Nun, wie der Groß-Immobilenhändler Stefan Peter zum Beispiel. Er meditiert auf dem Dach seines 20-Millionen-Hauses in Berlin. Dort hat es Rasen, einen Swimmingpool und ein tolle Aussicht. Stefan Peter sitzt dort und atmet. „Meditation“, hat er gelernt, „ist auch ein Mittel zur Effizienzsteigerung. Ich arbeite weniger und habe mehr Erfolg.“ Die Meditation hat ihm auch Hilfe bei der Kaufentscheidung für seine Behausung geleistet. „Zu viel Vernunft“, findet er, „behindert nur Entscheidungsprozesse“. Ja, da würde sicherlich jeder Buddhist zustimmen. Zu viel Vernunft ist gar nicht gut.
Oder wie wär’s mit dem Diamanten-Großhändler Ulrich Freiesleben. Der Ulrich hat es tatsächlich zu einem glücklichen Leben gebracht. Mit Meditation hat er sich von seinen fürchterlichen Panikattacken befreit. Und er ist beileibe keiner von diesen Eso-Eseln, die einem was von Generation Glück erzählen und dabei mit einem Räucherstäbchen wedeln. Nicht durch seine Buggatis, deren Tachometer er mit Diamanten aufhübscht, ist Freiesleben endlich frei geworden. Die haben ihn in seiner mit Sicherheitsschleusen gesicherten Wohnfestung dann doch nicht vor den Panikattacken geschützt. Die kamen eher aus dem Inneren seiner Festung. Aus einem unmenschlich öden Leben zwischen Pseudo- und Alibikultur, zwischen dummen Mitmenschen mit sechs-, sieben-, acht-stelligen Einkommen, die aus Spass – blinzel blinzel – Schianti zum Wein sagen und die Carmina Burana für Schokolade halten. Oder es war die nie enden wollende seichte Tristesse der Gated Communities mit ihrer sterilen heilen Welt, den aufgepumpten Titten, den Kaviarhäppchen und dem ganzen restlichen Porno autogeiler alter Männer mit ihren schlecht gelaunten Louis-Vuitton-Tussen. Panikattacken? Kein Wunder. Das Resultat: Der Porschefahrer Ulrich Freiesleben hatte plötzlich keine Freude mehr an der Geschwindigkeit. Oh grausames Schicksal. Fortunas Rad, es dreht sich um: Ich sinke, werde weniger usw. Frage: Woran erkennt man einen dummen Menschen? Daran, dass er es schlimm findet, dass ihn herumrasen mit dem Auto nicht mehr glücklich macht.
Das Tolle an der Sache aber ist, dass solche Minderbemittelten die Meditation entdecken, um ihre Panikattacken los zu werden, damit sie sich endlich wieder an ihrem Porsche aufgeilen können.
Das Leiden, der große Lehrmeister, hat mich zur Meditation gebracht
Er redet vom Leiden, im salbungsvollen O-Ton des Erwachten, der Herr Freiesleben. Frei von jeder Ironie. Im zynischen Duktus der allem eigen ist, was diese Unkultur noch von sich gibt. Gnadenlos enthirnt. Im Focus vom 5.5.14.
Der Weg nach innen ist der Weg nach oben
Das ist dann Maik Lehman, Personalberater für Führungskräfte: „Ich empfinde das Gottvertrauen, dass Dinge sich fügen werden, wenn ich mein Bestes gebe.“ Wenn derartige Sprüche das Beste sind, was die ‚Elite‘ Deutschlands zu bieten hat, was erwartet man dann noch? Wenn so dumme Menschen in Positionen sind in denen sie Unsummen absahnen, wenngleich sie offensichtlich nicht in der Lage sind auch nur einen verdammten Millimeter ihr Brett vor dem Kopf zu verrücken, was sollte man da folgern, wenn man wirkliche Probleme daneben stellt? Arm-Reich-Diskrepanz, Umwelt, Ressourcen-Raubbau, die total verantwortungslose Haltung unserer ‚Zivilisation‘ gegenüber zukünftigen Generationen… Sollte man für die Panzer in denen es diesen Leute beliebt durch die Gegend zu rasen, nicht die eine oder andere Panzerfaust bereithalten?
Meditation führt das Innere ans Bewusstsein
Was sich anhört wie aus dem Phrasengenerator von Deepak Chopra – der berüchtigt ist für seine holen Esoteriksprüche, mit denen er in den USA nichtsdestotrotz Millionen verdient – stammt vom Internet-Unternehmer Erik Spickschen. Erik ist „ausgestiegen“. Er ist 44 Tage lang zu Fuss durch 88 Tempel gelatscht. Ergebnis: Er erlebte, dass Meditation Dinge bewusst macht… Ja, was soll man dazu noch sagen?
Mehr Erfolg, Weniger Stress. Die Kunst der Achtsamkeit. Die neue Strategie der Generation Glück
Mit sowas auf dem Titelblatt will Focus der Elite Deutschlands zu mehr Erfolg verhelfen? Mit einem derartigen Stumpfsinn? Kann man sich eine bessere Zustandsbeschreibung unserer Zeit wünschen? Jeff Bridges, der berühmte Dude, erzählt dazu noch von seinen Mindfullness-T-Shirts die er verkauft. Und die Knalltüte Miriam Goos, die sich nicht nur zu Fasching als Burn-Out-Beraterin verkleidet, rät zu mehr Omega-3-Fettsäuren für – natürlich – mehr Leistungsfähigkeit. Wozu man im übrigen „nicht gleich ins Esoterische abgleiten“ müsse.
Himmelherrgott! Das ist Esoterik. Und sie ist gefährlich. Die sind nicht nur über die Maßen zynisch, diese gut Versorgten, die von allem genug haben und doch den Hals nie voll kriegen. Die sind gefährlich, weil sie die so genannten Entscheidungsträger sind. Dumm bis zum Exzess wie man sieht und doch „Entscheider“. Das sind die Leute die uns weiss machen wollen, dass das Weltklimaproblem, zum Beispiel, zu lösen ist, ohne das wir – sprich: sie – an ihrem „Wohlstand“ Abstriche machen müssten. Das sind die Leute, die, wenn es um „Wohlstand“ geht, immer nur in Geld denken können – und wenn’s mal doch zu Depressionen kommt, zu Burn-Out und dergleichen Malaisen, genug „Wohlstand“ haben, um sich in einem 10-Sterne-Resort gesund zu meditieren. Das sind die Leute, diese Entscheider, die in einer luxuriösen Filterblase leben und wegen ihrer Wehwehchen einem in einer billigen Illustrierten was vorheulen. Bewusstsein: Was ist das, wenn solche Leute meinen, eine Ahnung davon zu haben?

Miley Cyrus 2014
Es ist das Bewusstsein der Egoisten und Egomanen. Derjenigen die auf die Zukunft scheissen. Derjenigen die NO FUTURE wirklich meinen. Derjenigen die wahrhaft im Hier-und-Jetzt leben, in einem pervertierten und verlogenen Bewusstsein. Einem, das in seiner ekelhaften, narzisstischen, stets nur auf sich selbst verweisenden EigennutzGeilheit das Bild unserer Zeit ist.
Es ist das Bewusstsein der Asozialen.