Karma
Opfer des Attentats von Boston schuld an ihrem Unglück? Immer noch unschuldig in Guantanamo, trotzdem selber schuld? NSU-Morde lediglich ausgleichende Gerechtigkeit, die Opfer ihrer gerechten Strafe zugeführt? Von Pädophilen vergewaltigte Kinder Opfer ihrer eigenen Missetaten?
Man könnte endlos so weiter fragen und jede dieser Fragen mit „Ja!“ beantworten, wenn man vom Verständnis des Karma im real existierenden Buddhismus ausgeht.
Praktizierende Tibetische Buddhisten versuchen regelmässig sich von solchen geistigen Kurzschlüssen zu distanzieren, wie z.B. jüngst der frühere Geschäftsführer des Tibetischen Zentrums Hamburg Christof Spitz, aber es gelingt ihnen nicht wirklich. Es kann ihnen nicht gelingen, wie wir sehen werden, weil im Tibetischen bzw. genauer gesagt im deutschen Gelugpa-Buddhismus Karma strikt als „Frucht“ gedacht wird, die aus einer „Handlung“ folgt.
Folglich muss man weiter fragen: Ob z.B. die, die unseren Rassismus ertragen müssen, lediglich die Früchte ihrer Taten einstreichen? Ob die, die von uns ausgebeutet werden, nur die Konsequenzen eigener früherer Handlungen erleben? Ob die, die von uns „kolonialisiert“ wurden, einfach bekamen was sie verdienten? Ob den „Negern“, denen man im Belgisch-Kongo die Hände abhackte wenn sie nicht genug Elfenbein und Kautschuk rann schafften, nicht blos widerfuhr was ihre Natur sowieso für sie vorsah? …bis hin zur ungeheurlichsten Frage, die man in diesem Land stellen kann: Ob denn nicht an der Rampe in Auschwitz-Birkenau der SS-Arzt der die „Aussortierung“ vornahm, nicht denen den er das Gas beschied, lediglich ihre Bestimmung wies? Und weiter gedacht, wenn es denn noch abgeschmackter geht, daß der Täter dem Opfer dazu verhilft dessen elende karmischen Früchte abzubauen, die seit wer weiss wie lange darauf warteten unter den rechten Bedingungen zu erblühen – womit der Täter, um dem ganzen die zynische Krone aufzusetzen, sich opfert indem er die schlimme Tat begeht – die Tat die dem Opfer doch zusteht und die ihm irgendwer oder irgendwas irgendwann zufügen muss.
„Unverschämtheit“ werden hier die X-Buddhisten rufen. „Uns sowas zu unterstellen, Frechheit! Niemals würden wir so etwas denken oder sagen.“ – „Stimmt nicht“ muss man dem entgegnen. Zwar würden die wenigsten (das wollen wir hoffen) braven deutschen Gelugpa-Buddhisten so etwas tatsächlich denken oder sagen aber ihre Vordenker stellen eine allgemeine Auffassung von Karma bereit, die ein spezielle Auslegung in solche Richtungen nicht nur möglich macht sondern sogar nötig.
Probleme der X-Buddhisten
Wir haben in der Glosse #02 schon eines der Probleme der X-Buddhisten kennen gelernt: das Phantom. Oder anders gesagt: den Glauben an das Original. Damit geht der Glaube einher, es gäbe eine einzige mögliche Auslegung der Worte des Buddha, ein einziges mögliches Verständnis wie etwas zu begreifen sei, ein Verständnis letzter Gültigkeit sozusagen. Eines, daß dann auch von einer autorisierten Instanz garantiert werden muss.
Im deutschen Gelugpa-Buddhismus ist diese Instanz im Lama gegeben. Er bürgt durch seine so genannte Übertragungslinie dafür, daß er sein Verständnis letztgültiger buddhistischer Welterkenntnis lückenlos bis auf den „historischen Buddha“ zurück verfolgen kann. Damit ist gesichert, daß sein Wissen richtig und wahr ist. Es stört den X-Buddhisten dabei wenig, daß, wie wir in der Glosse #02 gesehen haben, das Original, die eine einzig wahre Auffassung von etwas, ein Phantasma ist. X-Buddhisten sind solchen Erwägungen grundsätzlich nicht zugänglich. Und so kommt es, daß auch eine so blödsinnig wie ungeheuerliche Vorstellung von Karma problemlos geglaubt wird, denn für den X-Buddhisten geht es immer auch um bedingungslose Unterwerfung unter das Dogma. Der Lama hat immer Recht, Widerspruch ist nicht möglich und wer es nicht glaubt muss nur mal in eins dieser Buddhistischen Zentren gehen und sich ansehen, was dort unter Lehre verstanden wird.
Somit folgt eine irrsinnige Karmalehre also mit Leichtigkeit aus einem Glauben an das Phantom des historischen Buddhas und an sein bruchlos überliefertes Wort durch einen Lama.
Die Probleme der deutschen Gelugpa-Buddhisten sind aber gerade diese Lamas. Es ist eine zum Teil bestürzende Einfältigkeit, die sich hier zeigt. Untersucht man ihre Texte über Karma, weil man ja den X-Buddhisten den Zweifel für den Angeklagten zugesteht, stellt man fest, daß sie mit geradezu kindlichem Gemüt Lehrsätze vertreten, die genau die schrecklich Karma-Interpretation ermöglichen, die X-Buddhisten empört von sich weisen und die X-Buddhismus insgesamt inakzeptabel und zu dem macht was man den real existierenden Buddhismus nennen muss.
Karma verstehen leicht gemacht
Diskussionen um das richtige Verständnis von Karma flackern immer wieder auf. Vor allem auch im Netz, wo häufig ohne Bandagen diskutiert wird und sich die Leute – mehr oder weniger hinter Pseudonymen versteckt – freimütiger äussern. Zuletzt gab es eine Karmadiskussion im Forum des Tibetischen Zentrums. Sie endete mit der Meldung von Christof Spitz, daß der Thread wegen möglicherweise strafrechtlich relevanten Inhalts geschlossen sei. In dieser Diskussion waren Personen aufgetreten, die nachdrücklich bei der Auffassung blieben, Opfer von Gewaltverbrechen bekämen, was ihnen wegen früherer Vergehen zustünde.
Bemerkenswert an Aussagen über Karma die derartige Schlüsse zulassen ist, daß X-Buddhisten hier selten von sich aus Einspruch erheben. Auch in dieser Diskussion ist erst auf einen Einwand von aussen eine Distanzierung erfolgt. Und dann aber auch nur halbherzig, mit zum Teil ausschweifenden Bemerkungen darüber, wie schwierig Karma letztlich zu verstehen sei.
Das ist nicht weiter verwunderlich denn die Vorgaben der Vordenker dieser Nichtdenker lassen kaum andere Schlüsse zu. Daß nämlich a) individuelles Karma von einer einzigen Person angesammelt wird, und die Resultate von dieser allein erfahren werden; daß es sich b) bei dieser Person um ein „Geisteskontinuum“, um einen einzigen „Bewusstseinsstrom“ handelt, der immer wieder in neuer leiblicher Inkarnation auftritt, mithin also immer eine Entität bleibt; und daß letztlich c) Karma zu den „äußerst verborgenen Phänomenen“ gehört, die „nur durch begründetes Vertrauen in Buddhas Wissen zu erkennen“ sind. So nachzulesen in Karma – Das Gesetz von Tat und Wirkung von Geshe Rabten.
Es ist kein Wunder, daß bei dieser Vorgabe ihres Vordenkers x-buddhistische Nichtdenker erhebliche argumentative Probleme bekommen wenn man ihnen mal ordentlich auf den Zahn fühlt. Am Ende, wenn es eng wird, läuft es immer auf das Argument c) hinaus: man könne es eben nur verstehen, wenn man erleuchtet sei.
Die ganze Argumentationskette ist auch kein Einzel- oder Sonderfall. Der Glaube an die personale Wiedergeburt und an eine solcherart festgeschriebenes personales Karma ist fester Bestandteil des zeitgenössischen Tibetischen Buddhismus. Feinheiten die diese Lehre differenzieren, können darüber nicht hinweg täuschen. Auch ein anderer Säulenheiliger des Tibetischen Zentrums, Geshe Thubten Ngawang, lässt keinen Zweifel an besagter Sichweise. Er schreibt in Karma:
Karma ist eindeutig: Man erlebt niemals Wirkungen von Handlungen, die man nicht selbst begangen hat. [meine Hervorhebung]
Man kann es auf Deutsch nicht klarer ausdrücken.
Nur wenig verklausuliert vertritt der Chef-Heilige Dalai Lama selbst ebenfalls diese Haltung. Zusätzlich schreibt der Dalai Lama in einer Stellungnahme bezüglich seiner Reinkarnation fest, daß diese Auffassung nicht nur für tibetische Buddhisten oder gar nur für Gelugpas zu gelten habe, sondern, daß ein derartiger Glaube für „alle Buddhisten“ gälte.
Einfalt und Hybris
Lassen wir einmal beiseite, wie es sein kann, daß sich der Dalai Lama eine derartige Anmaßung erlauben kann. Lassen wir einmal die Frage beiseite, wie eine solche Auffassung von personaler Wiedergeburt mit der Idee von atman anatman zu vereinbaren ist. Lassen wir auch das Problem beiseite, daß es in er Geschichte des Tibetischen Buddhismus oft genug die pure Willkür war, die darüber entschieden hat, was jeweils Gut und was Böse war. Man könnte sich dazu den blutigen Bürgerkrieg ansehen, der zu Zeiten des 5. Dalai Lama herrschte, den letzterer gegen die Kagyüpas für sich entschied. Oder man könnte sich den 5. Reting ansehen, den obersten Tutor des jetzigen Dalai Lama als der noch ein Kind war. Ein Mensch der vor keiner Schandtat zurück schreckte. Betrug, Mord, Bürgerkrieg – sogar eine Briefbombe hat er an einen anderen hohen Lama versandt, der ihm im Weg stand. Lassen wir das alles beiseite und sehen wir uns nur kurz die holde Einfalt an, mit der uns ein Geshe Rabten in seinem erwähnten Text entgegen tritt.
Ein Beispiel, Rabten schreibt gleich zu Anfang:
Unheilsam sind Taten, die als karmische Frucht Leid nach sich ziehen.
Vor dem Hintergrund des oben genannten Argumentes c), daß uns, als unerleuchteten Wesen, jede Einsicht in das tatsächliche Wirken von Karma verschlossen bleibt, muss man so aus jedem Unglück schliessen, daß ihm eine „unheilsame Tat“ vorausgegangen ist. Die Rampe in Auschwitz-Birkenau wird so nur umso mehr zu einer Sühne für diejenigen die ins Gas müssen. Eine andere als diese furchtbare Logik erschliesst sich hier nicht. Es sei denn man erwägt die Möglichkeit, daß Geshe Rabten schlicht ein Dummkopf war der genauso wie seine nichtdenkenden Schüler einfach nachbetete was ihm jemand vorsagte. Es ist nämlich nicht einzusehen, wie man überhaupt irgend eine Aussage über das Wirken von Karma machen kann, wenn doch nur ein Buddha tatsächlich sehen kann wie es funktioniert. Das heisst unter dieser Voraussetzung müsste auch der Geshe, von seinen Nachbetern im Tibetischen Zentrum ganz zu schweigen, zu dem Thema einfach den Mund halten. Allenfalls könnte er sagen, „Wir verstehen nicht was in Auschwitz passiert ist. Das Unfassbare, das dort geschah, bleibt unserem Verständnis verschlossen.“ Gerade diese Größe aber, das eigene Unwissen einzugestehen, haben diese Buddhisten nicht – und so gesellt sich zur Einfalt die Hybris. Das ist das was wahren X-Buddhismus ausmacht.
Normativ, nicht deskriptiv
Bei aller vermeintlichen argumentativen Schläue, die z.B. die oben genante Stellungnahme des Dalai Lama trägt, kann einem auf die Dauer nicht entgehen, daß alle Festlegungen über Karma und Wiedergeburt nichts sind als Normen darüber wie man sich etwas vorzustellen hat. Wir haben es mit normative Festlegungen zu tun, wie die Welt laut Dogma des Gelugpa-Ordens zu sehen ist. Aus der Stellungnahme des Dalai Lama wird deutlich, daß dieser an keiner Stelle, trotz seiner angeblichen Offenheit für einen Dialog mit der Wissenschaft, Abstriche an einem mittelalterlichem okkulten Weltbild macht, das von Geistern, Sehern, oder von Heiligen die fliegen und durch Felsen gehen können beherrscht wird. In diesem Weltbild, und hier kann man verallgemeinern wie auch der Heilige aus Shangri-La sein Weltbild verallgemeinert, gibt es keinen Raum für eine moderne Untersuchung der Welt und einer daraus folgenden Beschreibung mit etwaigen wohl begründeten Schlussfolgerungen.
Und hier wird muss man auch auf die Gefahren hinweisen die in einem solchen geschlossenen Weltbild lauern, das Einsichten und Neuerungen gegenüber völlig verschlossen ist. Wer die acht Punkte aus Christopher Hamachers Zen hat keine Moral zu Rate zieht, sieht schnell welche Gefahren hier aufziehen können. Die völlige Unterordnung gegenüber dem Lama, die Informationskontrolle durch das geschlossene und normierte Weltbild, der Ausschluss der Möglichkeit den Lama kritisieren zu können, die affektive geistige Unterwerfung unter ein Dogma… man sieht wohin das führen kann. Man weiss wohin es führte in Deutschland. Und es gibt genug Beispiele aus dem Buddhismus selbst, die belegen gegen welche Perversionen der Macht er nicht immun ist.
Deskription hiesse zu beschreiben wie es zu solchen Perversionen kommen konnte, anstatt sie auf eine Schattenwelt zurückzuführen die einem ominöse Theoriegebilde entspringt.
Ungeeignet oder sogar gefährlich?
Wie bei der Zeitschrift Buddhismus aktuell und der hinter ihr stehenden DBU zeigt sich auch hier, daß diese buddhistischen Erscheinungen in keiner Weise an die moderne Welt angepasst sind. Während man aber Buddhismus aktuell eher als harmlos und blöde einstufen kann, müssen sich die Hamburger des Tibetischen Zentrums schon ein paar Fragen gefallen lassen.
Bei aller Weltoffenheit mit der der Dalai Lama zu punkten weiss, zeigt sich in seiner Karmalehre zuletzt doch eine starke Abneigung gegenüber der Moderne. Wie wollen bitte schön diese Gelugpa-Buddhisten in irgend einer produktiven Weise an einer Geselschaft Teil haben, die es bitter nötig hat, daß man besser versteht wie wir dahin kamen wo wir jetzt sind, wenn diese Leute keinerlei Interesse an modernen Erkenntnissen der Humanwissenschaften zeigen und statt dessen lieber bei Bedarf ein Orakel befragen?
Denn das ist ein wichtiger Punkt. Der Chef-Denker und oberste Führer der deutschen Gelugpa-Buddhisten zeigt zwar viel Interesse für die Naturwissenschaften, wobei er ihnen nichtsdestotrotz kaum Platz in seinem Universum einräumt, die Humanwissenschaften sind ihm aber vollkommen egal. Gerade die aber sind notwendig um zu beschreiben, wie es zu den Normen kommt nach denen wir heute leben. Ohne diese Einsicht bleibt es uns völlig unmöglich irgend etwas zu ändern. Das System das wir leben, lebt sich weiter und der Buddhismus mit seinem Quetismus ist darin lediglich eine Schlaftablette künstlicher Zufriedenheit.
Mehr noch. Diese Theorie des Lebens, die diese Leute haben, unterstützt alle Formen von Sexismus, Rassismus, schamloser Ausbeutung, von Finanztyrannei, Ressourcenverschwendung usw. usv., indem sie diese Phänomen schlicht unsichtbar macht. Die X-Buddhisten mögen vielleicht mitbekommen haben, daß wir ein ökologisches Problem haben, das aber nur weil die Partei der Grünen inzwischen vierzig Jahre lang laut genug war. Subtilere Formen der gesellschaftlichen Misere die wir durch unsrer privilegiertes Leben mit tragen, entgehen diesen Leuten.
Haben diese Leute z.B. ein Wissen davon was an den Aussengrenzen der EU geschieht? Wie dort mittels Dublin II und Frontex karmisch leider eher beschissen aufgestellte Menschen daran gehindert werden an unseren Menschenrechten teilzuhaben? Haben diese Menschen einen Eindruck davon, daß sie in Europa auf einer Insel der Seeligen leben, die nicht auf Karma baut sondern auf Abgrenzung gegenüber einem Großteil des Rests der Welt?
Wissen diese Leute etwas über die Mechanismen der Finanzwelt, die in Spanien, Portugal und Griechenland eine ganze Generation verarmen lässt? Wissen diese Leute etwas davon wie wir das Öl der Welt leer saufen, ohne einen Gedanken an morgen?
Aber sie wollen alles Leid beenden. Ja. Fragt sich nur wessen Leid das ist. Mir scheint, dieser Buddhismus ist ein Luxusphänomen. Er ölt sich mit seiner Karmapampe eine solange es Sonntag ist und man in der Kirche schönreden kann. Montag aber treffen wir uns wieder in der Leistungsgesellschaft. Mit Karmakonsum und allem drum und dran.
Gefährlich ist das alles, weil es keinerlei Geist ausbildet, der einem großen verFührer entgegen treten könnte. Weil es der großen verFührung, die uns schon so wunderbar umgarnt, keinerlei Erkenntnis entgegensetzen kann. Hoch gefährlich ist dieser X-Buddhismus weil er die wirklichen und realen Gefahren unserer Welt unsichtbar macht.
Nichts als alte Männer die junge Leute zum Kotau verführn.
WHAM!
Das triviale Karma-Verständnis hatte es dringend nötig, doch eine Sache bleibt mir immer hängen, wenn Du die X-Buddhisten mal wieder geißelst:
Du schreibt von dem ‚Phantom‘ des einen wahren Buddhismus, den es nicht gibt — und setzt doch selbst autoritär im Ton und gnadenlos in der Durchführung Maßstäbe und Standards, die die Kraft haben, ’sogar‘ den Dalai Lama vom Podest zu fegen.
Implizit schwingt da immer Dein ganz persönliches Phantom eines richtig verstandenen Nicht-X-Buddhismus mit, der alle beliebigen X-Buddhismusse blass werden lassen soll.
Im Zentrum steht, wenn ich das richtig sehe, die ‚Idee‘, wie Du selber oben schreibst von an?-atman. (Du schreibst allerdings atman, was sicher ein Flüchtigkeitsfehler ist, wenn auch kein verzeihlicher, denn damit bestätigst Du geradezu den stumpfen Kausal-Zusammenhang, den Du geißeln willst)
Anatman ist keine Idee, kein Konzept, es ist ja gerade ein Nicht-Konzept bzw. das Loslassen des sehr klebrigen und hartnäckigen Konzepts einer Person-Kontinuität, die wir doch alle so gerne haben, pflegen und verteidigen.
Gratulation zum gezielten (und gelungenen) Hieb! Aus vollem Herzen Gratulation.
Kläre aber doch mal Dein eigenes Phantom, deinen Ur- oder Richtig-Buddhismus und bitte korrigiere diesen peinlichen Fehler oben. (atman —> anatman)…
_/\_ Han Kle
Hallo Han Kle, danke für deinen Beitrag.
Nur ganz kurz: Ich habe mit
AnsichtAbsicht atman geschrieben, da im Tibetischen Buddhismus á la Dalai Lama von einer personalen Wiedergeburt und von einer durchgängigen Entität gesprochen wird, die Leben-Tod-Leben-Tod-Leben-Tod… ad infinitum durchlebt. Wenn das nicht atman ist, ich wüsste nicht was es sonst sein soll.Später mehr.
Wenn es bewusst ‚atman‘ ist, was Du schreibt, dann ist das sehr wohl mit persönlicher Wiedergeburt zu vereinbaren. Atman ist ja die logische Voraussetzung für eine personale Kontinuität. Wo ist dann der Widerspruch?
Des check ich ned :)
Der Hinduismus sieht die Leben wie Perlen auf einem Strang. Der Strang ist Atman.
Dieser Strang ist ein Irrtum.
Es gibt nichts als bedingtes Entstehen.
Alles andere ist eine nette Illusion, die wir benötigen, damit wir wissen, wem wir früh am morgen die Zähne putzen müssen.
Eine Frage zwischen durch, werter Matthias.
Da ich ja keinen Einblick mehr auf das Forum habe, wie hat sich den die Diskussion dort (im tibetischen Forum) entwickelt? Ist eine Diskussion entstanden, oder bleibt man scharf auf der sozialnationalen Brahmanenschiene?
_()_
Ein ganz großer Beitrag! Danke!
Han Kle.
Zunächst einmal muss ich mich korrigieren. Ich hatte tatsächlich im Abschnitt „Einfalt und Hybris“ atman statt anatman geschrieben. An dieser Stelle muss tatsächlich Letzteres stehen. Ein Flüchtigkeitsfehler, wohl wahr. Wie er allerdings den „stumpfen Kausal-Zusammenhang, den ich geißeln will“ bestätigen soll, ist mir nicht klar.
Ich hatte in einer früheren Version einen Abschnitt in dem es um atman geht. Den habe ich rausgekürzt – was ich heute morgen nicht mehr im Gedächtnis hatte. Die personal gedachte Entität die im Tibetischen Buddhismus durch Leben und Tod geht, ist IMO atman – eine stetige, bleibende Entität. Die Frage ist, wie man das mit anderen Auffassungen von Buddhismus unter einen Hut bringen soll, in denen anatman gedacht wird – das „nicht-Konzept bzw. das Loslassen des sehr klebrigen und hartnäckigen Konzepts einer Person-Kontinuität“, wie du schreibst.
Zur Frage, was im hier Zentrum steht. Es gibt für mich keinen „richtig verstandenen Nicht-X-Buddhismus“. Im Zentrum steht die Frage, was übrig bleibt, wenn man dem heutigen Buddhismus seine unhaltbaren Fantasien nimmt? Die Verneinung und Ablehnung des X-Buddhismus bedeutet also nicht automatisch, daß da ein fertiger, anderer, richtiger Buddhismus steht. Es geht darum, die Offenheit zuzulassen nicht zu wissen was passiert, wenn man diese Fantasien (Karma, das Phantom) abschneidet. Man weiss nicht was dabei rauskommt. Es ist ein Experiment.
Aber es stimmt, den einen Buddhismus abzulehnen heisst in gewisser Weise, an einen anderen zu glauben oder von einem anderen zu wissen oder von einem anderen zu träumen. Vielleicht ist das tatsächlich der Fall. Den Gegenpol-der-keiner-ist nennen wir den Non-Buddhismus. Wobei auch dieser Name vielleicht nur ein Platzhalter ist für etwas, das entsteht und schließlich in keiner Weise mehr als Buddhismus kenntlich ist. Was passiert, wenn man den Fluss überquert hat und das Floss zurück lässt? Wir stehen vor völlig neuen Aufgaben, die kein Buddha je ahnen konnte.
Was meinen Ton, die Standards und Maßstäbe angeht. Es ist klar, daß für mich die gleichen kritischen Maßstäbe gelten, wie diejenigen die ich bei anderen anlege. Was das Phantom z.B. in er Glosse #02 angeht, so bin ich jederzeit bereit mir gute Argumente anzuhören, die einen historischen Buddha bejahen. Nur, auf diesen Einwand warte ich bisher vergeblich. Was ich ablehne, und zwar durchaus mit rüdem Ton und autoritärem „Schnauze jetzt!“, ist die so genannte buddhistische Bauchrednerei. Was das Thema hier anbelangt, Karma, weis man ja schon im Voraus, wie sich die Betreffenden rausreden: Beliebige Zitate aus einem Kanon der für jede Gelegenheit etwas bereit hält. Und wenn’s eng wird eben das Totschlagargment, nur ein wirklich Erwachter könne das verstehen. Auf dieser Ebene zu diskutieren ist doch Kinderei. Es geht auch um gesunden Menschenverstand: Auf der Rampe in Auschwitz ist die Menschheit an sich selbst irre geworden. Jedes weitere drumherum reden ist einfach nur Scheisse. Und wenn’s der heilige St. Lama selbst ist, der uns das dieses Elend noch irgendwie zurechterklären will.
Johann
Die betreffend Diskussion ist aus der öffentlichen Sichtbarkeit genommen worden. Hat man dich dort auch gesperrt? Kannst du nicht mal mehr das Forum sehen?
Joachim, im Ernst?
Vielen Dank für diesen sehr treffenden Artikel!
Diese genannten Forumsdiskussionen arten wohl oft in der Art aus, indem sie strafrechtlich den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllen.
Werter imyohorengekyo,
was man leicht und gern übersieht ist, daß man in Sekundenschnelle selbst zum „Verhetzer“ wird und da spreche ich jetzt nicht von Strafgesetzen für die einfachen Leute, sondern von der Wirkung (karma) und seinen folgen. So etwas wie einen Tatbestand gibt es nicht, da sind nur Tat-sachen (Phänomene die aus Handlungen entstehen und wieder vergehen), eine nach der anderen. Die kann man natürlich ständig wiederholen und dann kommen einem die Dinge bald beständig vor.
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Der X-Buddhismus ist tatsächlich mit einer Menge hübschem Zierrat ausgeschmückt, den man rigoros abschlagen kann — ohne Verluste, im Gegenteil.
Allerdings teile ich nicht Deine Meinung, die Du zum Pali-Kanon hast.
Der Buddhismus ist für mich persönlich – wie jede andere Religion – ein kulturelles Gebilde, also menschen-gemacht, in dem sich Erfahrungen, Ansichten, Methoden und ja, auch Weisheit sowie Torheit von Generationen gesammelt haben.
Diese Erfahrungs-Sammlung ist wertvoll, sogar für Menschen außerhalb dieses religiösen oder kulturellen Zusammenhangs, da eben dort schriftlich oder in Traditionen überliefert, schon vieles gedacht und sogar zu Ende gedacht wurde, was auch wir Heutigen wieder denken können, ja müssen.
Nach meinem Dafürhalten war der historische Buddha ein großartiger Lehrer, (so wie andere historische und zeitgenössische Menschen auch) und man kann von dem, was er erkannt hat, lernen.
Dabei legte er selbst — soweit man den Aufzeichnungen Glauben schenken darf — Wert darauf, dass die Menschen eben NICHT einem Vor-Denker treu-doof nachfolgen, sondern dass sie selbst ihre Augen öffnen und kritisch abwägen, was sie für nützlich(!) halten.
Den Menschen Buddha als unhistorisch abzulehnen finde ich, ist unnötig und wenig plausibel. Zu viele archäologische Befunde und Texte sprechen eindeutig dafür, dass er gelebt und gelehrt hat. Bei Buddha ist das sehr deutlich, obwohl er älter ist als Jesus, von dem historisch vergleichsweise viel weniger zu fassen ist.
Ähnlich wie bei Jesus ist die Tatsache der Existenz der historischen Figur aber inhaltlich nach wie vor kein Gewinn, denn dass Buddha oder Jesus waren sagt immer noch nichts darüber aus, wer sie waren, was sie genau erkannt haben, was sie gelehrt haben und welche Bedeutung sie für die Anhänger durch die Jahrhunderte gewonnen haben. Das ist also alles offen und es sind Fragen, die immer wieder neu gestellt und beantwortet werden müssen.
Wichtig ist, dass man den Pali-Kanon als gewachsenes literarisches Dokument ansehen darf und ihn nicht wie ein weiteres ‚Heiliges Buch‘ vor sich her trägt.
Der Pali-Kanon ist bearbeitet, das ist klar, und die Erinnerung der Tradenten hat sicher auch da und dort etwas gefehlt, wobei man da nicht all zu pessimistisch sein sollte, denn die mündliche Überlieferung ist nachweislich besser als ihr Ruf.
Der Kern aller Aussagen muss allerdings jeweils persönlich im Inneren Erarbeitet werden und es reicht nicht, nur mit Zitaten um sich zu werfen, um etwas beliebiges zu beweisen.
Dazu reicht Denken als rein intellektuelle Bewegung übrigens auch nicht. Da ist es tatsächlich nötig, das Denken zu übersteigen, also in der Meditation offen zu werden für trans-rationale Erfahrungen, wie das in allen mystischen Schulen gelehrt wird. Der Versuch, alle trans-rationalen Erfahrungen rational einzufangen, ist zum Scheitern verurteilt.
Die Folgen aber und Konsequenzen dessen, was aus der meditativen Übung an ‚Weisheit‘ erwächst, müssen doch intellektuell und ethisch überprüft und verantwortet werden!
So viel zu meinem Vorverständnis. Nun zum Karma.
Dass es in unserer Welt einen kausalen Zusammenhang zwischen verschiedenen Ereignissen gibt, scheint dem oberflächlichen Betrachter klar. Daran hältst ja auch Du Matthias fest, denn das bedingte Entstehen hast Du, so weit ich sehen kann, nie geleugnet.
An diesen kausalen Zusammenhang kann man nun zwar mit Kant den Hebel der Erkenntnistheorie ansetzen und behaupten: Die Kausalität ist in der Struktur unseres Denkens angelegt, nicht in der Struktur der äußeren Wirklichkeit, deswegen ist die Kausalität ein Konstrukt der Gedanken und keine Tatsache, aber so weit wollen wir hier vielleicht nicht gehen.
Klar ist jedenfalls: Im alltäglichen Wach-Bewusstsein erkennen Menschen und viele Tiere einen kausalen Zusammenhang zwischen A und B, auch wenn der Kausalzusammenhang so, wie er konstruiert wird, nicht immer stimmt.
Ich selber hatte als Kind den Eindruck, dass die sich schüttelnden Bäume den Wind herbeiführen…
Karma ist die Lehre von den kausalen Zusammenhängen und Bedingungen.
Darüber kann man sich nun sinnvolle, sinnlose und wie oben eindrucksoll gezeigt, auch gemeingefährliche Gedanken machen — oh ja, und denken sollte man.
Ein einfaches Beispiel:
Es besteht ein kausaler Zusammenhang zwischen innerer Stärke, Zuversicht, Selbstwertgefühl und dem Funktionieren des Immunsystems.
Dieser Zusammenhang ist aber nicht einfach kausal, sondern das Immunsystem wird durch viele weitere Faktoren beeinflusst.
Wenn nun jemand an Krebs erkrankt, kann ein starkes Immunsystem mehr zur Genesung beitragen als ein geschwächtes Immunsystem. Klar.
Viele Feld- Wald- und Wiesen-Esoteriker machen daraus nun einen Imperativ:
„Denke positiv, sei stark und Du wirst den Krebs besiegen!“
Die unvermeidbare Folge davon:
Der Krebspatient, der nicht geheilt werden kann, ist letztlich selbst dafür verantwortlich, dass er sterben muss. „Hätte er halt positiver gedacht, stünden wir jetzt nicht an seinem Grab…“
Auch wenn der kausale Zusammenhang teilweise richtig konstruiert ist, so ist doch die ethische Folge davon eine Katastrophe, denn die Anforderung an den Patienten ist vorhersagbar eine Überforderung, auch wenn ein stabiles Selbstwertgefühl dem Patienten bei der Bekämpfung der Krankheit helfen könnte.
Du nimmst oben Bezug auf die Rampe von Auschwitz.
Hier ist jetzt zwischen dem erfahrenen Leid (Selektion, Zwangsarbeit, Unterernährung, Schikane, Krankheit und schließlich Vernichtung) und dem eigenen Verhalten nur noch ein extrem konstruierter (karmischer) Zusammenhang herzustellen, der obendrein in seiner Aussage die Schuldfrage in einer unverantwortlichen Weise auf den Kopf stellt, dass man sich nur noch ekeln kann.
Das Karma-Konzept mag seine Stärken haben, wenn man es dafür verwendet, Menschen in die Verantwortung für ihr eigenes Leben zu bringen.
Weniges ist schlimmer als Menschen, die angesichts der Umstände nur klagen und in eine Problem-Trance verfallen, statt dass sie die Situation, die momentan nicht zu ändern ist, annehmen und damit pro-aktiv umgehen. Dazu mag das Karma-Konzept hilfreich sein, ja ich vermute, dass in dieser Art verwendet, das Karma-Konzept sogar Weisheit darstellt.
Gleichzeitig steht es aber immer in der Gefahr, die Schuldfrage radikal umzudrehen und zu einer Passivität zu führen, die absolut a-politisch ist. Man kann mit der Karma-Ideologie ganze Völker zu passiven Idioten machen, die die Verantwortung für das erfahrene Leid nur bei sich selbst suchen, statt die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Karma als Konzept sollte man meiner Meinung nach vielleicht nicht ganz verwerfen, da damit einige Zusammenhänge sinnvoll und heilsam erklärt werden können. Man sollte aber sehr genau überlegen, wie und wann man es als Deutungsschema anwenden darf, wann lieber nicht und in welchem Fall auf keinen Fall.
Es ist wie mit jeder anderen Deutung auch: Sie hat nur begrenzte Gültigkeit und muss ethisch verantwortet werden.
Han Kle, danke. Komme später darauf zurück.
Ich habe mal wieder ein umfangreiches Lamento von Johann Brucker nicht durch gelassen. Wie so oft fehlt jeglicher Bezug zum Thema. Ich erinnere daran, daß die ursprüngliche Suspendierung von Herrn Brucker letzten Herbst aus genau dem Grund geschah, um den es in dieser Glosse geht: daß in höchst gefährlicher Form ein Karmabegriff vetreten wird, der die Opfer für das verantwortlich macht was ihnen angetan wird.
Was den Karmabegriff anbelangt, so gibt es auf dem Non-Buddhismus-Blog einen interessante Reinterpretation von Tom Pepper => Samsara as the Realm of Ideology. Pepper schreibt:
Karma can be understood as the structures of our reality, including both ideological formations and the relations of production. Karma has always referred to both intentional actions and the effects of those actions. In my reconstitution, then, we can see karma as a thoroughly natural concept, referring to both the ideologically shaped actions we take in the world and their ongoing effects in shaping the possible actions of subjects in the future. We reproduce our world by acting with “intention” in our ideologies, and will bear the effects of these actions as subjects long after our individual bodies are gone. We can, then, escape our karma, not by being freed from some magical force, but by coming to see the constraints on our actions produced by our ideologies, which exist in structures that have been built up by the actions of countless generations. As Marx said, we can make our own history, but we cannot make it exactly as we choose. We escape our karma once we can see the constraints within which we can act, and the degree to which we can change the structures we bear instead of merely reinforcing them. Karma, then, exists and operates at multiple levels: it is the existing productive capacity of the human race, but it is also the current social construction of the form and content of our unconscious minds.“
Werde es, wenn ich Zeit finde, übersetzen… falls nicht jemand anders Lust dazu hat.
Vgl. auch diesen Hinweis.
Sehr treffende Neu-Interpretation, wobei … so neu scheint sie mir nicht zu sein, wenn man etwas von der modernen Terminologie absieht. Danke!
Han Kle, du sprichst eine Reihe von Punkten an die wichtig sind und die mich auch beschäftigen.
Eine Sache ist der buddhistische Kanon und der historische Buddha. Ich glaube man muss sich klar machen, was eine „historische Person“ sein soll. Von Luther z.B. können wir mit Sicherheit annehmen, daß eine Person existierte die diesen Namen trug und Dinge dachte und tat, die auf die Geschichte der christliche Kirche sehr starke Auswirkungen hatte. Es gibt Dokumente aus denen sich das alles eindeutig ableiten lässt. Als Person hat er existiert.
Ein bisschen schwieriger wird es schon, wenn wir seine Worte ansehen. Man kann den Text einer Lutherbibel mit einer anderen deutschen Übersetzung vergleichen. Sprachlich kommt da einiges sehr unterschiedlich rüber. Vermutlich wird man bei manchen Stellen, im Blindtest, nicht ausmachen können, daß sie auf dem selben Ausgangstext basieren.
Noch schwieriger wird es, wenn wir versuchen uns zu vergegenwärtigen, wie Luther lebte und wie diese Lebensumstände sich in seiner Sprache niederschlugen.
Damit hat man das Trio Zeit-Sprache-Kultur, das zu überbrücken wäre um gänzlich zu verstehen wer oder was Luther war, was er dachte und wie es zu dem kam was er tat etc. Für Luther mag das noch einigermaßen gehen. Wie aber sieht es mit dem Buddha aus?
Wir haben ebenfalls das Trio Zeit-Sprache-Kultur zu überbrücken, nur ist der Abstand ungleich größer. Im Prinzip geht es hier um eine Hermeneutik: wie kann ich das Wort des Buddha deuten? Richard Gombrich hat dazu einiges geschrieben. Neben dem Trio schildert er z.B. das Problem, das dieser Buddha seiner Ansicht nach häufig Wortspiele betrieb. Man muss ein versierter Palifachmann sein um sowas zu sehen. Was machen wir da, die wir auf deutsche oder englische Übersetzungen angewiesen sind?
Es tritt aber noch ein anderes Problem hinzu. Im Rückblick sehen wir nur den erfolgreichen Zweig des Buddhismus, der sich weiter entwickeln konnte. Wieviele Lehrauffassungen sind aber untergegangen? Kaum jemand heute kennt z.B. das Arianische Christentum das beim Konzil von Nizza 375 für häretisch erklärt wurde. Wären die Arianer erfolgreich gewesen, wäre Christus heute nicht göttlicher Natur, sondern eher ein hoch gebildeter menschlicher Lehrer.
Weiter sind, soweit ich weiss, die Dokumente die das Leben des Buddha schildern, Historisierungen, d.h. Dokumente die eher ein Heiligenleben erfinden als dokumentieren.
All das bedeutet doch immer, daß da Bedeutungen bedingt entstehen. Das ist der springende Punkt für mich.
Du schreibst: „Ähnlich wie bei Jesus ist die Tatsache der Existenz der historischen Figur aber inhaltlich nach wie vor kein Gewinn.“
Eben, über die riesige Zeitspanne ist es vielleicht egal ob da eine Person lebte oder ob diese Gestalten bedingt entstandene Fiktionen sind, die alle möglichen unsichtbar gewordenen Komponenten beinhalten. Der Punkt ist doch, daß jede Bedeutung die wir ihnen ‚entnehmen‘, unsere Deutungen sind. Das ist die schwierige Frage: wie komme ich mit mehr oder weniger wertvollen ‚alten‘ Ideen im heutigen Kontext zurecht und was entsteht daraus? Z.B. was für eine Rolle spielen meine eigenen kulturellen Prägungen bei der Deutung? Unser Buddhismus ist mehr als die meisten wahr haben wollen, von christlichen Strukturen geprägt.
Das Wort vom historischen Buddha aber verleitet viele dazu sich parallel zu dieser angeblich sicher existenten Gestalt, einer angeblich eindeutigen Deutung seiner Worte sicher zu sein. „Der Buddha sagte…“ Egal aber ob er lebte oder nicht, diese Eindeutigkeit gibt es nicht.
Wir sind uns also einig wenn du sagts „es reicht nicht, nur mit Zitaten um sich zu werfen, um etwas beliebiges zu beweisen.“
Man muss aber, denke ich, wirklich den Schritt tun und die Unsicherheit anerkennen, die uns beim Nachdenken und der Deutung begleitet. Deshalb und weil die historische Gestalt völlig unsicher ist und uns eh nur in Versuchung führt, würde ich auf die Rede vom „historischen Buddha“ und von so etwas wie „der Buddha hat gesagt“ konsequent verzichten.
In wie fern zur Deutung „trans-rationale Erfahrungen“ Erfahrungen beitragen, lasse ich offen. Sich darüber zu verständigen, was du da meinst sprengt den Rahmen hier. Das wäre evtl. Sache für einen ausführlichen Text…
Was „Karma“ angeht… Im Prinzip gilt alles gesagte über Deutung auch hier. Aber mehr noch, wozu sich auf einen Begriff verlassen der so ein weites Spektrum an Auslegungen zulässt? Wäre es nicht besser, z.B. in Anlehnung an unsere Deutung der 6 Paramitas, zu fragen, was buddhistische Ethik heute ausmachen kann und das dann in allgemein verständlichem Deutsch zu beschreiben?
Gut, das Risiko dabei ist, daß es zum Schluss keiner mehr als Buddhismus erkennt. Aber was macht das schon, es geht ja um die Ethik, nicht um den Buddhismus, oder?
Danke für die schöne und ausführliche Antwort.
Ich stimme Dir in den meisten Punkten zu, und die Vertagung der Frage, ob Meditation und transrationale Erfahrungen nötig sind, ist mir recht. Ich habe mich mittlerweile auch in die entsprechende Diskussion auf ‚Speculative Non-Buddhism‘ eingelesen. Das meiste ist dort schon (mehrfach) gesagt…
Sinngemäß läuft das, was Du sagst, darauf hinaus:
Die Frage, ob man einen historischen Buddha annimmt, ist letztlich für die eigenen Deutungen unerheblich, da diese Deutungen so weit von dem entfernt sind, was ursprünglich möglicherweise da war, dass es fast irrelevant ist.
Na ja, ganz irrelevant ist es nicht. Auf die fünf Skandhas und die Differenz zwischen personaler Wiedergeburt und dem bedingten Entstehen wäre ich selbst so nicht gekommen, da ich mir die Frage nach der Wiedergeburt erstens gar nicht gestellt hätte und weil ich zweitens diese Antwort wahrscheinlich selber auch nicht denkerisch erwischt hätte. So eine klare Antwort ist ein echter Gewinn, etwas wie eine Erfindung.
Ich finde aber die Erkenntnis von anatman so überzeugend, dass ich mich dieser — nennen wir es ruhig — Lehrmeinung angeschlossen habe.
Um die Dinge denken zu können, die wir denken, greifen wir ständig auf vorangegangene Gedanken und Begriffe aus unserer Menschheitskultur zurück. Im Zugriff auf die alten Konzepte aber formen wir diese Konzepte doch immer neu. Mit Sprache ist das ja auch nicht anders. Jedes mal, wenn ich ein Wort in einem bestimmten Kontext verwende, verändert es sich und es verändert mich und meine Gedanken ebenso.
Das ist aber kein Grund, auf Worte zu verzichten. Im Gegenteil!
Beispiel: Das Wort ‚geil‘ bedeutet ursprünglich fruchtbar, wuchsfreudig. Davon ‚vergeilen‘, das ist, wenn Pflanzen in’s Kraut schießen, unnütze Triebe produzieren, ein Überwachstum zeigen. Mittlerweile heißt ‚geil‘ etwas ganz anderes, auch wenn man den Ursprung gerade noch so erkennen kann…
Unter diesen Bedingungen verwenden wir Sprache. ‚Heilige Texte‘ müssen wir heute mit der gleichen Vorsicht und doch gleichzeitig auch auf gewisse Weise selbstverständlich verwenden, wie unsere eigene Sprache. Ein skeptischer Dauerkrampf hilft da gar nicht weiter. Wir konstruieren ihre Bedeutung stets neu. Wir können uns dessen bewusst sein und haben doch keine andere Wahl. Wir stehen immer auf den Schultern von Riesen. Das ist das Wesen von Kultur.
Diese Texte zu vergessen, hieße daher, einen Schatz an möglichen Anknüpfungspunkten zu verschwenden. Auf den Pali-Kanon (oder andere bewährte Texte) zu verzichten, wäre ein Rückschritt, ein kultureller Verlust.
Wenn Menschen gerne mit Pali-Zitaten um sich werfen, dann tun sie das wohl aus zweierlei Gründen:
Einerseits,weil sie meinen, damit wäre ihre Meinung am treffendsten ausgedrückt und andererseits hoffen sie, dass durch das Zitat aus einem ehrwürdigen Text ihre eigene Deutung als richtig erwiesen sei.
Im zweiten Punkt irren sie. Im ersten Fall würde ich dann wohl gelegentlich fragen: ‚Und was heißt das nun für Dich?‘ Sag‘ es doch mal mit Deinen eigenen Worten und wo wird diese Aussage für Dich heute wichtig?
Du behauptest, es geht letztlich um Ethik. Die Paramitas sollen realisiert werden.
Da sitzt Du meines Erachtens einem Irrtum auf.
Ethik bzw. moralische Entwicklung geht ja nur im jungen Alter so, dass Menschen ethische Regeln und Werte vorgesetzt bekommen, denen sie dann folgen. (heteronom)
Ab einem bestimmten Punkt — und ich gehe davon aus, dass alle, die dies hier lesen, diesen Punkt erreicht haben — muss die Ethik des Individuums in ihm selbst gegründet sein (autonom). Ethik braucht also entweder die Wurzel der Konvention — weil ich es immer schon so gemacht habe — oder die (tiefere) Wurzel der Haltung.
Die Haltung wiederum lässt sich durch ethische Regeln alleine nicht herstellen, sie benötigt zwingend ein entsprechendes Denken und eine entsprechende Auffassung von Welt und Mensch – auf Erkenntnis also, auch auf Mitgefühl, das zu einer reifen ethischen Persönlichkeit unbedingt dazugehört.
Der ‚Edle Achtfache Pfad‘ zeigt diesen notwendigen Zusammenhang auf schnörkellose Weise. Rechtes Denken und rechte Erkenntnis gehen dem rechten Handeln und Reden und dem rechten Lebenserwerb voraus.
(Die rechte Versenkung und Sammlung wird hier als Voraussetzung für das rechte Denken beschrieben, was ich für klug halte — ist aber eine andere Diskussion.)
Ich zitiere mal eine kleine Geschichte, die mir sehr einleuchtet:
Frage: Wie hilft Avalokiteshvara, der transzendente Bodhisattva des Mitgefühls?
Antwort: Er hilft so, wie ein Mensch handelt, der nachts im Schlaf das Kissen unter seinem Kopf zurechtrückt.
Die Ethik Avalokiteshvaras ist keine heteronome Ethik, die sich um die Einhaltung gegebener Normen kümmert. Das Handeln ist ganz selbstverständlich und ungekünstelt.
In der Bergpredigt ähnlich: Wenn Du Almosen gibst, soll die eine Hand nichts davon wissen, was die andere tut. Das gleiche Anliegen: kein Krampf, kein Stolz.
Robert Aitken nennt das den ‚Mind of Clover‘:
Der Klee nährt durch seine Wurzeln den Boden. Dadurch erfüllt er alle Paramitas auf wunderbare Weise. Diesen ‚Klee-Geist‘ sollen die Menschen entwickeln, darin sollen sie reifen, dass sie die Paramitas erfüllen, ohne daran zu denken, dass sie Paramitas erfüllen.
Die Ethik fällt reif vom Baum. Da ist keine Anstrengung, kein Sollen oder Müssen…
Darin sind wir uns aber einig, dass sich eine Haltung immer (auch) an der Ethik messen lassen muss, wobei die Tatsache nicht vergessen werden darf, dass es sich immer um Menschen handelt. Manche erwarten von gläubigen Menschen oder religiösen Lehrern Wunderdinge. Eine weitere Illusion.
Kehren wir zur Ausgangsfrage zurück, damit der Beitrag auch in diesem Thread seinen Platz einnimmt:
Was bringt die Rede vom Karma für ein Verständnis von Welt und Mensch?
Wie sieht die Ethik aus, die aus diesem Verständnis erwächst?
An welchen weiteren Werten (!) messen wir die ethische Frucht des Karma-Konzepts?
Es scheint ja so, dass den treuen Karma-Jüngern kein Werkzeug zur Verfügung steht, die Ungeheuerlichkeit ihrer Folgerungen auch nur im Ansatz zu erkennen. Dass man mit dem Strafrecht begründen muss, warum eine (religiöse) Aussage hier an ihre Grenzen gestoßen ist, ist eigentlich ein Armutszeugnis.
Es ist aber wohl auch ein Problem der angemessenen Inkulturation. Die Aussage, dass der Gefolterte an seiner eigenen Folter selbst Schuld sei, ist offenbar im asiatisch/buddhistischen Denken kein Skandal. Ich finde das nicht zuletzt interessant — auch wenn die Folgerungen in unseren Augen abscheulich sind.
Han Kle
Kennst du den Ausspruch „Wie der Schelm denkt, so ist er.“ Es ist ganz wichtig sich zu überlegen, warum man giftige Gedanken entwickelt und solche Ideen hat. Ein unschuldiger Geist wäre zu solchem nicht in der Lage.
Man kann auch seine giftigen Gedanken nicht anderen umhängen, um sie los zu werden.
So kann doch immer eine Denkweise zum Skandal werden, oder was meinst du? „Was hat er den für Absichten das er so denkt? Der muß ja einiges zu tragen haben, daß er sich mit so etwas identifiziert.“
Die Dinge über die man sich am meisten aufregt, sind doch meist bloß unliebsame Reflektionen der eigenen Persönlichkeit. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der brüllend durchs Leben schreiten „Seht nur, wie sie töten und schlachten.“ der selbst bereits damit ein Ende gemacht hat. Aber ich kenne z.B unzählige, die sich über Sexskandale und ähnliches traumatisch aufregen und selbst noch wie die Tiere leben.
Es hat schon immer einen Grund, warum Ablehnung und Aversion aufkommt und wenn es einen schlechteren gibt, dann fühlt man sich offensichtlich wieder etwas beruhigt.
Werter Hanzze,
das ist ein ganz netter Versuch in Küchenpsychologie.
Dich mag es ja vielleicht erfreuen, anderen einen Spiegel vorzuhalten, aber es ist sinnlos, es ist ja doch nur Deine klammheimliche Freude, die man darin erkennen kann.
Mit den selben Argumenten kannst Du gerne versuchen, jeden Naturschützer, jeden Freiheitskämpfer, jeden Arzt oder jede Frau, die sich für die Emanzipation einsetzt — die Beispiele wären unendlich zu vermehren — argumentativ zu untergraben.
Lass es sein! Ich bin gegen derartige Dummheiten immun. Danke _/\_
Na siehst du, Han Kle, jetzt weist du warum Buddha kein „Freiheitskämpfer“ und raunzender und jammernder „Aktivist“ war und soetwas auch nicht gelehrt hat. Er hat sich mit den Wurzeln beschäftigt und nicht im Sympthomunterdrücken seine wertvolle Zeit vergeudet. Die Beispiele für verdrehte Sichtweise sind unzählig wie es Wesen gibt, da hast du recht. „Für dich tu ich’s! Für dich ganz allein!…“ oder wie man als Leiter eines „buddhistischen“ Zentrums vielleicht sagt: „Ich selbst werde dafür sorgen, dass alle Lebewesen glücklich sind und im Besitz der Ursachen des Glücks.“
Ob dabei Freude angebracht wäre… na wenn du meinst, daß man anderen Freude am Leiden anderer zusprechen sollte, dann ist das so. Aber auch über den Gedankengang und warum man den hat, könnte man nachdenken, wenn man wollte.
Ja, danke, ich glaube ich hatte den Punkt schon beim ersten mal…
Johann, nur schnell zwischendurch bevor ich mein Zeugs weiter mache: Weitere off-topics von dir landen wieder im Papierkorb. Spar’s dir also.
Han Kle, zu deinem Kommentar weiter oben
Ich denke wir haben eine Basis auf der man sich unterhalten kann, daß ist schon mal nicht wenig.
Wir können uns darauf einigen, daß es wurst ist ob es einen historischen Buddha gab oder nicht, oder? Interessant wäre da dann evtl. die Frage zu welchen Implikationen diese Befreiung von diesem Dogma führt? Was passiert z.B. mit jemandem, der einen affektive, emotionale Bindung an ein solches Idealbild aufgebaut hat, und sich dann von dieser Fixierung löst?
Was ich nicht zusammen mit dem historischen Buddha relativieren will ist, daß es wichtige Begriffsbildungen gab – bedingtes Entstehen z.B. Oder daß es, für diese Zeit, enorme Einblicke in die Funktionsweise des Menschen gab – Skandhas. Das was ich will, ist, daß wir uns über die hermeneutischen Probleme klaren werden, mit denen wir es zu tun haben wenn wir uns mit diesen Begriffen beschäftigen. Aber ich würde auch sagen, man muss diesen Probleme gar nicht im einzelnen durch buchstabieren. Man muss sich nur darüber im klaren sein, daß man ein kreatives Experiment startet wenn man sich mit Buddhismus befasst.
Das wird vor allem dann spannend, wenn man sich von der emotionalen Fixierung an das Historisch wahre löst.
Vor diesem Hintergrund stimme ich dir voll zu wenn du sagts: Ich finde aber die Erkenntnis von anatman so überzeugend, dass ich mich dieser — nennen wir es ruhig — Lehrmeinung angeschlossen habe. …aber nur vor diesem Hintergrund.
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Was die Ethik angeht. Meine Frage war ja, ob es nicht besser wäre, z.B. in Anlehnung an unsere Deutung der 6 Paramitas, zu fragen, was buddhistische Ethik heute ausmachen könnte?
Du sagst, ich behauptete, es gehe letztlich um Ethik. Die Paramitas sollten realisiert werden.
Ich sitze da deines Erachtens einem Irrtum auf.
Meine Auffassung von Buddhismus ist ausschließlich ethisch: Was soll ich tun? Was kann ich tun? Was ist dieses Ich? Wie kommt es zustande? Was sind also die Bedingungen meines Handelns usw.? Damit stelle ich mich natürlich weit ausserhalb eines Buddhismus als Innerlichkeitskult und als Rückzug ins Private.
Aber meine Bitte ist ja erstmal nur, die 6 Paramitas anzusehen – und sich von der Fixierung zu befreien, daß es da eine historisch wahre Bedeutung gibt. Was bedeutet z.B. Freigibigkeit heute wenn man wirklich über den eigenen Tellerrand blickt. Politisch gesehen, als Kollektiv, sind wir das glatte Gegenteil. Wir leben auf Kosten der Zukunft und zukünftiger Generationen und sowieso jetzt schon auf Kosten der Mehrheit der Menschheit. Wie kann ein Buddhist da wegschauen ohne sich zu empören. Dazu kommen die Fragen: was heisst dukkha und was heisst bodhi? Irgend was läuft hier total Scheisse und aufwachen ist, wenn ich das merke. Aber was dann tun? Der historische Buddha beantwortet diese Frage nicht.
Du sagst richtig, daß offen ist woher diese ethische Haltung genau kommen soll? Ich hatte hier diese Diskussion auch schon mit dooyen. Muss ich evtl. nochmal durchsehen, was da gesagt wurde => Denken, nicht meditiern. Mir ist es letztlich nicht klar woher die ethischen Richtlinien kommen sollen. Bei deiner Antwort scheint mir da auch viel offen zu bleiben.
Frage: Wie hilft Avalokiteshvara, der transzendente Bodhisattva des Mitgefühls?
Antwort: Er hilft so, wie ein Mensch handelt, der nachts im Schlaf das Kissen unter seinem Kopf zurechtrückt.
Bei diesem Beispiel kommt, oberflächlich betrachtet, wieder die Intuition ins Spiel. Oder anders gesagt, eine geheimnisvolle Quelle aus der die Einsicht in richtiges Handeln entstehen soll.
Die Ethik fällt reif vom Baum.
Daran glaube ich nicht. Zumindest dann nicht, wenn nicht vorher Bedingtheit und die kollektive Prozesshaftigkeit des Ichs völlig klar wurden. Aber selbst dann bleibt es offen: Was ist zu tun? Heute? In einer Situation die ohne Beispiel ist.
Aber vielleicht meinst du mit „da ist kein Sollen und kein Müssen“ etwas anderes als das was ich verstehe.
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Was bringt die Rede vom Karma für ein Verständnis von Welt und Mensch?
bel im Buddhaland hat angemerkt (Punkt 3), daß es bezüglich Karma nicht darum geht zu fragen warum etwas so ist wie es ist, sondern darum zu fragen, was kann/soll ich jetzt tun damit sich die Reproduktion einer schlecht laufenden Welt mit weniger Wahrscheinlichkeit fortsetzt?
Da treffen sich doch die beiden Begriffe – Karma und Ethik/Paramita. Und wir bleiben bei der Frage, was soll ich tun?
Hat sich der Buddha etwa in Kant reinkarniert?
Nun, das tibetische Forum hat wohl beschlossen das Thema nicht mehr aufkochen zu lassen – zumindest wurde mein neuester Kommentar gelöscht.
Joachim, was hattest du geschrieben?
Nun, ich wollte noch einmal auf die Wichtigkeit dieser Diskussion hinweisen, nachdem Stimmen laut wurden, doch einfach alles zu löschen, was mit „Karma & Holocaust“ zusammenhängt, um wieder zur ursprünglichen Karma-Diskussion zurück kehren zu können.
Nachdem Turaga geschrieben hat, dass es fundamentalistische Karma-Kritiker seien, die diese (falsche) Diskussion eingebracht hätten, wollte ich verdeutlichen, dass es eben Menschen (wie Turaga) gibt, die zu einer pathologischen Karma-Interpretation neigen und dass diese Diskussion dazu führen kann, dass jeder einmal in sich geht und schaut, inwieweit er selbst diesem pathologischen Glauben anhängt. Nun ja…
Also die alte Geschichte: totschweigen oder gleich den Überbringer der schlechten Nachricht umbringen usw. Unterirdisches Niveau dort. Und dieser Turaga=Olaf Jurkat: eine ganz merkwürdige Nummer. Möchte mal wissen was der unter Yoga in Paraguay versteht. Würde mich nicht erstaunen, wenn der sich als jemand mit stramm rechter Gesinnung entpuppen würde.
Danke für die Information.
Matthias,
Du schreibst, dass Du nicht daran glaubst, dass die Ethik aus der Erkenntnis heraus erwächst.
Gerade aber die Sechs Paramitas, die Du in den Mittelpunkt stellen möchtest, geben doch genau diesen Zusammenhang zwischen Erkenntnis und Ethik wieder:
Dana – Freigiebigkeit
Shila – ethische Richtlinien (traditionell fünf an der Zahl)
Kshanti – Geduld
Virya – kraftvolles Bemühen
Dhyana – Sammlung
Prajna – Weisheit
Die Paramitas sind – wie der Edle Achtfache Pfad – kreisförmig angelegt.
Dabei unterstützt das angemessene ethische Verhalten die Übung von Dhyana, welche die Entwicklung von Weisheit ermöglicht, die wiederum ein vertieftes Verständnis des Dharma darstellt, der sich auch in den mehr ethischen Paramitas realisiert.
Dana – um beim ersten zu bleiben, ist ja kein Imperativ! Diesen Irrtum, es sei ein Imperativ muss man ausräumen. Das ist für mich von zentraler Bedeutung. Es ist ein Indikativ und es beschreibt, wie die Welt ist:
Alles Leben ist unvermeidbar Geben und Nehmen. Das Leben in Samsara, also in Formen, die kommen und gehen, ist ein Hereinfließen und ein Herausfließen und keiner kann daran etwas grundlegend ändern.
Du schreibst: Da geht heute etwas ganz grundlegend schief.
Da stimme ich Dir voll und ganz zu, Ja, wir konsumieren Menschenleben, um billige Bikini-Oberteile kaufen zu können.
Unser momentanes Wirtschaften beruht auf einem ganz grundlegenden Irrtum, den schon Marx erkannt hat. Ein hartnäckiger Irrtum. Und tatsächlich, auch da stimme ich Dir zu, kann man kaum bei Verstand sein, wenn man das heute sieht und das alles für normal hält oder diesen unregulierten Raubzug auch noch fördern will.
Da muss man sicher im politischen Bereich die Stimme erheben, man muss, soweit das möglich ist, das Bewusstsein dafür fördern, was tatsächlich geschieht. Das ist notwendig und es gibt Bewegungen, die wachsen. Ich bin vor nicht sehr langer Zeit selber an den Folgen und Auswüchsen der Globalisierung schier verzweifelt, aber die Verzweiflung muss weiter führen zu energischer Aktivität — allerdings ohne Selbstüberschätzung.
Wenn man aber nun fragt, wie ethisches Verhalten in der Gesellschaft wachsen kann, dann bleibt entweder eine Diktatur, die ethisches Verhalten befiehlt (so, wie die Diktatur der Wirtschaft jetzt unethisches Verhalten diktiert, und keiner kann entkommen) oder man setzt — wie die Träumer schon immer — auf Aufklärung, also letztlich auf intellektuelle und seelische Bildung, die den Menschen dazu bringt, ganz aus sich heraus zu versuchen, ethisch zu handeln.
Alles Nachdenken über Ethik führt mich zu dem Ergebnis, dass heteronome Ethik nur ein Erziehungsmittel sein kann, aus dem früher oder später eine autonome Ethik erwachsen muss. Sonst bleibt es Dressur und Zwang und Gehorsam aus Angst vor Repressalien. Diesen Weg möchte ich auf Dauer nicht gehen müssen.
Dana – Freigiebigkeit – üben viele Menschen. Und viele Menschen erkennen, dass dies der eigentliche Wert des Lebens in Gemeinschaft ist.
Vielleicht lohnt es sich, darauf hinzuweisen, dass gerade die Freigebigkeit das ursprüngliche System ist, wie unsere Welt funktioniert:
Alle Wesen üben Dana: Die Sonne gibt ihre Kraft dem Klee. Der Klee gibt seine Kraft der Kuh, die Kuh gibt ihre Kraft dem Kalb, das Kalb gibt seine Kraft dem Raubtier und den Krähen, die die Reste fressen. Der Klee gibt auch seine Kraft dem Erdboden und den Kleinstlebewesen.
Sie alle realisieren den Dharma, der ja nichts anderes ist, als der Zusammenhalt aller Dinge, ihre gegenseitige Durchdringung und der ganze Lebenszusammenhang.
Alle Lebewesen über Dana ganz ohne Anstrengung. Nur wir Menschen können und gegen Dana stemmen — und wir stemmen uns dagegen, wenn wir uns für etwas besonderes halten… Wir können uns auch dafür entscheiden, ganz bewusst und gezielt, aber wir können uns auch dem Dana überlassen und mit dem Dana mit schwimmen, wie eine kräftige Forelle im Bach. Ohne Krampf dagegen und ohne Krampf dafür können wir einfach teilnehmen am Geben und Nehmen.
Ich leugne nicht, dass es Entscheidungen gibt, die nicht so einfach sind. Ich leugne nicht, dass wir in unserem System gerade jetzt tief verstrickt sind in ganz ungute Verflechtungen, die wir aber auch zum Guten nützen können.
Wir wissen, dass wir mit den tausend toten Näherinnen und Nähern in Bangladesh verbunden sind. Wir erkennen die Verflechtung, die diese Katastrophe ausgelöst hat – es ist ja schließlich unsere eigene Gier, unser eigenes Wachstum, das uns alle zu immer höheren Umsätzen und zu Wachstum zwingt.
Ich habe – ähnlich wie Joachim – das Gefühl, dass dies heute immer mehr Menschen bewusst wird. Daran können auch Buddhisten mitwirken, da die buddhistische Weisheit vieles davon aufdecken kann, was heute schädlich ist.
Ethik ist absolut notwendig, aber ich betone: Ethik muss letztlich autonom begründet sein. Letztlich ist die buddhistische Ethik nichts weniger als ein einfacher Ausdruck des Dharma.
Nicht des transzendenten Buddha-Hokuspokus-Dharma, sondern des Dharma, der sich um uns herum ohne Unterbrechung entfaltet. Wir müssen nur hinschauen.
In Fragen des Karma empfehle ich zunaechst das Besinnen auf gegenseitige Abhaengigkeiten. Fuer den Einzelnen ist es moeglich, auf bestimmte Dinge und Geschehnisse Einfluss zu nehmen, auf andere nicht. Ich behaupte, dass man seine Einflussmoeglichkeiten bewusst wie unbewusst erhoeht, wenn man auf die rechte Weise uebt (d.h. in erster Linie, sich nicht an Erscheinungen und Geschehnisse zu binden, und in diesem Paradox erschliesst sich jenes Einflusspotential).
Eine „Verbindung“, etwa zu toten Naeherinnen in Bangladesh, besteht jedoch nur, wenn man sich diese einbildet. (Beispiel: Unsere „Gier“ reicht nicht aus, um die Fabrik entstehen zu lassen, es ist auch Verantwortungslosigkeit des Besitzers und Einfalt der Arbeiterinnen usf. noetig.) De facto wird niemand zur Verantwortung gezogen, der ein Kleidungsstueck hierzulande traegt, das von den Toten angefertigt wurde. Und jemand, der ueber den Zusammenhang, jene „Verbindung“, nichts weiss, kann auch nicht von Gewissensbissen geplagt werden. Es geht also auch bei jenen gegenseitigen Abhaengigkeiten, Beeinflussungen, Verflechtungen darum zu erkennen, dass sie nur in Gedanken (im „Wissen“) eine Bedeutung erlangen, aber letztlich substantiell leer sind. Dies ist die praktische Seite des Buddhismus, die den Umgang mit derartigen Phaenomenen lehrt: Auch das Karma ist nur da, wenn man daran glaubt.
Es ist deshalb auch nicht angebracht, Verantwortungsgefuehl als Buddhist an Karma-Konstrukte zu binden. Es geht darum in die eigene Gefuehlswelt so vorzudringen, dass sich rechtes Verhalten von selbst offenbart. Den meisten Menschen ist dies moeglich, wenn sie ihren Instinkten sich annaehern, nicht, wenn sie sich den Kopf zermartern (was nach meiner Erfahrung sowieso weniger Menschen gelingt als ersteres). Was mir hier in diesem Blog manchmal zugrunde zu liegen scheint ist der Glaube, dass wir durch das Wissen (z.B. um die Zustaende in Textilfabriken) erst unser Handeln ethisch abstimmen koennen. Das ist teils richtig, macht aber aufgrund der Tatsache, dass wir nicht alle Zusammenhaenge etwa der Produktionsketten unserer Alltagsgegenstaende durchschauen koennen (wie wurde z.B. der Rechner hergestellt, an dem ich jetzt im Internetcafe sitze?), demnach rechtes Verhalten unmoeglich. Damit muessen wir uns abfinden, wir sind nicht dafuer gemacht, diesem Irrtum unterlag schon der Palikanon. Wir schaden notgedrungen, angetrieben durch unseren Lebensinstinkt, staendig anderen. Daran aendert auch nichts, gute Absichten zu haben.
Fuer die Ethik ist es hinreichend, den Zweifel und das Nichtwissen zum Massstab zu machen: Da wir nicht um Wirkungen unserer Taten in die Zukunft bzw. eine etwaige „eigene“ Zukunft (nachtodlich) wissen koennen, ist der Versuch, Gerechtigkeit zu schaffen, in diesem einen Leben anzustreben. Darum sind Verbrecher nach Moeglichkeit auch in diesem Leben zu bestrafen und alle Spekulationen ueber deren spaetere Leiden muessig.
dooyen und Han Klee
Der Ausgangspunkt für die Glosse #04 war die Dummheit eines Karmabegriffs der heute durchaus Allgemeingut ist. Eine Dummheit die ihre Herkunft auch in den Überbringern der Frohen Botschaft aus dem Osten hat.
Die Diskussion scheint mir aber in typische buddhistische Begrifflichkeiten abzugleiten die unverständlich (zu allgemein) bleiben oder die so banal und selbstverständlich sind, daß wir sie nicht noch extra erwähnen müssen.
Dooyen. Wir hatten die ganze Diskussion schon einmal und ich bin nicht geneigt sie noch einmal aufzuwärmen. Besonders Aussagen wie diese hier interessieren mich nicht: „Es geht darum in die eigene Gefuehlswelt so vorzudringen, dass sich rechtes Verhalten von selbst offenbart.“ Und Aussagen wie Verbrecher seien nach Moeglichkeit in diesem Leben zu bestrafen, sind selbstverständlich. Wozu das überhaupt noch erwähnen? Mir fällt dazu nur ein, daß es ja immerhin ein Lichtblick ist wenn auch X-Buddhisten irgendwann zu Erkenntnissen kommen, die der Rest der Gesellschaft schon lange verwirklicht hat.
Han Kle. Die so genannten Paramitas können ein Beispiel dafür sein, daß es im Buddhismus wie in allen anderen Kulturen versucht wurde, Spielregeln aufzustellen und Erziehungstechniken zu formalisieren, die das menschliche Zusammenleben regeln. Dein Ansatz ist, daß du letztlich auf eine autonome Ethik hinaus willst und eine heteronome, von aussen gegebene Ethik als unvollständig ablehnst. Was ich nicht verstehe in deiner Argumentation ist, wie diese autonome Ethik tatsächlich entstehen soll. Ich sehe nicht recht, wie es anders als bei dooyen zugehen soll, daß sich nämlich rechtes Verhalten irgend wann von selbst offenbart.
Deine Argumentation läuft ebenfalls, so scheint mir, auf einen Ursprungsgedanken hinaus: „Vielleicht lohnt es sich, darauf hinzuweisen, dass gerade die Freigebigkeit das ursprüngliche System ist, wie unsere Welt funktioniert.“ Von da aus kommst du zum Dharma, der wiederum der Zusammenhalt aller Dinge sei, bzw. ihre gegenseitige Durchdringung und der ganze Lebenszusammenhang. Zum Schluss sagts du, man müsse nur hinschauen, um das zu sehen.
Mit dieser Argumentation bist du aber doch wieder in der Transzendenzfalle. Du behauptest etwas Natürliches, daß wir dadurch erkennen könnten, indem wir einfach nur hinsehen. Wer sagt dir jedoch, daß diese „einfach nur hinsehen“ und die daraus entstehende vermeintliche Erkenntnis nicht auch durch Strukturen bestimmt ist, die dir aber entgehen? Das betrifft Kants Frage nach den Bedingungen der Erkenntnis – die heute durch viele weitere Erkenntnisse über diese Bedingungen differenziert ist.
Das betrifft letztlich auch den Buddhismus, der diese Frage auch stellte. Nur müssen dessen Ansichten hierzu dringend upgedated werden. Daß er das nicht tut, verdanken wir der Auffassung, daß Buddhismus an sich ausreichend für Erkenntnis sei (im Spekulativen Non-Buddhismus wird das als „principle of sufficient Buddhism“ bezeichnet; vgl. => hier S. 18)
Vielleicht ist die Alternative zwischen heteronom und autonom ein unnötige Einschränkung. Wir sind als Menschen bewusstseinsmässig nie autonom. Unser Bewusstsein ist ein – bedingte entstehender – kollektiver Prozess. Es wäre also eher notwendig die Bedingungen dieses heteronomen Prozesses zu verstehen und schließlich zu verstehen, wie überhaupt etwas Neues in diesen eingeführt werden kann (vgl. dazu => hier).
Was das Beispiel mit den Bikinis aus Bangladesch angeht: man kann handeln (Karma = Handlung). Es gibt ökonomische Zusammenhänge, die man sich verdeutlichen kann. Das ist heute alles sehr einfach. Man kann sich informieren.
In dieser Hinsicht ist dooyens Ansicht nur wieder mächtig viel Gerede um nichts:
Es geht also auch bei jenen gegenseitigen Abhaengigkeiten, Beeinflussungen, Verflechtungen darum zu erkennen, dass sie nur in Gedanken (im “Wissen”) eine Bedeutung erlangen, aber letztlich substantiell leer sind. Dies ist die praktische Seite des Buddhismus, […].
Praktisch ist etwas ganz anderes. Man kann handeln statt meditiern.
Mario vom Forum des Tibetischen Zentrums hat den heiklen Beitrag auf den im Text der Glosse #04 verwiesen wurde in entschärfter Fassung wieder geöffnet:
Auf Wunsch einiger Teilnehmer die an einer ernsthaften Diskussion dieses Themas interessiert sind, habe ich die Diskussion wieder geöffnet.
Aus der ursprünglichen Version sind alle Passagen entfernt worden, die persönliche Angriffe (in welcher Form auch immer) auf andere Personen, unsachliche Diskussionsbeiträge (am Thema vorbei) oder unsachliche Unterstellungen Dritten gegenüber enthalten.
Ich hoffe damit dem Wunsch einiger Teilnehmer gerecht zu werden.
Liebe Grüße
Mario
11.5.2013
Matthias,
Du hast natürlich Recht mit Deinen Feststellungen zu meiner ‚Position‘, aber die Entwicklungspsychologie sagt uns nun mal nichts anderes, als dass sich eine eigenständige Ethik zusammen mit dem Mitgefühl entwickelt, wenn die Zeit des Nach-Machens langsam zu Ende geht.
Wenn das Mitgefühl in einem Menschen verkümmert ist, ist sehr häufig auch sein ethisches Verhalten unsicher.
Das Mitgefühl ist also scheinbar ein ‚offener Kanal‘ auf dem die Außenwelt in das jeweilige individuelle Moral-System eindringen kann, um ethische Entscheidungen zu prägen.
Die Unterstellung (auch nicht völlig unbegründet) ist nun, dass Meditation und viele Lehren des Buddhismus das Mitgefühl stärken.
Es gibt aber auch Konzepte, die das Mitgefühl absolut schwächen, wie dieser platte Karma-Begriff, der sich offensichtlich breit durchgesetzt hat und der zu einer art ethischer Kaltschnäuzigkeit führt, die das Leiden der anderen als selbstverschuldet abschmettert. Was geht’s mich an, das ist doch deren Karma…
Wenn Du den Buddhismus primär als ethisches Phänomen betrachten möchtest, musst Du vielleicht mal selbst beschreiben, wie der Mensch — mit oder ohne buddhistische Praxis und Lehre — zu einer den heutigen Umständen angemesseneren Ethik kommen soll. Ich habe versucht zu erklären, dass die Erkenntnis des ‚Dharma‘ — so, wie ich ihn verstehe — zu mehr Einfühlungsvermögen führt.
Du arbeitest am (transzendenten) Dharma-Begriff – und das verstehe ich gut, wenn man den Dharma als geheimnisvollen Strippenzieher fast schon personifiziert.
Für mein Verständnis ist der Dharma nichts geheimnisvolles. Die Schnecke frisst die Asterntriebe, der Igel frisst die Schnecken, die Zecke saugt am Igel und der Mond kreist um die Erde… da ist kein Geheimnis, keine transzendente Person oder Macht, sondern nur dauerndes Kommen und Gehen. Lauter offene Systeme.
Wenn das Telefon läutet gehe ich dran … oder auch nicht — Dharma.
Die Erkenntnis, dass der Heißwasserbereiter verkalkt, wenn ich ungefiltertes Wasser verwende, führt möglicherweise zu einem anderen Verhalten beim Befüllen desselben.
Für mich ist der Buddhismus kein ethisches Ding. Die Ethik ist für mich im Buddhismus erst sekundär, auch wenn in unserer Situation die ethische Frage drängend ist.
Der Buddhismus ist nach meinem Verständnis zunächst eine (sehr präzise) Erkenntnistheorie. Die Erkenntnis, also der Prozess der Wahrnehmung und Verarbeitung zu Gedanken wird aber dort nicht theoretisch durchdacht, sondern schlicht beobachtet. Aus diesen Beobachtungen folgen dann allerhand sehr tiefsinnige Einsichten (z.B. die 5 Skandhas), die dann wiederum dazu führen, dass der Mensch beginnt, die Welt Stück für Stück weniger stereotyp wahrzunehmen.
Die Wahrnehmung wird freier.
Dass man die Dinge sehen könnte ‚wie sie sind‘, davon sind wir weit entfernt, aber die gedanklichen und konzeptionellen Filter, durch die wir gewohnt sind, alles zu betrachten, werden doch deutlich geschwächt bzw. sie werden sichtbar und bleiben nicht transparent und dadurch unsichtbar.
Darin geht die buddhistische Tradition weit über Kant hinaus, der bei der denkerischen Feststellung der Filter geblieben ist, aber keine Praxis gefunden hat, diese Filter zu beobachten geschweige denn zu bearbeiten.
DIE ethische Frage heute scheint mir nicht so sehr zu sein, was ich tue, sondern WIE ich in die Welt schaue.
Bei dieser Fragestellung kann — meiner Meinung nach — der Buddhismus eine Menge beitragen. Er ‚reicht‘ nicht, aber er ist ein wunderbares Hilfsmittel.
Dass man dazu die folkloristischen Verkrustungen da und dort abklopfen und die ideologischen heiligen Kühe wo nötig schlachten muss, ist einsichtig.
Gleichzeitig ist darauf zu achten, dass die Verkrustungen und Kühe ja auch ihren Sinn hatten/haben und in ihrem Rahmen im Recht bleiben können! Dies ist bei einer Hermeneutik der Religionen immer zu beachten. Die ‚hermeneutische Billigkeit‘ (principle of charity) ist ein wichtiger Leitsatz für mich geworden, en ich in solchen Bilderstürmer-Diskussionen zu oft vermisse.
Eine Leitfrage: Inwiefern könnte der andere nicht doch recht haben. Und welchen Sinn ergibt das Gesagte, das tradierte im jeweiligen Kontext.
Da macht man dann erstaunliche Entdeckungen…
Es ist also entweder „unverstaendlich“ oder eine Platituede …
Lieber Matthias, ich hatte schon erwaehnt, dass es gar nicht so selbstverstaendlich fuer Buddhisten wie Nichtbuddhisten ist, Verbrecher noch in diesem Leben zu bestrafen, wie man an dem Khmer Rouge Tribunal in einem buddhistischen Land wie Kambodscha sieht oder daran, dass Henry Kissinger sich Spiele von Greuther Fuerth in deren Stadion ansehen kann, ohne fuer von ihm zu verantwortende Greueltaten in Kambodscha, Laos, Suedamerika und Indonesien zur Verantwortung gezogen zu werden. Was fuer Dich selbstverstaendlich ist, ist es nicht unbedingt fuer andere. Und du kannst eben nur begrenzt handeln, wenn andere, die mehr Macht haben als Du, Dich daran hindern (also etwa eine Ueberstellung von Kissinger nach Den Haag verweigern).
Rechtes Verhalten – kuerzlich las ich, dass in einem Dogen-Zen-Kloster jede Speise vollstaendig zu vertilgen sei (einer Schuelerin war, weil sie nicht das Zeichen fuer Stopp kannte, immer mehr in ihre Schale gemacht worden und alle anderen mussten dann warten, bis sie diese geleert und sich ueberfressen hatte). Mir kam spontan der Gedanke, dass ich ohne diese Regel zu akzeptieren meinen Teller ueblicherweise leerkratze. Das ist bei mir auch der Respekt vor den Hungrigen, mit denen ich gegessen habe. Jedoch wuerde ich es nicht uebertreiben, nur weil es diese Erinnerung gibt. Man braucht keine Regeln fuer rechtes Verhalten, aber achtsame Beobachtung, Erfahrung und Einsicht vor allem in das eigene Wesen, also auch das Unbewusste.
Wenn Du meinst, ohne Deine Gefuehlswelt schonungslos auszuloten (also an Dein Unterbewusstes ranzugehen) ein angemessenes, der Menscheit dienliches Verhalten zu entwickeln, dann viel Glueck dabei! Das waere dann im Uebrigen gar nicht so weit weg von jenen „X-Buddhisten“, die glauben, man koenne ein solches Verhalten erlernen, und damit sei es getan (oder anders gesagt, es sei einem achtfachen Pfad zu folgen, dann mache man es schon richtig).
„Man kann sich informieren.“ Nein, kann „man“ nicht. Ich habe gerade einer jungen Kambodschanerin einen Computerkurs bezahlt, damit SIE es etwas eher kann als die anderen Armen in ihrer Siedlung. Der Kurs begann mit einigen Super Mario spielen, mit deren Hilfe sie die Zehnfingernutzung der Tastatur einueben sollte. „Man“ ist hier doch bestenfalls der privilegierte Westler. Eine Bangladeshi kann sich freilich z.B. ueber fehlende Fluchtwege, Feuerloescher oder Notausgaenge informieren, selbst wenn sie Analphabetin ist. Aber dieses Bewusstein, diese Achtsamkeit oder Aufmerksamkeit, muss sie auch lernen.
Natuerlich kann man handeln. Aber die Frage ist zuweilen eben auch, was man sich dabei denkt, wie das Handeln motiviert ist. Ich handle staendig und meditiere im ueblichen Sinne fast gar nicht mehr. Aber ich mache mir keine Illusionen ueber das, was ich mir in Gedanken nur zurechtfabriziere, z.B. dass mein Handeln oder Wissen etwas an dem Wesen der Dinge veraendert, so wie ich es fuer mich erkannt habe. Was meine ich damit?
Hier wurde ja schon einmal von einem anderen Kommentator bedauert, wie Du offenbar nicht fuer moeglich haeltst, dass es – ob mit oder ohne Meditation – richtungweisende erschuetternde Erfahrungen gibt, die Buddhisten als satori, kensho, Erwachen usf. bezeichnen. Hierzu fand ich eine recht klare Auflistung der Kennzeichen auf folgender Website. Ich finde diese relativ „verstaendlich“, muss allerdings einraeumen, dass ich die genannten Zustaende am eigenen Leibe erfahren habe (ohne jedoch daraus die gleichen Schluesse wie die Autorin zu ziehen). Es ist nicht noetig, sie als etwas Besonderes zu erachten oder auch nur als „Erwachen“ anzusehen, jedoch darf sich ein Leser zunaechst fragen, ob er nachvollziehen kann oder will, wovon hier die Rede ist oder nicht.
Allerdings halte ich eben das, was Deinen Schlusssatz oben ausmacht, fuer das entscheidende Kriterium: Die Folge eines solchen Erwachens ist (fuer mich und die klassischen Zenautoren, siehe etwa die Ochshirtbilder), dass nicht der Rueckzug in die Alpha- und Tetawellen der Introspektion, sondern die offene Zuwendung zu anderen im „Beta-Bereich“ zur Kernsache wird. Wer das gleiche tut, ohne sich wie weiter oben beschrieben selbst zu kennen, der baut genau die Scheisse, die ich bei so vielen „Tatmenschen“ von Hilfsorganisationen in Suedostasien kuerzlich studieren konnte, der verdirbt all sein Tun durch unaufgearbeitete innere Konflikte (wird z.B. zum Kinderschuetzer, ohne sich seine Begierden einzustehen) oder falsche Praemissen (wettert etwa gegen Kinderarbeit, ohne deren wirtschaftlichen und erzieherischen Erfolg etwa im Leben von Farmern zu kennen).
Ich denke, fuer eine solche Ansicht muss man kein Buddhist sein, die wuerde auch von einigen Psychologen geteilt.
Karma im Hamburger Gelugpa-Buddhismus und wie die Geschichte weiter geht.
„Von Pädophilen vergewaltigte Kinder Opfer ihrer eigenen Missetaten?“
Natuerlich nicht. Aber: Das ist eigentlich ein schoenes Beispiel fuer dein eigenes Karma, Matthias. Karma heisst dann, nicht aus seiner eigenen Haut zu koennen, und das ein Gedanke zum anderen und dann in die Tastatur fuehrt. Oder sagen wir eher ein Gefuehl. Das Gefuehl der Abneigung gegen Kinderschaender. Leider haelt dein Intellekt dann nicht mehr mit, denn man spricht von „Paedosexuellen“, wenn Sex mit Kindern stattfindet. Paedophile haben im Unterschied dazu haeufig gar keinen Sex, und wenn sie paedosexuell-kriminell werden, dann sind sie es seltener als die sich als nicht-paedophil ansehenden Menschen, denn die meisten Vergewaltigungen von Kindern geschehen durch diejenigen, die sich ansonsten hetero- oder homosexuell mit Erwachsenen betaetigen, naemlich im Verwandtenkreis oder in der Familie.
Wir alle lassen uns gern mal von unserer Wut hinreissen, ich bin ja selbst ein Wueterich. Das kann uns zum Anlass werden, ueber Ursache von Gefuehlen (Abneigung) fuer bestimmte Gedanken und Worte nachzusinnen.
dooyen, sind wir mal wieder bei deinem Lieblingsthema gelandet. Ich bin kein Fachmann was Kinderficker angeht. Deshalb ist mir die Unterscheidung Pädophil/Paedosexuell bisher nicht bekannt gewesen. Danke für die Aufklärung.
Was deine Erleuchtungsangeberei weiter oben angeht, die du hier zum x-ten Mal aufwärmst. Du schreibst: Hier wurde ja schon einmal von einem anderen Kommentator bedauert, wie Du offenbar nicht fuer moeglich haeltst, dass es – ob mit oder ohne Meditation – richtungweisende erschuetternde Erfahrungen gibt, die Buddhisten als satori, kensho, Erwachen usf. bezeichnen. Hierzu fand ich eine recht klare Auflistung der Kennzeichen auf folgender Website. Ich finde diese relativ “verstaendlich”, muss allerdings einraeumen, dass ich die genannten Zustaende am eigenen Leibe erfahren habe.
So what?
Du solltest genau wissen, daß dich für eine solche Angeberei jeder anständige Zenmeister verprügeln würde, daß dir hören und sehen vergeht.
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Han Kle, du schreibst: Für mich ist der Buddhismus kein ethisches Ding. Die Ethik ist für mich im Buddhismus erst sekundär, auch wenn in unserer Situation die ethische Frage drängend ist. Der Buddhismus ist nach meinem Verständnis zunächst eine (sehr präzise) Erkenntnistheorie.
Ich würde gerne in diesem Thread die Diskussion über diese Dinge dahingehend abschliessen, daß wir sagen: es geht um Karma und wie kann man den Begriff deuten? Für mich ist Karma=Handlung der einzig mögliche Begriff den ich mir machen kann – mit etliche Differenzierungen denen man aber einen extra Text widmen müsste.
Buddhismus ist sicherlich mehr als Ethik, du hast Recht. Es ist eine Philosophie die vieles, was im Westen erst viel später gefragt wurde, vorweg genommen hat. Und es ist ein Philosophie die ganz eigene Standpunkte entwickelte, die uns z.T. vielleicht immer noch klar wurden.
Ich persönlich lege sehr viel Wert auf den Begriff der Ethik. Aber es ist richtig zu sagen, um zu erkennen, welches Handeln richtig sein könnte, ist es wichtig zu wissen, welches die Bedingungen unserer Erkenntnis sind – und da sind wir bei der Erkenntnistheorie.
Karma ist Handeln
Ja, aber nicht nur.
Karma ist
• Tatabsicht
• Tat
• Tatfolge
Es ist der gesamte Zusammenhang.
Die Tatabsicht ist häufig entscheidender als die Tat selbst, da eine Tat auch Folgen hat, die sehr wohl von der Tatabsicht abhängig sind — mehr womöglich als von der tatsächlichen Handlung selbst.
Es ist ein Unterschied, ob ich die Lieblingstasse meiner Frau voller Absicht zufällig zu Boden fallen lasse oder ob sie versehentlich aus den Fingern gleitet.
An der absichtsvollen Tat kaue auch ich viel länger als an der versehentlichen Tat, obwohl die Tat selbst von außen überhaupt nicht zu unterscheiden ist.
Deswegen wird im Buddhismus — wie ich ihn kenne — die Gesinnung stärker bewertet als die Handlung. Es ist Gesinnungsethik und nicht konsequentialistische Ethik, die also auf das Ergebnis abziehlt.
Karma geschieht auch darin, dass der, der mit einer unguten Erwartung in eine Situation hinein geht, eine andere Erfahrung der selber Situation macht, als einer, der mit einer abwartenden oder offenen Haltung in die Situation geht.
Wieder ist es die Gesinnung, weniger die Tat, die in beiden Situationen nicht zu unterscheiden ist.
Wenn man die ‚drei Gifte‘ ansieht, so zielen auch diese drei Gifte auf die Gesinnung (Gier und Hass)— und dann wieder auf die Erkenntnistheorie, die hier eben schief steht (Unwissenheit).
Ich zitiere jetzt doch mal einen alten Text:
Wird die Wurzel geradewegs herausgerissen,
Drückt Buddha sein Siegel auf.
Wer BIätter sammelt und nach Ästen sucht,
Dem kann ich nicht helfen.
Ich finde, dass diese Verse es sehr klar sagen, wie der Buddhismus die Ethik einschätzt.
Wenn Dir aber so sehr viel an Ethik liegt, warum liest Du nicht mal die Schriften von Aitken Roshi dazu. Da findest Du sehr viel handfestes.
Ich empfehle ‚Mind of Clover‘ und ‚The Practice of Perfection‘.
Oder kennst Du diese Texte?
Mich verpruegelt so leicht kein Zenmeister (wer ist denn einer?) ;-) Aber diese Redewendung habe ich selbst schon benutzt … Die meisten haben frueher ganz offen von ihrer Erfahrung berichtet, wenn auch nicht selten in Gedichtform. Eine „Angeberei“ kann ja nur bestehen, wenn man so etwas ueberhaupt fuer moeglich haelt, und in diesem Zustand darf man nicht nur poebeln, sondern auch „angeben“. An der Auflistung von Ming Zhen Shakya ist m.E. interessant, dass sie mehrfach den Ausdruck „brain“ benutzt, um eine Erfahrung in ihrem Hirn zu beschreiben, und ich dachte, du suchst nach Versuchen der Konkretisierung. Also richtig: So what? Mehr ist das nicht (die Genannte, die ich in emails als sehr bodenstaendig erlebe, spricht auch von Epiphanie, was ich schlicht mit Aha-Erlebnis uebersetzen wuerde). Dann kommt das Leben „danach“, und da wird es sich zeigen (oder auch nicht). Da hilft dann auch kein Lehrer mit seinem Geplapper oder Gepruegel mehr.
Jaja, Aitken muss immer herhalten, weil man ihm keinen Skandal nachsagen konnte, nicht wahr? Am Ende wollte aber jemand aus seiner Sangha, der ihn, den Dementen, pflegte, zig Tausend Dollar pro Monat dafuer erbetteln. Das kommt davon, wenn man meint, man koenne Ethik anhand von Buchstaben lehren, so sehen dann auch die Schueler aus.
@ dooyen
Na, da kennt ja jemand die Interna aus erster Hand…
Du hast ganz offensichtlich keine Ahnung — weder von der finanziellen Situation von Aitken Roshi in seinen letzten Monaten, noch von dem, was er in seinen Überlegungen zur Ethik schreibt.
Aber Du hast Dir ein schönes klares Bild von ihm gemacht. Halte gut daran fest! ^.^
Karma ist
• Tatabsicht
• Tat
• Tatfolge
Es ist der gesamte Zusammenhang.
Zu diesem „Zusammenhang“ möchte ich noch einmal erwähnen, dass in den Ländern des ursprünglichen Buddhismus behinderte Menschen misshandelt, bespuckt und aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden, sich selbst überlassen werden. Behinderte Menschen sind in diesen Ländern „karmisch verantwortlich“ für ihr Leiden. Ihr Leiden stellt in diesen Ländern die „Tatfolge“ ihrer „Tatabsicht“ und „Tat“ dar. Für viele dieser behinderten Menschen hat das den Hungertod oder Misshandlungstod zu Folge.
Siehe dazu die Doku „Blindsight“ von Lucy Walker über die einzige Blindenschule in Tibet. Blinde Kinder werden in Tibet öffentlich bespuckt. Ein hinduistisches beispiel zeigt der Film auf Arte über die einzige Universität für Behinderte in ganz Indien des Gurus Rambhadracharya. (http://www.arte.tv/de/6576534,CmC=6576530.html).
dooyen, du sagst „Die meisten haben frueher ganz offen von ihrer Erfahrung berichtet […] und ich dachte, du suchst nach Versuchen der Konkretisierung.“
Ja es gibt diese Konkretisierungen. In Tibet gab/(gibt?) es Traditionen in denen Yogis z.B. dichteten und so über ihre Erfahrungen berichteten (Beispiel The Life of Shabkar). Beispiele aus dem Zen wirst du zuhauf kennen.
Wir hatten, glaube ich, dieses Thema auch in dem Thread Denken, nicht meditiern!. „Konkretisieren“ hiesse für mich, daß jemand einen persönlichen Ausdruck findet. Wer den Ausdruck „Satori“ oder ähnliches verwendet, wird der Halle verwiesen.
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Han Kle:
Karma ist
• Tatabsicht
• Tat
• Tatfolge
etc.
Das ist mir alles bekannt. Und niemand wird bestreiten, daß es einen Unterschied macht, ob du die Lieblingstasse deiner Frau mit Absicht oder versehentlich kaputt machst. Nur: Brauche ich Buddhismus um das zu lernen?
Der Punkt um den es in dieser Glosse geht ist, daß Karma von vielen Holzköpfen dazu genutzt wird, das Problem dem Opfer zuzuschieben. Die Forderung, sich um den Täter zu kümmern, wie es zur Tat kommt etc. und wie man den Tätern hindern kann seine Tat zu wiederholen, beinhaltet doch auch eine Motivation – natürlich. Und wir müssen dieses ganze breite Feld nicht in diesem Thread behandeln. Hier geht es um das Holzklotzkarma pseudobuddhistischer Narzissten die sich für so furchtbar erleuchtet halten, daß es zum Himmel stinkt: HerrGOtt hab Erbarmen, lass sie verstummen!
Die Frage ist auch, was das eigentlich für eine gesellschaftliche Gruppierung ist, die derartige Theorien so vollmundig zulässt? Und besonders die Frage, was es da für versteckte Motivationen gibt.
@ Matthias
Nun, zu dieser Frage kann ich dann nichts mehr beitragen.
Jede beliebige Kultur kennt den Zusammenhang aus Tat und Folge und in jeder Kultur ist die Tatabsicht als eigenständiger Wert erkannt — das ist also völlig trivial.
Eine Kultur, in der der Tat- und Folge-Zusammenhang anderweitig geklärt ist, braucht sicher keine Religion, um diesen zu betonen.
Ich hatte den Gesamtzusammenhang nur deswegen hier unnötigerweise in Erinnerung gerufen, weil mir die Konzentration auf die Tat alleine zu eng schien, um sinnvoll weiter reden zu können.
‚Es wäre nett, wenn wir alle etwas netter zueinander wären!‘ — dieser Satz gilt wohl für alle Gemeinschaften. Die Frage ist, wie dieser hübsche Satz die entsprechende Durchschlagskraft bekommen kann, um wirklich eine Gesellschaft zu prägen.
Da hier keine „Holzkopf-Karmisten“ rumhängen, ist die Diskussion nur an den Stellen interessant, an denen sie hier nicht geführt werden soll … na, dann halt ohne. Über einen Konsens zu diskutieren ist langweilig.
@ imyohorengekyo
Die beschriebenen Haltungen beruhen wohl einerseits schon auf dem Holzkopf-Karmabegriff, wie er beschrieben wurde.
Sie beruhen aber auch — unabhängig davon — darauf, wie überhaupt in diesen Gesellschaften mit Menschen umgegangen wird, die weniger ‚leistungsfähig‘ oder einfach ‚anders‘ sind.
Ich erinnere nur daran, wie in den meisten Kulturen — völlig unabhängig von deren Haupt-Religion — mit den beschriebenen Menschen umgegangen wurde. Dagegen hatte keine einzige Religion (soweit ich weiß) die richtige Medizin.
Es waren z. B. immer nur ‚Heilige‘ im Christentum, die diese systematische Ausgrenzung bewusst und provokativ überschritten haben. Im Buddhismus und Hinduismus scheint es ähnlich zu sein.
Das hat sich auch bei uns in Europa erst sehr spät nach der Aufklärung geändert. Der Verdienst einer Religion? Wohl kaum.
haben Religionen das Werkzeug, um diese menschenwürdigere Behandlung zu begründen? Ich denke ja.
Dass Menschen Worte verwenden fuer etwas, das sie seit Jahrhunderten recht aehnlich beschreiben, und das dann sogar in Woerterbuecher Eingang findet (Erwachen, Erleuchtung, satori), ist fuer mich prinzipiell weniger schlimm. Man kann ja nachfragen.
Das „bodenstaendig“ in Bezug auf Ming Zhen, die ihre „Erleuchtungs“stadien chronologisch beschrieb, nehme ich zurueck. Heute kam eine laengere email, wo sie von der spirituellen, andauernden Ekstase schrieb (sie ist 79) und so wohl meinte, meine Kritik u.a. an ihrer (falschen) Auslegung der Moralregel zur Sexualitaet zu beantworten. Epiphanie statt Sex, so las sich das. Ich weiss noch nicht, was ich daraus selbst blogmaessig machen soll, weil sie durchaus sympathisch, humorvoll und gebildet ist, aber den Kontakt habe ich nach Versuchen ihrer Belehrung eingestellt und den Link auf diesen Hsu Yun-Orden aus meinem Blog entfernt.
Anlass unseres Kontaktes war, dass der deutsche Zenmissbraucher Zernickow alias Sotetsu Yuzen alias „Dr. Sex“ sich erdreistete, in (s)einer Uebersetzung einer Hsu Yun-Biografie sein Bild abzudrucken (wohl, um Hsu Yun so gewissermassen fuer sich zu vereinnahmen) und der Orden in den USA dies vermeldete, ohne, wie sich herausstellte, von Zernickows Umgang mit seinen Schuelerinnen zu wissen.
Unfassbar, diese Leute um Ming Zhen empfehlen so zu atmen> Auf 4 zaehlen ein, dann auf 16 zaehlen Atem halten, auf 4 wieder aus. Ein Baby, mit dem man schwimmen geht, weiss das schon besser.
Han Kle, was Aitkens Ausfuehrungen zur Ethik angeht, die habe ich gelesen und die liegen in einem Buecherkarton in Deutschland (bin momentan unterwegs). Leider find ich online nicht genug, um eben mal zu zitieren. Ich persoenlich lehne jedes Manuskript ab, das aufs x-te Mal versucht, den achtfachen Pfad zu erklaeren und neuerdings die Regel gegen den Ehebruch noch in alle moeglichen Richtungen umdeutet (wobei die Psychologen schon heute wissen, dass auch Ehebruch seine guten Seiten haben kann).
Statt mir „keine Ahnung“ vorzuwerfen, koenntest du doch einfach mal Aitkens finanzielle Situation vor seinem Tod beschreiben. Inclusive aller Gebaeude, Laendereien usf., die man zunaechst mal verkaufen kann, wenn man kapiert, was ein Zenmoench ist. Versteh mich nicht falsch, ich moechte das wirklich gern wissen. Allerdings vergiss nicht, dass ich von dem ihn pflegenden Schueler und dessen Einstellung sprach, nicht davon, dass Aitken oder seine Angehoerigen evtl. nix fuer den springen liessen. Es ist natuerlich interessant zu wissen, ob ein achtsamer Zen-Lehrer fuers Alter vorsorgt oder dazu zu daemlich ist, oder wie seine Sangha das haelt.
Hier haben wir was. Wie gesagt, bei Palikennern kann man nachlesen, dass die Regel gegen sexuelles Fehlverhalten sich eindeutig auf Ehebruch bezieht. Aitken hat auf dieser Website eine andere Idee:
https://sites.google.com/site/robertaitkenroshi/home/content/precepts
„It is no good condemning promiscuity as immoral behaviour, for it is only a symptom of general immaturity. Like anybody else, the addict needs guidance to find a way to forget the self.“
Promiskuitaet ist also ein Zeichen von Unreife. Eine typisch US-zentrische Sicht. Da gibt es ganze Kulturen auf der Welt, zahlreiche Ethnien, die wuerden sich darueber kaputtlachen. Ich lache mit.
Lieber Han Kle, ich habe gerade eine Déjà-vu. Du weisst schon: Und täglich grüsst das Murmeltier.
Es ist immer der gleiche Ablauf.
1) Jemand liest einen Artikel auf diesem Blog
2) Völlig begeistert.
3) Diskussion beginnt.
4) Ich gebe mir zunächst Mühe drauf einzugehen, weil mein Gesprächspartner auch bekundete sich „eingelesen“ zu haben (was „Non-Buddhismus“ heisst).
5) Es geht ein wenig hin und her.
6) Allmählich beginnt es immer mehr um das „richtige“ Verständnis eines X-Buddhismus zu gehen (egal ob Zen, Blablabla oder was auch immer).
7) Irgendwann kommen Zitate aus irgend einem Kanon.
8) Und zu guter Letzt soll ich dann einfach mal die und die Schriften lesen, weil mir doch dieses oder jenes so wichtig sei.
Ich finde das in mehrfacher Hinsicht arrogant.
1) Hätte sich jemand wirklich eingelesen, würde sie/r verstehen, warum man nicht einfach etwas aus einem Kanon zitieren kann. Es wäre klar, daß die vermeintliche Autorität erst einmal begründet werden müsste – daß man sie nicht einfach voraussetzen kann.
2) Ich treffe über dieses Medium viele Leute. Was man dabei real-time lernt ist, wie eingenommen die Leute jeweils von ihrer x-buddhistischen Variante sind. Nach dooyen sollte ich Chan-Buddhist sein. Nach Johann Brucker Theravada. Nach deiner Variante wäre evtl. Aitken-Buddhismus angesagt. Im iBuddhismus wär’s dann Ken Wilber und seine Adlaten. Es könnte auch der Dalai Lama sein, Osho, Jesus oder sonst ein Hokuspokus. Weisst du was man alles im Brustton der Überzeugung nahegelegt bekommt?
3) Einfach mal „die Schriften von Aitken Roshi“ lesen. Dazu kann ich nur sagen a) Warum? Bitte ausführlich begründen – auch in Hinsicht auf den Non-Buddhismus; b) weisst du was ich sonst noch alles lesen sollte? Woher soll ich die Zeit nehmen und am wichtigsten: wird es mich erleuchten?
4) Was soll ich eigentlich alles abhandeln hier? Viele Leute glauben es gehe ausschließlich um sie. Dooyen kommt immer wieder mit seinen Sexgeschichten. Nebenbei soll es um Gesinnungsethik, konsequentialistische Ethik und um Karma inclusive aller Feinheiten gehen.
Sorry Han KLe, wenn ich da ein wenig ausfallend werde. Es ist ein Egoismus/Narzissmus der einem da entgegen kommt, es ist nicht zu fassen.
Das ist das was X-Buddhismus aus macht. Man ist beleidigt wenn man nicht sein Thema behandelt bekommt.
In dieser Glosse geht es um ein klares und fest umrissenes Thema: Eine saublöde Karmatheorie, die den Täter entschuldigt. Was Karma wirklich bedeutet, wissen wir alle. Jeder der halbwegs bei Verstand ist, also du, Dooyen und einige andere hier, weiss was Karma-ernst-genommen im Buddhismus bedeuten sollte. Das müssen wir uns doch nicht mehr erzählen.
Die eigentlich interessante Frage für mich ist, was das für Leute sind die so einen abstrusen Blödsinnn wie den im Text geschilderten behaupten und, noch wichtiger, welche gesellschaftlichen Kräfte sie damit vertreten oder parallelisieren. Da wird es nämlich richtig spannend. Nicht vehement gegen diese Täterentschuldigung einzuschreiten, bedeutet Opfer mit ihren Problemen allein zu lassen und – vor allem! – diejenigen gesellschaftlichen Kräfte die z.B. Sexismus, Rassismus, Ausbeutung etc. pp. ermöglichen durch Nichts-tun zu unterstützen. Das ist dann das was man WegguckerBuddhismus nennen kann: Einmal die Woche ins Zentrum den Lama hören, zweimal am Tag in Trance meditieren, sich aber aufregen wenn der Hartz-IV-Typ aus dem Kellergeschoss wieder nach Suff stinkt, weil er sonst nichts mehr hat als ’ne billige Pulle Fusel.
Als Han Kle nimm’s nicht persönlich. Komplett anataman und so, wir verstehn uns.
Und weil es gerade passt: Jayarava ist jemand der Ahnung hat, wovon er spricht. Wir die wir kein Pali, weder Sanskrit noch Tibetisch können, müssen erst gar nicht anfangen, uns um eine ‚rechtes‘ Verständnis von Karma zu bemühen. Der Abrund von Zeit–Sprache(n)–Kultur ist viel zu tief und weit als das wir ihn auch nur annähernd überbrücken könnten. Man muss Buddhismus völlig anders verstehen, als in dem Sinne daß es darum ginge irgend einen alten zerbröselnden Text zu entziffern.
Und noch was. Ich freue mich natürlich über den Zuspruch, den dieses Blog mehr und mehr erhält und das Interesse das ihm allmählich entgegen gebracht wird. Aber jeder Leser sollte bedenken, daß es hier nicht um die nächste verkaufsfördernde Buddhismusvariante geht. Es geht vielmehr um die Wurst, wie man so schön sagt – ums Ganze.
Mir ist der Thread bei tibet.de zum Karma zu lange, ausserdem stosse ich da dauernd auf aehnlichen Kram wie in allen anderen buddhistischen Foren, sei es Buddhaland, frueher das der DBU usf. Natuerlich ist eine „Karmatheorie, die den Taeter entschuldigt“, scheisse. Ganz besonders verantwortlich fuer diesen Mist ist nicht zuletzt auch Ole Nydahl mit seiner Heerschar von Anhaengern, denen du mit Sicherheit sogar bei tibet.de begegnest. Den Lehrern geht es darum, die Schueler darauf vorzubereiten, dass sie selbst schuld sind, wenn sie von ihren Lehrern auf irgendwelche Art ausgenutzt werden. Die Schueler sind unsichere Menschen, die statt ihrer Ohnmacht Kontrolle empfinden wollen, die sicher sein moechten, dass sie mit diesem Leben alles gut fuer die Zukunft einrichten und es Ordnung gibt.
Ob du Chan-Buddhist bist oder nicht, Matthias, ist mir egal. Nach der Mehrheitsdefiniton gehe ich selbst ja als keiner durch. Der Mensch neigt aber dazu, wie du weisst, sich selbst zu definieren, sich eine Identitaet vorzugaukeln. Und die Sexgeschichten verstehe ich zuweilen als Analogie, dann aber auch als Finger in der entscheidenden Wunde. Wer nicht entspannt UND gleichmuetig mit seiner Lust umgehen kann, der richtet die Skandale an, die sich doch, wie wir wissen, meist um Sex ranken. Das liegt aber auch an einer unmenschlichen Messlatte, die sich manche auferlegen. Und dann sagt mir ein Hardcore-Theravada-Interpret wie Jayarava, auf den ich glaube durch Kritikos und Bodhi aufmerksam wurde, dass ein Ikkyu nicht erleuchtet sein konnte (laut Palikanon), weil er soff und hurte. Es ist doch vollkommen klar, dass solcherlei Interpreten, die sich in Zirkelschluessen bewegen, nicht die Massstaebe fuer einen modernen Buddhismus setzen koennen. Die wollen den Menschen beschneiden und verarschen.
Äh, ja, Matthias…
Aus meiner Sicht sieht das dann so aus:
Du schreibst einen fetzigen Artikel zu einem wichtigen Thema — in einem Kontext, der umfangreich und sehr interessant ist.
Im Lauf der Diskussion erwähnst Du so nebenher Deine Implikationen — also Dein X (!) — die ich nicht alle teile. Daher dann Widerspruch bzw. der Versuch der Diskussion.
Egal wo ich ansetze – es folgt recht bald der Hinweis, dass es darum nicht geht. Es geht nur um den einen (Deinen) Punkt.
Ethik im Buddhismus scheint Dich zu interessieren, Du betonst die Ethik jedenfalls in eigentlich jeder Deiner Meldungen, und da gibt es im (westlichen) Buddhismus einige Exponenten einer ausgereiften ethischen Diskussion (für westliche Leser, dooyen, in der Tat).
Als sehr klugen und durchdachten Ansatz sehe ich dabei dann das, was Aitken geschrieben hat, sonst würde ich es nicht empfehlen. Ich habe gewagt, Dich auf einen interessanten Autor aufmerksam zu machen — wie konnte ich nur …
Es ist schrecklich arrogant von mir, der ich auch Vollzeit beschäftigt bin, Dir viel beschäftigten einen Literatur-Tipp zu geben. Meine Schuld.
Du hast Deinen Punkt gemacht und Du hast Recht (wirklich). Keiner widerspricht hier, das passt schon.
@dooyen
Es war bei Aitken Roshi ganz einfach.
Er wurde mehr und mehr pflegebedürftig und lebte länger, als er es sich leisten konnte.
Ob er dement war, bezweifle ich etwas, da er bis zuletzt an Veröffentlichungen von Büchern gearbeitet hat, aber vielleicht irre ich da. Er war auf jeden Fall nicht so dement, dass er nicht mehr mit den Dharma-Erben gearbeitet hätte.
Er brauchte Pflegekräfte, deren Gehalt westliches Niveau hatte, und er brauchte ab einem bestimmten Zeitpunkt Pflege rund um die Uhr, was die Kosten hat explodieren lassen.
Nach einiger Zeit wurde er in’s Zen-Zentrum geholt, um Kosten zu sparen, und damit Leute dort ehrenamtlich Teile der Pflege übernehmen konnten. Es ging aber nicht ohne bezahlte Kräfte.
Irgendwann war dann die finanzielle Vorsorge aufgebraucht, Aitken ist einfach nicht schnell genug gestorben. Pflege war aber nach wie vor nötig und dann wurde eben innerhalb der Diamond-Sangha um Unterstützung gebeten.
Ich denke, dass es nur angemessen ist, wenn ein Mann, der sich jahrelang sehr umfassend für seine Schülerinnen und Schüler eingesetzt hat, auch aus dieser Richtung Dana erhält, wenn es ihm finanziell nicht mehr gut geht — wofür er nichts konnte.
Über irgendwelche Unregelmäßigkeiten weiß ich nichts, kann daher weder widersprechen noch bestätigen. ich halte es jedenfalls für schwierig, ohne intime Kenntnis Gerüchte zu streuen…
Ach ja, Dooyen, Aitken war einer der ersten, der auf sexuellen Missbrauch aufmerksam gemacht hat. Sehr früh hat er erkannt, dass die Ethik im Buddhismus besser beleuchtet werden muss. Er hat es als Roshi getan, auf eine sehr präzise und klare Art und Weise.
Eine nicht kulturuebergreifende, weltumspannende Ethik wird uns nicht weiterbringen. Eine Ethik „fuer Westler“ sollte es gar nicht geben, diese Idee haben wir laengst ueberwunden, weshalb wir auch allgemein von „Menschenrechten“ sprechen. Analog koennte man eine „Menschenethik“ entwickeln, und in der waere wegen der Vielfalt der Menschen kein Platz mehr fuer Parolen gegen Promiskuitaet.
Aitkens Einstellung war wohl authentisch, weshalb er auch geradezu manisch das Shimano-Archiv beguenstigte, denn der war ja nicht zuletzt auch promisk. Ob eine solche Besessenheit recht ist? Ich bin bzgl. TTS in Frankfurt gefragt worden, und ich habe von Anfang an gesagt, man muss diese Geschichten auch wieder loslassen koennen.
„Anne inherited money“, ein Satz ueber Aitkens Frau (die 1994 starb), die es dann offenbar selbst gern spendete. Einen Sohn gab es mindestens auch. Da sollte man schon mal nachfragen. Wenn einer um Geld bittet, werde ich sofort skeptisch. Und wie gesagt, so lange Besitz da ist, kann man den erst mal verkaufen, da denke ich im Grunde wie so manches Sozialamt.
@ Dooyen
Eine nicht persönlich verantwortete und mit der eigenen Lebenswirklichkeit abgestimmte Ethik wird uns nicht voranbringen.
Wie sollte ich die gleiche Ethik haben wie eine Näherin in Indien, ein Bauer in China oder ein Professor in Südafrika? Jede Ethik muss personal verankert und getragen werden. Der Traum von einer universalen Ethik ist letztlich kolonialistisch.
Ich habe das Gefühl, man macht die Aufgebe extra groß, um um so grandioser scheitern zu können.
Über Aitken haben wir kein Urteil zu fällen.
Aus Deinem Geschrieben entnehme ich erneut, dass Du nichts genaues weißt, aber Gerüchte streust. Das ist ein bisschen widerlich.
Ich streue keine Geruechte, ich stelle Fragen. DU hast behauptet, Aitken haette nix mehr gehabt. Ich wette dagegen.
Wenn du nicht die gleiche Ethik wie eine Naeherin in Indien oder ein Bauer in China haben kannst, dann solltest du vielleicht Naeher oder Bauer werden.
Deine Demenz:
Jaja, Aitken muss immer herhalten, weil man ihm keinen Skandal nachsagen konnte, nicht wahr? Am Ende wollte aber jemand aus seiner Sangha, der ihn, den Dementen, pflegte, zig Tausend Dollar pro Monat dafuer erbetteln. Das kommt davon, wenn man meint, man koenne Ethik anhand von Buchstaben lehren, so sehen dann auch die Schueler aus.
Zunächst greifst Du Aitken an, weil man ihm nichts nachsagen konnte, und dann schüttest Du Deinen stinkenden Atem über die Sangha. Deine Ethik möchte ICH nicht haben.
Aitken, ein Pflegefall fuer 10.000 USD, steht alles hier
http://der-asso-blog.blogspot.com/2010/01/zur-rente-in-den-tempel.html
Ich gehe also davon aus, dass du Infos entweder nicht recherchieren willst (ein Grundproblem vieler Buddhisten) oder unterdruecken magst. Stattdessen wirst du lieber persoenlich.
Ein Lehrer, der nach deinen Angaben noch fit genug ist, mit seiner Sangha zusammenzutreten, und unter Demenz leidet, braucht keine 10.000 USD fuer buddhistische Pfleger.
Die Darstellung von Anne Aitken, der offenbar gut betuchten Ehefrau (was wurde aus dem Erbe, sie starb 1994?):
https://sites.google.com/site/annehopkinsaitken/
Hier noch mal eine Version über „Karma Ursache und Wirkung“ aus Google & Co.:
http://bambuswaldzen.blogspot.de/2012/02/karma-ursache-und-wirkung.html
steht alles hier
Super, danke, da steht einfach alles: Wie es zu der beträchtlichen Summe kommt, welche Pflegemaßnahmen dafür geleistet werden (müssen), wer die Pflege macht, wer sie nicht macht, wer davon profitiert und warum, alles steht da ganz detailliert.
Als Informationsquelle für Politisches verwendest Du schätzungsweise die Bildzeitung, als Info über Aitken reichen ein paar Notizen des ‚Asso-Blog‘.
Du hast mich überzeugt!
_/\_
Ja, bitte klaere uns mal auf, frag doch da mal nach, Han Kle, falls es in deiner Familie noch keinen dementen Pflegefall gab, mit dem du die Pflege eines Zenlehrers vergleichen willst. Ich bin sehr gespannt auf die Erlaeuterungen aus Aitkens Sangha.
Nein Dooyen,
das werde ich nicht.
Du hast schon alles, was Du brauchst, eine feste Meinung, einen Menschen, über den Du schlecht denken kannst, noch einen Menschen, über den Du schlecht denken kannst, Einen Ort, an dem Du Deine Gedanken veröffentlichen kannst und eine Menge keine Ahnung.
Lege glücklich und in Frieden.
PLONK
Projektionen …
Karma ist eines dieser Wörter, die wir nicht übersetzen. Seine ursprüngliche Bedeutung , Handlung, ist vollkommen ausreichend. Da die Lehren Buddhas der Rolle von Handlung sehr viel Gewicht gibt, beinhaltet das Wort karma so viele Nebenbedeutungen, kann das deutsche Wort (original: englisch – action) Handlung, nicht all sein Gepäck tragen kann. Das ist der Grund warum wir das Originalwort in unsere Sprache aufgenommen haben.
Aber wenn wir beginnen die Nebenbedeutungen, daß diese Wort, so wie sie in unserem täglichen Gebrauch angekommen ist, in sich trägt, abzuladen, finden wir heraus, daß das meiste Gepäck auf dem Reise etwas durcheinander gekommen ist. Im Verständnis der meisten Westler (original: Americans) funktioniert karma wie Schicksal, schlechtes Schicksal, in jener Weise: eine unerklärliche, unveränderbare Kraft aus der Vergangenheit, für die wir in gewisser Weise verantwortlich sind und keine Macht haben, ihr entgegen zu wirken. „Ich denke das hängt mit meinem karma zusammen“, habe ich Leute sagen gehört, wenn sie von Unglück so betroffen sind, daß sie keine Alternative sehen und resignierend die Dinge akzeptieren. Die Fehlerhaftigkeit in dieser Bemerkung, ist der Grund warum so viele von uns gegen das Prinzip des karmas rebellieren, da es wie einer dieser kaltschnäuzigen Mythenmacher klingt, die in der Lage sind, nahe zu jede Art des Leidens oder Ungerechtigkeit in einen Status Quo von: „Wenn er arm ist, dann ist es wegen seines karmas“ oder „Wenn sie vergewaltigt wird, ist es wegen ihres karmas“, bringt. Diese Art von kurzer Bemerkung, hat den Anschein aussagen zu wollen, daß sie oder er es verdient haben zu leiden und es somit nicht notwendig ist zu helfen.
Diese Missinterpretation kommt aus der Tatsache, daß mit dem buddhistischen Konzept von karma, zur selben Zeit auch nicht-buddhistische Konzepte den Westen erreicht haben und so mit etwas Gepäck der anderen belastet ist. Auch sind viele asiatische Konzepte von karma Schicksalsverbunden, doch das frühe buddhistische Konzept war dies in keiner Weise. Wenn wir tatsächlich einen genaueren Blick auf die frühe buddhistische Ideen von karma werfen, werden wir sehen, das diese sogar weniger Wichtigkeit im Bezug auf Mythen der Vergangenheit geben als es die meisten modernen Westler (orignal: Americans) tun.
Für die frühen Buddhisten war karma nicht linear aber komplex. Andere indische Schulen glaubten, daß karma einfach in einer geraden Linie operiert.
Handlungen aus der Vergangenheit beeinflussen die Gegenwart, die gegenwärtigen Handlungen beeinflussen die Zukunft. Als ein Ergebnis daraus, sahen sie sehr wenig Raum für freien Willen. Buddhisten sahen wie immer, daß karma in vielfältigen Feedbackschleifen agiert, wobei der gegenwärtige Moment von beidem, von vergangenen und gegenwärtigen Handlungen gezeichnet wird; gegenwärtige Handlungen beeinflussen nicht nur die Zukunft, sondern auch die Gegenwart. Weiters müssen gegenwärtige Handlungen nicht durch vergangene Taten bestimmt sein. Mit anderen Worten ist da freier Wille, auch wenn es etwas ist, daß von der Vergangenheit vielfach diktiert wird. Die Natur dieser Freiheit wird durch ein Bildnis, daß von den frühen Buddhisten benutzt wurde, symbolisiert: fließendes Wasser. Manchmal ist der Strom aus der Vergangenheit zu stark und es kann wenig getan werden als sicher zu beharren, aber wenn der Strom ruhig genug ist, kann der Strom in nahe zu jede Richtung geleitet werden.
So, entgegen eine resignierende Machtlosigkeit zu promoten, setzte die frühe buddhistische Auslegung von karma auf das Potenzial, daß der Geist in jedem Moment in der Lage ist zu handeln. Wer du bist und woher du kommst, ist in keiner Weise so wichtig wie die Motive des Geistes die zu gegenwärtigen Handlungen führen. Auch wenn die Vergangenheit für viele Unannehmlichkeiten, die wir im Leben sehen, verantwortlich sein mag, ist für uns Menschen die Hand die etwas getan hat kein Anhaltspunkt, sondern die Hand die jeden Moment etwas ändern kann. Wir nehmen unser Maß an dem, wie unsere Hand spielt, die wir bekommen haben. Wenn du leidest, wirst du nicht fortfahren, die ungeschickten mentalen Angewohnheiten beizubehalten, die diesen einzelnen karmischen Wiederholungseffekt immer wieder passieren lassen würde. Wenn du siehst, daß andere Personen leiden und du in der Position bist zu helfen, konzentrierst du dich nicht auf deren karmische Vergangenheit, jedoch auf deren karmische Möglichkeiten in der Gegenwart. Es kann sein, daß du dich eines Tages im selben Dilemma indem sie jetzt sind, befindest und so ist hier und jetzt deine Möglichkeit so zu agieren, wie du es von ihnen auch gerne hättest, wenn dieser Tag kommt.
Der Glaube, daß das Schicksal einer Person, nicht durch die Vergangenheit, aber durch die gegenwärtigen Handlungen, gezeichnet ist, war ein Schlag ins Gesicht der indischen Tradition des Kastenwesens und erklärte warum frühe Buddhisten so viel provokanten Spaß mit den Anmaßungen und Behauptungen der Brahmanen hatten. So wie Buddha heraus strich, ein Brahmane kann eine souveräne Person sein, jedoch nicht weil er aus einem Brahmanenbauch kommt, sondern nur wenn er mit wahrlich geschickten Absichten handelt.
Wir lesen, daß frühe Buddhisten das Kastenwesen attackierten und abseits von deren antirassistischen Begleiterscheinungen, treffen sie dennoch unsere eigene Idylle. Was wir dabei nicht erkennen ist, daß sie uns direkt ins Herz unseren eigenen Mythen über die Vergangenheit treffen: unser Besitz mit dem wir uns in Dingen wie, wer wir sind und woher wir kommen definieren, unsere Rasse, unsere ethnische Herkunft, Geschlecht, sozialökonomisch Hintergrund, sexuelle Vorzüge… alles in allem, unsere modernen Sippen. Wir verschwenden unangemessen viel Energie in das Erstellen und Erhalten von Mythen über unsere Sippen, sodaß wir stellvertretend Stolz im den guten Namen unserer Sippe aufnehmen. Selbst wenn wir Buddhisten sind, kommt die Sippe zuerst. Wir bevorzugen einen Buddhismus, der unsere Mythen honoriert.
Aus dem Standpunkt von karma, ist da altem karma aus dem wir hervorgehen, über das wir keine Kontrolle haben. Was wir „sind“ ist ein höchst nebulöses Konzept und verderblich bis ins letzte, wenn wir dieses dafür nutzen, unsere Handeln in ungeschickten Motiven, zu rechtfertigen. Der Wert einer Sippe liegt nur in den geschickten Handlungen seiner individuellen Mitglieder. Selbst wenn diese guten Leute zu unserer Sippe gehören, ist deren karma ihres und nicht das unsere. Und mit Sicherheit hat jede Sippe auch seine schlechten Mitglieder, was auch bedeutet, daß diese Mythologie der Sippen etwas sehr zerbrechliches ist. Um etwas gebrechliches an die Fahnenstange zu hängen, benötigt dies eine große Investition von Begierde, Haß und Unwissenheit, die zu mehr ungeschickten Handlungen in der Zukunft führen.
Daher sind die Lehren über karma, weit weg von einem idyllischen Relikt der Vergangenheit, eine direkte Herausforderung an den Basisantrieb und die grundlegenden Fehler in unserer Gesellschaft. Nur wenn dir unseren Besitz im Finden von Stellvertretendem Stolz in der Vergangenheit unserer Sippe aufgeben und passenden Stolz in unseren Motiven, die unseren gegenwärtigen Handlungen unterliegen, finden, können wir sagen, daß das Wort karma, in seinem buddhistischen Sinne, sein Gepäck wieder beisammen hat. Und wenn wir das Gepäck öffnen, werden wir sehen, daß es in beiderlei Hinsicht ein Geschenk ist: ein Geschenk das wir uns selbst geben und eines für andere, wenn wir unsere Mythen über wer wir sind ablegen können und stattdessen ehrlich damit sind, was wir in jedem Moment tun und zur gleichen Zeit die Anstrengung aufbringen es richtig zu tun.
Hi, meines Erachtens wird bei dieser Diskussion über Karma ein Punkt außer Acht gelassen, welcher ganz am Anfang der Erkärungen des Stufenweges zur Erleuchtung erwähnt wird: nämlich der Punkt, dass alle Unterweisungen Buddhas als persönliche Ratschläge zu sehen sind, um uns dabei zu helfen unseren(!) Geist zu verändern. Wir können Buddhas Lehre niemals benutzen, um Aussagen über andere zu machen, das funktioniert nicht. Deshalb können wir die Karma-Lehre auch nur auf uns selbst anwenden, d.h. wir tragen die Verantwortung für alles was uns heute passiert, weil wir in der Vergangenheit die Ursachen dafür gesetzt haben. Wenn in den buddhistischen Texten Geschichten von Personen erzählt werden, welches KArma bei ihnen gereift ist, dann nur um uns zu zeigen was uns passieren könnte, falls so ein Karma bei uns(!) reifen würde. Buddhas Lehre funktioniert nur wenn wir sie auf uns beziehen und niemals wenn wir es auf andere anwenden wollen. Desalb kann man die Frage der Schuld (Schuld gibt es eigentlich im Buddhismus nicht, sondern Verantwortung) anderer gar nicht mit dem Buddhismus beantworten.
[…] [Godhi] eine Frage. Wie kommst du darauf, daß es im Buddhismus Verantwortung gibt? Für was ist man den Verantwortlich? :-) Wenn man keine Verantwortung hat, ist man dann nicht Schuld?
Han Kle und dooyen, zu zwei Stickworten zwei kurze Bemerkungen.
Han Kle, allgemein gibt es eine Asymmetrie zwischen Blogger und Kommentatoren. Viele Kommentatoren empfehlen einem Blogger Dinge zu bedenken, zu tun, zu lesen, zu lassen etc. pp. Selbst wenn man es wollte, man kann all dem nicht nachkommen. Allein rein aus Zeitgründen.
Daher um Thema Leseempfehlung Aitken: Bei jeder Leseempfehlung ist es angebracht klar zu formulieren, warum man an diesem Punkt in der Diskussion jetzt dieses oder jenes lesen sollte. Warum nicht Aitkens Gedanken zur Ethik kurz beschreiben. Du kannst das sogar auf dem Blog Kritikos & Bodhi tun. Dann haben alles was davon.
dooyen, Thema Meditation und Bericht/Gespräch über entsprechende Erfahrung. Es ist richtig, daß ich ein Gespräch über solche Erfahrungen will. Ich glaube allerdings nicht (mehr), daß das in Form einer Diskussion wie hier in solchen Threads stattfinden kann. Ich denke dafür sollten andere Formen gewählt werden. Eine wäre, seine Erfahrung in radikal subjektive Worte zu kleiden, das zu veröffentlichen und keine Rücksicht darauf zu nehmen was andere davon halten. Eine andere Form wäre das offenen Gespräch, das aber persönlich ist – d.h. die Leute die das führen sind physisch present und es gibt bestimmte Gesprächsregeln die eingehalten werden.
So oder so aber: Ja, ich denke das ist ein wichtiges Thema um von einem vorformatierten Meditationsblödsinn wegzukommen.
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Grüß dich Gohdi. Du bist zu ersten Mal hier? Schau dich doch ein wenig um, um eine Geschmack dafür zu bekommen, um was es hier geht. In der Kategorie Dogma z.B.
Du sagts, wir tragen die Verantwortung für alles was uns heute passiert, weil wir in der Vergangenheit die Ursachen dafür gesetzt haben. Das ist genau die übersimplifizierte Karmatheorie die ich kritisiere.
Oder meinst du das anders als in der Glosse formuliert?: Opfer des Attentats von Boston schuld an ihrem Unglück? Immer noch unschuldig in Guantanamo, trotzdem selber schuld? NSU-Morde lediglich ausgleichende Gerechtigkeit, die Opfer ihrer gerechten Strafe zugeführt?
Hi Matthias,
eigentlich bin ich nicht so der Blog&Forums-Typ, da ich es leider nie erlebt habe, dass man zu den simpelsten Fragen eine gemeinsame Antwort gefunden hätte. Aber gestern dachte ich mir, ich geb mal meinen Senf dazu, mal schauen, vielleicht wird die Diskussion noch interessanter :-)
Zu Deiner Schuld-Frage der Opfer des Attentats, Guantanamo oder aber Folter-Opfer, Kriegstote, Hungernde, Kranke, Ertrinkende, Ausgestoßene, Versuchstiere usw.: Wir können zu den Gründen, warum ihnen das passiert keine verlässliche Aussage machen, da der Buddhismus uns nur Werkzeuge / Überlegungen an die Hand gibt, um unseren eigenen Geist zu beobachten und uns zum Positiven zu verändern. Wir können nicht in andere hineinschauen und Schlussfolgerungen ziehen, dazu ist der Buddhismus ungeeignet und Buddha wollte auch nicht, dass wir seine Lehre benutzen um über andere Urteile zu fallen oder Rückschlüsse zu ziehen, sondern er wollte, dass wir uns selbst ändern und andere bedingungslos lieben lernen.
Die Frage, warum einer anderen Person ein Unglück widerfährt ist nicht relevant. Die einzige Frage, die es zu beantworten gilt, und in der wir unsere gesamte Energie investieren müssen ist: „Wie können wir Ihnen helfen?“
Sei bitte nicht zu kritisch, meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass ich nicht das Karma habe, Sachverhalte geschickt schriftlich darzustellen. Falls Dir der Eintrag „komisch“ vorkommt, dann lösche ihn einfach.
Viele Grüße
Gohdi
Hi Johann (Hanzze),
jeder ist für seine eigenen Erlebnisse verantwortlich. Wenn dem nicht so wäre, könnten wir unsere Zukunft nicht verändern und brauchten nicht zu meditieren usw. da die Verantwortung für unsere Zukunft ja irgendwo anders läge.
Viele Grüße
Gohdi
Erlebnisverantwortung, na wenn das nicht ein neuer Blogeintrag hier wird. Da fällt mir nur „Denken, nicht meditieren!“ ein… lustige Sachen gibt’s bei euch. Mal sehen wer auf die Erlebnisverantwortung aufspringt. Na wenn das kein Knüller für den Oberbloger ist.
Ich hoff ihr habt jetzt kein unangenehmes Erlebnis :-) Holly Molly, man kann sich ja richtig in euch verlieben, wenn man das will.
Johann, jedes deiner Postings wird von mir per Hand durchgelassen oder in den Papierkorb befördert. Ich habe dies durchgelassen, weil Gohdi ein Antwort an dich gerichtet hatte. Diese Form der Kommentierung bringt nichts. Und da du es wohl auch nicht lernst, werde ich keine weiteren Kommentare von dir mehr durchlassen. Du hast ein eigenes Blog. Kommentiere dort und verlinke per Trackback. Damit wir uns richtig verstehen: Hier wird es ab jetzt nicht mehr als NULL von dir geben.
Re Literaturempfehlungen & Han Kle. Ich habe auf Kritikos & Bodhi eine Literaturliste zum Thema Karma-Skandal zusammengestellt. Sie entstand aus Empfehlungen „mal“ dieses oder jenes zu lesen, um mir ein besseres Bild zum einen oder anderen angerissenen Thema zu machen. Angaben worin die Relevanz oder welcher Bezug zum Thema besteht wurden meist nicht gemacht. Die meisten Literatur-Tipps werden mit dem knappen Hinweis „Lies doch mal x“ gemacht.
Insgesamt handelt es sich um knapp 3000 Seiten Englischer und Deutscher Literatur – wohl gemerkt ohne den 11-semestrigen Vortragszyklus, den mir Christof Spitz ans Herz legte.
Ich hoffe das macht klar, weshalb ich auf ‚Literaturtipps‘ der Art „lies doch mal“ als Ersatz guter Argumente oder prägnanter Zusammenfassungen und Hinweise in Form eigener Texte schon gerne mal etwas pampig reagiere.