Two announcements. Zwei Hinweise.
The Non-Buddhist
There is a new english language blog evolving from the discussions in and around the blog Speculative Non-Buddhism. Es gibt ein neues englischsprachiges Blog, das aus den Diskussionen um den Spekulativen Non-Buddhismus hervorgegangen ist. Check ist out => The Non-Buddhist
When Bodhidharma leers at you
Read this english post by Tomek over at his polish blog Dharma i Okolice. It is about the problem with the authorization of Zen-Teachers via genealogies. Buddhist teachers, and not only those from the zen-soup, often authorize themselves as inheritors of lineages of transmissions which lead directly and continuously to the Buddha himself (Das Phantom or the protagonist as it is called lovingly). Tomek reports about his questioning of these transmission lineages and their inconsistencies and how he is, of course, banned from a discussion after being too insistante about the obvious contradictions he shows.
Dieser englische Text von Tomek auf seinem polnischen Blog Dharma i Okolice betrifft ein Problem das nicht nur seine Landsleute mit Zen haben und das den Buddhismus auch allgemein betrifft: Die authentische Übertragungslinie auf die ein/e ZenlehrerIn verweist. Eine Übertragung die ihn oder sie angeblich lückenlos, von Person zu Person, zurück verbindet bis zum Buddha persönlich (der von uns hier liebevoll als Das Phantom bezeichnet wird). Tomek berichtet über eine Diskussion in der er herausstellt, daß diese lückenlose Übertragungslinie nicht haltbar ist, was dazu führt, wen wundert’s, daß er aus der Diskussion ausgeschlossen wird.
I mentioned some arguments in DIE GLOSEE #02 which make the point that it is impossible to ever get back to that phenomenon in persona as an original wich triggered what we call now Buddhism. Tomeks argumentation is one more nail in the coffin in which we should finally entomb the phantasm about a historical Buddha. We should really go on and nail down this reality again and again: There is no historical Buddha.
Ich habe in DIE GLOSSE #02 einige Argumente vorgebracht, warum man sich die Phantasie von einem historischen Buddha abschminken kann, warum es unmöglich ist zu dem Phänomen in Person und im Original zu gelangen was das ausgelöst hat, was wir heute Buddhismus nennen. Tomeks Argumentation ist ein Nagel mehr im Sarg dieser Chimäre, die wir nun endlich zu Grabe tragen sollten. Man sollte diesen Punkt immer und immer wieder machen: Es gibt keinen historischen Buddha.
Auf die Problematik der sogenannten Übertragungslinie habe ich ebenfalls vor einiger Zeit hingewiesen.
Professor Jay Garfield zufolge ist der ursprüngliche Buddhismus mit dem Buddha gestorben. Seit dem Ableben des Buddha ist die buddhistische Lehre ein sich fortwährend wandelndes Phänomen. Um dem aber eine gewisse Authentizität zu verleihen, haben Buddhisten der unterschiedlichsten Traditionen Strategien entwickelt, um Neuerungen innerhalb des Buddhismus als möglichst ursprünglich zu deklarieren. Wie der amerikanische Dozent für Buddhismus und Vergleichende Religionswissenschaften John Makransky herausgearbeitet hat, legitimieren zum Beispiel Zen-Buddhisten »ihre Tradition damit, dass sie die Übertragungslinien bis auf Buddha Shakyamunizurückverfolgen. Doch kritische Analysen zeigen, dass es sich hier um spätere Konstrukte handelt.«
Die Lehre des Buddha hat sich von Beginn an entwickelt und bewegt. Die Herausbildung des Mahayana-Buddhismus zeigt, wie erfrischend und inspirierend es sein kann, wenn spirituelle Formen sich wandeln:
„Die Verfasser der Mahayanasutras waren brillante Gelehrte, Praktizierende und Gelehrte des Dharma, die in ihren Schriften tiefe Erfahrungen der nicht-dualen Weisheit, der Liebe, des Mitgefühls, der Kraft des Rituals und der Hingabe vermittelten. Durch innovative literarische Bilder, durch eine neue Art des Schreibens und frische, unverbrauchte Begriffe für Lehre und Rituale gaben Sutras den unter- schiedlichen Kulturen, in denen sich buddhistisches Denken und Praxis über Jahrhunderte hinweg weiterentwickelt hatte, eine neue Stimme.“ John Makransky
Es ist also nicht nur legitim, sondern höchst notwendig, die Lehre des „Phantoms“ in jeder Zeitepoche neu zu formulieren, um die „Schätze des Buddhismus“ (wie es Glenn Wallis formuliert) heben zu können.
Zweitausendjährige Mara s´ hat sich entlarvt, Zitat: „…Man sollte diesen Punkt immer und immer wieder machen: Es gibt keinen historischen Buddha.“
LG
tt
Hallo Joachim.
Ich denke, jede Tradition „entwickelt und bewegt sich von Beginn“ an. Das wäre also eigentlich nichts besonderes. Der Buddhismus aber wusste das vielleicht von Anfang an. Das war vielleicht der entscheidende Unterschied zu anderen Religionen und Philosophien.
Wie ich gerade in meiner Antwort an Guido (G.K.) geschrieben habe, müssen wir vielleicht unseren Substanzbegriff loswerden und besser verstehen was Leerheit meinen könnte. Solange wir Leerheit als das Substantielle des Buddhismus verstehen, verstehen wird Buddhismus nicht.
Die Geschichte mit den Übertragungslinien sollte man sich vielleicht mal extra und explizit vornehmen. In einem Artikel beispielsweise für Buddhismus akutell, könntest du doch machen. Und dazu schreiben, daß es gar nichts macht, wenn man keine Übertragungslinie hat. Man müsste ganz andere Kategorien heraus arbeiten. Das wäre eine interessante Frage, was das für welche sein könnten.
Hallo tt, obwohl dir anscheinend nicht gefällt was hier geschrieben wird, kommst du doch immer wieder. Mal ganz im Ernst, wäre es nicht interessant darüber nachzudenken, was das für ein Reiz ist? Einfach Mara, oder noch was anderes? Denn Mara solltest du doch, wenn du guter Buddhist bist, links liegen lassen. Erzähl doch mal, was dich hier interessiert.
Naja ich denke schon das es einen historischen Buddha gab. Die Betonung liegt hier auf: GAB!
Deine Antwort auf Joachims Beitrag unterschreibe ich!
Ich bin davon überzeugt das nur wenige verstehen, was mit dem Begriff Leerheit verbunden ist.
Aus Sutras zu zitieren – das auf jeden Fall nicht…
Mich erinnert dein Beitrag sehr an die Verbindung zwischen Klient und Psychotherapeuten/Psychiater… die Übertragungslinie ist sich doch sehr ähnlich…
Von der Therapeutin zurück zur eigenen Familie, von der eigenen Familie zurück zum eigentlichen Problem (Karma). Vom eigenen Problem zurück zum Therapeuten und der Frage: „Was fühlen Sie!“ Eine Endlosschleife die letztendlich nur eines aussagt: Es wird Teuer und wenn du Glück hast, löst es sich irgendwann von alleine auf…
—-
Womit wir wieder beim Karma sind…
Grüße von Jo
Liebe Johanna. Der historische Buddha: es kommt sehr darauf an, was man unter diesem Begriff versteht. Das ist ein weites Feld. In aller Kürze aber kann man vielleicht zwei Betrachtungen unterscheiden.
1) Historisch bedeutet die Wandelbarkeit und Bedingtheit menschlicher Kultur. Das Bewusstsein davon, daß kulturelle Phänomene einen Geschichte haben, also durch Situationen, Techniken, Denkpraktiken usw. geprägt sind und einen bestimmten Charakter erhalten. In diesem Sinne hat es mit Sicherheit im 4. Jhdt. v. Chr. ein Phänomen gegeben, das mit dem zusammen hängt, was wir heute Buddhismus nennen. Das ist ein Geschichtsverständnis, das heute allgemein vertreten wird
2) Der historische Buddha als zweifelsfrei zu identifizierende Persönlichkeit, als Religionsstifter, als konkreter Mensch der konkret unter einem Baum saß und meditierte oder dies und jenes genau so und so tat und sagte, ist etwas ganz anderes. Die so gedachte historische Persönlichkeit verschwindet, je weiter wir in die Vergangenheit zurückzugehen versuchen in einem zunehmenden Nebel von Unwägbarkeiten. Dies hat mit Punkt 1) zu tun. Mit dem Abstand in der Zeit, vergrößerte sich auch der kulturelle Abstand. Damit verändert sich das Denken selbst. Und das ist der springende Punkt: Mit dem sich verändernden Denken selbst werden Dinge die gedacht wurden undenkbar.
Das hört sich paradox an, ist aber ein unüberbrückbarer Abgrund, den wir nicht mehr überwinden können. Wir denken zwar heute Buddhismus, aber wir denken ihn so wie wir heute eben denken können und nicht wie er damals vielleicht gedacht wurde. Das wird zum Beispiel deutlich, wenn man sich damit befasst wie unsere Form der Individualität heute historisch entstand: Das was mich heute ausmacht hat eine Geschichte. Das was wir heute z.B. „Ego“ nennen und was für alles herhalten muss, was X-Buddhisten gerne loswerden möchten, hat eine Geschichte die ganz spezifisch in unserer jüdisch-christlichen Kultur angelegt ist.
Gerade diese Idee aber, die Idee der Kultur als etwas, das das denken Selbst wandeln kann, mag ein spezifisch buddhistischer Gedanke gewesen sein, der sich in unserer vom griechischen Denken ausgehenden Kultur so nicht fand: Das bedingte Entstehen oder die Leerheit als eine gänzlich andere Form des Denkens im Gegensatz zu unserem Substanzdenken. Damit befinde ich mich wieder in einem Paradox, denn wenn ich einerseits sage, ich kann nicht denken was die damals dachten, kann ich andererseits nicht von einem „spezifisch buddhistischen Gedanken“ reden. Dieses Paradox aber ergibt sich nur auf der Ebene des Denkens als einer unwandelbaren Substanz, nicht aber wenn ich das Denken selber als einen historischen Prozess zu sehen beginne: dann löst sich das das Substanzhafte in eine Bewegung die ihre Bedingtheit anerkennt und diese Bedingtheit dann nicht mehr als Nachteil sondern ganz im Gegensatz als Vorteil sieht. In diesem Sinne gab es nicht einen historischen Buddha, sondern es gibt einen.
Die Bedingtheit des Denkens als Vorteil gesehen, wird dann übrigens auch zu einem politischen Aspekt. Das Denken kann sich ändern, daß heisst die Verhältnisse können sich ändern, das heisst der historische Buddha den es jetzt gibt, der jetzt existiert, wird zu einem Politikum.
Ich verstehe was du meinst… Es ist in dem Menschen verankert das BESTE aus einem Religionsführer zu machen, ihn heilig zu sprechen und Unnahbar werden zu lassen.
Ich denke das ist auch ein Grund, warum Buddhisten so gerne aus Sutras zitieren. Je unnahbarer der Buddha, desto rationaler der Text.
Mir hat mal vor vielen Jahren ein Mann gesagt:
„Du musst das Heilige im Herzen fühlen und nicht im Kopf“
Dieser Mann und der Satz haben mich damals wie heute stark beeindruckt… er war ein Obdachloser Penner und lebte auf der Zeil in Frankfurt. Und mit Religion hatte er nichts am Hut.
Ich finde er hat recht und ich finde, genau das fehlt vielen Buddhisten. Sie versuchen Buddha mit dem Kopf zu verstehen… Das funktioniert jedoch nicht.. und statt das Herz einzuschalten, gehen sie zu dem was sie kennen – der Zielorientiertheit und der Begründung, das ein guter Buddhist zu Reichtum kommen kann, wenn er sein Karma bereinigt (Gebrauchsanweisung erhält man in den Seminaren)…
Ich verurteile das nicht, auch wenn es sich so liest. Ich verstehe es einfach nicht. Diese Art Religion zu leben, ist mir vollkommen Fremd.
Also werde ich wohl nie ein guter Buddhist sein….
Dir liebe Grüße von Jo