non + x
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non + x ist ein englisch sprachiges e-Magazin, das sich, angeregt durch François Laruelles Philosophie der radikalen Immanenz, mit zeitgenössischen Themen auseinander setzt.
Die aktuelle Ausgabe versammelt eine Reihe Texte die sich kritisch mit Buddhismus befassen. Hier einige kurze ins deutsche übersetzte Auszüge.
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Aufsätze
(B ⊂ R) ⇒ ?: If Buddhism is a Religion, then what? By Richard K. Payne
Paynes Aufsatz ist primär eine Analyse. Dezidiertes Ziel ist es, die Anwendung der Kategorie der Religion durch Buddhisten in Frage zu stellen. Während ihre Anwendung in vielen Fällen eine Art Automatismus ist, gibt es auch buddhistische Gruppen, die ganz zielbewusst den Deckmantel der Religion nutzen und aktiv eine Rhetorik betreiben, in der es heisst „wir, die religiösen (guten, moralischen etc.) Menschen“ stehen in Opposition zu „diesen säkularen, humanistischen, atheistischen, materialistischen (bösen, unmoralischen usw.) Menschen.“ Solch eine Rhetorik verbindet sich normaler Weise mit eine Art nostalgischem Antimodernismus. Die Folgen aufzuzeigen, was es heisst Buddhismus als Religion zu identifizieren, ermöglicht es, die bewusste Übernahme dieser Kategorie als Mittel der Solidarität zu anderen Religionen zu problematisieren und damit ihren Widerspruch zu Realitäten zeitgenössischer Existenz klar zu machen.
A Buddhist Critique of Cartesian Dualism in the Cognitive Sciences By William S. Waldron
Die „Naturalisierung des Geistes“ wird nun seit mehreren Jahrzehnten betrieben und ihre Annahmen liegen, explizit oder implizit, fast allen Neurowissenschaften zu Grunde. „Naturalisierung des Geistes“ bezeichnet den Versuch den Geist und mentale Phänomene ausschließlich unter Anwendung messbarer materieller Prozesse zu verstehen – im Prinzip also naturwissenschaftlich. Dem Schein nach ist das eine vielversprechende Unternehmung. In dem Maße in dem Technologien sich verbessern, wachsen unsere Möglichkeiten neurologische Prozesse zu erforschen und wir erkennen mehr und mehr wie unser Gehirn arbeitet. Unglücklicher Weise bringt der Begriff „Naturalisierung“ bestimmte philosophische Annahmen über das Verhältnis von Geist und Materie mit sich, die ihn sehr viel problematischer machen als es zunächst erscheint.
Taking Anatman Full Strength and Śāntideva’s Ethics of Truth By Tom Pepper
Es gibt wahrscheinlich kein buddhistisches Konzept, das zu mehr Diskussion, Konfusion und Missverständnissen geführt hat als Anatman. Jedermann ist eifrig bestrebt Treue zu dieser zentralen buddhistischen Lehre zu zeigen, aber kaum jemand ist ebenso eifrig dabei, wenn es darum geht Anatman in seiner vollen Tragweite zu erfassen. Aus einer ganzen Reihe von Gründen ist es zu beunruhigend die Möglichkeit zu akzeptieren, daß frühe Buddhisten wirklich meinten, daß da kein Atman ist – welcher Art auch immer. So haben wir also heute ein Reihe verdünnter, leichter genießbarer Versionen von Anatman, die die eine oder andere Art von Atman unter falschem Namen wieder einschmuggeln. Die Folge ist die vollständige Eliminierung der Möglichkeit , daß buddhistische Gedanken und Praxis dazu beitragen könnten das Leiden in der Welt zu vermindern. Es ist die vollständige Zerstörung des Wegs des Bodhisattva.
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Erzählung
Ninth Letter By Akilesh Ayyar
Ich erkläre ihr warum es in New York nun Bäckereien hat die sogar denen in Paris Konkurrenz machen während die Schleusen sich öffnen und ein kaltes Faktum flüssiger als Flut mich überschwemmt.
Diese Worte die ich gerade sagte kamen nicht von mir.
Diese Worte, und jene Worte die ich denke – genau diese Worte – kommen von woanders.
Ich sitze schließlich nicht in irgend einem kleinen Workshop und tippe, von allen möglichen Worten, genau diese Worte. Sie fallen mir – einfach so – ein. Wie auf einem Teleprompter. Nur ist dieser Teleprompter besser denn er spult alles mögliche ab, nicht einfach nur Worte sondern Bilder und Empfindungen aller Art – wie zum Beispiel diesen roten Elefanten auf einem Wasserball, den ich letzte Nicht vor dem einschlafen sah. Von Gefühlen und Erinnerungen ganz zu schweigen.
Merkwürdig, daß ich das niemals vorher bemerkte.
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Buchbesprechungen
What Kind of Scientist was Buddha?
Review of The Scientific Buddha: His Short and Happy Life, by Donald S. Lopez, Jr., and Buddha’s Brain, by Rick Hanson and Richard Mendius
By Tom Pepper
Donald Lopez beginnt das vierte Kapitel seines Buches The Scientific Buddha mit einer kurzen Diskussion der Geschichte der Phrenologie. Dies soll als warnendes Beispiel dafür dienen uns daran zu erinnern, daß das was einmal als weithin anerkannte wissenschaftliche Wahrheit galt, im Rückblick oft absurd erscheint. Wie konnte jemand ernsthaft an so lächerliche Dinge glauben wie Phrenologie, Alchemy, die Lehre von den vier Körpersäften oder Phlogiston? Lopez Interesse ist es, die Untersuchung des Buddhismus von dem Anspruch abzugrenzen, er sei irgendwie wissenschaftlich, daß er genau die Dinge sage wie sie unsere neuesten wissenschaftlichen Diskurse formulieren und daß er deshalb spirituell perfekt in die Neuzeit passe. Wir werden sehen wie erfolgreich Lopez dieses wichtige Ziel erfüllt hat. Vorher jedoch gilt es einer anderen Frage nachzugehen, die sich bei der Betrachtung der Phrenologie stellt: Warum bestehen wir darauf, Blödsinn zu glauben?
Wir werden dieser Frage in Zusammenhang mit einem Buch nachgehen, daß eine sehr erfolgreicher Verfechter des wissenschaftlichen Buddha ist: Buddha’s Brain.