint sein).

    Dharma ist jenseits aller Worte und Taten und schließt all diese ein.
    Dharma ist auch die Möglichkeit zu sehen, dass alles, was du erlebst nur ein Weckruf ist.

    Meister Eckhart war Dzogchen, ohne Zweifel:

    Einst befragt, warum Gott die Welt nicht früher erschaffen habe, gab er damals, wie auch jetzt noch, die Antwort, daß Gott nicht eher die Welt habe erschaffen können, weil nichts wirken kann, bevor es ist. Darum: sobald Gott war, sobald hat er auch die Welt erschaffen.
    Desgleichen kann zugegeben werden, daß die Welt von Ewigkeit her gewesen ist.
    Desgleichen: Auf einmal und zugleich, als Gott war, da er seinen ihm gleich ewigen Sohn als ihm völlig gleichen Gott erzeugte, schuf er auch die Welt.
    Desgleichen: In jedem Werk, auch im bösen, im Übel der Strafe ebensosehr wie im Übel der Schuld, offenbart sich und erstrahlt gleichermaßen Gottes Herrlichkeit.

    Also ist auch jedes Schmähen der wahren Natur die energetische Manifestation dieser wahren Natur…
    Sei es noch so buddhistisch, unbuddhistisch usw.
    In manchen Fällen ist es halt nicht erkennend (Gott oder Rigpa erkennen sich nicht), in anderen Fällen erkennend.

  76. 
    Cristian Lang 16.12.12 um 20:55 UTC

    Wer aber sich an die Worte klammert, der hat schon verloren – vorübergehend, denn das Klammern an die Worte kann sich auflösen – von selbst!!! (welch Widerspruch zu den buddhistischen Lehren – etwas passiert aus sich selbst heraus).

    Alle buddhistischen Lehren kulminieren in Dzogchen, und das ist ihr tiefster innerer Widerspruch.
    Vor allem weil – es ja jenseits der Tradition ist und der Palinkanon, wer ihn wörtlich nimmt und seine Tradition verteidigt – dann ähnliche Denkmuster erzeugt wie der Koran oder die Zeugen Jehovas.

    Schmähe Gott, lästere ihn – töten kannst du ihn nicht, da er nie geboren wurde.
    Aber wenn du ihn schmähen willst, so wirst du Leiden erleben.

  77. 

    Leck mich am Arsch. Du bist gesperrt. Hohl dir woanders einen runter.

  78. 

    Hallo Matthias,

    Ich habe schon einiges in Deinem Blog schon gelesen und melde mich sehr bewusst zum Thema, weil ich selbst schon seit langer Zeit meditiere.
    Doch der Reihe nach.
    Der Titel „Denken, Nicht meditieren“ impliziert, dass es um ein entweder oder geht. Das ist aus meiner Sicht Unfug. Denken ist eine Tätigkeit des Gehirns, die für weite Bereiche auch des Alltags unerlässlich und wichtig ist. Schon bei zwischenmenschlichen Beziehungen, Konflikten, ja selbst bei simpler Kommunikation versagt das Denken oft vollständig, weil jeder Mensch vor dem Hintergrund einer ganz bestimmten persönlichen Sozialisation agiert und weit davon entfernt ist, Herr im eigenen Haus zu sein, womit Missverständnisse vorprogrammiert sind. Auch dieser Blog ist ein Beispiel dafür.
    Meditation ist auch eine Tätigkeit des Gehirns, ist auch messbar und betrifft vordergründig vor allem die mentale Befindlichkeit des Menschen, führt zu genauso viel Missverständnissen wie das Denken und gepaart mit einer gehörigen Portion Narzissmus wirkt es sich auch genauso katastrophal aus wie das Denken.

    Du äußerst dich gleich am Anfang, mit einer gehörigen Portion Aggression zum Orginal-Quark hinsichtlich Buddhismus. Ich war schon mehrmals in den verschiedensten Ländern Ostasiens und konnte dort zwar nur oberflächlich, aber doch die verschiedenen Spielarten von Buddhismus kennenlernen und war sehr erstaunt über die große Buntheit dessen, was ich vorfand. Mein einziges Wissen besteht auch heute nur darin, dass ich einige Bücher über Zen gelesen habe und auch versuchte, Schriften aus dem Palikanon zu lesen, was ich sehr schnell aufgab, da diese Texte für mich nur zum Teil lesbar sind. Ich bin also überhaupt kein Fachmann.
    Der Buddhismus, den ich vorfand, reichte von einer von Geisterglauben durchsetzten Religionsausübung in Nepal – inlusive Kastenunwesen, das es im Buddhismus angeblich nicht gibt – bis zu den Zentempeln in Japan, die zwar grandios sind in ihrer Einfachheit, wo mir aber im Daitikuji in Kyoto ein „Meister“ nach Bezahlung des Eintritts einen Doppelblatt in Deutsch über Zen in die Hand drückte mit meinem Vornamen in Katakana darauf handgeschrieben.
    Das war für mich sehr ungewöhnlich angesichts dessen, was ich aus den paar zentralen Stellen des Palikanon herausgelesen hatte. Dass Zen und der Palikanon eigentlich nicht viel miteinander zu tun haben, war mir sehr bald klar. Diese Vielfalt bildet sich meines Wissen heute auch schon im deutschen Sprachraum ab, weil offensichtlich unsere Zeit trotz Konsumtempeln und beliebigen Ablenkungsmaschinerien sehr viel seelisches Vakuum hinterlässt, das eine ganze Esoterikindustrie sehr gekonnt vermarktet. Diverse Buddhistische Strömungen beteiligen sich sicher auch daran. Ich unterstelle aber nicht das dies generell so ist.
    Der Buddhismus, der bei uns existiert ist nach meinem Eindruck ein von unserem kulturellen Hintergrund eingefärbter Buddhismus, oder besser gesagt, diese unterschiedlichen Sekten sind es. DEN Buddhismus gibt es nach meiner Erfahrung nicht, es sei denn, die Berufung auf Buddha wird als einziges Kriterium genommen. Das ist aber bei Christentum und Islam genauso.
    Umsomehr wundert es mich, dass Du so heftige Attaken auf die arroganten Buddhisten reitest. Ich vermute mal, dass Du Dich über die „echten“ Buddhisten“ in Deinem Blog sehr ärgerst, weil da einige ständig auf einer ganz offensichtlich einkopierten esoterischen Welle reiten.

    Jetz zum Meditieren.
    Du zitierst da aus einem anderen Blog:“Wenn Bewusstsein und Gedanke beruhigt sind, so dass kein einziger Gedankenimpuls mehr da ist, dann kann man von vollständigem Erwachen sprechen.“
    Ich sage mal aus meiner Sicht, – wie schon gesagt, ich meditiere selbst – wer so beisammen ist, ist nicht erwacht sondern entweder in Agonie oder tot oder sonst war, aber er meditiert nicht.
    Ich weiß nicht, ob Du über Knie- und Rückenschmerzen hinausgehende Erfahrung mit Meditation hast. Deshalb möchte ich mich dazu ohne die üblich Schnörksel auf Basis meiner Erfahrungen äußern. Solltest Du das als belehrend oder in irgendeiner Form anrüchig empfinden, kannst Du meinen Beitrag einfach wegschmeißen.
    Die erste Einweisung meines ersten Meditationslehrers vor über dreißig Jahren war, dass ich alle Gedanken und Gefühle zulassen soll, nichts abwehren und auch keinem Gedanken oder keinen Gefühlen nachlaufen soll. Ein hilfreiches Hilfsmittel, um nicht ständig im Kampf mit dem zu sein, was beim still sitzen daherkommt ist, dem eigenen Atem zu folgen.
    Soweit so einfach oder auch nicht. Da Zen-Seminare üblicherweise Schweigeseminare sind, sind die ersten Erfahrungen damit für die meisten enttäuschend oder, wenn das Seminar harmonisch verläuft, schafft man es wirklich, nicht nur äußerlich zu schweigen, sondern tatsächlich zu einer Art innerem Schweigen zu kommen, dass einen dazu verführt, da drinnen bleiben zu wollen, weil es so gut ist. Und hier trennen sich, aus meiner Warte, Esoterik und Zen. Die einen klammern sich an die Stille und die anderen lassen auch die Stille gehen. Aus meiner Sicht ist es notwendig, auch die Stille loszulassen,
    weil sie uns in einer Illusion von Friedlichkeit wiegt, die eben nur Illusion ist.
    Ich habe an anderer Stelle in diesem Blog erwähnt, dass für mich völlige Offenheit sowas wie die Basis von Zen ist, wobei auch das MEIN Standpunkt ist, da Zen im Wesentlichen nur eine Methode des Meditierens ist. Es hat für mich also mit dem Buddhismus nur insoweit zu tun, als dort der Ausgangspunkt war. Diese aus meiner Sicht bedingungslose Offenheit und auch das innere Schweigen hatten für mich Folgen. Einerseits führt es zu einer Konfrontation mit allen Seiten von mir selbst, die ich nicht öffentlich erörtern will. Diese Erfahrung führt aber auch dazu, dass die Meditation kein simples Nichtdenken oder Schweigen mehr ist, sondern hellwaches anwesend sein, aus dem heraus auch jede Aktion möglich ist und auch zu tun ist. In diesem Präsent-Sein ist auch immer alles um mich anwesend und wichtig.
    Bleibt nur noch übrig zu sagen, dass ich diese Erfahrung nicht als irgendeinen Verdienst ansehe, sondern lediglich als wertvolle Bereicherung meines Lebens. Ich bin aber auch überzeugt, dass diese Erfahrung niemanden zu einem besseren Menschen macht. Wer nicht mit den eigenen Untiefen in völliger Offenheit und ohne Rationalisierungen umgehen kann, ist mit oder ohne Meditation derselbe, weil Meditation per se überhaupt nichts Gutes oder Schlechtes ist. Auch ein Hammer ist einfach nur ein Werkzeug. Zumeist wird er für nützliche Dinge verwendet. Trotzdem kommt manchmal wer auf die Idee, jemanden damit zu erschlagen.

    Du schreibst weiter:“Was könnte uns der Buddhismus noch bieten, wenn er all seiner transzendenten Repräsentationen beraubt ist?“
    Ich denke, diese Frage hast Du ausschließlich für Dich selbst zu beantworten. Sie für irgend jemand anderen beantworten zu wollen, ist anmaßend. Für mich lasse ich sie jedenfalls von Dir nicht beantworten und das allein schon aus dem Grund, weil ich mit dem Buddhismus nichts im Sinn hab.

    Bleibt mir nur zu sagen, dass ich die anderen Stellungnahmen noch nicht gelesen habe, weil ich zuerst meine Gedanken fassen wollte.

  79. 

    Lieber Michael, vielen Dank für deine ausführliche Stellungnahme.

    Das Motto dieses Blogs betreffend: Weder denken noch meditieren sind „Tätigkeiten des Gehirns„. Sie benötigen das Gehirn aber denken und meditieren sind immer Interaktion die in einem bestimmten symbolischen Raum stattfindet. Ich benutzte beide Begriffe in dem Sinne, das sie ein Form interindividuellen Bewusstseins sind. Denken ist dabei der Übergeordnete Begriff, der jede bewusste oder unbewusste Form des Bewusstseins beschreibt. Meditation ist eine Form des Denkens. Das ist eine Definitionsfrage. Du benutzt die Begriffe anders. Denken im hier benutzten Sinne kann nicht versagen – eher schon die Verständigung zwischen Menschen. Für den Begriff Meditation benutzte ich im Text eine ganz bestimmte Definition. In diesem Sinne ist der Begriff auch im Motto verwendet: Meditation ist abschätzig gemeint, als kritikloses Vor-sich-hin-dösen.

    Ich habe reichlich Erfahrung mit mentalen und kognitiven Übungen über „Knie- und Rückenschmerzen“ hinaus. (Wobei ich sagen würde, wem es nicht um Schmerzerfahrung an sich geht, der soll sich eine bequemere Haltung suchen.) Das innere Schweigen mag eine Erfahrung sein, die wir teilen, man müsste das genauer besprechen. Der Punkt an dem sich Esoterik und Zen trennen mag dann ausserordentlich wichtig sein. Was dann wieder „die Stille loslassen“ für den einzelnen heissen mag, müsste man ebenfalls genauer besprechen. Es klingt aber interessant was du da beschreibst. Was die Stille angeht, Ich denke die meisten Leute die vorgeben zu meditieren, sind nicht in der Lage ihren mentalen Apparat so weit zu regulieren, daß sie auch nur in die Nähe eines solchen Genusses kommen. Geschweige denn den Schritt zu tun, den man als Interaktion der Stille mit dem Laut beschreiben könnte.

    Was den Original-Quark angeht. Damit meine ich nicht die Formen des Buddhismus heute in den Ländern in denen er traditionell schon seit langem verankert ist. Gemeint ist, daß die Wiedererweckung eines Originals im historischen Prozess unmöglich ist, da das zeitgenössische Bewusstsein, welches das Original wieder zu beleben versucht, selbiges im Prozess des Verstehens sofort verändert. Ich habe das in Das Phantom und der Handkäs‘ etwas beleuchtet. Das ist eine grundsätzliches Problem. Im Buddhismus kommt dazu, daß vieles was „historisch“ genannt wird, nicht historisch ist. Der so genannte historische Buddha zum Beispiel. Ich glaube wir sind da ähnlicher Auffassung – wenn du schreibst: „Der Buddhismus, der bei uns existiert ist nach meinem Eindruck ein von unserem kulturellen Hintergrund eingefärbter Buddhismus.

    Meine „heftigen Attacken“ richten sich einfach gegen die Arroganz des Buddhismus hierzulande (die solche Argumente wie das eben genannte totschweigen. Siehe zum Beispiel die Affäre „Made in Dresden“ und wie sich die DBU dabei als Stadthalter des rechten Glaubens aufspielt. Die umfassendere Ebene der Kritik aber richtet sich auf das was wir „Entscheidung“ nennen. Sorry, das ist ein wenig technischer Kram. Aber es geht hier um das was uns so denken lässt, wie wir denken. Die Syntax des Denkens. Die grundsätzliche Kritik die hier am Buddhismus geübt wird, richtet sich gegen einen Buddhismus der sich weigert zu lernen, was ihn in seiner spezifischen Art denken lässt.

    Denken ist nicht einfach so da. Damit wären wir wieder am Anfang beim Motto. Denken folgt bestimmten Mustern, die sich in einer bestimmten historischen Situation herausbilden (weshalb sie u.U. mit denen von vor 2500 Jahren zu Zeiten des ‚Buddha‘ inkompatibel sind). Buddhisten die sich dem Lernprozess verweigern der versucht diese Muster sichtbar zu machen, haben diesen Namen nicht verdient und werden deshalb technisch X-Buddhisten genannt. Die Muster des Denkens zu denken, das ist es um was es geht.

    Ich finde einiges bei dem was du schreibst das mir bekannt vorkommt und bei dem ich mit dir einige bin. „Dass die Meditation kein simples Nichtdenken oder Schweigen mehr ist, sondern hellwaches anwesend sein, aus dem heraus auch jede Aktion möglich ist und auch zu tun ist.“ Auch hier wieder wäre eine Unterhaltung nötig um genauer festzustellen, was wir jeweils meinen. Was du in dem Abschnitt schreibst, und auch das folgende, würde ich unterschreiben.

    Was könnte uns der Buddhismus noch bieten, wenn er all seiner transzendenten Repräsentationen beraubt ist?

    Das ist als generelle Frage gedacht, die tatsächlich jeder für sich beantworten muss. Eine generelle Frage auf diesem Blog ist, welches sind die „transzendenten Repräsentationen“ die unser Denken (nicht nur vom Buddhismus) strukturieren?

    Besten dank für deinen Beitrag.

  80. 
    M.Schuller 9.9.13 um 20:48 UTC

    Hallo Matthias,
    Danke für Deine Antwort. Leider hab ich nicht mitbekommen, dass eine Antwort da ist, weil ich anscheinend das Häkchen vergessen habe. Meine Frau hat mich vorgestern darauf aufmerksam gemacht.

    Nicht nur den ersten Absatz, aber insbesondere diesen habe ich mehrfach durchgelesen, um zu verstehen was Du meinst. Du schreibst:
    „Weder denken noch meditieren sind “Tätigkeiten des Gehirns“. Sie benötigen das Gehirn aber denken und meditieren sind immer Interaktion, die in einem bestimmten symbolischen Raum stattfindet.“
    Ich möchte dazu anmerken, wie ich diese Sätze verstanden habe, um meine Antwort zu verdeutlichen. Bei mir ist angekommen, dass denken und meditieren aus Deiner Warte zwei (oder eine?) völlig autonome Interaktionen sind, die das Gehirn so quasi nur als Transportvehikel oder Energielieferant benötigen. Mit dem symbolischen Raum tu ich mir sehr schwer. Was ist das? Das interindividuelle Bewusstsein?
    Ich teile diese von mir so verstandenen Ansichten in keiner Weise. Ich möchte die Aussage meines ersten Beitrages zur Tätigkeit des Gehirnes etwas detaillierter ausführen, auch um möglichen Missverständnissen vorzubeugen.
    Natürlich existiert für mich mein ganzes Denken und auch das anderer Menschen nicht völlig isoliert, sondern hat nicht nur kulturelle Randbedingungen, im Sinne einer zeitgeschichtlichen Komponente, sondern auch solche einer persönlichen Geschichte mit allen Facetten der persönlichen Erfahrungen und Randbedingungen, die auch im genetischen Bereich zu suchen sind. Das bedeutet natürlich auch, dass ich als Individuum in meinem Vermögen zu Denken niemals völlig unabhängig bin.
    Was ich in meinem ersten Beitrag meinte, war der konkrete Denkvorgang zu einer konkreten Aufgabe oder einem konkreten Problem und nicht das dauernde „Plätschern unserer Gedanken“, das daraus resultiert, dass wir ständig mit ungeheuren Mengen an mentalem Müll zugeschüttet werden oder auch uns selber zuschütten, den wir ja auch wieder loswerden müssen, weil jedes Fass einmal voll ist. Das ist sehr oberflächlich hingesagt, aber ich will mich nicht weiter in diesen thematischen Seitenstrang begeben.

    Dieses konkrete Denken meinte ich also als Tätigkeit des Gehirnes. Womit ich bei der von Dir erwähnten Definitionsfrage bin. Du schreibst
    „Denken ist dabei der übergeordnete Begriff, der jede bewusste oder unbewusste Form des Bewusstseins beschreibt. Meditation ist eine Form des Denkens.“
    Für mich ist das völlig anders. Bewusstsein entsteht erst durch Denken (oder Meditieren, dazu später) und dieses ist innerhalb der oben erwähnten Randbedingungen völlig frei. Was Du im obigen Zitat als unbewusste Form des Bewusstseins bezeichnest, ist für mich schlicht und einfach der unbewusste Teil unserer Persönlichkeit, dessen Grenzen zum Bewusstsein fließend sind und der durch Nach-Denken, aber auch durch Meditieren oder Psychoanalyse, etc. zugänglich ist.
    Die Irrtumsanfälligkeit (Versagen) des Denkens ergibt sich aus dessen Abhängigkeit von den Randbedingungen. Das meinte ich auch mit nicht „Herr im eigenen Haus“ sein. Und ich habe noch gar nicht von Gefühlen gesprochen, die eine wesentliche Ausdrucksform des Unbewussten sind und aus meiner Warte sehr wichtig sind und darum im Sinne einer Mitteilung unseres Unbewussten ernst genommen werden sollten. Doch auch in diesem Seitenzweig möchte ich hier stoppen.

    Zur Meditation. Ich musste über das „kritiklose Vor-sich-hin-Dösen“ schmunzeln. Dass das jedem dann passieren kann, wenn er müde ist und eigentlich schlafen gehen sollte, ist ein Faktum. Es ist aber Dösen und nicht meditieren. Was die Knie- und Rückenschmerzen betrifft, gilt analoges.
    Ich habe oben erwähnt, dass aus meiner Sicht auch durch meditieren Bewusstsein entsteht und möchte darauf auch vor dem Hintergrund einiger von Dir nicht explizit ausgesprochener Fragen im 2.Absatz Deiner Antwort auf meinen ersten Beitrag noch näher eingehen.
    Das in meinem ersten Beitrag erwähnte innere Schweigen und die Stille sind kein Trancezustand sondern ein Wach-Sein und Aufmerksam-Sein höchsten Maßes, aus dem heraus jede Tätigkeit möglich ist (Wiederholung aus dem ersten Beitrag). Ich glaube allerdings nicht, dass dieses Wachsein durch Lümmeln und Dösen erreicht werden kann. Dazu ist es sicher auch nötig, den eigenen Körper in eine stabile, aufrechte (nicht starre!) Haltung zu bringen. Das ist aber nicht zwangsläufig ein Kissen und verschränkte Beine. Es kann genauso ein Sessel sein.
    In diesem Wachsein hat auch jeder aufsteigende Gedanke und jedes aufsteigende Gefühl Platz, sollte aber nicht festgehalten oder verdrängt werden. Ohne uneingeschränkte Zustimmung zu allen diesen Gefühlen und Gedanken wird die Meditation aber zu einer Geisterbahnfahrt. Aber auch das kann lehrreich sein und das meine ich nicht zynisch.
    In dieser Stille gibt es auch den eigenen Tod und das eigene Sterben. Auch das ist anzuerkennen.

    Die Stille loszulassen heißt, den Meditationsraum (das Seminar) zu verlassen und den ganz gewöhnlichen Aktivitäten seines Alltags nachzugehen und nicht das Gelabere von Erleuchtung und höherem Bewusstsein anzustimmen. Es ist also überhaupt nichts besonderes, sondern einfach nur loslassen.

    Ich möchte allerdings auch noch den Satz: „Ich denke die meisten Leute die vorgeben zu meditieren, sind nicht in der Lage ihren mentalen Apparat so weit zu regulieren, dass sie auch nur in die Nähe eines solchen Genusses kommen.“ kommentieren. Meditieren ist keine Frage der Kontrolle des mentalen Apparates. Wer das versucht, verirrt sich aus meiner Sicht ganz hoffnungslos. Meditation ist viel eher, sich auf das Abenteuer seiner eigenen Beschränktheiten einzulassen und im uneingeschränkten und bedingungslosen Annehmen derselben (das ist einen Willensakt!) überhaupt erst in die Lage zu kommen, das eine oder andere zu ändern, ohne es tun zu müssen. Das ist dann völlig frei.

    Jetzt habe ich aber wirklich genug gequasselt.

  81. 

    Hallo Michael.

    Zunächst zum Begriff Meditation. Ich habe in dem Text ein Definition davon gegeben was ich darunter verstehe: Meditation ist diejenige Form der Introspektion, die sich um die Grundlagen moralischen Handelns nicht schert.

    Darüber wurde auch heftig diskutiert. Es gibt andere Formen der kognitiven Tätigkeit als dieses kritiklose vor sich hin dösen – die ich bevorzuge und denen ich deshalb gerne auch eine anderen Namen gebe um sie vom Blödsinn des aktuellen Buddhismus zu unterscheiden. Wir müssen uns also nicht über Begriffe unterhalten und was sie ‚wirklich‘ bedeuten. Wir müssen uns nur klar machen, dass wir u.U. für verschiedene Tätigkeiten ein und dasselbe Wort verwenden und dass so Missverständnisse entstehen können. Ich benutzt das Wort Meditation mit Absicht pejorativ, weil es häufig benutzt wird um sich den Flair von etwas Besonderem zu geben (Erleuchtung, Durchblick, wirklich wissen was Sache ist, abgehobener und superiorer Status quo) ohne das etwas Besonderes existiert. Meditation bezeichnet häufig lediglich den reinen Schein statt irgend ein tatsächlich substantielles Sein.

    Es gibt in den asiatischen buddhistischen Kulturen einen reichen Wortschatz der kognitive Zustände beschreibt. Die Reduktion dieses Wortschatzes auf nur noch einen Begriff in unserer Buddhismusrezeption ist eine Verdummung. Gegen die richtet sich mein Gebrauch des Wortes Meditation.

    Es gibt, wie du schreibst, den konkrete Denkvorgang zu einer konkreten Aufgabe, und es gibt, wie du ebenfalls schreibst, Wach-Sein und Aufmerksam-Sein höchsten Maßes aus dem heraus jede Tätigkeit möglich ist. Es gibt beispielsweise schon im Sanskrit die Begriffe dharana, dhyana und samadhi mit denen unter Umständen das beschrieben werden kann was du meinst – ebenso wie ich. Die Kritik des Begriffes Meditation ist lediglich die Kritik eines Sprachgebrauches (und eines damit verbundenen sich seiner Illusionen nicht bewussten Bewusstseins) und nicht die Kritik dieser Formen der Konzentration bzw. bestimmter Formen des Bewusstseins.

    Der symbolische Raum ist in diesem Zusammenhang der regelhafte Gebrauch bestimmter Bedeutungen, aus denen heraus ein bestimmtes Bewusstsein entsteht. Das Symbol Meditation wird z.B. häufig dazu verwendet, wie schon gesagt, einen bestimmten Status quo darzustellen,und nicht etwa das kognitive Werkzeug das dazu verhelfen könnte diesen Status zu transzendieren. Diese Bedeutungen entstehen historisch bedingt, sie sind Ausdruck einer bestimmten historischen Situation und determinieren Bewusstsein.

    In diesem Zusammenhang bin ich mit dir einer Meinung wenn du schreibst: Natürlich existiert für mich mein ganzes Denken und auch das anderer Menschen nicht völlig isoliert, sondern hat nicht nur kulturelle Randbedingungen, im Sinne einer zeitgeschichtlichen Komponente, sondern auch solche einer persönlichen Geschichte mit allen Facetten der persönlichen Erfahrungen und Randbedingungen, die auch im genetischen Bereich zu suchen sind. Das bedeutet natürlich auch, dass ich als Individuum in meinem Vermögen zu Denken niemals völlig unabhängig bin.

    Du umreisst die historische, individuell-biografische und phylogenetische Bedingtheit des Bewusstseins. Die Frage ist, wie unabhängig bin ich wirklich? Und das betrifft die transzendenten Repräsentationen von denen auch die Rede war. Die sind nämlich zumeist derart dem denken unterlegt, das nicht ohne weiteres sichtbar ist, wie sehr sie denken formen. Selbst der Gedanke der Freiheit und Unabhängigkeit könnte determiniert sein – wäre also unfrei…

    Zuletzt noch, zu dem was du im letzten Absatz ansprichst: Meditieren ist kein Frage der Kontrolle. Ich sprach mit Bedacht nicht von Kontrolle sonder Regulation.

  82. 

    Hallo Matthias,

    Ich beabsichtige mit diesem Beitrag meine Diskussionsbeiträge zum Thema „Denken, nicht meditieren“ abzuschließen, weil ich einerseits den Eindruck habe, dass wir nicht wirklich grundverschiedene Positionen haben und anderseits beginnen, uns zu wiederholen und auch irgendwo in der Definitionsebene hängen bleiben.
    Dass sich „Meditation nicht um die Grundlagen moralischen Handelns schert“, ist für mich normal und habe ich – so glaube ich wenigstens – in diesem Blog schon irgendwo gesagt. Wie sollte sie – die Meditation – das tun, wenn es die Person nicht tut. Ich habe irgendwo einmal den Ausspruch gehört, dass es nichts Gutes gibt, außer man tut es. Der gefällt mir, weil ich davon überzeugt bin, dass das ganze Quaseln über Moral völlig wertlos ist, wenn wir nicht das Gute tun, von dem wir überzeugt sind.

    Der vielfache „Wortschatz für kognitive Zustände“ ist mir teilweise schon begegnet. Ich verwende diesen nicht, weil ich die jeweiligen Sprachen nicht spreche und auch weil mir dieser Wortschatz bei uns im Westen bisher nur in der Form der Anmaßung, wie Du es im zweiten Absatz Deiner letzten Antwort beschreibst, begegnet ist. Und das ist nicht meine Sache.

    Zur Kontrolle im letzten Absatz. Da ist mir das englische control und die Kontrolle durcheinander gefallen. Aber auch für die Regulation gilt aus meiner Warte das von mir Gesagte. Das einzige, was man vielleicht als Regulation interpretieren kann, ist der Akt der Zustimmung.

  83. 

    Lieber Michael, wir mögen teilweise einer Meinung sein. Z.B. in bestimmten Punkten der Kritik dem landläufigen Buddhismus gegenüber. In dieser Hinsicht bin ich auch einer Meinung mit dooyen, mit dem ich in diesem Thread auch schon ausführlich gestritten habe, oder selbst mit einem Hanzze.

    Was diesen beiden aber nicht eingeht ist ein ganz bestimmte – non-philosophische – Kritik. Die scheint dich auch nicht zu interessieren.

    Mich meinerseits interessiert nicht eine weitere Formel á la: dieses X ist die tatsächliche Einsicht. Das aber ist es, was alle – Hannze, dooyen und du – gemeinsam haben (wobei ich schon Abstufungen vornehmen würde). Bei dir ist es der kleine verräterische Satz, „In dieser Stille gibt es auch den eigenen Tod und das eigene Sterben. Auch das ist anzuerkennen,“ der eine aufhrochen lässt.(hier) Wieso ist das anzuerkennen? Sind das letzte Erkenntnisse? Wem kommen sie zu? Etwa nur denjenigen, die die einzig wahre ‚Meditation‘ ausführen und irgend wann zur letzten Wahrheit durchgebrochen sind?

    Was das Hängenbleiben in der Definitionsebene anbelangt: Ich gab dir einen Hinweis, dass ich etwas anderes als Kontrolle meine, wenn ich Regulation sage. Was machst du? Du sagst, „auch für die Regulation gilt aus meiner Warte das von mir Gesagte„. Du bist ein Witzbold. Anstatt zu fragen, was ich meine, beharrst du auf deinem Begriff. Das hat nichts damit zu tun auf der Definitionsebene hängen zu bleiben, das ist ein Beharren darauf, nicht verstehen zu wollen (oder zu können), was ein Anderer versteht.

  84. 

    Hallo Matthias,

    Ich habe keinerlei letzte Einsicht oder Wahrheit anzubieten, weder Dir noch sonst jemandem. Ich habe ausschließlich persönliche Erfahrungen wiedergegeben, weil ich überzeugt bin, das dies auch jenseits des sonstigen Getues rund um Meditation möglich ist und Denken und Meditation keine Gegensätze sind. Es war mein Fehler, dies anzunehmen.

    Was die Regulation angeht bist Du der Witzbold. Regulation hat einen doch relativ klar umrissenen Bedeutungsinhalt. Vielleicht ist es aber genau das das Grundproblem solcher schriftlicher Foren. Während im persönlichen Gespräch nicht nur die persönliche Anwesenheit und Artikulation Teil der Diskussion ist und viele Begrifflichkeiten schnell und einfach abgeklärt werden können, ist das hier mit doch mit deutlich größerem Aufwand verbunden.

  85. 

    Tut mir leid wenn das so endet. Begriffsklärungen allerdings sind ein Teil des Gesprächs – egal in welcher Form. Aber über was reden wir eigentlich noch? Regulation? Ausgangspunkt dazu war meine Bemerkung, was die Stille angeht, Ich denke die meisten Leute die vorgeben zu meditieren, sind nicht in der Lage ihren mentalen Apparat so weit zu regulieren, daß sie auch nur in die Nähe eines solchen Genusses kommen. Was meine ich eigentlich? Und was hat das mit dem zu tun, was du sagtest? Das interessiert schon längst nicht mehr. Und deswegen werde ich inzwischen immer schneller ungeduldig, wenn sich eine Konversation für die ich Zeit und Mühe aufwende, derart im Ungewissen verliert.

    Wenn du englisch liest und ernsthaftes Interesses an diesem Thema hast, dann lies bitte den Artikel Critical Thinking as Spiritual Practice von Patrick Jennings auf The Non-Buddhist – plus die dazu gehörige Diskussion. Es ist der Anfang einer neuen Diskussion die wir sicher (dort) weiter verfolgen werden.

  86. 

    Das gilt auch fuer mich. Ich habe lediglich persoenliche Erfahrungen beschrieben, ohne Anspruch auf Allgemeingueltigkeit. Jeder moege sich seinen eigenen Arsch abwischen.

    Meines Erachtens ist hier sogar eher der Wunsch Matthias‘ nach „Objektivierung“ (etwa moralischer Massstaebe) relevant, mit der „nicht-philosophischen“ Deutung meint er wohl eine marxistische, das staendige Rekurrieren auf die Zwaenge der Oekonomie. Auch die beruht auf Praemissen und einem zum Insichgeschlossensein neigenden Gedankengebaeude, das sich einer – subjektiv – zurechtzimmert. Niemand kann anders als in seinen eigenen Grenzen rumoren.

    Etwas anderes ist es jedoch, aus – natuerlich auch meist voruebergehenden – wissenschaftlichen, also etwa religionswissenschaftlichen Erkenntnissen zu argumentieren, dass z. B. in der Ursprungsgeschichte des Zen die Sitzmeditation und das moralische Regelwerk nie von der Bedeutung war, die ihr etwa spaeter Dogen zumass.
    Das Infragestellen der subjektiven Wahrnehmung hingegen war von Anfang an DAS Thema im Zen, ebenso wie die Faehigkeit des Loslassens von Besitz (inclusive eigener Koerperteile).

    Ob die meisten Menschen, die meditieren, nicht in der Lage sind, in den Genuss der Stille zu kommen, weiss ich nicht. Zumindest waren es offenbar etliche Probanden der Hirnforscher, denn man sagte ihnen ja u.a. nach, dass sie wohl deshalb meditierten, weil im Belohnungszentrum des Hirnes so eine Art Wohlbefinden dadurch ausgeloest wurde. Ein gewisser Genuss scheint also zumindest bei einigen mit der Meditation einherzugehen, und vielleicht ist der auch bei denen zu messen, die als Masochisten meditieren, also um sich selbst zu kasteien.

  87. 

    dooyen, Ich wiederhole mich wenn ich sage, dass es hier nicht einfach um den Austausch eines Subjektivismus mit dem nächsten geht. Dazu habe ich mir inzwischen die Finger fusselig geschrieben.

    Was die Infragestellen der subjektiven Wahrnehmung angeht, die von Anfang an DAS Thema im Zen war so wären da Hinweise bzw. Texte die sich damit befassen sicher hilfreich (vielleicht auf deinem Blog).

    Was die Hirnforschung angeht und die angeblich so hoch entwickelten Fähigkeiten der Meditations-Probanten: Da fehlen mir die Kontrollgruppen, die prüfen, in wie weit die Fähigkeiten die nachgewiesen werden, in anderen Menschen ebenso vorhanden sind oder nicht. Was ist mit der Selbstregulationsfähigkeit einer Apnoetaucherin, eines Hochseilartisten, einer Jetpilotin, eines Mathematikers, einer Kindergärtnerin die in einer Horde von hyperaktiven Kleinen, die den ganzen Tag lang mit 90 Dezibel um sie herumwuseln stoisch Ruhe bewahrt?

  88. 

    Natuerlich geht es Dir nicht um den “Austausch eines Subjektivismus mit dem naechsten”. Ob die Art von Objektivismus, die Du moeglicherweise anstrebst, realistisch ist? Ich habe gerade Dobellis (und Talebs) “Kunst des klaren Denkens” gelesen, eine Art populaere Zusammenfassung diverser Studien ueber unsere gedanklichen Fehlleistungen, und sehe mich in meinem diesbgl. Pessimismus bestaetigt. Was der von Dir geschaetzte Metzinger dort sagt – wir haben kein Selbst, konstruieren aber eines – ist ebenso buddhistisch wie die Feststellung von Sam Harris, wir wuerden einem staendig chaotischen Gedankenstrom ausgesetzt sein (Harris sieht zurecht die Religion auf dem falschen Dampfer, religioese Erfahrungen jedoch als von einem gewissen Wert).
    Interessant, wenn auch redundant, ist das von John Brockman herausgegebene “Was macht uns schlauer: Die führenden Wissenschaftler unserer Zeit über neue Strategien, unser Wissen zu erweitern”.
    Ja, ich glaube ebenfalls nicht an besondere Faehigkeiten durch Meditation, jedoch daran, dass die meisten Menschen meditieren, weil es ihnen Genuss bereitet bzw. im Hirn das Belohnungszentrum aktiviert.
    Zibo Zhenke (wenn auch nicht am Anfang des Zen) ist mein Tipp, wenn man aus Zensicht Abschnitt fuer Abschnitt unser Denken analysiert sehen will. Ich sah bei seiner Lektuere keine wesentlichen Unterschiede zu den neueren Erkenntnissen der Hirnforschung (empfehle hier “Der verschleierte Geist” von Sebastian Gault, eine akademische Arbeit).

  89. 

    Was den symbolischen Raum angeht: Wie der funktioniert kann man im letzten Ansatz Absatz dieses Artikels nachlesen. Dort wo beschrieben wird, wie der Buddha Made in Dresden von einem Ausstellungsstück zu einem sakralen Objekt wird.

  90. 

    Als ernüchterter, ca. 20 Jahre am Buddhismus interessierter Fan von Siddharta Gautama, kann ich vielen kritischen Äußerungen in diesem unbuddhistischen Blog nur zustimmen! Bei den Widersprüchen zwischen den verschiedenen buddhistischen Richtungen, sowie auch zwischen den Lehren und dem heutigen komplexen Welt- und Menschenbild, würde wahrscheinlich auch Siddharta Gautama sagen, dass in diesem Blog zu recht angezweifelt wird, was Zweifelhaft ist!
    (Frei nach Kalamer Sutta, Anguttara-Nikayo III, 65.)

    Uralte, durch heutige Erkenntnisse überholte Vorstellungen von Samsara, Karma, Wiedergeburt, Erlösung im Nirvana, Buddhanatur etc., als hinter oder über den Welterscheinungen stehende Prinzipien, sind bei kritischer Reflektion eben nicht mehr überzeugend.
    Behauptungen, Aussagen und Begriffe buddhistischer Weltanschauung oder anderer religiöser Systeme basieren auf überweltlicher Schauung und haben durch geistige Autorität einen Wahrheitsgehalt, sind willkürlich, nicht nachprüfbar.
    Auf solchen heute fragwürdigen Vorstellungen Ethik-Regeln für das praktische Leben oder kulturelle Impulse zu begründen, beruht eher auf Fehleinschätzungen heutiger persönlicher und gesellschaftlicher Realitäten. Probleme und Krisen sind damit heute wohl kaum noch sinnvoll zu lösen. Eher wird man durch religiös fixierte Vorstellungen Probleme bekommen!

    Das überweltliche Einsichten oder übermenschliches Bewusstsein durch spirituelle Techniken oder Meditation erlangt werden könnten, ist bei den nachweisbaren erheblichen Begrenztheiten und vielfachen Täuschungsmöglichkeiten unserer Sinne, unseres Bewusstseins, Denkens und Erkennens, selbst bei gering komplexen Zusammenhängen, sehr unwahrscheinlich!

    Das überweltliche Einsichten oder übermenschliches Bewusstsein durch spirituelle Techniken oder Meditation erlangt werden könnten, ist bei den nachweisbaren erheblichen Begrenztheiten und vielfachen Täuschungsmöglichkeiten unserer Sinne, unseres Bewusstseins, Denkens und Erkennens, selbst bei gering komplexen Zusammenhängen, sehr unwahrscheinlich!

    Auch die in tiefster Meditation gemachten Wahrnehmungen und Erfahrungen, sind höchst wahrscheinlich nur Konstrukte und Ergebnisse von in unserem Kopf stattfindenden, dem Bewusstsein selbst nicht zugänglichen Prozessen. Auch wenn dabei die Möglichkeit der Mitwirkung bisher unbekannter Faktoren nicht auszuschließen ist, werden dadurch wohl kaum unmittelbar komplexe Wirklichkeiten einer höheren oder anderen Realität wahrgenommen.
    Wir wissen heute dass uns auf der Bühne unseres Bewusstseins von unserem Gehirn aus inneren und äußeren Informationsimpulsen, durch interne Routinen sortiert, gefiltert und bewertet, nur eine konstruierte, manipulierte Wahrnehmung mit einer bloßen Fassade der Realität vorgeführt wird. Deshalb ist Meditation oder Introspektion als alleiniges Erkenntnismittel von höheren Wahrheiten, ohne nachfolgende kritische Reflektion, wenig zuverlässig!

    Siddharta Gautama war auch als Erwachter, Erleuchteter (Buddha) sicherlich kein Übermensch. Seine Aussagen sind aus der Weltsicht seiner Zeit entstanden!

    Das durch Meditation im Alltäglichen nicht wahrgenommene oder brachliegende Sinnes- und Bewusstseinsmöglichkeiten aktiviert werden können, möchte ich nicht bestreiten. Gerade bei solchen, das alltägliche Bewusstsein erweiternden, aber oft (noch) nicht befriedigend erklärbaren Erfahrungen, ist ein kritisches und selbstkritisches Denken angesagt, um nicht wild fabulierend in “höhere spirituelle Sphären” abzuheben!

    Nach reichlich eigenen Verirrungen praktiziere ich deshalb heute für mich das leicht umgestellte Motto des Unbuddhisten:
    – Nicht nur meditieren, auch genügend denken! –

    Leider gibt es hier in Deutschland zum Buddhismus kaum kritische Stimmen. Auch wenn die Beiträge in diesem Blog teilweise intellektuell sehr hochgestochen sind, haben Sie mir doch geholfen meine schon lange kritische Einstellung zum Buddhismus noch einmal intensiv zu reflektieren und mich so endgültig vom Buddhismus zu verabschieden!

  91. 

    Hallo kulkue, #90

    Dein Fazit ist eine gute Zusammenfassung von Teilen dessen was ich hier versucht habe rüberzubringen. Danke.

    Das Motto – Denken, nicht meditieren –, das ich seit einiger Zeit ja auch rausgenommen habe, war immer ein bisschen Provokation und Ironie. Ich weiss gewisse Arten der Meditation sehr zu schätzen. Nur eben nicht die Meditation.

    Das du offensichtlich einiges hier gelesen hast, eine Frage: Welche Texte, wenn überhaupt einen, würdest du in eine Anthologie aufnehmen? Ich frage deshalb, da das Non-Buddhismus Projekt eine gewisse erste Phase hinter sich hat und ich gerne diese Phase im Deutschen in Buchform konservieren würde.

    Beste Grüsse!

  92. 

    Hallo Mathias,

    Das ehemalige Motto in diesem Blog – Denken, nicht meditieren –, habe ich stets als leichte Provokation und Ironie interpretiert. Offenbar war aber so mancher nicht in der Lage dies auch so zu erkennen und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.

    „Die“ Meditation, passend für Alle und jede Situation und vielleicht auch noch um die Welt zu verbessern, halte ich ebenfalls für unwahrscheinlich!
    In der Begeisterung über seine Erfahrungen in der Meditation denkt natürlich so mancher dass seine Meditation „Die“ Meditation ist, besonders wenn diese Erfahrungen religiös interpretiert und das mystifizierende Gedödel um die Erleuchtung nicht durchschaut wird!
    Da jeder seine individuellen Bewusstseinsstrukturen hat, die sich auch noch stetig verändern, sollte jeder seine eigenen Meditationsformen finden und gestalten, unabhängig von Gurus, Meistern und anderen Autoritäten.
    Die wissenschaftliche Meditationsforschung lässt den Schluss zu, dass zumindest eine moderate Achtsamkeit auf Atem und Körper für viele Menschen positive Wirkungen hat. Es wird natürlich bereits wieder versucht damit Ideologien zu verkaufen!

    Bis ich Deine Frage: Welche Texte würde ich in eine Anthologie aufnehmen? beantworten kann, dürfte es doch länger dauern.
    Es ist schon recht lange her, wo ich begonnen habe immer wieder mal in Deinen Blog zu schauen. Werde mir mal die Mühe machen ab und zu bezüglich Deiner Frage genauer zu gucken!

    Herzliche Grüße
    kulkue

  93. 

    Das mit der Anthologie hat Zeit. Es interessiert mich, welche Texte auf Leute einen besonderen Eindruck machen, welche Texte vielleicht irgend einen wichtigen Gedanken beim Leser auslösen. Man kann das als Autor schlecht einschätzen und oft werden Texte anders wahrgenommen als gedacht.

  94. 

    Hallo Matthias,

    Nach dem ich einiges aus deinem Blog intensiver und manchmal belustigt durchgelesen habe, kann ich doch leider wenig dazu sagen, welche Texte ich in eine Anthologie aufnehmen würde oder welche Texte auf Leute einen Eindruck machen und vielleicht irgend einen wichtigen Gedanken auslösen könnten. Solche Fragestellungen berühren vielschichtige Probleme der Kommunikation, die zudem noch individuell verschieden sind!

    Ich habe mich gefragt, ob ich mit meinem Erfahrungshintergrund sagen kann, was für Andere in einer deutschen Anthologie interessant sein könnte und ob diese dann verstehen werden, worum es dabei geht?

    Deine Frage lässt sich wahrscheinlich für Dich selbst einfacher pragmatisch beantworten.
    Wen willst Du ansprechen und was willst Du erreichen?

    So schreibt: Jinen 7.2.13 um 20:11 in DIE GLOSSE #01
    „…Welche Bedeutung hat der Buddhismus im Westen? Ist er nicht ein unwesentliches Phänomen (0,33 % der Bevölkerung in Dtl. sind Buddhisten, … (Zumal davon der Großteil der Buddhisten asiatische Wurzeln hat). …“

    Oder: DIE GLOSSE #02 Glenn Wallis 2.3.13 um 07:38
    „Für jetzt möchte ich nur sagen, das die folgende Aussage von Dir absolut entscheidend für diese verrückte Un/non-buddhistischen Projekt ist. Ich habe das Gefühl das es sehr leicht und viel zu oft übersehen ist.
    Die Frage die bleibt ist: was machen wir mit dem Material? Was machen wir mit diesem reichen kulturellen Schatz der da auf uns gekommen ist? Eines ist klar, den Kern herauszuschälen, das versuchen nur Narren. Was aber machen wir damit?
    Das ist ja wirklich die Frage, die hinter der ganzen Kritik liegt. Es ist ja die Frage, die die Kritik zum Leben erweckt.“

    In meiner buddhistischen Phase hatte ich die Gelegenheit auch einen tieferen Blick hinter die Kulissen der buddhistischen Szene zu werfen. Vieles von dem, was Du anprangerst, insbesondere die geistige Flachheit vieler Buddhisten, kenne ich aus ähnlichen Erfahrungen, wodurch unter vielem Anderen meine anfängliche große Begeisterung im Laufe der Jahre in eine immer größer werdende kritische Distanz zu Buddhismen jeglicher Art und Religion allgemein überging.
    So kann ich auch Deiner Analyse nur zustimmen:
    Korruption und Missbrauch – Kein Problem für Misho-an in Wien?
    M. Steingass — 30.9.13
    ….“Die letzte Frage, warum Buddhisten so konfliktscheu sind, lässt sich aus Sicht des Non-Buddhismus leicht beantworten. Dem Konflikt wirklich zu begegnen, hieße, dem Traum von einer überweltlichen Erleuchtung verpuffen zu lassen. Den narzisstischen Traum von Macht, Größe, Ruhm, Anerkennung usw. und den sekundär damit verbundenen Gewinnen geldwerter oder sexueller Art.“

    Andererseits habe ich in meiner buddhistischen Phase auch ganz ausgezeichnete Persönlichkeiten kennen gelernt, die mein eigenständiges, auch ketzerisches Denken sehr angeregt haben. Man muss also sehr aufpassen, dass in einem Rundumschlag nicht auch positive Aspekte getroffen werden!

    Ich persönlich denke, dass sich der Buddhismus nach 2500 Jahren unterschiedlichster Entwicklungen zu einem Gordischen Knoten entwickelt hat, der nicht mehr sinnvoll aufzufisseln ist. Man kann ihn nur noch zerschneiden und aus heutiger Sichtweise prüfen, was davon noch zu gebrauchen ist, ohne einen neuen Buddhismus zu begründen!
    Dazu müsste man auch den Vorgang der Erleuchtung entmystifizieren, von Vorstellungen der Überweltlichkeit, dem Metaphysischen lösen. Die Systeme spiritueller Autoritäten wären dann nur noch für die letzten Dummköpfe von Bedeutung!
    So schreibst Du:

    DIE GLOSSE #04 M. Steingass — 3.5.13 Karma
    „….c) Karma zu den “äußerst verborgenen Phänomenen” gehört, die “nur durch begründetes Vertrauen in Buddhas Wissen zu erkennen” sind. So nachzulesen in Karma – Das Gesetz von Tat und Wirkung von Geshe Rabten.
    Es ist kein Wunder, daß bei dieser Vorgabe ihres Vordenkers x-buddhistische Nichtdenker erhebliche argumentative Probleme bekommen wenn man ihnen mal ordentlich auf den Zahn fühlt. Am Ende, wenn es eng wird, läuft es immer auf das Argument c) hinaus: man könne es eben nur verstehen, wenn man erleuchtet sei.“

    DIE GLOSSE #00 Matthias Steingass 23.1.13 um 20:10
    „Das hier ist ernst gemeint. Die Idee dieses Blogs ist wirklich, mit jeglicher Metaphysik aufzuräumen.“

    Hier noch einige einfache Gedankengänge zur Erleuchtung, die diese entmystifizieren und metaphysische Spekulationen zweifelhaft erscheinen lassen!

    So ist die Folgerung äußerst fragwürdig, dass die Erleuchtungserfahrung mit dem vorhergehenden Erlöschen aller Persönlichkeitsaspekte
    (= Todeserlebnis), sowie dass dabei Niemand ist der Bewusstsein hat und dort weder diese Welt noch eine andere Welt vorhanden ist, die Erfahrung eines Überweltlichen oder Metaphysischen sei!
    Unser Kopf muss einfach daran beteiligt gewesen sein, sonst könnte man diese Erfahrung gar nicht im Gedächtnis haben! Die Annnahme, dass das Ganze nur auf Vorgängen in unserem Kopf beruht, ist also wesentlich wahrscheinlicher!!!

    Wer solche Erfahrungen hat und diese intellektuell redlich reflektiert, wird zugeben müssen, dass sich bei dieser Erfahrung nur sein gewöhnlicher Bewusstseinszustand sehr schnell ohne sein Zutun verwandelt hat. (Wahrscheinlich durch nicht bewusste elementare Regelfunktionen des Gehirns, wodurch auch die Empfindung einer Offenbarung zu erklären ist)
    Daraus zu Folgern, die Leerheit des Bewusstseins wäre das Wesentliche des Seins, ist nur wilde Spekulation!!!

    Die Annahme, das Menschen mit Erleuchtungserfahrung besondere Erkenntnisfähigkeiten hätten und deshalb wesentliche Aussagen zur Realität machen können, relativiert sich dadurch, dass die Erleuchtungserfahrung von ihrem Inhalt her nur die Erfahrung einer hochaktiven hohlen Birne ist!

    Irgend Jemand, wohl auf einem Kongress für Meditationsforschung, hat einmal gesagt, Erleuchtung ist ein archaischer Bewusstseinszustand (ich müsste stundenlang Vorträge abhören um diese Aussage wieder zu finden!).
    Ein Hinweis darauf sind auch Berichte von Drogenerfahrungen, die stark an meditative Erleuchtungserfahrungen erinnern! Da diese durch molekulare Wirkungen im Gehirn ausgelöst werden, werden metaphysische Spekulationen sehr fragwürdig!
    Für die, die es interessiert:
    Erich Kasten: Die irreale Welt in unserem Kopf, 2008, S.88-89
    Thomas Metzinger: Der Ego Tunnel, 2010, S.314ff
    Von den führenden Hirnforschern glaubt lt. Prof. Wolf Singer kaum noch einer, dass für unser Bewusstsein irgendwelche überweltlichen Kräfte zur Erklärung notwendig sind!

    Vor 50 Jahren konnte man wohl noch unkritisch annehmen, das Erleuchtungserfahrungen einen höheren Bewusstseinszustand beinhalten.
    Heute ist dies naiv!

    Es dürfte einsichtig sein, dass man durch intensive Meditation die Kopplung seiner Synapsen stark verändert. Wahrnehmungs- und Bewusstseinsveränderungen lassen sich daraus einfach erklären!
    Offenbar wussten aber schon die Alten, dass zuvor eine Schulung in Denken und Ethik notwendig ist, damit destruktive Kräfte nicht bewusstseinsbeherrschend werden und so Asoziale oder Irre dabei herauskommen! Das andererseits dabei vollkommen edle Menschen herauskommen könnten, ist unwahrscheinlich!

    Dass dies alles auch etwas mit Intuition zu tun hat und diese fördern kann, soll hier nicht bestritten werden!

    Herzliche Grüße
    kulkue

  95. 

    Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Er enthält einige Punkte, die zentral waren für dieses Blog und das Projekt Spekulativer Non-Buddhismus. Das wird bei der Auswahl, was in eine Publikation gehört, hilfreich sein. Vielleicht ist der wichtigste Punkt tatsächlich der, zu fragen, wie man den Schritt von einer naiven Heilserwartung gegenüber dem Buddhismus hin zu einem kritischen Verständnis dieses reichen kulturellen Erbes tun kann. Letzteres sollte nicht einer blinden Inkulturation anheim fallen. Es wäre wünschenswert, wenn diese Inkulturation eine bewusste werden würde, mit der dieser Kulturschatz ein Beitrag zu etwas Besserem wird.

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