Buddhismus aktuell
Ursula Richard lädt zum Dialog ein. Richard ist Chefredakteurin der Zeitschrift Buddhismus aktuell seit der Ausgabe 2/2013. In ihrem ersten Editorial schreibt sie, man wolle mit der Zeitschrift vermehrt Debatten anstoßen – unter anderem zu Fragen der „Inkulturation“ des Buddhismus. Man wolle einen Rahmen schaffen, in dem Fragen nicht durch vorschnelle Antworten begraben würden. Themenschwerpunkte seien dabei Inspirationen, die der Buddhismus für Kunst, Kultur und Gesellschaft bereithalte. Die Frage sei, wo buddhistische Sichtweisen einen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft leisteten? Und sie fragt, wie buddhistisch inspirierte Kunstformen wohl aussehen könnten?
Absolut gesehen ist damit Buddhismus aktuell nur einen kleinen Schritt weiter denn die Inhalte reichen, mit wenigen Ausnahmen, bei weitem noch nicht an das heran was man sich als gut informierter Bürger von Texten erwartet, die sich mit essentiellen Fragen der Existenz befassen. Relativ gesehen, also im Vergleich mit früheren Ausgaben der Zeitschrift (vgl. z.B. Konfickte des Buddhismus und DIE GLOSSE #01), ist der Schritt allerdings einer in die richtige Richtung.
Hier geht es jetzt aber nicht um eine inhaltliche Bewertung, sondern um die grundsätzliche Frage, welchen Rahmen die Deutsche Buddhistische Union (DBU) bereit ist Buddhismus aktuell für eine Debatte zu bieten? Eine Debatte, in der die unterschiedlichsten Meinungen und Sichtweisen ihren Platz haben sollten, wie es im erwähnten Editorial heisst.
Die DBU
Die DBU ist Herausgeberin von Buddhismus aktuell. Sie ist also, zumindest wenn man vom allgemeinen Selbstverständnis eines Herausgebers ausgeht, verantwortlich für die publizistische Leitlinie die zusammen mit der Chefredaktion umgesetzt wird. Das heisst, die DBU hat als Herausgeberin inhaltlich gesehen das letzte Wort. Die Frage wie weit der Rahmen der angekündigten Debatte ausgelegt ist, ist dabei durchaus angebracht denn bis jetzt können wir zwar inhaltlich sehen, daß es eine neue Leitlinie gibt, nicht aber welche Grenzen der Debatte gesetzt sind.
Die Frage nach diesen Grenzen stellt sich nicht von ungefähr sondern ergibt sich in Hinsicht auf jüngste Ereignisse zwingend. Der Fall Made in Dresden macht dies deutlich.
Wie man im erwähnten Editorial von Ursula Richard nachlesen kann, soll es bei der von ihr angeregten Debatte auch um Fragen der Inkulturation des Buddhismus gehen. Die Installation Made in Dresden thematisiert eine Form dieser Inkulturation. Zusätzlich ist der Rahmen dieser (und anderer) Installation(en) – A Space Called Public / Hoffentlich Öffentlich – explizit als Aufforderung zur Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Ideen und sogar gegensätzlichen Interessen ausgewiesen. Made in Dresden ist also als Aufforderung zur Debatte über einen bestimmten Aspekt der Inkulturation des Buddhismus zu verstehen. Damit handelt es sich in einer Koinzidenz um genau jene Debatte, oder einen Teil davon, die Richard versucht anzubahnen. Die DBU, als Herausgeberin von Buddhismus aktuell und der Chefredaktion übergeordnet, müsste diese Debatte eigentlich befürworten. Vor allem müsste sie eine Debatte befürworten in der alle Aspekte der fraglichen Inkulturation zur Sprache kommen können und in der verschiedene Formen diese Inkulturation zu thematisieren, auch mehr oder weniger unorthodoxe, akzeptiert werden.
Dies tut die DBU jedoch nicht. Für Han Chon ist der liegende Buddha Made in Dresden ein „überdimensionaler Souvenirartikel“ der mittlerweile zu einem Dekorationsartikel fern des spirituellen Kontextes geworden sei. Die Installation stelle damit die Frage nach Authentizität. In ihren öffentlichen Stellungnahmen beharrt die DBU ihrerseits jedoch darauf, daß es sich um ein „religiöses Symbol im Straßendreck“ handele. Mit anderen Worten, die DBU anerkennt die Intention des Künstlers nicht. Die DBU weigert sich die von Han Chon thematisierte Problematik der Inkulturation zu diskutieren und beschuldigt ihrerseits den Künstler ein religiöses Symbol geschändet zu haben.
Von einer „Debatte“ zwischen einem Künstler der Inkulturation thematisiert und einer buddhistischen Institution, die angeblich diese Inkulturation debattiert haben will, kann hier also keine Rede sein. Vielmehr handelt es sich seitens der DBU um eine klare Ansage, daß sie allein zu bestimmen gewillt ist, wie und in welcher Art das Gespräch mit ihr zu führen ist.
Vor diesem Hintergrund nun stellt sich die Frage, welchen Rahmen die DBU tatsächlich für die Debatte gewährt, die die Chefredakteurin Richard im Namen ihrer Herausgeberin anregt?
Bevor man sich also an die Arbeit macht fleissig Debattenbeiträge zu formulieren, sollte ein klare Stellungnahme der DBU darüber vorliegen, zu was diese bereit ist. Andernfalls muss man bei den zu Tage tretenden Widersprüchen, zwischen dem Ruf nach Debatte einerseits und der Wirklichkeit der sofortigen Diffamierung eines unorthodoxen Debattenbeitrags anderseits, davon ausgehen, daß ziemlich schnell Schluss ist wenn ein Beitrag der DBU nicht passt.
Die DBU müsste Richard den Freiraum garantieren, eine Debatte mit wirklich allen Interessierten zu führen die in der Lage sind substantielle Beiträge zu liefern – nicht nur mit einem angestammten Kreis größtenteils altbekannter und altgedienter Figuren.
Richard ihrerseits müsste einen kleinen aber sehr wichtigen Teil ihres Debattenaufrufes umformulieren – und sie muss sich dabei vielleicht sogar selber völlig neu orientieren. Im besagten Editorial schreibt sie, wie schon erwähnt:
Themenschwerpunkte sind Inspirationen, die der Buddhismus […] bereithält.
Die ‚Theorie‘
Daß der Buddhismus – einseitig, von sich zum Anderen – etwas bereit halte, ist eine zentrale ‚Theorie‘ des X-Buddhismus. Es ist seine zentrale affektive – narzisstische – Hybris. Diese ‚Theorie‘ jedoch ist schlicht falsch. Dieser Fehler hat verschiedene Aspekte. Einer davon wird besonders an einem Beispiel deutlich, welches Ursula Baatz in ihrem Artikel Die Suche nach einem „Buddhismus im Westen“ als Postkoloniales Projekt in Buddhismus aktuell 3/2013 gibt. Sie schildert wie es im japanischen Zen des 19. Jahrhunderts zu einer Inkulturation ‚westlicher‘ Ideen kommt (S.55). Diese Ideen kommen später in Formen eines so genanntem authentischem Zen-Buddhismus zu uns nach Europa zurück. Hier kann man in besonders frappierender Weise sehen, daß unter Umständen „die Inspirationen die der Buddhismus für uns bereit hält“, nichts sind als alter Wein in neuen Schläuchen. Unsere Inspirationen nämlich, die den Buddhismus inspiriert haben und die nun wieder uns inspirieren (sollen).
Für die von Richard angeregte Debatte heisst das, daß sie unter Umständen zu sehr unliebsamen Konsequenzen führen kann. Was ist zum Beispiel mit den so genannten authentischen Zen-Linien, die bis auf den Buddha selbst zurück geführt werden, wenn zwischendurch europäische Einflüsse zum tragen kommen? Eine der ‚Theorien‘ denen X-Buddhisten anhängen ist ja die, daß vom Buddha ein ganz besonderes Wissen kommt, das nirgendwo sonst zu haben ist. Was bleibt von dieser Originalität und der mit ihr verbundenen Stellung derjenigen die sie angeblich besitzen, wenn diese Originalität gar nicht so original ist? Was passiert in einer Debatte, in der diese angebliche Originalität sich als Irrtum herausstellt? Werden Zen-Priester die im DBU-Rat Einfluss haben – und also auch Einfluss auf Buddhismus aktuell – eine solche Diskussion zulassen? Mit allen Konsequenzen? Oder werden sie, wie im Falle von Made in Dresden, von ihrem Recht auf Einspruch gebrauch machen, das in diesem Falle ja ein Vetorecht ist, und die Debatte beenden?
Oder, ein anderes Beispiel, würde Buddhismus aktuell eine Dekonstruktion von Robert Thurmans Variante des X-Buddhismus drucken, die gerade auf English erschienen ist? (vgl. dazu Kap. Slicing in Control in Cruel Theorie | Sublime Practice.) Thurmans ‚Theorie‘ ist, daß Tibet, in den 500 Jahren vor den chinesischen Okkupation, dasjenige Land war, das dem Ideal der Erleuchtung am nächsten kam, ja, daß es geradezu das Land der Erleuchteten selbst war – Shangri-La. Würde Buddhismus aktuell eine Debatte darüber zulassen, daß Tibet im fraglichen Zeitraum, politisch gesehen, in Tat und Wahrheit ein Land der Intrige, der Korruption, des Krieges und brutalster Strafen war? Würde Buddhismus aktuell zulassen, daß damit der Mythos den Thurman vehement vertritt (oder auch Sogyal ‚Rinpoche‘ in seinem berühmten Buch), als Chimäre entlarvt wird? Was wenn Sogyals Organisation Rigpa Einspruch erhebt? Wenn sie keine Anzeigen mehr schaltet? Wenn sich einen Opposition von Shangri-La-Gläubigen bildet, die Buddhismus aktuell unter Druck setzen?
Was wenn man diese und andere lieb gewordene ‚Theorien‘ debattiert? Die vom bösen Ego etwa, das man zugunsten eines reinen, wahren Selbstes aufgeben muss? Die vom Glauben an die personale Wiedergeburt? Die vom Karma, daß diese Wiedergeburt steuert und wie ein katholisch-mittelalterliches Sündenregister gedacht wird? Die vom „historische“ Buddha? Die vom Palikanon als wahren Urbuddhismus? Die vom „reinen“ Bewusstsein? Die vom Nichtdenken in der Meditation? Die von der Achtsamkeit die alle Probleme löst? Die vom zeitlosen oder überkulturellen Dharma?
All diese ‚Theorien‘, und noch endlos viel mehr, müssten zur Debatte zugelassen werden und auf den Prüfstand kommen (können). Mit allen Konsequenzen.
X-Buddhismus
Wenn man fragt, was X-Buddhismus ist, so ist eine Antwort: Die Unfähigkeit sich solchen Debatten zu stellen! Eine Unfähigkeit, die einer bestimmten Denkstruktur geschuldet ist. Eine Denkstruktur über die hier schon mehrfach geschrieben wurde (in Was ist X-Buddhismus, in Um was es geht!, oder auch in der DIE GLOSSE #06). Sie ist nochmals ausführlicher und weiter gehender beschrieben in Speculative Non-Buddhism: X-buddhist Hallucination and Decimation von Glenn Wallis (siehe dazu ebenfalls Cruel Theorie | Sublime Practice). Der interessierte Leser wird nicht umhin kommen, sich mir diesen Texten zu befassen um ein Verständnis für die Denkstruktur zu entwickeln, die dieses Denken prägt – was heisst, sich mit einer Theorie zu befassen, die unmittelbare drastische Folgen hat: Befreiung vom Irrtum (von einem, wenigstens).
Es handelt sich tatsächlich um eine Struktur die allen X-Buddhismen gemeinsam ist. Und es geht hier (auf diesem Blog) deswegen auch nicht darum, den einen Buddhismus gegen den anderen auszuspielen. Ob Zen-, Diamantweg-, i-, säkularer- oder sonstwelcher Buddhismus: sie umkreisen alle die vibrierende Leerstelle des Buddhismus, den sie alle, jeder für sich auf seine Weise, zu beschreiben versuchen – wobei alle voraussetzen, daß es so etwas wie Buddhismus gibt. Diese Voraussetzung ist es, die alle gemeinsam haben.
Diese Gemeinsamkeit wäre es, die das ultimative Ziel der Debatte wäre. Nicht der eine wahre Buddhismus, den alle suchen. Das wäre wieder nur ein neues X. Es geht um die gemeinsame Struktur all der verschiedenen Xe die darin besteht um den Buddhismus zu kreisen, diesen dabei aber nur in der Differenz der Xe erfassen zu können. Der Zen-Buddhismus zum Beispiel der sich zwar an der Oberfläche vom Säkularen-Buddhismus unterscheidet, dies aber nicht wirklich tut, weil er, in der Tiefe, genauso wie jedes andere X, um den Buddhismus kreist. Um den Buddhismus, der letztlich eine leere Voraussetzung ist. Ein abstrakte Vorstellung. Eine Verallgemeinerung, um die herum sich Pali-, Ur-, Dzogchen-, Vipassiana-, tantrischer-, Sutra orientierter-, radikaler-, angepasster-, fernöstlicher-, westlicher-, Sogyals oder Nydahls Buddhismus, und all die anderen X-Buddhismen drehen. Sie sind alle gleich indem sie sich nur über ihre Differenzen unterhalten und sich nur über ihre gegenseitige Abgrenzung definieren können.
Was ist die Voraussetzung, um die alle diese X-Buddhismen kreisen?
Das wäre die ultimative Frage der Debatte. Man kann aber nicht erwarten, daß die DBU eine solche Frage angeht. Es wäre auch nicht wünschenswert diese Frage zu schnell zu lösen, bzw. ihre Antwort denjenigen aufzuzwingen, die schon auf weniger schwierige Fragen, wie diejenige die von Made in Dresden gestellt wird, mit Abwehr reagieren.
Man kann aber den oben gezeigten Widerspruch, zwischen dem Anspruch bei Buddhismus aktuell und dem aktuellen Verhalten der DBU, zum Anlass nehmen, von der DBU eine klare Stellungnahmen zu verlangen:
Ist die DBU bereit, eine Debatte zu führen, die unter Umständen bisher nicht hinterfragte Glaubenssätze als solche sichtbar macht? Ist die DBU also dazu bereit in Betracht zu ziehen, ob sie, oder einzelnen Mitglieder oder Mitgliedsorganisationen, möglicherweise Chimären anhängen? Ist die DBU bereit, zu fragen welche Tiefenstrukturen ihr Denken prägen bzw. einschränken – solche die eventuell dem individuellen Denken nicht oder nicht ohne weiteres zugänglich sind (zum Beispiel Thomas Metzingers „autoepistemische Geschlossenheit“, die oben angedeuteten merkwürdigen Zirkel der Inkulturation und vieles mehr)? Und ist sie bereit, die Konsequenzen zu tragen? Das heisst, ist sie bereit in Betracht zu ziehen, daß unter Umständen ihr ganzes Buddhistisches Weltbild ins wanken gerät? Mit anderen Worten:
Ist die Deutsche Buddhistische Union bereit, sich selbst in Frage zu stellen?
Wenn ja, dann könnte man tatsächlich ein Medium wie Buddhismus aktuell als Plattform für eine Debatte in Betracht ziehen. Dann würde diese Plattform sogar tatsächlich zu einem Katapult für die Entwicklung eines Buddhismus im 21. Jahrhundert werden können (wie immer der auch aussehen mag, nachdem man das X durchgestrichen hat). Wenn nein, ja, dann weiss man auch woran man ist.
„Eine der ‘Theorien’ denen X-Buddhisten anhängen ist ja die, daß vom Buddha ein ganz besonderes Wissen kommt, das nirgendwo sonst zu haben ist.“
Das wurde im Zen gewendet. Zum einen sagte sicher nicht nur ein Lehrer, der Buddha sei kein Thema, wenn man zur Einsicht gelaenge. Zum anderen ist die Buddha-Natur oder jenes „besondere Wissen“ ja gerade nichts Besonderes, da Jedem innewohnend. Freilich, das ist mal wieder Glaubenssache. Der Glaube besteht darin, in jedem Menschen das Potential zu einer tieferen Erkenntnis und Befreiung von Zwaengen zu sehen. Das ist zumindest eine moralisch vertretbare Praemisse.
Hakuin, eine der Schluesselgestalten fuer die Entwicklung des Rinzai-Zen, hat zwar diejenigen getadelt, die zu faul zum sitzenden Meditieren waren, aber deutlich betont, dass dieses unbedeutend sei, so lange man nicht rund um die Uhr bereit waere, die „Angelegenheit“ zu durchdringen, also bei allem,. was man so treibt. Diese Suche nach dem, was „Sache“ ist (und das Ablegen der Selbsttaeuschung), offenbar auch Anliegen dieses Blogs, kennt also unterschiedliche Methoden und Verklausulierungen. Im Grunde steckt dahinter der gleiche Wunsch: Sich nicht mehr verarschen zu lassen oder selbst zu verarschen.
Zur Diskussion diese Aussage von Stephen Batchelor:
U&W: Trotzdem stellt sich die Frage, warum Sie die Person Buddha für Ihren Weg brauchen?
Batchelor: Es ist eine Illusion zu glauben, man könne unabhängig von jeglicher Tradition oder Kultur sein. Ich zum Beispiel beziehe mich auf eine Art losen, säkularen Humanismus und selbst dieser hat Wurzeln in der Vergangenheit. Der bekannte Humanist Richard Dawkins bezieht sich zum Beispiel auf Albert Einstein und Sigmund Freud, diese wiederum auf die europäische Aufklärung, diese wiederum baut auf der Renaissance auf und deren Anfänge wiederum finden sich in der Antike bei Sokrates und Aristoteles. Es ist demnach naiv zu glauben, unabhängig von jeglichen Glaubenssystemen sein zu können. Was in Asien der Buddhismus ist, ist hier im Westen der säkulare Humanismus. Wir nehmen diese Tatsache einfach nicht mehr aktiv wahr. Jeder wird beeinflusst von einer Tradition beziehungsweise seinem kulturellen Background. Dahinter steht aber immer eine Autorität in der Vergangenheit.
(Quelle: http://ursache.at/spiritualitaet/persoenlichkeiten/521-ich-bin-ein-anhaenger-buddhas)
Das Interview mit Batchelor ist ziemlich widersprüchlich. Einerseits will er „die Extrahierung der authentischen Inhalte Buddhas – losgelöst von späteren Strömungen und kulturellen Vermischungen,“ andereseits sei es „eine Illusion zu glauben, man könne unabhängig von jeglicher Tradition oder Kultur sein.“
Die Frage ist dann, was ist authentisch?
Oder eine andere Frage, warum nur der alte Buddhismus? Im Zen wurde darüber nachgedacht, um was es geht. Im Tibetischen Buddhismus. In vielen anderen Traditionen. Auch in nicht-buddhistischen. Batchelor kommt mir vor wie jemand der seit Jahrzehnten herum probiert und nun beim vermeintlich Ältesten das vermeintlich Authentischste sucht. Dabei muss er sich im Interview bei der Frage wie er sich bezeichne, gehörig winden, um sich überhaupt noch als Buddhist zu bezeichnen. Ja warum überhaupt?
Vielleicht ist die Frage beantwortbar, wenn man sie auf’s ökonomische reduziert. Wenn er sich nicht mehr als Buddhist bezeichnet, verliert er sein Alleinstellungsmerkmal. Keiner kauft ihm dann mehr seine Bücher und Seminare ab (zumindest nicht ‚Buddhisten‘).
Mit diesen Problemen reiht sich Batchelor ein unter all die anderen X-Buddhisten. Die Frage nach Authentizität, warum es ein Alleinstellungsmerkmal geben muss (das z.B. mit Made in Dresden gefährdet wird), warum es diese und nicht jene Tradition sein soll und vieles mehr, das alles können sie nicht beantworten.
Im übrigen, wir drehen uns hier im Kreis. Ich habe diese Fragen z.B. schon in der 2. Glosse behandelt. Mit etwas nachdenken und nachlesen – Joachim – könnten wir uns das immer Gleiche sparen. Die Frage was Geschichte ist, wird in Europa seit langem diskutiert. Nietzsche: Der Blick auf sie ist immer perspektivisch. Walter Benjamin: Beim flanieren durch ihre Arkaden tun sich blitzartig Einsichten auf. Foucault: Geschichte wird buchstäblich niedergeschrieben – in einem Diskurs den die Macht bestimmt.
Es ist die Hybris des X-Buddhismus, die die Errungenschaften europäischen Denkens ignoriert. Das Niveau welches im X-Buddhismus am Werk ist, wird dabei deutlich. Es ist erbärmlich.
dooyen, du hast schon Recht: Sich nicht verarschen (lassen).
Da gebe ich dir schon Recht. Deinen letzten Absatz kann man ebenso auf den Buddhismus beziehen.
Nietzsche: Der Blick auf (den Buddhismus) ist immer perspektivisch. Walter Benjamin: Beim flanieren durch (seine) Arkaden tun sich blitzartig Einsichten auf. Foucault: (Buddhismus) wird buchstäblich niedergeschrieben – in einem Diskurs den die Macht bestimmt.
Der Punkt dabei ist: Sobald du in den Diskurs eintrittst – und somit mitbestimmst, was der Buddhismus ist – kommst du in eine Machtposition. Es geht gar nicht anders. Je überzeugender du bist, um so größer ist deine Machtposition. Selbst wenn du diese Machtposition ablehnst.
Meine Frage: Wenn der Blick auf den Buddhismus immer perspektivisch ist, wie bewahrt man ihn dann vor der absoluten Belanglosigkeit? Jeder darf sich ja dann seinen eigenen Buddhismus basteln, der nicht mehr und nicht weniger wert ist, als der des anderen. Gibt es überhaupt keine Form von natürlicher Hierarchie, die zu definieren vermag, was der Buddhismus ist?
Wenn grundlegende Inhalte der buddhistischen Lehre als Arbeitshypothesen betrachtet werden – sie können wahr sein, oder auch nicht – dann geht es ja erstmal darum, am eigenen Leib zu überprüfen, ob diese Arbeitshypothesen stimmen (dabei spielt es keine Rolle, ob es Buddha je gegeben hat, es geht nur um die Arbeitshypothesen, „Dharma“ genannt). Wenn nun jemand zu dem Ergebnis kommt, diese und jene Arbeitshypothese könne stimmen, kann er sie als „authentisch“ bezeichnen und andere dazu auffordern, sie ebenfalls zu überprüfen. Auf diese Weise kann es zu einer – kulturell und zeitlich bedingten – Annehmbarkeit der Hypothese kommen. Jederzeit anfechtbar und wohl wissend um ihre kulturell und zeitlich bedingte Dauer ihrer Existenz.
Ich weiss nicht, ob das unbedingt so sein muss, daß ich desto mehr Macht erhalte, desto überzeugender ich bin. Im Alltag ist das sicher so. Vielleicht hängt es auch davon ab, was man mit „überzeugend“ meint. Überzeugen kann für mich eigentlich nur heissen, im Gespräch beim Anderen einen eigenen neuen Gedanken auszulösen. Was auf jeden Fall interaktiv ist, also kein One-Way, womit es auf die Kunst der Verständigung überhaupt ankommt. Und es ist auf jeden Fall immer reziprok: ich werde gleichermaßen vom Anderen zu Neuem sozusagen gezwungen. Selbst wenn ich mehr weiss, muss ich z.b. vom Weniger lernen wie das Mehr es verstehen kann. D.h. es kann nie um eine Nürnberger-Trichter-Methodik gehen.
Wie umgeht man die absolute Belanglosigkeit? Die zentrale Frage der Postmoderne. Ich würde sagen, es gibt immer situative Erfordernisse, die die vermeintliche Gleichwertigkeit von perspektivischen Entwürfen mit bestimmten notwendigen Tendenzen versehen.
„Kulturell und zeitlich bedingte Annehmbarkeit der Hypothese.“ Ja würde ich auch sagen. Plus der Notwendigkeit, die die Situation verursacht, plus ein Wissen über die transzendentalen Anker die mein Weltbild mehr oder wenig automatisch formen. Letzteres betrifft inter-personelles kulturelles Wissen das ich mir erarbeiten muss, um zu verstehen was mein Bewusstsein formt – genauso wie das meiner Mitmenschen. Und ich muss mir intra-personelles Wissen erarbeiten, um meine eigene Individualität zu verstehen. Dann kommt eigentlich erst die Möglichkeit zustande, die Situation und ihre Notwendigkeiten zu verstehen.
Zum Thema des Textes: Wo bleiben eigentlich die Beiträge derjenigen, die dazu einladen frei und ungeniert Buddhismus zu diskutieren? Egal ob hier oder anderswo. Ist deutscher Buddhismus – und die DBU im Speziellen – damit beschäftigt den Kopf möglichst tief in den Sand zu stecken? Oder gibt es dazu ein Sonderheft, eine Tagung oder eine Meditationsklausur?
Eine Schwierigkeit der Diskussion liegt in buddhistischen Kreisen in der Angst. Der Glaube an die Wiedergeburt beispielsweise macht es ja schier unmöglich, aus dem Schatten der vorgegebenen Lehren und Lehrern zu treten. Viele haben einfach Angst, nicht mehr als Mensch wiedergeboren zu werden, wenn sie sich gegen den Lehrer wenden würden. In der Buddhismus aktuell ist beispielsweise ein Interview einer tibetischen Künstlerin, der es nicht im Traum einfallen würde, einen Buddha zu malen, da sie Angst davor hat, eine „Sünde“ zu begehen. Das mythologische Hintergrundrauschen ist eine enorm große Hemmnis, in den Diskurs einzutreten.
Zum anderen sind die einzelnen Linien/ Schulen/ Zentren auch hauptsächlich damit beschäftigt, als mehr oder weniger geschlossene Gruppe zu funktionieren. Es werden auf diese Weise selbstreferierende Zirkel gebildet, die nur mehr sehr wenig Bezug auf andere Blickwinkel einnehmen. Streng genommen gibt es durchaus sektenähnliches Verhalten. In einem Zentrum beispielsweise, in dem ich mehrere Jahre meditiert habe, gab es intern richtige Kämpfe darüber, wer in der ersten Reihe, zu Füßen des Lehrers sitzen durfte. Es ist klar, dass in diesen Kreisen kein Bedürfnis nach kritischem Austausch bildet.
So betrachtet liegt die Stärke von Stephen Batchelor darin, dass er – als einen ersten Schritt – die Rationalität in das buddhistische Spiel einschleust und die Praktizierenden von der Mythologie befreit. Aufbauend auf dieser „Befreiung“ kann dann der Blick auf die kulturelle Konstruiertheit der buddhistischen Lehre geworfen werden.
Hi Joachim, ich verstehe deinen Punkt und finde ihn nachvollziehbar. Es geht sozusagen um eine graduelle Entwicklung. In diesem Sinne kann man Batchelors Arbeit sicher begrüssen. Statt Fundamentalopposition gegen einen Buddhismus des Aberglaubens, eine pädagogische Schritt-für-Schritt-Vorgehensweise. Das ist in manchen Bereichen sicher unumgänglich da man nicht jeden braven Gläubigen in ein neues Bewusstsein katapultieren kann und sollte. Die Psychotherapie oder die Psychoanalyse müssen genauso vorgehen. Jeder Lehrer eigentlich. Das ist sozusagen selbstverständlich.
Aber – jetzt kommt mein Aber – dann müssen wir uns ansehen, wie es mit der Avantgarde dieser Lehrer im Buddhismus hierzulande aussieht? Diese Lehrer, die besten also, die die aus diesem oder jenem Grund am meisten zu sagen haben oder sagen können (weil sie über die Mittel verfügen – Wissen, Macht, Einfluss, Status quo), sind es doch, die dann diese Rolle übernehmen müssen. Wie sieht das Niveau aus, von dem aus diese Leute operieren?
Man kann sich dazu exemplarisch derzeit zwei Dinge ansehen. 1. Die nun weidlich ausgeschlachtete Geschichte um Made in Dresden. 2. Alfred Weils Entgegnung in der Buddhismus aktuell 3/2013 auf Batchelors Artikel in der Buddhismus aktuell 2/2013.
Zu Made in Dresden muss nicht mehr viel gesagt werden. Dass die DBU zu zeitgenössischen Formen der Auseinandersetzung nichts beizutragen hat – weder inhaltlich noch formal – ist an diesem Beispiel nur zu deutlich geworden. Allein deswegen muss man Han Chon für Made in Dresden danken.
Alfred Weils Artikel Demontage 2.0 anderseits macht deutlich, warum die DBU so rückständig ist. Während, wie du sagst, und was auch mein Punkt ist, Batchelors Sicht geschichtliche Bedingtheit oder Konstruiertheit deutlich macht, verweigert sich Weil völlig der Einsicht der Bedingtheit (und damit des bedingten Entstehens). Der Dharma sei akaliko und der Buddha muss unbedingt eine überragende überhistorische Figur (eine Gott also) bleiben. Damit steht Weil epochenmässig irgendwo im Mainstream des 17. oder 18. Jahrhunderts. Dass sich so jemand als oberste deutsche Buddhistische Instanz geriert ist ein Farce.
Wer also soll die Bewegung die Batchelor beginnt aufnehmen und weiterführen? Das ist die Frage. Und mit dieser Frage stellt sich eine weitere: Um welche Einsichten geht es eigentlich heute? Meiner Ansicht nach, in aller Kürze, um die, welche Bedingungen das menschliche Bewusstsein zu dem machen, was es in einem bestimmten historischen Moment ist? Das ist eine tatsächlich buddhistische Frage. Welche Art von Wesen produzieren die fünf Haufen heute?
Ich finde im zeitgenössischen Buddhismus nirgendwo eine Antwort auf diese Frage. X-Buddhisten wie Weil begnügen sich damit „allgemeine geistige Phänomene“ zu benennen: „Gier, Hass, Verblendung.“ Das war’s dann. Damit sollen wir von Fukoschima bis Prism alle unsere Problem lösen.
Ich gebe dir partiell also schon Recht. Ja, Batchelor könnte mit zu einer Veränderung im Buddhismus beitragen. Wer aber, das ist mein Aber, soll diese Bewegung bei uns aufnehmen? (Abgesehen von anderen Vorbehalten, die aber jetzt nichts zur Sache tun)
Es müsste mindestens mal die Möglichkeit einer lebhaften öffentlichen Debatte geben. Die Frage die ich im Text oben gestellt habe, wird aber nicht beantwortet. Oder besser, ihre Nichtbeantwortung zeigt, dass man weiterhin jeden (zu) kritischen Einwand einfach ignoriert. Also mit der derzeitigen DBU und Buddhismus aktuell geht es schon mal nicht.
Da kommen wir zu einem Kernproblem des westlichen Buddhismus. Meiner Ansicht nach wurde sehr schnell und übereilt die Deutungshoheit über „Welt und Universum“ an die buddhistischen Würdenträger abgegeben. Das eigene Denken wurde in gewisser Weise abgestellt, um den Lehren der buddhistischen Meister besser folgen zu können.
Christof Spitz schreibt auch ganz unverblümt: „Manche tibetische Lehrer haben schon Probleme, überhaupt Westler als gleichwertig anzuerkennen.“
Wenn jedoch Menschen mit einem mythologischen Weltverständnis die Deutungshoheit in einer modernen Welt zugeschrieben bekommen, entstehen zwangsläufig Probleme. Die Texte von Alfred Weil und Co. sind dabei sichtbarer Ausdruck dieser Haltung.
Im Grunde wird etwas geglaubt, weil es irgendwo auf einem Stück Papier steht und buddhistische Meister dazu auffordern, dies zu glauben. Das besitzt – gerade in Deutschland – natürlich einen sauren Geschmack.
Meiner Ansicht nach wird es spannend zu sehen, was passiert mit dem „Buddhismus im Westen“, wenn die Boomer-Generation in Rente geht. Wird es dann überhaupt noch einen Buddhismus geben? Oder werden die nachfolgenden Generationen den Dharma geschickt zerpflügen und demontieren?
Hallo Matthias, hallo Joachim
vielleicht erinnert Ihr Euch noch, dass ich mich anfang des Jahres an die Übersetzung eines Artikels von Stephen Batchelor „A Secular Buddhism“ (aus Journal of Global Buddhism) machte. Diese Arbeit ist nun getan, und der Text wird in den nächsten Tagen online gehen. Die genauen Angaben werden folgen.
Gruss
Guido
Sehr gut, danke. Welcher englische Text war das genau den du übersetzt?
Quelle:
Journal of Global Buddhism
Volume 13, 2012
Stephen Batchelor, A Secular Buddhism
Klicke, um auf batchelor12.pdf zuzugreifen
Danke.
Joachim, du schreibst: „Meiner Ansicht nach wird es spannend zu sehen, was passiert mit dem “Buddhismus im Westen”, wenn die Boomer-Generation in Rente geht. Wird es dann überhaupt noch einen Buddhismus geben? Oder werden die nachfolgenden Generationen den Dharma geschickt zerpflügen und demontieren?“
Wir sind auf jeden Fall schon dabei ihn zu demontieren. Ich finde die Sache ist es wert. Man sollte deutlich sagen, dass a) der Buddhismus in seinem Erscheinungsbild welches seine Repräsentanten heute von ihm produzieren, bei uns heute völlig jenseits dessen ist, was große buddhistische Denker geleistet haben; und dass es b) einen anderen Buddhismus gab, den eben diese Denker gedacht haben, den es mit unserem Wissen heute zu ‚fusionieren‘ gilt.
Ich setzte fusionieren absichtlich in Anführungzeichen, da wir dabei auch über die postmoderne Beliebigkeit hinauskommen müssen.
Die Deutung, was dieser andere Buddhismus sein könnte – im Präsenz, weil er nur immer jetzt sein kann, gedeutet in Interaktion mit dem was uns jetzt ausmacht und zum denken bringt – das ist die eigentliche Arbeit.
Für den mythologischen Buddhismus mit seinem magischen Weltverständnis werden die diesbezüglichen Ergebnisse unverständlich bleiben. Man wird ihn hinter sich lassen müssen.
Gemessen an den Zugriffsraten auf diesen Text wird die Nichtreaktion der DBU und/oder von Buddhimus aktuell immer mehr zu einem unübersehbaren Zeichen der Ratlosigkeit.
Hallo Matthias, hallo Joachim
die deutsche Übersetzung des Artikels von Stephen Batchelor ist seit paar Tagen online bei
http://www.kalyanamitta.ch/Saekulararer_Buddhismus.html
oder bei
http://www.saekularerbuddhismus.org/?page_id=1251
Wer möchte, dem kann ich auch eine print-Version (40 Seiten) schicken, bitte mail an guheko at bluewin.ch
(dana dem Autor)
Übrigens, Matthias, Dein Buch habe ich unterdessen doch noch bei meinem Buchhändler abholen können. Bin nun am Lesen.
Gibt es Deinen Beitrag auch separat auf deutsch?
Gruss
Guido
Hallo Guido, prima. Gute Arbeit.
Einen Punkt nur: Auf der Website KALYANA MITTA heisst es, „zur Vorbereitung nachfolgend eine deutsche Übersetzung vom Vortrag von Stephen Batchelor.“ Der Text ist aber doch die Übersetzung des Textes A Secular Buddhism der im Journal of Global Buddhism, 13 (2012) erschienen ist. Es ist also nicht die Übersetzung eines Vortrages.
Ich würde eine editorische Notiz einfügen, wo der Text ursprünglich erschienen ist – ins pdf, auf die Website und auf der Website „Säkularer Buddhismus“.
Meinen Beitrag im Buch Cruel Theorie | Sublime Practice gibt es vorerst nicht auf deutsch.
Hallo Matthias
vielen Dank für den Hinweis, da scheint die Webmasterin etwas falsch verstanden zu haben …
In der pdf-Version, die auf kalyanmitta runtergeladen werden kann und in der print-Version (kleiner Separatdruck, bei mir zu bestellen) sind in den Kopfzeilen Autor, Titel und Erscheinungsort des Artikels schon angegeben.
An diesem Abend nächster Woche werden wir zuerst eine DVD mit dem Vortrag von S. Batchelor am Kongress in Hamburg schauen und dann den übersetzten Artikel im Journal of Global Buddhism diskutieren.
Falls Du (oder wer auch immer) in der Gegend bist, bist Du natürlich herzlich eingeladen …
Und falls Du mal Dein neues Buch (und Deinen „un-buddhistischen Ansatz“) vorstellen möchtest, – da werde ich mit den Verantwortlichen von kalyanamitta sprechen, ob sie interessiert sind, dann könnte ein Termin abgemacht werden.
Gruss
Guido
Wow. Danke für die Übersetzung. Werde Sie mir bald zu Gemüte führen!
Gruß
Joachim
Ich habe den Text in zwei buddhistischen Foren eingestellt. Und wie erwartet bestätigt die buddhistische Gemeinschaft die Kernthesen Batchelors ganz hervorragend:
http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=1&t=12357
http://forum.tibet.de/index.php/topic,10352.0.html
Hallo Joachim,
könntest du in ein zwei Sätzen zusammenfassen, in wie Fern die buddhistische Gemeinschaft Batchelors Thesen bestätigt? Kann mir das im Augenblick unmöglich alles durchlesen.
P.S. Dieser Helmut Puls zum Beispiel, das ist doch ein Idiot. Der liest den Text von Batchelor doch gar nicht. Seine Gerede davon, was deine Intention ist, ist ein typisches rhetorisches Ablenkungsmanöver. Das ist ein armer Depp. Mir hängen die zum Hals raus.
P.P.S … wenn so welche wenigsten so viel in der Birne hätten, um ihren Mund zu halten.
Nun, Batchelor schreibt beispielsweise, dass „Jede buddhistische Tradition behauptet, dass sie allein die «wahre» Interpretation des Dharma besitze, während alle anderen Schulen entweder dieser Wahrheit nicht gerecht würden oder «falschen Ansichten» erlegen seien. Heute, aus einer historisch-kritischen Sicht her, erscheinen diese Arten von Behauptungen schrill und hohl.“
Anhand der Äußerungen vieler Forumsteilnehmer ist dieses Gefühl der „alleinigen wahren Interpretation des Dharma“ deutlich zu bemerken. Etwa, in der Bemerkung, dass es sich hier lediglich um eine Abkehr des Buddhismus zu tun hat, oder es sich lediglich um einen „sparsamen Buddhismus“ handelt. – Also alles Abwertungen, die sich nicht inhaltlich mit den Thesen beschäftigen. Dafür jede Menge Kommentare, die verdeutlichen, dass man weiß, was der richtige Buddhismus ist.
Und natürlich – als unvermeidbares Argument – der Wiedergeburts- Und Karma-Hammer: Wo nicht Wiedergeburt & Karma draufsteht, kann kein Buddhismus drin sein.
Was mich stutzig macht: Batchelor ist ja wirklich leicht zu lesen und zu verstehen. Und auch, wenn man nicht mit allen Punkten einer Meinung ist mit ihm, so müsste es doch ein leichtes sein, seine treffenden Kernpunkte anzuerkennen. Beispielsweise diese Aussage hier: „Denn wir erkennen an, dass jede historische Form des Buddhismus abhängig ist von der Vielzahl besonderer und einzigartiger Umstände, in denen sie entstanden ist. Die Idee, dass es einer solchen Schule irgendwie gelungen sei, das unverfälscht zu erhalten, was der Buddha gelehrt habe, während alle anderen gescheitert seien, ist nicht mehr glaubwürdig. Ob es uns gefällt oder nicht, Buddhismus ist unwiderruflich pluralistisch geworden. Es existiert kein unabhängiges buddhistisches Rechtswesen, welches ein Urteil fällen könnte darüber, welche Ansichten richtig und welche falsch sind.“
Aber selbst bei dieser einfachen Feststellung wird sich gleich darin verbissen, dass dies nicht wahr sein kann, da der Buddha nicht davon gesprochen hat. Da beißt sich die Dharma-Ratte in den Schwanz…
Danke für die Zusammenfassung, habe gerade auch noch etwas gelesen was da geschrieben wurde.
Viel von dem ist reiner Fundamentalismus. Wobei man bei den meisten sagen kann, das sind kleine Leute und man kann ihnen ihren Irrglauben lassen, solange sie keinen Unsinn anstellen.
Ein paar sind dabei, die sich doch etwas einlassen. Es wäre schön wenn man Möglichkeiten fände mit denen mehr ins Gespräch zu kommen, ohne dauernd von den Fundamentalisten gestört zu werden. In diesen Foren funktioniert das nicht.
Ich persönlich denke zwar, dass Batchelor immer noch nicht konsequent genug vorgeht, aber das letzte Zitat das du bringst, ist sozusagen ‚reiner‘ Buddhismus. Stichwort „bedingtes Entstehen“. Dass die Fundamentalisten, die zum Teil ja auch in der DBU sitzen (z.B. Alfred Weil), nicht mal das verstehen, zeigt das bedauernswert tiefe Erkenntnisniveau das da herrscht.
Das Problem, das auch Batchelor, so weit ich weiss, nicht angeht, ist das Paradox das entsteht, wenn man vom bedingten Entstehen als Essenz eines reinen Buddhismus spricht.
Immerhin ist Batechlor ein Lichtblick innerhalb dieses pseudobuddhistischen Irrsinns.
Ich habe die Batchelordebatte in Buddhismus aktuell verfolgt, auch die Gegen- und Alternativvorschläge. Ich werde das irgendwann in einem Aufsatz kommentieren.
seltsame debatte für eine nichtbuddhistin in europa.
wie steht es mit:
leben und leben lassen?
bei dieser diskussion.
oder einem:
lassen wir es gut sein.
beide stätze entstammen nicht dem buddhismus, ich hab mit buddhismus auch nichts am hut, aber die beiden sätze haben für mich mehr buddhismus intus, als diese ganzen diskussionen.
mir scheint worum die debatte dreht, ein ähnliches thema und ebenso fundamentalistisch in seinem anspruch, wie es andere religionen für sich in anspruch nehmen. womit das leben selbst beweißt, dass solche debatten sinnlos sind, und wogegen sich gewehrt sich, viel mehr raum in anspruch nimmt, als ihm eigentlich inhaltich zustehen würde, weil sie die ganze kraft auf’s abwehren konzentriert, statt auf‘ sein. womit das eine und das andere ist, und sich aus sich selbst heraus reguliert.
das wär für mich als nichtbuddhist, mit auffassung, jedes dogma zeigt die schwachstelle und wo etwas nicht rund / integer ist, etwas so gesehen, eigentlich buddhistisch sein müßte.
hat buddha nicht selbst gesagt, prüfe selbst! wozu dogmen, debatten und künstliches aufreiben, wenn es um das eigene geht, das eigene denken und fühlen, das eigene abwägen. für mich ist auch in diesem glauben, sehr viel widersprüchliches das sich nicht miteinander in einklang bringen läßt.
im übrigen haben wir die künstlicherische freiheit, die keiner glaubensgemeinschaft unterliegt, egal wie sich nennt.